Die bizarre Diskussion um vermeintliche Fake-News wurde ausgerechnet von denjenigen Medien angestoßen, die in den vergangenen Jahren vor allem als Sprachrohr der Regierungen und des Brüsseler Apparats wahrzunehmen waren und jede ernstzunehmende Diskussion nicht unterstützten sondern diskreditierten. Dabei wurde auch gerne die Keule der Verschwörungstheorie geschwungen, ein Begriff der, wenn er vom Mainstream eingesetzt wird, stutzig macht.

Nun sind es vermeintlich gefälschte Nachrichten, die die Demokratie gefährden. Wir schlagen vor, sich zunächst einmal mit Vergangenheitsbewältigung zu beschäftigen. Ohnehin ist dies auf oft ebenso tumbe wie penetrante Art und Weise die Lieblingsbeschäftigung vieler Medien. Da kann man doch gleich auch bei der Suche nach falschen Nachrichten und lückenhafter Berichterstattung bei sich selbst anfangen. Wir empfehlen den Beginn der Aufarbeitung mit einer Auswertung der Berichte der Süddeutschen Zeitung, der ZEIT, des Spiegel, der FAZ, der ARD mit ihren Regionalsendern wie dem WDR sowie dem ZDF zu bestimmten Themen. Damit es überschaubar bleibt kann man mit dem Jugoslawienkrieg beginnen, arbeitet sich über die Golfkriege und die Bombardierung Libyens bis zum Ukrainekonflikt vor. Damit sollte man eine Weile zu tun haben und wird auf eine Menge Dinge stoßen, die dann doch etwas anders waren, als man es seinerzeit verkauft hat.

An Beispielen herrscht kein Mangel. Wer erinnert sich nicht an die geradezu aggressive Haltung der Medien hierzulande wenn Fragen aufkommen, wie und warum Hochhäuser senkrecht in sich zusammenstürzen, wenn ein Flugzeug in sie hineinfliegt. Diese Frage sollte man stellen dürfen. Wie auch immer die Antwort auf eine solche Frage lautet, man erwartet sie mit Sicherheit nicht von einem Angestellten einer deutschen Tages- oder Wochenzeitung, sondern von einem Experten. Zumindest sollte man auch eine solche Frage einmal unemotional als rein technische Frage begreifen und beantworten ohne jeden Frager mit einem auf einem LSD-Trip hängengebliebenen Erich von Däniken-Fan gleichzusetzen.

Als große Ironie unserer Zeit ist es wohl zu verstehen, wenn nun ausgerechnet die bestimmten Theorien abgeneigten Medien nun selbst eine Verschwörung wittern. Die Russen kommen, so lautet der Tenor. Alles was nicht dem opportunen Gedankengang folgt muss vom Russen gesteuert sein. Kritik am Euro? Der Russe! Kritik an Clinton? Iwan-Alarm! Trump wird US-Präsident? Wahlbetrug von Hackern aus Novosibirsk, es kann doch einfach nicht anders sein! Kritik an der Flüchtlingspolitik? Da steckt doch der Kreml dahinter! Es lebt sich gleich doppelt schön mit einem klaren Feindbild. Ab und zu ist das aber selbst dem urbanen Michel zu eintönig. Dann zeigt er mal so richtig Kante und geht mit einem „Not my President“-Schildchen auf die Berliner Plätze. Recht hat er. Das ist nicht sein Präsident, das ist der US-Präsident. Da soll doch noch jemand etwas gegen die Bildungserfolge in Berliner Schulen sagen.

Am nächsten Tag aber wird der mediale Niedergang und die Abkehr vieler Menschen vom politischen Mainstream in Brüssel, Berlin und anderswo dann wieder auf hinterlistige russische Einflussnahme zurückgeführt. An eigene Fehlleistungen zu denken kommt den dpa-Jüngern offenbar nicht in den Sinn. Warum Menschen sich von der Berliner und Brüsseler Resterampe gut vertreten fühlen sollten oder welchen Grund es für den Einzelnen zur Identifikation mit dem Apparat geben sollte, wird nicht hinterfragt. Darauf kommt vermutlich ein Mensch nicht mehr, der die Bevölkerung als eine Mischung aus geistig minderbemittelten, Steuerhinterziehern, Konservativen (ganz besonders schlimm!), Verschwörungstheoretikern und geistigen Brandstiftern betrachtet. Mit schwarz vermummten ebenso hirnlosen wie realen Brandstiftern hat man dagegen nicht einmal bei der „Maasi“ ein Problem. Mancher Bundesjustizminister machte bekanntlich nicht einmal vor bizarren Dankesbekundungen halt. Da darf auch mal ein Grüppchen dabei sein, das vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Es geht doch nichts über eine gesunde Einseitigkeit. Hoffen wir, das Justitia bei soviel Schlagseite nicht die Waage aus der Hand fällt. Tolles Zeichen übrigens. Ist Ihnen schon aufgefallen wie oft mittlerweile diese Viertklässler-Formulierung genutzt wird. Die recht künstlich wirkende und unter Normalbürgern nicht eben gebräuchliche Wortwahl „tolles Zeichen“ kommt mittlerweile fast so häufig vor, wie das auch in den kommenden 1000 Jahren stets zu vermeidende „falsche Signal“. Ein tolles Signal wäre offenbar ein falsches Zeichen. Forza!

