“Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr. Es kann trotzdem nach einem imperialen Status streben, würde aber dann ein vorwiegend asiatisches Reich werden», an diese Aussage von Zbigniew Brzezinski, dem ehemaligen US-Sicherheitsberater, aus seinem Buch «The Grand Chessboard», fühlt man sich erinnert, wenn man die NATO-Strategie gegenüber Russland der letzten Jahre betrachtet.

Die harsche Reaktion Russlands, bezüglich der Annektion der Krim, ist auch das Ergebnis der westlichen Politik - besonders der Politik der NATO - gegenüber dem größten Flächenstaat der Erde, in diesem Zeitraum, ja eigentlich seit dem Zusammenbruch des roten Imperiums.

Die permanente Ost-Ausdehnung der NATO, in die Weiten des eurasischen, post-sowjetischen Raumes, wurde in Moskau schon lange als eine Bedrohung der nationalen Sicherheit interpretiert. Die Unterstützung des Westens, von sogenannten Orangen-, Rosen-, Tulpenrevolutionen in der Ukraine, Georgien und Kirgistan, demonstrieren schon das Scheitern eines politisch strategischen Entwurfes, die die betreffenden Staaten weder westlicher, demokratischer oder stabiler gemacht haben.

Brzezinskis Buch und seine politische Agenda, geisterten noch Jahre nach dessen Amtszeit durch die Gänge und Amtsstuben von Kongress, Pentagon und dem Weißen Haus, seine antirussischen Reflexe dienten Bill Clinton, George Bush und Barack Obama als politische Orientierungspunkte, an welchen sich die europäischen Partner der USA gefälligst anzupassen hatten.

Russophobie

Brzezinski der 1928 in Warschau zu Welt kam, als Kind eines polnischen Diplomaten, der aus einer adligen Familie stammte, machte später aus seiner Russophobie in seinen Memoiren keinen Hehl. Die frühe Kindheit verbrachte er in Leipzig, wo der Vater als polnischer Konsul tätig war und in den Jahren 1936 bis 1938 ins sowjetukrainische Charkow wechselte, wo zu jener Zeit die vom stalinistischen Regime initiierten Hungersnöte wüteten, welche Millionen von Menschenleben forderten.

Brzezinski, der nach dem 2. Weltkrieg mit seiner Familie in die USA übersiedelte, startete seine berufliche Karriere als Politologe und geopolitischer Experte, flankiert von Warnungen vor dem angeblichen Expansionismus der Sowjetunion, den er später auch auf das postsowjetische Russland übertrug.

Das Eindämmen des Moskowiter Einflusses wurde von ihm zur Strategie erhoben, die Züge eines Dogmas trug.

Helmut Schmidt, der Brzezinski einmal als einen "polnischen Romantiker" bezeichnet hatte, schrieb über diesen Mann: "Ich kannte Brzezinski seit den fünfziger Jahren. Für mich war immer deutlich, dass er in einer extremen Weise die Russen hasste und in extremer Weise die Deutschen hasste. Ich habe ihm nie ein abgewogenes Wort zugetraut, muss ich bekennen."

Aufbau der Mudschahedin

Von dem angesehenen Historiker Fritz Stern war über Brzezinski zu lesen: "The most interesting unhistorical mind, I´ve ever met. Ein hochinteressanter aber theorielastiger Mensch. Von Geschichtsbewußtsein oder historischen Denken war er ziemlich frei, er hat alles von der Politikwissenschaft  her gesehen. Wir sprachen - ich glaube das war Anfang der sechziger Jahre - über Ungarn, wir hatten das Land gerade besucht, unabhängig voneinander, und ich erzählte ihm, wie mich im Oktober 1956 der sowjetische Einmarsch bewegt hat und die Unterdrückung, und dass ich geweint hätte. Da nahm er einen Stift, malte eine Karte aufs Papier und sagte: "Na ja, wenn man hier eine amerikanische Nuklearwaffe benutzt hätte und dort, wäre der Einmarsch unmöglich gewesen: "Ich war entsetzt."      

Seiner eigenen Theorie folgend, war es zu verdanken, dass die afghanischen Mudschahedin 1979 pauschal von Washington als Freiheitskämpfer akzeptiert und massiv aufgerüstet wurden, mit allen bis heute erkennbaren Problemen.

Seeblockade gegenüber Russland

Zwei Jahre zuvor war Brzezinski vom damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter zu dessen nationalem Sicherheitsberater ernannt worden. In diesem Zeitraum hatte Brzezinski die fehlgeschlagenen Geiselbefreiungsaktion der USA im Iran im November 1979 zu verantworten und, dass er die Sowjetunion durch verdeckte amerikanische Hilfe für die afghanische Reaktion zu ihrer fatalen Militärintervention im selben Jahr provozierte – mit dem Ziel der UdSSR »ihr Vietnam« zu bereiten.

Viele Jahre später bekannte er in einem Interview mit einer französischen Tageszeitung, dass die US-Hilfe für afghanische Warlords schon ein halbes Jahr vor dem sowjetischen Einmarsch begonnen hatte. Der dadurch gestärkte politische Islamismus erlangte dadurch seinen Durchbruch.

Eine Entwicklung, die wir heute und zukünftig weiter spüren werden.

Seine Feindschaft gegen Russland blieb bis zum Ende seines Lebens erhalten. In seinen letzten öffentlichen Äußerungen propagierte er das Ende der kulturellen Bindungen zwischen der Ukraine und Russland und forderte die USA zu einer Seeblockade gegenüber Russland auf.

Zbigniew Brzezinski verstarb vergangene Woche. Die Folgen seiner Politik als US-Sicherheitsberater leben weiter.

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