Angenommen in Deutschland würde ein früherer, durch Volksentscheid abgesetzter König oder Kaiser zu Grabe getragen. In diesem Gedankenexperiment müsste der Monarch dann auch noch eine Mitschuld an einer brutalen Militärdiktatur haben, aktiv gegen einen mit 52,72 Prozent gewählten Premier vorgegangen sein, keine deutsche Staatbürgerschaft mehr haben und familiär aus anderen Ländern stammen. Der Ex-König müsste zudem eine Entschädigung für seine beim Amtsverlust verlorenen Güter eingeklagt und erhalten haben. Dazu gab es dann auch die Verzichtsurkunde, mit der weitere Ansprüche an den Staat ausgeschlossen wurden.

So ungefähr war am Montag vor einer Woche die Ausgangslage außerhalb von Athen, als in den Gütern der ehemaligen Königsresidenz Tatoi der Urenkel des letzten deutschen Kaisers, der frühere Konstantin II. beerdigt wurde.

Die weit gestreute Verwandtschaft des Verstorbenen, darunter regierende Adelige aus Spanien, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Monaco und Luxemburg reisten an. Es kam bei der Beerdigung zu einer Art kurzzeitiger Wiedervereinigung des im Exil lebenden spanischen Ex-Königs Juan-Carlos mit seiner getrenntlebenden Ehefrau, der Königinmutter Sophia.

Kurzzeitig wurde das Grande Bretagne Hotel in Athen zum Sammelpunkt des europäischen Hochadels. Hier residierten die meisten Adeligen direkt am Athener Platz der Verfassung (dem Syntagma-Platz) mit perfektem Blick auf das Parlamentsgebäude, die Vouli – einem früheren Palast. Preisbewusst entschied sich die Delegation aus Luxemburg, statt im Grande Bretagne abzusteigen, ein billigeres Hotel zu suchen. Das imposante Grande Bretagne ist Griechenlands teuerste Adresse.

Mehrfach wurden die Söhne des Ex-Königs im Amtssitz des Premiers Kyriakos Mitsotakis empfangen. Eine eigens eingerichtete Regierungskommission stimmte mit der Familie die Details der Beerdigung ab. Das Begräbnis wurde zum Politikum.

Die Familie wollte ein Staatsbegräbnis, sowie die Übernahme der Kosten durch den Staat, weil der Konstantin ein früheres Staatsoberhaupt gewesen war. Beides wurde offiziell verweigert. Dennoch griff der Staat in die Tasche. Das Gelände rund um die königlichen Gräber in der Sommerresidenz Tatoi, das Eigentum des Staats ist, musste in Windeseile renoviert, von Spuren des letzten Waldbrands 2021 befreit und mit für royales Schuhwerk geeigneten Wegen versehen werden. Für die hohen Gäste gab es das ihrem diplomatischen Status zustehende Sicherheitskonzept. Das Stadtzentrum Athens, sowie die Ausfallstraßen wurden gesperrt. Die Regierung wollte auch auf Nachfrage beim Pressebriefing des Regierungssprechers keine Kosten bekannt geben.

Es sollte eigentlich keine öffentliche Aufbahrung stattfinden. Diese gab es dann am Montag trotzdem. Diese Inkonsequenz, weder ein Staatsbegräbnis, noch wie öffentlich von der Regierung erklärt das „Begräbnis eines Privatmannes“ zu veranstalten, führte bei der Trauerfeier im Athens Bischofskirche, der Mitropolis, dazu, dass Regierungsvertreter von den zahlreich erschienenen Royalisten ausgebuht wurden.

Erzbischof Ieronymos zelebrierte die Messe und ehrte mit kirchlichem Segen den „König“. Dessen Sarg war mit einer dunkelblauen griechischen Flagge bedeckt, auf welche das königliche Wappen gelegt wurde. Die dunkelblaue Färbung der Flagge mag für Außenstehende wie eine Trauerfarbe gewirkt haben, tatsächlich war es jedoch die Farbgebung, welche die von 1967-74 regierende Militärdiktatur gewählt hatte.

Von staatlicher Seite erschienen als offizielle Regierungsvertreter Vizepremier Panagiotis Pikrammenos und Kulturministerin Lina Mendoni. Als Privatpersonen fanden sich Innenminister Makis Voridis und Ex-Premier Antonis Samaras ein. Die Abgeordneten der Nea Dimokratia Giorgos Koumoutsakos, Miltos Chrysomallis, Thanassis Davakis, Periklis Mantas und Dimitris Vatzopoulos waren ebenfalls vor Ort.