Zittern in Berlin schon diejenigen, die meinen, wer bei 60% Wahlbeteiligung ganze 10% der Wähler auf sich vereint könne für das ganze Volk sprechen? Wie auch immer, der Mainstream befindet sich in der akuten Phase des Häuserkampfs. Während Günter Wallraff seinerzeit noch dachte „Ganz unten“ sei die Tätigkeit im Stahlwerk oder an der Fettpfanne des örtlichen Schmiergrills so sieht das heute ganz anders aus. Vor einiger Zeit waren Bankangestellte mit deutlichem Abstand vor Prostituierten (die Grenzen zwischen manchen Berufen sind bekanntlich fließend) die Kaste mit dem geringsten Ansehen. Mittlerweile dürften es auch diejenigen auf den Thron geschafft haben, deren Stellenbeschreibung sie als Journalisten ausweist. Meinen Sie in der roten Wartezimmerauslage aus Hamburg finden wir bald eine aktuelle Tabelle der Berufe mit dem geringsten Ansehen und den Lohnschreibern auf Platz 1? Oder fällt diese aus Platzgründen weg? Oh, hoppla, eine neue Verschwörungstheorie.

Die Beiträge auch großer Gazetten in Deutschland haben ein erschreckendes Maß an Einseitigkeit erreicht. Um das zu erkennen hätte es des im US-Wahlkampfs zu beobachtenden geradezu kriecherischen Anbiederns an die Kandidatin der Demokraten gar nicht bedurft. Dabei war es wohl selten einfacher beide Kandidaten kritisch zu würdigen und nicht dauernd mit dem blauen Fan-Schal zu winken und von Frau Obama als nächster US-Präsidentin zu schwadronieren als ginge es um das britische Königshaus.

Die Liste der Themen, bei denen eine merkwürdig einfältige Eintracht herrscht ist lang und deckt sich mit der diffusen Schnittmenge des politischen Einheitsbreis. Garniert wird die Berichterstattung mit einer oft als Hetze einzustufenden Schärfe gegen alles was diese Einheitsmeinung zu hinterfragen wagt. Der Euro? Ein Friedengarant. Wer ihn ablehnt ist ein „Skeptiker“. Der Apparat in Brüssel? In Brüssel thront der Apparat hinter dem Friedensgaranten und gibt ein Beispiel für die wundervolle, effiziente Zusammenarbeit in Europa! Die „Flüchtlings“- bzw. Einwanderungspolitik, die lediglich aus Floskeln und dem Abladen der Konsequenzen bei Ehrenämtlern und anderen privat Engagierten, der Polizei sowie Lehrern und Erziehern besteht, aber hinter der niemand auch nur den Ansatz eines Plans erkennen kann? Das alles ist eine wichtige Maßnahme, die unsere Zukunft sichert. Bei der Gegenwart da werden wir schon sehen. „Wir schaffen das“ ist wohl einer der dämlichsten Sätze einer Kanzlerin die glücklicherweise sonst nicht allzuviel sagt. Was soll das sein? Eine freie Übersetzung des abgeschmackten „Yes we can“ aus der Förderschule? Wer sind wir und was schaffen wir wie warum und womit?

Während man einerseits „das schafft“, ohne eine Ahnung zu haben was, wieviele und wen dieses „das“ umfasst, und vor Gewalt und Hetze warnt, was nicht verkehrt ist, nimmt man anderseits gleichmütig hin, wie der moderne Internationalsozialist Gastwirte und Vermieter von Versammlungssälen ungehemmt mit Gewalt bedroht, weil die Andersdenkenden, die sich dort treffen wollen, gerade als nicht salonfähig gelten. Demokratie ist eben nur in Ordnung, wenn alle die gleiche Meinung haben.

Im Zweifelsfalle erklärt man eben alle anderen für dumm, ein probates Mittel für den, der keine Argumente hat. Aus reiner Menschlichkeit setzt man in diesen Gruppen offenbar auf Gewalt, so dass der Einsatz von Gewalt zu einem Werkzeug wird, das man in Abhängigkeit davon beurteilt, gegen wen man es einsetzt. Früher hielt man eine Mischung aus Unterdrückung und Willkür für wenig sympathisch. Heute ist derart gegen die Meinungsfreiheit gerichtetes Handeln salonfähig. Neben Gewahltandrohung zündet man in der Freizeit noch Autos an, die zu groß oder zu schnell und daher imperialistisch erscheinen, und fühlt sich dabei wie Graf Stauffenberg. Großartig berichtet wird darüber nicht. Man möchte vermutlich, wie es so schön heißt, kein falsches Signal senden. Vielleicht sollte man dann lieber gar nichts senden, denn wenn die Zensur groß geschrieben wird, wird nicht selten auch die Geschichte umgeschrieben.

Wenn der Kaiser nackt ist, ist er nackt. So sieht es nun einmal aus. Den Menschen zu verbieten, darüber zu sprechen oder schreiben, zaubert dem Kaiser keinen Hosenanzug auf den Leib. Wenn es dem Kaiser nicht passen sollte, dann hat er die Freiheit abzudanken. Dann ist er zwar immer noch nackt, aber steht zumindest nicht mehr im Weg herum.

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