Viele kleine Geschäfte sind jedoch verschwunden – Antiquitäten-Messen fast an jedem Wochenende – Auf Flohmärkten nicht den guten Geschmack verderben – Auktionshäuser unterschiedlicher Qualität in jeder Großstadt

Für Antiquitätenliebhaber ist es heutzutage gar nicht so einfach, das Gesuchte zu finden. Die schleppende Nachfrage nach Antiquitäten, vor allem im Bereich Möbel, hat die Szene mächtig ausgedünnt. Zwar gab es hierzulande nie so viele kleine Antikgeschäfte zum Herumstöbern wie im Mutterland der Antiquitäten, in England; doch ist die Anzahl in den letzten Jahren auch noch deutlich geringer geworden. Übrigens auch in England. Doch ein Blick in die gelben Seiten fördert dann doch, zumindest in Groß- und Mittelstädten, noch eine Reihe von Geschäften zutage. Neben diesen noch vorhandenen kleinen und oft sehr engagierten Anbietern hat sich die Antiquitätenszene seit einigen Jahren mehr und mehr auf große Antiquitätenmärkte an den Wochenenden verlagert.

Auf diesen meist an Sonntagen stattfindenden Märkten – meistens von 10 bis 18 Uhr – wartet ein vielfältiges Angebot von einer großen Anzahl Händlern auf den Antik-Fan. Als Veranstaltungsorte werden dabei vorwiegend Einkaufszentren gewählt, weil dort die gesamte Infrastruktur stimmt, angefangen vom Parkplatz. Hier kann sich der Interessent auch bei schlechtem Wetter in Ruhe und wohltemperiert seinem Hobby  Antiquitäten widmen. Alle Kaffees und Snack Bars sind geöffnet , so dass der Messebesuch zu einem wirklichen Ausflug, einem event werden kann. Hie kann jedermann stundenlang flanieren, vergleichen, um Preise feilschen und zwischendurch bei einem Kaffee die anstehende schwerwiegende Kaufentscheidung überdenken. Memento: am Nachmittag ist das ins Auge gefasste Stück eventuell schon verkauft. Andererseits ist der Handel am späten Nachmittag zu den größten Preiszugeständnissen bereit, weil er dann das Stück, vor allem wenn es um Möbel geht, nicht mehr zurückschleppen muss. Ein eigener Abtransport von erworbenen Möbeln fördert zusätzlich die Bereitschaft zu Preiszugeständnissen.

Ein Eintrittgeld hält Interessenten unter sich

Bei einigen dieser Märkte wird ein geringes Eintrittsgeld von 3 bis 5 Euro genommen. Das sollte nicht abschrecken, im Gegenteil. Denn dadurch besteht die Gewähr, dass nur wirkliche Interessenten herumflanieren. Es wird folglich eine drangvoll fürchterliche Enge von Sonntagsspaziergängern vermieden, die ob des schlechten Wetters einen trockenen und warmen Auslauf suchen. So kann jeder Antiquitätenliebhaber in Ruhe studieren und diskutieren, wo und was ihn interessiert.

Spitzenqualitäten kann der Besucher auf diesen Märkten allerdings nicht erwarten, eher „Gebrauchsantiquitäten“ für jeden Tag. Spitzenstücke bringt kein Händler gern auf diese Märkte mit, zumindest was den Bereich Möbel und zum Beispiel auch Gemälde angeht. Solche Stücke, die wirklich unter Geldanlage-Aspekten zu sehen sind, findet der Interessent eher auf den großen internationalen Antiquitätenmessen in München, Köln, Wien oder besonders London. Etwas anders einzuschätzen ist die Qualitätsfrage schon in Bezug auf Kleinantiquitäten wie zum Beispiel Uhren, Schmuck, Sammlerartikel, Glas, Porzellan etc.

Die kostenlose Beratung auf Messen nutzen

Gerade bei manchen Kleinantiquitäten, zum Beispiel Glas und Porzellan, sind viele Stücke unterwegs, die nicht aus der angedeuteten Zeit stammen, sondern in ihrem Design und ihrer Aufmachung nur der Periode nachempfunden sind. Deshalb ist es gut, dass einige Veranstalter als Service für kaufwillige Kunden eine kostenlose Beratung durch Fachleute anbieten. Das sollte jeder Käufer in Anspruch nehmen, wenn er sich nicht 100prozentig sicher ist, dass das ins Auge gefasste Stück auch hält, was es verspricht.

Auf solchen Märkten besteht für jeden die Möglichkeit, auf Händler zuzugehen, deren Warenangebot den Geschmack des Betrachters trifft. Das sollte man nutzen. Denn kein Händler hat ja seinen gesamten Warenbestand mit auf diesen Märkten. Vielleicht hat er in seinem Lager genau das Stück, dass der Interessent sucht. Außerdem sind alle Händler froh über jedes ernsthafte Gespräch mit Interessenten. Sie wissen, dass sie nicht immer sofort das große Geschäft machen können, aber vielleicht beim nächsten mal. Außerdem zieht ein interessierter Kunde am Stand sofort den nächsten nach.