Nicht fehlen konnte die Patentochter des Ex-Königs, die Vorsitzende der Fraktion der Nea Dimokratia im Europaparlament Anna-Michel Asimakopoulou. Darüber hinaus erschienen zahlreiche rechtsnationalistische und rechtsextreme Politiker. Prinz William, ebenfalls Patenkind von Konstantinos ließ sich vertreten. Die Windsors repräsentierte Prinzessin Anna. Als Großereignis wurde die Beerdigung live von mehreren Sendern im Fernsehen übertragen.

Staatsbegräbnis für einen „Ausländer“?

Warum die Königsfamilie in Griechenland so umstritten ist, dafür gibt es viele Gründe. Bereits beim Namen des früheren Königs beginnen in Griechenland die Probleme. Der griechischen Staatsbürgerschaft wurde der Angehörige der Dynastie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg verlustig, als er sich 1994 vehement weigerte, einen Nachnamen anzunehmen. Er besorgte sich stattdessen einen dänischen Pass, da seine Gattin und Cousine, Anne-Marie Dagmar Ingrid von Dänemark, Schwester der amtierenden Königin, Margrethe II. von Dänemark, ist.

Konstantin war auch Prinz von Dänemark, sowie über die mütterliche Abstammung von Königin Viktoria und seine Verwandtschaft zum verstorbenen Prinzgemahl Philipp, der Vetter seines Vaters war, mit dem englischen Königshaus verwandt. Er war zudem Taufpate des designierten englischen Thronfolgers William. Der aktuelle König von Spanien, Felipe VI., ist als Sohn seiner Schwester Sophia, Konstantins Neffe.

„Fremde Könige“ – ein geteiltes Land

Der am 10. Januar, fast exakt 100 Jahre nach seinem am 11. Januar 1923 in Palermo verstorbenen Vorfahren Konstantin I., gestorbene Konstantin II. wurde in Griechenland von seinen Kritikern nur Glücksburg genannt, was die Griechen mit Betonung auf der ersten Silbe „Glixsburg“ aussprechen.

Die Beschränkung auf den fremd und im Griechischen eher komisch klingenden Namen soll ausdrücken, dass das Königtum den Griechen vom Ausland auferlegt wurde. Seit Beginn der Dynastie der „Glücksburg“ wurden die griechischen Könige immer mal wieder abgesetzt und außer Landes gejagt.

Der 1845 in Kopenhagen geborene Prinz Christian Vilhelm Ferdinand Adolf Georg von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, ein dänischer Prinz, wurde 1863 als König Georg I. ins Land geholt. Er ersetzte den glücklosen Wittelsbacher Otto, den die europäischen Mächte dem nach der Revolution von 1821 von osmanischer Herrschaft befreiten Griechenland als König auferlegt hatten. Georg heiratete Großfürstin Olga Konstantinowna aus dem Haus Romanow-Holstein-Gottorp und diese Tradition, außerhalb des Landes nach Ehepartnern zu suchen, setzte sich während der gesamten Geschichte des Königshauses fort.

Ebenso Tradition des Königshauses war es, missliebige Premiers kurzerhand abzuberufen, oder im Volk eher unbekannte Günstlinge zum Regierungschef zu erklären. Im ersten Weltkrieg blieb Griechenland wegen der deutschen Verwandtschaft des Königshauses neutral, während der von Konstantin I. zweimal abgesetzte Premier Eleftherios Venizelos an der Seite der Entente kämpfen wollte.

Konstantin war mit Sophie von Preußen, der Schwester Kaiser Wilhelms verheiratet. Zur Bekräftigung der Neutralität hatte Konstantin als Pfand ein griechisches Regiment nach Görlitz geschickt, wo sich heute noch Spuren davon finden lassen. Das Land selbst war während des ersten Weltkriegs faktisch geteilt und in bürgerkriegsähnliche Wirren verwickelt.

