Liebe Leserinnen und Leser,

in der letzten Woche ging es an dieser Stelle um das kleine Blutbad an den Börsen, das Trump mit seiner Androhung von weiteren Strafzöllen ab September gegenüber den Chinesen auslöste und es stand die Frage im Raum, wie Peking auf diese weitere Sanktionierung wohl reagieren würde. Heute sind wir schlauer.

Nicht nur die Sojakäufe aus den USA sollen komplett eingestellt werden, was bekanntlich das wichtige Wählerklientel Trumps unter den Landwirten treffen soll, nein, China zieht eine neue Waffe aus dem Köcher: Der Wechselkurs des Yuan gegenüber dem US-Dollar überstieg die „magische Marke“ von sieben. Damit setzt Peking in der Lesart vieler Analysten mehr als ein deutliches Zeichen. Und Trump setzt zum Wochenschluss, nach zwei langen eskalationsfreien Tagen - also nicht ganz unerwartet, noch einen drauf. Aber der Reihe nach.

Währungskrieg in aller Munde

Mit diesem chinesischen Paukeschlag an der Währungsfront scheint die Finanzwelt endgültig aufgewacht. Überall kursiert das bisher eher schmählich umgangene Wort des „Währungskriegs“ in Form eines weltweiten Abwertungswettlaufs. Wir können also auch gespannt sein, wann sich die Fed dem Wunsch Trumps aus Gründen der Konjunkturbelebung beugt – natürlich in der heute so gerne zitierten „gesichtswahrenden“ Form.

Und genau hier liegt gleich das nächste Problem: Die Beobachter der aktuellen Situation kommen mehrheitlich zu dem Ergebnis, dass es ab sofort kaum noch einen Ausweg aus diesem Handelskonflikt gibt, der beiden beteiligten Regierungen die vielbeschworene Glaubwürdigkeit bzw. das Vertrauen der jeweiligen Bevölkerung zu erhalten vermag. Die Sache mit der „gesichtswahrenden“ Rückzugsvariante ist also vom Tisch.

Jetzt werden schon die nächsten möglichen Instrumente Pekings diskutiert – vom Boykott des Iphones, um den US-Tech-Werten im Allgemeinen zu schaden, bis hin zum Verkauf von US-Staatsanleihen – wo wir wieder bei der Fed und ihren Maßnahmen - wie beispielsweise Anleiheaufkäufen - angekommen wären…

Möglichkeit eines dauerhaften und sehr schmerzhaften Handelskriegs wird für jeden ersichtlich

Nachdem Trump China infolge der Yuan-Abwertung offiziell als „Währungsmanipulator“ brandmarkte, fackelte er nicht lange um am späten Freitagnachmittag deutscher Zeit hinsichtlich der nächsten geplanten Verhandlungsrunde Anfang September in Washington zu verkünden: „Wir werden sehen, ob wir das Treffen beibehalten oder nicht“, nachdem er erklärte, dass insgesamt keine Einigung in den Verhandlungen absehbar wäre.

Noch in der Wochenmitte sorgte die Ankündigung von US-Wirtschaftsberater Kudlow, die Verhandlungsrunde sei weiterhin geplant, für ein wenig Hoffnung in der sich immer weiter eintrübenden Stimmung, wie Folker Hellmeyer hier am Mittwoch festhielt. Auch die Entscheidung in Sachen Huawei soll als Gegenreaktion auf die ausbleibenden Sojakäufe noch etwas auf sich warten lassen.

Die nächste Runde im Hegemonialkampf scheint eingeläutet

Es bleibt festzuhalten: Nicht nur der Tonfall hat sich in dieser Woche weiter verschärft, sondern die Herangehensweise der Chinesen wird deutlich offensiver und vor allem hinsichtlich eigener Einbußen rücksichtsloser - die Eskalationen von Trump sind währenddessen zwar nichts Neues, besitzen aber auch eine bemerkenswerte Schlagzahl.

Auch auf militärischer Ebene wird die Gangart härter. Auf die US-Pläne in der Asien-Pazifikregion ihre Mittelstreckenraketen zu stationieren, reagierte China in der Form, den US-Verbündeten Japan und Südkorea die Pistole auf die Brust zu setzen, sich entweder für die „gesamtasiatischen Interessen“ einzusetzen oder einen neuen kalten Krieg in der Region zu entfesseln.

Auch der Anstieg des Goldpreises, der seit Wochenmitte rund um die lange Zeit ungesehene Marke von 1.500 US-Dollar pro Feinunze notiert, sowie der Anstieg beim Silber auf einen Preis rund um 17 USD/oz. zeigen als zuverlässiges Krisenthermometer, wie ernst die Marktteilnehmer die Gesamtsituation einschätzen – trotzdem sich die Börsen allein mit Sicht auf die Notenbanken freuen könnten. Doch die Krisenherde sind zu mannigfaltig und groß, um ungesehen zu bleiben.

Der Verlierer steht schon fest!

Während sich die Geister streiten, welche Macht im Kampf der Giganten nun gewinnt, stehen die Verlierer mit Deutschland bzw. der Eurozone bereits fest. Der deutsche Exporteinbruch im Juni um acht Prozent im Vormonatsvergleich spricht Bände und für Q2 mehren sich die Zeichen einer Wirtschaftsschrumpfung.

Dabei haben wir doch noch eigene Herausforderungen wie den Brexit oder das Anstreben von Neuwahlen in Italien, das die Kurse von italienischen Staatsanleihen bereits deutlich unter Druck kommen ließ – und damit deren Halter wie zum Beispiel die Commerzbank...

Und, ach ja der Dax: Der deutsche Leitindex, letzte Woche rund um die 11.900 Punkte aus dem Markt gegangen, schloss nach einem zwischenzeitlichen Erholungsversuch diese Woche etwas mehr als 150 Punkte tiefer, während sich der Dow wieder nahe bis an die Vorwochenstände berappelte.

Trotz der nicht zu verleugnenden weiteren Zuspitzung der Lage wünschen wir Ihnen ein ruhiges und angenehmes Wochenende – denn nur in der Ruhe liegt die Kraft! Viel Spaß und Erkenntnisgewinn beim Lesen und Anschauen unserer Beiträge.

Sehr herzlich, Ihre Cashkurs Redaktion

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