Theresa May, die glücklose Premierministerin Großbritanniens, ist gerade wieder dabei einen großen strategischen Wurf zu inszenieren, der scheitern wird.

Nein, diesmal hat May keine vorgezogenen Wahlen ausgerufen, um stabile Mehrheiten zu erhalten, wie im vergangenem Jahr - mit dem Ergebnis,  dass die Tories eine krachende Wahlniederlage einkassieren mussten.

Es geht auch nicht darum, eine neue Strategie bezüglich der schleppenden und aufreibenden Brexit-Verhandlungen zu präsentieren.

May droht den „Feinden“ Großbritanniens

Nein, jetzt droht May den „Feinden“ Großbritanniens, von denen das Königreich angeblich bedroht wird. „Alle dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen, werde man dabei gegen diese Feinde zum Einsatz bringen“, lässt das Büro der Premierministerin verlautbaren und verweist auf  eine Studie zur Sicherheitslage, die heute der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Als Waffen, im Kampf gegen diese Feinde, sollen neben der Polizei und dem Militär auch Wirtschaftsmacht und politischer Einfluss zum Einsatz kommen, was immer man sich darunter vorstellen mag. Der Einsatz von 007 wurde zumindest nicht öffentlich erwogen. Ferner behauptet die Premierministerin, dass Russland, Nordkorea und Iran Herausforderungen darstellen würden.

Saudi-Arabien wurde nicht erwähnt, das wahhabitische Königreich ist ja auch ein enger Geschäftspartner Londons, obwohl jene islamistischen Anschläge, von denen Großbritannien wie auch andere europäische Städte im Jahr 17. des War on Terror heimgesucht wurden, vom Salafismus inspiriert waren und sind, der aus Saudi-Arabien stammt. Stattdessen verweist May -ohne die Zusammenhänge zu benennen- darauf, dass die Gefahr islamistischer Anschläge mindestens in den nächsten 2 Jahren hoch bleiben werde.

Boris Johnson schwärmt vom „Schlag“

Wem das nicht alles schon seltsam genug erscheint, dem sei der Artikel des britischen Außenministers Boris Johnson empfohlen, der die Massenausweisung von russischen Diplomaten aus westlichen Ländern in der Londoner Times pathetisch als „Schlag“ beschrieb, von dem sich der russische Geheimdienst viele Jahre nicht erholen würde.

16 der 28 EU-Staaten hatten insgesamt 56 russische Diplomaten ausgewiesen, Österreich, Bulgarien und Griechenland lehnten eine Beteiligung ab. Sieben Länder – die USA, Kanada, Australien, Albanien, Mazedonien, Norwegen und die Ukraine – entzogen 83 weiteren Botschaftsmitarbeitern Russlands die Akkreditierung. Island kündigte an, keine Spitzenvertreter zur Fußballweltmeisterschaft in Russland zu entsenden. Australien erwägt das ebenfalls.

Unterdessen posaunte  NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, die russische Mission beim Nordatlantikpakt werde von 30 auf 20 reduziert, sieben Mitarbeitern habe er die Akkreditierung entzogen. Dadurch würde sich angeblich die Fähigkeit schmälern, dass Russland in der NATO spioniere. Stoltenberg ergänzte, die Ausweisungen ergäben zusammen mit Erhöhung des militärischen Drucks auf Russland und der verstärkten Aufrüstung aller NATO-Staaten eine »starke Botschaft«, dass sich die Kosten für Moskau erhöhten.

Westen urteilt ohne Beweis

Im Westen rechtfertigt man diese Vorgehensweise gegen Russland, welche das Niveau der Frontstellung in der Endphase des Kalten Krieges bald eingeholt hat, mit dem Auffinden eines früheren russisch-britischen Doppelagenten und seiner Tochter mit Anzeichen einer Vergiftung am 4. März im englischen Salisbury.

Allerdings können bis heute, also rund drei Wochen nach dem Vorfall, keine Beweise für eine russische Beteiligung vorgelegt werden. Bundeskanzlerin Merkel hinderte dieses allerdings nicht, Russland auf dem EU-Gipfel diesbezüglich zu beschuldigen und die Strafmaßnahmen ins Rollen zu bringen.

Matthias Platzek, der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums, wies demzufolge daraufhin, dass Russland als Drahtzieher des Anschlags beschuldigt werde, ohne dass Beweise gesammelt worden seien oder die Chemiewaffenkontrollkommission ihre Ermittlungen abgeschlossen habe. “Aufgrund des Zweiten Weltkrieges habe Deutschland eine besondere Verpflichtung gegenüber Russland und müsse zu Vernunft und Sachlichkeit zurückkehren“, so Platzek.

Natürlich war es  nicht anders zu erwarten, als dass die westeuropäischen Staaten unter dem Deckmantel der "Solidarität" mit Großbritannien gemeinschaftlich den Druck gegen Russland erhöhen.

Obwohl keine stichhaltigen Beweise gegen Russland vorgelegt werden, hält man an der Schuldfrage (oder eher Antwort) fest. Und auch Deutschland darf natürlich nicht fehlen im Reigen derer, die ja nur die westlichen Werte zu verteidigen haben. Stellt man sich die Frage, wem das alles nützt, so ist die Antwort nur die: es dient dem Schüren der Hysterie gegen Russland.

Stellt man sich aber die Frage, was der geostrategische Sinn hinter diesem Spektakel ist, kommt gleichzeitig die Frage auf, ob die NATO einen Feind benötigt, um ihre eigene Existenz, die eigentlich 1991 überflüssig geworden ist, zu rechtfertigen?

Ferner stellt sich dann die Frage, ob der Westen, dessen Gesellschaften auseinanderdriften, deren Bewohner zunehmend in Opposition zu ihren Regierungen gehen -in eine innere Opposition bisher-, auf diese Weise versucht, den öffentlichen Unmut in eine gewisse Richtung zu  lenken? Die multimediale Feuerkraft der NATO und des Westens kommt hier nicht zum ersten Mal zum Einsatz.

Der US-amerikanische Wissenschaftler, Harold Lasswell, beantwortet diese Frage wie folgt.“Das Ziel besteht darin, den Ungehorsam der Individuen im Brennofen des Kriegstanzes einzuschmelzen, tausende ja Millionen menschliche Wesen zu einer Masse aus Hass, Wollen und Hoffnung zu amalgieren, also zur Kriegsbegeisterung.

Man könnte es auch weniger pathetisch ausdrücken, etwa so, wie es ein sowjetischer Diplomat 1991 tat, im Gespräch mit dem damaligen NATO-Generalsekretär Wörner:“Wir haben Euch etwas schreckliches angetan, wir haben Euch den Feind genommen!

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