Nazi-Vergangenheit der Mutter

Eine eher unrühmliche Rolle in einem späteren Bürgerkrieg, der dem zweiten Weltkrieg folgte, spielte die Mutter von Konstantin II., Friederike, Prinzessin von Hannover, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg und als Tochter von Viktoria Luise von Preußen, Enkelin des letzten deutschen Kaisers. Friederike und ihrer Mutter wird in der Geschichtsschreibung eine Nähe zu den Nationalsozialisten zugeschrieben. Zeitweilig war sie als mögliche Gattin des späteren englischen Königs Eduard VIII. im Gespräch und soll sich mit Ribbentrop, Hitler und Winifred Wagner getroffen haben.

In einem Artikel der TAZ heißt es dazu:

Hitler und Ribbentrop hofften, die enthusiastische Arbeitsmaid mit dem Prinzen von Wales zu verheiraten, aber der hatte andere Präferenzen. Am Ende fand man für Friederike 1938 einen griechischen Prinzen. Schultzens Informationen zufolge hat Friederike ihren Freunden nach der Verlobung versichert, sie würde im Ausland viel für das Dritte Reich leisten können. Als Friederike 1947 – mitten im Griechischen Bürgerkrieg – tatsächlich Königin von Griechenland wurde, warnte Schultz noch einmal vor ihrem Fanatismus, ohne Erfolg.“

Nach dem Bürgerkrieg sperrten König Pavlos und Königin Friederike frühere Partisanen, die im Weltkrieg gegen die Besatzer gekämpft hatten, in Umerziehungslager. Ihre Kinder wurden in Waisenheime gesperrt und an Adoptiveltern, auch in den USA, verkauft. Taten, die seinerzeit auch im Spiegelromantisiert dargestellt wurden.

Frühere Kollaborateure der Nazis, auch die berüchtigten SS-Hilfstrupps, „Tagmatasfalites“, kamen in Amt und Würden. Die Befürworter der Königin, die von Demokraten und Linken in Verballhornung ihres Namens nur „Friki“ (griechisch für Horror) genannt wurde, verweisen ihrerseits auf Schreckenstaten der Kommunisten im Bürgerkrieg.

Jedoch muss bei all dem beachtet werden, dass in der ELAS-Partisanenarmee, die unter Führung der kommunistischen Partei stand, nicht nur Kommunisten kämpften. Diese Teilung, in ein konservativ-nationalistisches Lager, auch mit faschistischen Einschlüssen, und ein demokratisch linkes Lager, bestimmt die griechische Politik seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Dass sie keineswegs überwunden ist, manifestierte sich nun erneut anlässlich der Beerdigung.

Konstantins Rolle bei der Diktatur

Konstantin wurde sehr jung König. Mit 24 trat er sein Amt an. Vorher, von 1955 bis 1964, war der 1940 geborene Adelige Vorsitzender des griechischen Olympischen Komitees. Friederike stand ihm bei beidem, bei der Regentschaft und beim Vorsitz als graue Eminenz zur Seite.

Könige oder Adelige durften dem Olympischen Komitee eigentlich nicht vorstehen. Friederike sorgte für ein Gesetz, dass es Konstantin als Fünfzehnjährigen erlaubte, dem griechischen Sport vorzustehen. Als König berief Konstantin dann seine Schwester Irene zur Vorsitzenden. Mit zwei Topsportlern holte sich Konstantinos im Team 1960 eine Goldmedaille bei den olympischen Spielen in Rom.

Der Status des früheren Vorsitzenden des Olympischen Komitees und Ehrenmitglieds des IOCs sorgte dafür, dass in Athen nach dem Tod Konstantins die Fahnen im antiken Kallimarmaro Stadion, dem Stadion der ersten olympischen Spiele der Neuzeit, die Flaggen auf Halbmast standen.

Friederike hatte lange den konservativen Premier Konstantinos Karamanlis favorisiert. Wahlfälschungen und eine Zeit des „weißen Terrors“, als linke Politiker in Griechenland einfach ermordet wurden, konnten daran nichts ändern. Der Königinmutter wird zumindest eine moralische Anstiftung zum Mord Grigoris Lambrakis im Mai 1963 vorgeworfen.

Wann befreit mich endlich jemand von dem“, sagte sie Wochen vor dem Mord. Der Arzt und Politiker des Linkssozialismus und Aktivist der Friedensbewegung wurde am 22. Mai 1963 nach einer Friedensdemonstration vor den Augen der Polizei von Rechtsextremen erschlagen und erlag fünf Tage später seinen Verletzungen. Als volksnaher, beliebter Politiker hatte er das Königshaus und vor allem die damalige Königin Friederike vehement kritisiert.