Termine eines Veranstalters von Märkten als Beispiel

Veranstalter von Antiquitätenmessen gibt es einige hierzulande. Manche organisieren derartiges mehr regional und oft auch mehr unter dem Rubrum „Antik & Trödel“. Andere arbeiten überregional und offerieren dann doch schon Händler mit mittlerem bis gutem Angebot. Zu letzteren sollte auch Interantik Becker (mehr) gehören. Ein Veranstalter, der seit langen Jahren im Geschäft ist. Bei seinen Messen wird in der Regel ein geringes Eintrittsgeld erhoben; ferner wird für die Käufer bzw. Kaufinteressenten eine kostenlose Expertenberatung angeboten. Hier die Messetermine für das erste Quartal:

05.02.2012: DEZ-Einkaufszentrum, Kassel     
12.02.2012: RHEIN-NECKAR-ZENTRUM, Viernheim     
19.02.2012: HESSEN-CENTER, Frankfurt     
25.02.2012: WESER-EMS-HALLE, Oldenburg (Sa. u. So.)     
26.02.2012: ISENBURG-ZENTRUM, Neu-Isenburg     
03.03.2012: FRIEDRICH-EBERT-HALLE, Ludwigshafen (Sa. u. So.)     
04.03.2012: WESERPARK, Bremen     
11.03.2012: BERGISCHER LÖWE, Bergisch Gladbach     
11.03.2012: FRANKEN-CENTER, Nürnberg     
18.03.2012: MITSUBISHI ELECTRIC HALLE, Düsseldorf     

In Bezug auf hochqualitative Antiquitätenmessen ist das Angebot in Deutschland ausgesprochen dünn geworden. Ein eher zähes Geschäft mit Antiquitäten – vor allem im Bereich Möbel – hat dazu geführt, dass es inzwischen eigentlich nur noch zwei große Messen gibt. Das sind die Kunst & Antiquitäten München vom 21. bis 29. April 2012 im Festsaal im Paulaner am Nockerberg. Die andere Messe ist die Cologne Fine Art vom 21.11. bis 25.11.2012 auf dem Kölner Messegelände. Das Angebot laut Ausschreibung: bildende und angewandete Kunst, ...Möbel, Antiquitäten, Grafik, Teppiche ...Uhren, Schmuck, Ikonen, Jugendstil, Art Deco usw. Tageskarte 20 Euro, Katalog 10 Euro.

Auktionshäuser interessant für Käufer und Verkäufer

Nicht vergessen werden dürfen die vielen Auktionshäuser, die nun schon bald ihre Frühjahrsauktionen durchführen. Hier kann der Interessierte nach gründlicher Vorbesichtigung mitbieten, aber bei Verkaufsabsichten auch einliefern. Zwei Beispiele nur für Frankfurt: Hier bieten u.a. die Häuser Arnold (www.Auktionshaus-arnold.de) und Döbritz (www.doebritz.de) seit Jahren ihre Dienste an. Höhere Qualitäten und eine bessere Klientel dürften allerdings einige Auktionshäuser in Köln (www.lempertz.com), Hamburg (www.hanswedell-nolte.de) und auch München (www.kettererkunst.de) für sich reklamieren können. Diese Häuser sollten Interessenten auch informativ nutzen, indem sie sich dort registrieren lassen als Kauf- oder auch Verkauf-Interessent, sich die Kataloge kaufen und später dann auch die Ergebnislisten schicken lassen, um sich eine Transparenz über den Markt bzw. das jeweils interessierende Teilsegment zu erarbeiten.

Flohmärkte verderben den Geschmack

Bliebe ein Satz zu den vielen Flohmärkten, wo neben Ramsch, Kleidung, Obst und Gemüse eventuell auch mal eine Antiquität aus irgendeinem Haushalt auftaucht. Doch besteht andererseits die Gefahr, dass man vor lauter hässlichem Schund und Ramsch die Lust an der Sache verliert und sich obendrein auch noch seinen guten Geschmack verdirbt. Da sind die Flohmärkte in England, die car boot sales, doch noch interessanter, zumal der Anteil der alten Angebote doch um ein vielfaches höher ist.

Was unseriöses zum Schluss

Jugendstil ist „in“ und erzielt inzwischen erstaunliche Preise. Fragt auf einer solchen Wochenendmesse eine Kundin einen Händler nach dem Preis für ein Jugendstilglas auf seinem Tisch. Der zuckt kurz und hat dann aber sofort einen Preis parat, wie er sich für ein Jugendstil Glas ziemt. Die Dame ist einverstanden, bezahlt und erhält das Glas gut eingepackt in Papier und einer Plastiktüte. Ein ganz normaler – und leider wirklich beobachteter - Kaufvorgang. Nur war das Glas im Erscheinungsbild zwar „jugendstilig“, doch war es eigentlich ein Eisbecher des Italieners nebenan. Der hätte sich für den erzielten Preis ein Dutzend solcher Gläser kaufen können.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"