Am 22.12. schrieb Roman Baudzus in seinem Beitrag „US-Truppenabzug aus Syrien und Afghanistan: Eine gute Entscheidung!“ dass doch noch Zeichen und Wunder in der Welt geschähen. In dieser Woche habe US-Präsident Trump und das Weiße Haus bekanntgegeben, schlussendlich nun doch alle in Syrien stationierten US-Truppen nach Hause zu holen.

Roman Baudzus stellt weiter fest, dass sich dem aufmerksamen Beobachter bis heute ohnehin nicht erschlösse, auf welcher rechtlichen Basis diese US-Truppen in Syrien vor Ort (gewesen) seien.

Damit bringt der Autor wesentliche Fakten auf den Punkt: Gut, dass die Amis aus Syrien rausgehen. Der Einsatz der US-Truppen in Syrien ist und war illegal, da diese weder von der rechtmäßigen Regierung eingeladen waren, noch ein Beschluss der Vereinten Nationen für diesen Einsatz existiert.

Weiterer Grund für Truppenabzug

Ich hake nach, weil es für den Abzug der US-Truppen, neben dem von Roman Baudzus völlig zu Recht genannten inneren Ausbluten der USA und der rettungslosen Überdehnung des US-Imperiums noch einen entscheidenden weiteren Grund geben dürfte.

Der amerikanische Präsident verbreitete seinen Beschluss zum Truppenabzug, so wie man es inzwischen von ihm gewohnt ist, via Twitter. Er scheint seine heimischen Spiegel-Magazine und spiegel-online-Märchenerzähler gut zu kennen und zieht die direkte Kommunikation vor.

Ganz wesentlich zu dieser Entscheidung hat wohl die unterlegene US-amerikanische militärische Situation in Syrien beigetragen.

Modernstes russisches Gerät installiert

Vor wenigen Tagen hat die syrische Armee mehrere Batterien S-300 Raketen in Deir ez-Zor in Verbindung mit dem Polyana D4M1-System stationiert.

Polyana D4M1 ist ein automatisiertes Führungssystem für Flugabwehrtruppen. Es wird als übergeordneter Kommandoposten eingesetzt und dient als Schnittstelle für die Lufteinheiten und die Luftabwehr. Es handelt sich dabei um ein seit Jahrzehnten, schon zu Sowjetzeiten, erprobtes System. Die amerikanische Seite Veterans today schreibt, dass mit diesem System eine Fläche von 800 x 800 Kilometern, was einer Fläche entspricht, die um rund 100.000 km² größer ist als Frankreich, überwacht und verteidigt werden kann.

Polyana D4M1 ist in der Lage, 500 feindliche Raketen gleichzeitig  zu verfolgen und 255 davon anzupeilen, berichtet Veterans today. Die Daten russischer Überwachungssatelliten werden damit verarbeitet und sämtliche Luftziele erfasst. Die Luftbewegungen der USA und Israels im syrischen Luftraum sind seit der Installation so gut wie zum Erliegen gekommen.

Elektronische Störsysteme unterstützen die Abwehr

Am 14. Dezember beschwerte sich ein US-Top-General, dass die Militärflugzeuge bei Einsätzen in Syrien elektronisch lahmgelegt werden.

Dahinter steckt Krasukha-4, welches bereits 2014 im Schwarzen Meer Aufmerksamkeit erweckte, als ein russischer Flieger damit die gesamte Elektronik eines US-Flugzeugträgers störte und diesem nichts anderes übrig blieb, als einen rumänischen Hafen anzulaufen.

US-Truppen stehen Erdogan im Weg

Die Türkei hat angekündigt militärische Operationen gegen die Kurden einzuleiten. Die US-Truppen stehen hier im Weg. Ohne zuverlässige Versorgung aus der Luft und ohne Kampfunterstützung aus der Luft stehen diese dort auf verlorenem Posten.

Diese Luftunterstützung ist nicht mehr möglich. Somit bleibt nur noch der Rück(ab)zug. Außerdem will man es sich mit den Türken nicht verderben. Man braucht sie in der NATO und möchte sie über kurz oder lang wieder gegen die Russen ins Spiel bringen.

Die Unbesiegbaren gehen heim

Trump tönt zwar, die USA hätten den IS besiegt und deshalb könnten die Truppen nun zurückkehren. Was soll er seinem Volk sonst auch erzählen? Die Wahrheit darüber, dass die USA mit der NATO ursprünglich Syrien destabilisieren wollten und zu diesem Zweck den IS erschaffen haben? Die Wahrheit darüber, dass die USA militärisch nichts mehr zu melden haben und bestenfalls drittklassige Länder bombardieren können? Sicher nicht.

Für die Bewohner der „unverzichtbaren Nation“, von denen die meisten noch nicht mal eine Ahnung davon haben, wo Syrien liegt, ist das unvorstellbar. Vielleicht kann sich die unbesiegbare Armee zu Hause der grassierenden Drogenepidemie annehmen, bevor das einst so mächtige Land im Korruptionssumpf versinkt.

Mancher tut sich schwer mit der Vorstellung, dass die USA trotz weltgrößtem Militärbudget bestenfalls noch eine zweitklassige Militärmacht sind. Zweifler verweise ich auf meinen Beitrag vom 16.08.2018 „Die 10.000-Dollar-Kloschüssel des Pentagons“, in welchem beschrieben wird, wo die Rüstungsmilliarden versacken.

Aus für die Ex-Weltmacht und Aus für die Kurden

Fakt ist, die US-geführte Koalition hat in Syrien nichts mehr zu melden. Die Amerikaner lassen die Kurden, die zum zweiten Mal dem Versprechen der Amerikaner, ihnen einen eigenen Staat zu verschaffen, auf den Leim gegangen sind, wieder sitzen. Beim ersten Mal wurden sie dem Irak ausgeliefert. Heute der Türkei. Ob die Kurden daraus was lernen?

Ein Video des Autors zum Thema gibt es hier.

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