Bei der rücksichtslosen Aufklärung des Falles durch den damaligen Untersuchungsrichter und späteren Präsidenten Christos Sartzetakis wurde die Verwicklung höchster Kreise der Polizei und des Militärs in den politischen Mord aufgedeckt.

Wer regiert eigentlich in diesem Land?“, fragte sich der damalige Premier Konstantinos Karamanlis öffentlich. Er trat am 17. Juni 1963 zurück und ging nach einem Zerwürfnis mit Friederike freiwillig ins Exil. Seine Partei, die ERE erlitt bei den Wahlen am 3. November 1963, für die Karamanlis sein Exil unterbrach, eine erdrutschartige Niederlage, jedoch erhielt keine Oppositionspartei eine absolute Mehrheit. Da sich keine Koalition bildete kam es am 16. Februar 1964 zu Neuwahlen.

Papandreou sah in der dritten Parlamentskraft, den Vereinigten Linken, „Kommunisten“ und wollte nur mit einem „Zweifrontenkampf“ gegen die Linken und die Konservativen regieren. Georgios Papandreou und seine Zentrumsunion gewannen 1964 mit 52,72 Prozent die absolute Mehrheit, hatten aber das absolutistisch agierende Königshaus gegen sich.

Papandreou wollte im Juli 1965 den Verteidigungsminister Petros Garoufalias und den obersten militärischen Stabschef Ioannis Gennimatas ablösen. Beide standen nach der Einschätzung des Premiers zu sehr unter dem Einfluss des Königshauses. Der König weigerte sich eine andere Person als Garoufalias als Verteidigungsminister zu vereidigen. Garoufalias verweigerte den Rücktritt. Selbst, als Papandreou persönlich das Amt übernehmen wollte, ließ ihn der König wissen, dass er kein Vertrauen in ihn habe und dass Papandreou der Verteidigungsbereitschaft des Landes und dem Ansehen des Militärs Schaden zuführen würde.

Papandreou hielt es daraufhin für inakzeptabel, dass der Ministerpräsident kein beliebiges Amt übernehmen konnte („Premierminister unter Verboten“) und trat zurück. Die Griechen gingen auf die Straße und demonstrierten gegen den Eingriff des Königs. Die Demonstrationen wurden brutal und mit Todesopfern niedergeknüppelt.

Der König gewann einige Abweichler der Zentrumsunion und ernannte im folgenden politischen Chaos kurzlebige Regierungen nach seinen Gnaden. Lange verweigerte sich der König das Parlament für Neuwahlen aufzulösen, weil er von einem hohen Wahlsieg der Zentrumsunion und vor einem Stimmzuwachs für die Linken Angst hatte. Für konservative Kreise im Land galt der Kommunistenhasser Papandreou schon als der Förderung des Kommunismus verdächtig. Beim Volk gab es Politikverdrossenheit gegenüber den bürgerlichen Parteien. In den Augen der dem König nahestehenden Generäle drohte bei Wahlen ein Linksrutsch. Sie planten, mit royalem Segen, einen Putsch.

Den Generälen kamen rechtsextreme Obristen unter der Führung von Georgios Papadopoulos zuvor. Mit einer militärstrategischen Meisterleistung putschten sich Papadopoulos und seine Getreuen am 21. April 1967, einen Monat vor den am 28. Mai geplanten Wahlen, an die Macht. Einzig der König hätte sie, zumindest symbolisch, aufhalten können.

Konstantin vereidigte die Putschisten und ließ sich mit ihnen feierlich fotografieren. Später erklärte er, dass er auf dem Foto nicht gelächelt habe, und damit ein Zeichen seines Widerstands gesandt habe. Die Vereidigung verweigern wollte der König nicht, es hätte sonst einen Bürgerkrieg gegeben, so eine seine Ausreden.

Im Dezember 1967 probierte Konstantin mit dem ihm verbliebenen getreuen Militärs einen eigenen Putsch, scheiterte aber kläglich. Er ging zunächst nach Rom, später nach London ins Exil, dankte aber nicht ab. Die Obristen setzten einen General als Statthalter ein und beließen das Land zunächst bis 1973 de jure als Königreich unter König Konstantin. Schließlich beendete am 1. Juni 1973 Diktator Papadopoulos formal das Königreich und ließ sich selbst zum Staatspräsidenten wählen. Eine von den Diktatoren initiierte Volksabstimmung am 29. Juli 1973 brachte 78,43 Prozent für die Abschaffung der Monarchie und Wahl von Papadopoulos als Staatspräsident für acht Jahre.

