Die offiziell reichsten Menschen der Welt, alles Männer, Bill Gates, Warren Buffet, Amancio Ortega, Jeff Bezos, Carlos Slim Helu, Michael Bloomberg, Mark Zuckerberg und Larry Ellison verfügen zusammen über 426,2 Milliarden Dollar. Die acht Männer zusammen besitzen mehr als 3,6 Milliarden Menschen auf der Erde.

Trotzdem zögerte ein Gericht in Athen 2013 nicht, zu bescheinigen, dass es nicht beweisen könne, dass Artemis Sorros nicht über 2.800 Milliarden Dollar verfügt. Sorras war unter anderem vom aktuellen Vizeparteivorsitzenden der Nea Dimokratia Adonis Georgiadis wegen „Verbreitung unwahrer Nachrichten“ angezeigt worden. Georgiadis hatte die Anzeige gestellt, als er sich über Sorras Prahlerei über den angeblichen Schatz ärgerte. Der Politiker hatte indes im Glauben an die Logik der Richter versäumt, vor Gericht als Zeuge aufzutreten.

Die zuständige Richterin entschied, dass sie nicht genügend Beweise hätte, um Sorras als Lügner zu überführen. Das Urteil wurde ohne Einspruch unwiderruflich rechtskräftig. Sorras Reichtum beruht auf einer von ihm selbst verbreiteten Geschichte. Demnach hat er einerseits Aktien im Wert von mehr als 670 Milliarden Euro der Banque d'Orient. Es handelt sich um historische Wertpapiere, die auf dem Flohmarkt im Athener Viertel Monastiraki bis 2010 für insgesamt maximal zehn Euro feilgeboten wurden. Gerüchten zufolge hat auch Sorras dort seine Wertpapiere gekauft. Das hinderte ihn nicht daran, mit Hilfe eines Professors eine Geschichte über eine angeblich ausstehende Entschädigung der Aktionäre durch die National Bank of Greece, in der die historische Bank aufging, zu spinnen. Weil der Gegenwert der Aktien in Gold angegeben war, folgte für die Anhänger von Sorras daraus, dass die in Sorras Besitz befindlichen Aktien samt Zinseszinsen die besagten 670 Milliarden Euro wert seien (http://www.hwph.de/historische-wertpapiere/losnr-auktnr-pa26-151.html). Effektiv bewirkte der Wirbel um die Banque d'Orient eine Aufwertung der historischen Papiere hinsichtlich ihres Sammlerwerts.

Sorras schaffte es jedoch, noch mehr Milliarden zu besitzen. Angeblich hat er ein Patent der antiken Griechen, eine patentierte Idee von Gott Apollon an den US-Präsidenten Barack Obama verkauft. Nur damit, so Sorras, könne die NASA ihre Raumschiffe über Wochen im All halten. So seltsam diese Geschichte klingt, Sorras hat amerikanische Staatspapiere im Wert von mehr als 2.000 Milliarden Euro in den Schließfächern einer kanadischen Bank hinterlegt. Die Spur der fraglichen Papiere hat der griechisch-amerikanische Journalist Michalis Ignatiou bis zu einem dubiosen US-Anwalt zurückverfolgt. Es handelt sich um Falsifikate, bei denen die kanadische Bank lediglich die Hinterlegung des bedruckten Papiers, nicht aber deren angeblichen Wert bescheinigt.

Medienstar und Quotenfänger mit politischen Ambitionen

Für die Medien war Sorras, dessen Wirken nach dem Gang des Landes zu den Kreditgebern begann, ein interessanter Quotenfänger. Sie gaben ihm die Öffentlichkeit, seine Sprüche sorgten für Einschaltquoten und Diskussionen. Mit dem für ihn günstigen Urteil in der Hand gründete er nach der Organisation E.N.D. (End National Debt) die Ellinon Syneleusis, einen Verein, der zur nationalen Vollversammlung aufruft. Mehr als zweihundert Büros unterhält der Verein, der bei den nächsten Wahlen auch ins Parlament will, im gesamten Land. Sorras selbst behauptet, er würde mehr als 35 Prozent der Stimmen gewinnen und dann nach erfolgter Wahl zum Regierungschef jedem seiner Anhänger 20.000 Euro schenken. Weil ihm das Gericht nicht die Falschheit seiner Behauptung nachweisen konnte – oder wollte – gilt für ihn und für seine Anhänger als bewiesen, dass die Milliarden existieren.

Mit dem Geld möchte Sorras die Staatsschulden des Landes bezahlen. Allerdings stellt er Bedingungen, der Staat soll an ihn übergeben werden. Dann möchte er, so geht aus Interviews hervor, Volksfeinde ausmerzen. Für Sorras sind alle Nichtgriechen „Tiere“. Zu diesen zählt er auch seine Kritiker, selbst wenn diese griechischer Abstammung sind. Er Journalisten, die es wagen ihn anzuzweifeln mit ernsten Konsequenzen. Anhänger legen dies so aus, dass sie negative Veröffentlichungen über Sorras und Co. mit Beschimpfungen und bis hin zu Morddrohungen quittieren.

Am meisten hasst Sorras Juden, und alles, was ihn an diese erinnert. So hetzt er, der früher auf Fotos mit einem großen Kreuz auf der Brust abgelichtet wurde, gegen das Christentum, dass er als jüdische Religion ansieht. Ergo vereidigt er seine Anhänger auf die „griechische Religion“, den Glauben an die Götter des Olymps. Die Mitglieder seines Vereins müssen schwören, dass sie der Auflösung ihrer Körperzellen in die Einzelteile zustimmen, wenn sie den Verein verraten oder verlassen.

Es scheint keinen der Sorras-Jünger zu irritieren, dass sich ihr Idol als Lichtbringer – Luzifer – bezeichnet und dass er in seinem bisherigen Leben nichts als Schulden und Verurteilungen wegen Betrugs, Erpressung und Bedrohung erreichte. So verurteilte ihn der Areopag letztinstanzlich, weil Sorras den Luxuswagen seines Trauzeugen für 45.000 Euro verkaufte, diesem aber nie das Geld gab. Darüber hinaus hatte Sorras den einstigen Freund erpresst, damit dieser von einer Klage Abstand nimmt.

Sämtliche seiner früheren Geschäftspartner haben Klage gegen ihn eingereicht. Die Finanzämter möchten mindestens 12.000 Euro Steuern haben, über die Sorras offenbar nicht verfügt. Trotzdem kaufen Anhänger Formschreiben von Sorras, mit denen sie dann versuchen ihre eigenen Steuerschulden, Stromrechnungen oder Sozialabgaben zu bezahlen. Ihnen drohen nun Pfändungen.

Zwischenzeitlich hatte ein Staatsanwalt Anklage gegen den Kassierer eines Sozialversicherers erhoben, weil dieser die Annahme von Sorras-Schuldscheinen verweigerte. Weil um die Weihnachtszeit auch ein Mord an einer prominenten Sorras-Unterstützerin, einer Psychiaterin, durch ein weiteres, nach Sorras Ansicht abtrünniges Mitglied erfolgte, hat die griechische Justiz endlich begonnen, den Fall Sorras neu aufzurollen.

Doch auch dies nutzt Sorras, um verstärkt in den Medien aufzutreten und um seine Verschwörungstheorien weiter zu spinnen.

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