Die internationale Bankenwelt steht mal wieder im Mittelpunkt. Nicht, weil die Krise wieder hochgekocht ist und nicht einmal, weil sich deren alternativlose Rettung wieder als Fass ohne Boden entpuppt hat – sondern weil die Banken und die Banker massiv „in der Kritik“ stehen. Man mache sich einmal bewusst, was die Schlagzeilen an einem langweiligen Donnerstag wie heute hergeben… Die Banker sind eben nicht gerade „Freunde“ der Zivilgesellschaft...
Da haben wir beispielsweise einen neuen Namen, der im Kreuzfeuer der Justiz gelandet ist: Rodrigo Rato, der wohl prominenteste Banker Spaniens. Er ist seit Mitte der 90er Jahre Wirtschafts- und Finanzminister Spaniens gewesen und nach einer kurzen Übergangszeit als Generaldirektor beim IWF, noch vor der Krise als Nachfolger von Horst Köhler, erntete er die Früchte seiner Arbeit, schuf nach Bismarck’scher Manier („mit Eisen und Blut“) den Sparkassenverband Bankia und brachte diesen noch schnell an die Börse.
Bankia stellt den gesamten Euro vor neue Probleme. Der Mann hinter der Konstruktion, Herr Rato, muss sich nun der Justiz stellen. Es geht um „Betrug, Unterschlagung und Bilanzfälschung“ – immerhin gegen jemanden, der den IWF anführte! Es ist eben nicht so, dass all die illustren Namen, die mit dem Projekt Eurorettung verbunden sind, am kollektiven Helfersyndrom leiden. Der Euro wird gegen massiven Widerstand von Gesellschaft und Experten gerettet (s. u.)!
Dabei scheinen all die Probleme keine zu sein! In geheimen Papieren legten die Großbanken der US-Einlagensicherung FDIC jeweilig nun vor, dass es im Falle der eigenen Insolvenz jeweils kein Problem à la Lehman für das Gesamtsystem gäbe. Ach, so ist das also!? Was retten wir denn dann bitte? Was ist denn dann so „systemrelevant“? Nette Anekdote: Die Deutsche Bank vermerkt in ihrem so genannten Testament, „dass sie mehr als 2.900 rechtliche Einheiten in 72 Ländern unterhält.“
Großbank eben. Doch der erste Preis bei all diesen Headlines geht eindeutig an die City of London, deren Bankenverband, welcher den LIBOR einst erfand, ihn nun mit unschuldigen Blicken zu Boden plötzlich und unerwartet vom Staat regulieren lassen möchte. Wie kleine Jungs, die man heimlich beim Rauchen erwischt! Wir dürfen es auf keinen Fall bis zur Bankenunion und unlimitierten Blanko-Scheck-Rettung durch den ESM kommen lassen! Sonst müssen wir bald den Begriff „Weltwirtschaftskrise“ neu definieren…
===== N E W S =====
BRITISCHER BANKENVERBAND WILL LIBOR REGULIEREN LASSEN (!)
Unglaubliche Neuigkeiten! Und ein nettes Video ist auch gleich mitgeliefert!
GEGEN EX-BANKIA-CHEF RODRIGO RATO WIRD WEGEN BETRUGS ERMITTELT
Ex-Finanzminister, Ex-Wirtschaftsminister, Ex-IWF-Chef und Vollblut-Banker…
DIRK NIEBEL WILL FINANZVERWALTUNG IN GRIECHENLAND AUFBAUEN
Wieso? Weil er sich mit internationalen Steuerschlupflöchern auskennt?
DEUTSCHE WOLLEN KEINE „VEREINIGTEN STAATEN VON EUROPA“
STERN-Umfrage sieht Gegnerschaft bei 74 Prozent. Repräsentative Demokratie eben…
IST JASSIR ARAFAT AN POLONIUM-VERGIFTUNG GESTORBEN?
Würde die Geschichte im Nachhinein wieder mal auf den Kopf stellen. Diagnose: Mord?
===== H I N T E R G R U N D =====
JEDE MENGE ZAHLEN UND DATEN ZUR ULTRA-LANGZEIT (SEIT 1600)
Hochspannend! Manch Highlight war unbekannt… und 2012 ist definitiv eines!
ARTIKEL DER WOCHE — (GROSS-)BANKENRETTUNG IST NICHT ALTERNATIVLOS
In den geheimen „Testamenten“ sehen alle großen Banken kein Problem bei eigener Insolvenz (!).
HANS-WERNER SINN UND ANDERE WOLLEN WIDERSTAND FORMEN
Bankenunion und ESM-Direktkapitalisierung waren zuviel. Gute Sache!
ARTIKEL DER WOCHE — „DAS PROJEKT EURO IST GESCHEITERT“
Bringt die Sache scharf auf den Punkt: „Parlament wird entmündigt“ und mehr!
ZU GUTER LETZT — EINZELTÄTER VERWÜSTET T-PUNKT IN MANCHESTER
Da ist ihm einfach mal der Kragen geplatzt – und Tausende fiebern spontan mit…
Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.
Kommentare
http://www.nachdenkseiten.de/?p=13760
Toller Link! Und er zeigt, dass es so einfach wie logisch ist, aus dem Schlamassel herauszukommen: Rettet die Bürger, nicht die Banken und kümmert Euch um die Realwirtschaft (Mittelstand, nicht Großindustrie!). Der Rest kann meinetwegen vor die Hunde gehen.
VW zeigt gerade mal wieder eindrucksvoll, was die Großindustrie von ihrer Verantwortung für die Gesellschaft hält, indem sie den Porsche-Deal ohne Steuern zu zahlen abwickeln. Fehlt nur noch der Spruch: "Vielen Dank für die Abwrackprämie, Ihr Deppen!"
Es ist sooooo traurig und beschämend...
Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.
Keck verhöckern diese Knaben
Dinge die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen – echt famos!
Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.
Triffts hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken –
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut.
Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.
Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.
Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und – das ist das Feine ja –
nicht nur in Amerika!
Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen –
ist halt Umverteilung pur,
Stets in eine Richtung nur …
Dieses Gedicht von Kurt Tucholsky, veröffentlicht 1930 in der „Weltbühne“.
Kurt Tucholsky hat in seinem Gedicht das Prinzip schon 1930 beschrieben.
Was hat sich geändert?
Herrn Müller und seinem Team herzlichen Dank.
Nettes Gedicht!
ABER: Das Gedicht ist weder von Tucholsky noch aus dem Jahr 1930. Es stammt vielmehr aus dem September 2008 und aus der Feder des Österreichers Richard Kerschhofer. (http://diepresse.com/home/wirtschaft/finanzkrise/426781/Der-Tuc holskySchwindel)
Würde aber auch zu gut auf die jetzige Situation passen. Aber gab es 1930 überhaupt schon Leerverkäufe?