Nach dem Sturz der Diktatoren im Juli 1974 kehrte Karamanlis aus Paris zurück und übernahm die Regierung. Er ließ am 22. November 1974 über eine Rückkehr des Königs abstimmen. 69,18 Prozent der Wähler waren dagegen. „Das Ende der Glücksburg“ titelte die griechische Presse. Zu viel hatten die Griechen durch die Royalen erleiden und für deren exzessiven Lebensstil bezahlen müssen. Pars pro toto, die üppige Mitgift der spanischen Ex-Königin Sophia für die Hochzeit mit Juan-Carlos wurde über eine Extrasteuer eingetrieben.

Ein persönlicher Eindruck

Beruflich kam ich 2014 mit Konstantinos in Kontakt. Ich war im März 2014 für die spanische Nachrichtenagentur Agencia EFE unterwegs, als das letzte große royale Ereignis vor der Beerdigung in Griechenland stattfand. Die Familie gedachte zusammen mit ihrer europäischen Verwandtschaft des fünfzigsten Jahrestages des Todes von Konstantinos Vater, König Paul (griechisch Pavlos). Ich war für eine Abendveranstaltung in Athen und für das Gedenken am nächsten Vormittag in Tatoi gebucht.

Meine Kernaufgabe war es, fotografisch zu dokumentieren, welchen Abstand die damalige spanische Königin von ihrer jüngsten Tochter Cristina von Spanien hielt. Cristinas früherer Ehegatte, der frühere Handballsuperstar Iñaki Urdangarin war in eine kompromittierende Finanzaffäre verwickelt, die ihn später in Haft bringen sollte. Ich lernte auf schmerzvolle Weise die körperbetonte Arbeitsweise spanischer Paparazzi, die um einen ihrer Ansicht nach besseren Platz zum Fotografieren rangen, kennen.

Sicherheitskräfte erschienen und griffen mich, in Unkenntnis des Vorgefallenen direkt an. Der Ex-König sah es und griff mit resoluten Worten ein. Gewählte Volksvertreter mit ähnlichem Gerechtigkeitssinn gegenüber Pressevertretern habe ich bisher nicht erleben dürfen.

Derartige Anekdoten, welche den Menschen hinter einer politisch gescheiterten und in einen Putsch verwickelte Person beleuchten, hörte ich in den Tagen vor und nach der Beerdigung auch aus dem Bekanntenkreis. Auf der Insel Kreta sah ich vor Jahren in einer Bootswerft eines mittlerweile verstorbenen Schiffsbauers ein großes Foto an der Wand: den Schiffsbauer, den Ex-König und Konstantinos Mitsotakis lachend im Hafen von Chania. Ich hatte damals erfahren, wie sehr die Familie Mitsotakis mit der Königsfamilie befreundet war.

Zweifelsohne hatte Konstantinos nach seiner Abdankung auf zwischenmenschlicher Ebene andere Qualitäten gezeigt als zu seiner autokratisch geprägten Amtszeit. Die Schatten der Taten wogen so schwer, dass sich der amtierende Premier Kyriakos Mitsotakis nicht traute, zur Beerdigung zu erscheinen. Politisch hat Griechenland mit der jüngeren Vergangenheit noch nicht abgeschlossen. An griechischen Schulen wird die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wegen des Bürgerkriegs und der Militärdiktatur im Geschichtsunterricht meist im Schnelldurchgang und überaus lückenhaft gelehrt.

England hat Prinz Harry und seine jugendlichen Memoiren. Griechenland hat kein Königshaus mehr und doch spielte das Begräbnis von Ex-König Konstantin, dem Taufpaten des Prinzen von Wales, William auch nach seinem Tod eine bedeutende Rolle in der griechischen Politik.

Im Text erfährt der Leser, warum sich aktuell in Griechenland Royalisten und Gegner der Monarchie beschimpfen und warum die regierende Nea Dimokratia, trotz ihrer eher freundlichen Haltung zu der früheren Königsfamilie beim Begräbnis von Griechenlands letztem König, der eigentlich ein deutsch-dänischer Adeliger war, ausgebuht wurde. Für Sammler interessant dürfte sein, dass für Devotionalien des früheren griechischen Königshauses aktuell sprunghafte Preisanstiege registriert wurden.

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