Ein französisches Sprichwort lautet“ Die glücklichen Völker haben keine Geschichte“. Neuseeland kann man diesbezüglich als glückliches Land bezeichnen, denn nirgendwo startete die menschliche Besiedlung so spät wie in „Down Down Under.“

Neuseeland wurde als Letztes von den Menschen besiedelt

Während in Amerika, obwohl als „Neue Welt“ bezeichnet, die Besiedlung durch asiatische Völker, die über die Beringstraße einwanderten, sich in der Frühphase der Menschheit vollzog und selbst Australien seit Zehntausenden von Jahren von Menschen bewohnt wird, haben polynesische Seefahrer erst im 12. Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Küsten des heutigen Neuseelands entdeckt und sich dort niedergelassen.

„Amerika, Du hast es besser“, dichtete Goethe einst, bezüglich der politischen Entstehungsgeschichte Nordamerikas. Was hätte diese herausragende Persönlichkeit erst bezüglich der beiden Inseln im Südpazifik geschrieben, die heute das Staatsgebiet Neuseelands bilden, deren Entdeckung durch die weiße Menschheit sich zwar in seinen Lebenszeiten vollzog, die er aber bestenfalls als Randnotiz vernommen haben mag.

Weshalb die Völker, die sich Maori nannten, einst von ihrer Heimat, den Inseln der Südsee aufbrachen, um gegen den Wind zu segeln, auf den Spuren der Wale und der Vögel, ist bis heute unter Wissenschaftlern Gegenstand von Kontroversen. Neuseeländische Ethnologen vertreten heute die These, dass die Maori einst aufgrund von Überbevölkerung ihre Heimat in der Gegend des heutigen Tahitis und Samoas verließen und zu ihrer Expedition aufbrachen, die man getrost als heldenhaft bezeichnen darf.

Lässt sich dadurch auch erklären, weshalb die weiße Menschheit vor einem halben Jahrtausend, angefangen mit den Portugiesen, zu Expeditionen aufbrach und in maritime Weiten vorstieß, die ihnen völlig unbekannt waren? Sicherlich ein Erklärungsversuch, flankiert von den kulturellen, historischen und politischen Rahmenbedingungen in Europa jener Zeit.

Auf jeden Fall waren es holländische Navigatoren, die 1642 das heutige Neuseeland entdeckten und den Inseln ihren Namen verliehen.

Ein dynamisches Einwanderungsland

Aber zurück in die Gegenwart! Die Tatsache, wie weit Neuseeland eigentlich von Europa entfernt liegt, beziehungsweise dass es viel weiter weg gar nicht geht, wird dem Besucher nicht erst bei der Ankunft in Auckland bewusst.

Sobald die Maschine des Air New Zealand- Fluges aus London zur Landung auf dem Flughafen ansetzt, befinden sich die Reisenden aus Europa schon seit rund 24 Stunden in der Luft, unterbrochen von einer ca. zweistündigen Zwischenlandung in Los Angeles, die alles andere als gemächlich verläuft. Denn auch die Transit-Passagiere durchlaufen das obligatorische US-Immigration Prozedere, flankiert von Security Checks, Fingerabdrücken und so weiter und so fort. Von L.A. aus sind es dann noch einmal 12.5 Stunden bis Auckland, also eine Stunde länger als die Anreise von London an die Westküste der USA beträgt.

Bei der Ankunft in Auckland hat der Reisende also schon drei Kontinente und 2 Weltmeere überquert, von Zeitzonen ganz zu schweigen, ein Umstand der von dem exquisiten Service gemildert wird, den Air New Zealand seinen Passagieren gewährt, als Fluggesellschaft, die quasi von Anbeginn auf Langstrecken spezialisiert war.

Ist man wirklich am anderen Ende der Welt angekommen? Diese Frage stellt sich, nachdem der Reisende am Flughafen in das Taxi des indisch-stämmigen Fahrers gesprungen ist und die ersten Eindrücke, in diesem Fall eine monotone Industrie-Park-Landschaft, an sich vorbeirauschen lässt.

Es herrscht Linksverkehr, wie im Vereinigten Königreich und die ersten Bauten, welche sich aus der frühmorgendlichen Dämmerung schälen, entsprechen dem postmodernen architektonischen Einheitsstil, welcher das bauliche Bild unserer Epoche zu prägen bedroht.

Auf der Fahrt werden angelsächsisch anmutende Häuser passiert, deren Gärten allerdings von subtropischen Pflanzen geprägt sind. “Neuseeland war nicht meine erste Wahl, aber ein Studium in Australien erschien mir dann zu teuer, so kam ich hierher“ berichtet der junge Inder schmunzelnd, der seit sieben Jahren in Auckland ansässig ist. Gerade wurde seine Tochter geboren, „eine richtige Kiwi“, wie er betont - und er habe die neuseeländische Staatsbürgerschaft erhalten.

Das Taxi stoppt vor dem erwünschten Fahrtziel, einem Hotel in der Queen Street, dem urbanen Herz der Metropole. Das Gepäck wird von einem ebenfalls indisch-stämmigen junge Mann entgegengenommen, wogegen der Herr an der Rezeption in Aserbaidschan das Licht der Welt erblickte und sich freudestrahlend mit dem Gast über die Sehenswürdigkeiten seiner Heimatstadt Baku austauscht. Denn, so ergänzt er, “Die meisten Menschen hier wissen nicht, wo Baku liegt!“

Zweifelsohne, diese ersten Eindrücke bestätigen es, handelt es sich um ein dynamisches Einwanderungsland.

Auckland zählt heute rund 1.5 Millionen Einwohner, mit steigender Tendenz. Rund ein Drittel der Bevölkerung drängt sich im Großraum der neuseeländischen Metropole. Rund 1% seiner Bevölkerung, also rund 50.000 Menschen wandern jährlich ein, als Ergebnis eines Prozesses, der sich stark an den Bedingungen und Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientiert.

Die illegale Einwanderung ist gering, was natürlich auch mit der Insellage, vor allem aber mit der geographischen Abgeschiedenheit zusammenhängt.

Hier geht es zum zweiten Teil des Reiseberichts.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"