Land der Superlative: Größe, Einwohner, Wahlen

Indonesien ist ein Land der Superlative: Es handelt sich um den größten Inselstaat der Welt, sowie mit über 250 Millionen Einwohnern nicht nur um die viert-bevölkerungsreichste, sondern auch demographisch um die größte islamische Nation der Welt.

200 Millionen wahlberechtigte Indonesier wählten gleichzeitig ihren Präsidenten, ihr Parlament und ihre Regionalvertretungen. 245.000 Kandidaten, verteilt auf fast 18.000 Inseln, stellten sich zur Wahl - Politologen weltweit beurteilten diesen Urnengang als einen der kompliziertesten Wahltage der Weltgeschichte.

Da sich das Staatsgebiet über 5000 Kilometer erstreckt, wurden die Wahlurnen per Boot, Flugzeug, Motorrad und Elefant eingesammelt .Das Endergebnis wird erst Ende Mai erwartet. Dieses Ereignis wurde in der westlichen Presse nur als Randnotiz vermerkt, flankiert von der reißerischen Meldung, wonach mehr als 300 freiwillige Helfer beim Auszählen der Stimmen an Erschöpfung gestorben sein sollen.

Staatsgründer Sukarno immer noch ein Idol

Ein junger Mann, der ein T-Shirt mit der Aufschrift des Staatsgründers Sukarno trägt, sucht mit mir das Gespräch. „So ein Politiker fehlt uns heute“ seufzt der junge Mann, der sich als Geschichtsstudent zu erkennen gibt. Sukarno also, jener legendäre Vater der Unabhängigkeit, welcher einst die Achse Peking-Pjöngjang-Jakarta schmieden wollte, um die Unabhängigkeit seines aus dem niederländischen Kolonialreich entlassenen Staatsgebildes zu gewährleisten.

Dieses Vorhaben stand den Vorstellungen Washingtons entgegen, wo man sich dem „Rollback“ verpflichtet fühlte, also der Ausbreitung des Kommunismus in Asien, was in Vietnam schon zu kriegerischen Auseinandersetzungen geführt hatte, die 1975 mit dem letzten Triumph des Kommunismus im 20. Jahrhundert enden sollten.

Das Massaker von 1965 wirkt nach

Mit Hilfe der CIA entmachteten willfährige Generäle den Staatspräsidenten Sukarno und verursachten mit Hilfe islamistischer Kräfte ein Massaker, welches zur totalen Vernichtung der starken kommunistischen Partei und ihrer Mitglieder führte, sowie die einflussreiche chinesische Minderheit schwächte.

Millionen von Menschen fielen dem Blutrausch zum Opfer, als die Massenmorde sich von Java über das ganze Archipel ausbreiteten. Bis 1998 war es verboten überhaupt über diese Ereignisse zu sprechen. Erst nach dem Sturz des prowestlichen Diktators Suharto, fand ansatzweise eine Aufarbeitung des Massakers statt.

Wie auch Jahrzehnte später in Afghanistan, waren die USA an der Entstehung radikalislamischer Kräfte beteiligt, deren Folgen sich erst Jahrzehnte später zeigen sollten. Bis zum Sturz des "lächelnden Generals", wie Suharto genannt wurde, hatte Washington sich auf die indonesischen Streitkräfte gestützt. Die Militärs hatten sich 1965 bei den Massenmorden bezüglich des angeblichen kommunistischen Umsturzversuches „bewährt“.

Die Interessen der USA: Einfluss und Energie

Die „special relations“ der indonesischen Offiziere zu ihren Verbündeten USA und Australien ist jedoch ins Gegenteil umgeschlagen, seit die UNO mithilfe australischer Blauhelme die Unabhängigkeit von Ost-Timor erzwang. Bei dieser Unterstützung einer Unabhängigkeitsbewegung der ehemals portugiesischen Mikro-Kolonie und ihrer melanesischen Bevölkerung, die überwiegend katholischen Glaubens ist, sei es den USA vor allem um die reichen Erdölfunde in der Meeresstraße von Timor gegangen und um die Errichtung einer US-Marine-Basis bei Dili, behauptet man heute in Jakarta.

Das lebhafte Treiben auf den Straßen nimmt kein Ende. Ein kurzer, aber heftiger Regenguss hat keine Abkühlung verschafft - im Gegenteil - die schwülheiße tropische Witterung wirkt jetzt noch schweißtreibender. Der Besucher fühlt sich geborgen, inmitten der gastfreundlichen Menschen, die Ausländern mit großer Offenheit und Neugierde begegnen.

“Hier in Zentraljava erleben sie noch mehr von unserer ursprünglichen javanesischen Kultur, weit mehr als in der 600 Kilometer entfernten Hauptstadt Jakarta, in West-Java, wo der fundamentalistische Einfluss immer stärker wird“, berichtet eine Kellnerin, die längere Zeit in den Niederlanden gelebt hat.

„Ich hoffe nur, dass es bei dem Wahlergebnis keine bösen Überraschungen gibt!“, fügt sie hinzu, während sie Nasi Goreng serviert, das Nationalgericht Indonesiens...

Hier geht es zum zweiten Teil des Reiseberichts

Hier geht es zum dritten Teil des Reiseberichts

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