Von den deutschen sogenannten Qualitätsmedien völlig ignoriert, erschien am 18. Juni 2020 in der US-Zeitschrift The National Interest ein langer Essay des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem Titel „Gemeinsame Verantwortung vor Geschichte und Zukunft“ zum „75. Jahrestag des Großen Sieges“ in englischer Sprache.(1) Am 19. Juni 2020 veröffentlichte die Botschaft der Russischen Föderation in Berlin den Artikel in Deutsch.(2) Im Vergleich zu dem, was von westlichen Spitzenpolitikern sonst so zu hören und zu lesen ist, handelt es sich um ein publizistisches und politisches Glanzstück.
Anlass für diese denkwürdige Veröffentlichung, die ohne Übertreibung als eines der wichtigsten politischen und geschichtlichen Dokumente seit 1945 zu sehen ist, war nicht nur der 75. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland. Vielmehr war es die dreiste Provokation durch das Parlament der Europäischen Union, das sich am 19. September 2019 auf Initiative von 18 polnischen EU-Abgeordneten eine Resolution leistete, mit der Russland eine wesentliche Mitschuld am Zweiten Weltkrieg zugeschoben werden soll, und zwar
„in der Erwägung, dass vor 80 Jahren, am 23. August 1939, die kommunistische Sowjetunion und das nationalsozialistische Deutsche Reich den als Hitler-Stalin-Pakt bekannten Nichtangriffspakt und dessen Geheimprotokolle unterzeichneten, womit die beiden totalitären Regime Europa und die Hoheitsgebiete unabhängiger Staaten untereinander aufteilten und in Interessensphären einteilten und damit die Weichen für den Zweiten Weltkrieg stellten…“(3)
Die historische Unkenntnis und ideologische Befangenheit zahlreicher Mitglieder dieses höchsten europäischen Gremiums zeigt sich an dem Abstimmungsergebnis: 535 Ja-Stimmen, 66 Nein-Stimmen, 52 Enthaltungen.
Der russische Präsident mochte diese Schuldzuweisung nicht auf sich beruhen lassen und antwortete mit einer Abhandlung, die deutlich seine Handschrift trägt. Er beginnt mit einem persönlichen Rückblick auf das Schicksal seiner Familie im Zweiten Weltkrieg und danach:
„Man pflegt zu sagen: Der Krieg hat eine tiefe Spur in der Geschichte jeder Familie hinterlassen. Hinter diesen Worten stehen das Schicksal von Millionen Menschen, ihr Leiden und der Schmerz des Verlustes. Stolz, Wahrheit und Erinnerung. Für meine Eltern ist der Krieg die schrecklichen Qualen des belagerten Leningrads, wo mein zweijähriger Bruder Witja starb, wo meine Mutter durch ein Wunder am Leben blieb.“(4)
Für ihn und seine Altersgenossen, so schreibt Putin, sei es wichtig, „dass unsere Kinder, Enkel und Urenkel begreifen, welchen Prüfungen und Qualen ihre Vorväter standgehalten haben.“ Er halte es in Verantwortung gegenüber der Vergangenheit und Zukunft für seine Pflicht, „alles zu tun, um eine Wiederholung der schrecklichen Tragödien zu verhindern“. Deshalb habe er den Artikel über den Zweiten Weltkrieg und den „Großen Vaterländischen Krieg“ geschrieben.
Zu den Ursachen des Zweiten Weltkriegs
Putin geht dann in bemerkenswerter Weise auf die Vorkriegszeit ein – er bezeichnet seine Ausführungen als „Offensichtliches“ –, und das sollte nicht nur den für die unsägliche EU-Resolution verantwortlichen Abgeordneten, sondern allen westlichen Politikern ins Geschichtsbuch geschrieben werden:
„Die eigentlichen Ursachen des Zweiten Weltkriegs ergeben sich in vieler Hinsicht aus den Entscheidungen, die zu den Ergebnissen des Ersten Weltkrieges getroffen wurden. Der Vertrag von Versailles wurde für Deutschland zu einem Symbol tiefer Ungerechtigkeit. Tatsächlich ging es um die Beraubung des Landes, das den westlichen Verbündeten riesige Reparationen zahlen musste, die seine Wirtschaft erschöpften. Der Oberbefehlshaber der alliierten Armeen, Marschall von Frankreich, Ferdinand Foch, gab dem Versailler Vertrag eine prophetische Bezeichnung: ‚Das ist kein Frieden. Das ist ein Waffenstillstand auf 20 Jahre‘. Gerade die nationale Demütigung bildete den Nährboden für radikale und revanchistische Stimmungen in Deutschland.“(5)
Damit sei das deutsche Volk in einen neuen Krieg getrieben worden, folgert Putin. Es sei paradox, aber westliche Staaten, vor allem Großbritannien und die USA, hätten direkt oder indirekt dazu beigetragen:
„Ihre Finanz- und Industriekreise investierten durchaus aktiv in deutsche Fabriken und Werke, die Rüstungserzeugnisse produzierten. Und unter der Aristokratie und dem politischen Establishment gab es viele Anhänger radikaler, rechtsextremer, nationalistischer Bewegungen, die sowohl in Deutschland als auch in Europa an Stärke gewannen.“
Das Münchner Abkommen
In einem folgenden längeren Abschnitt beschäftigt sich Putin mit der Gründung des Völkerbundes und dem Münchner Abkommen, in Russland die „Münchner Verschwörung“ genannt. Der Völkerbund sei eines der wichtigsten Ergebnisse des Ersten Weltkriegs gewesen:
„Auf diese internationale Organisation wurden große Hoffnungen zur Gewährleistung eines dauerhaften Friedens, der kollektiven Sicherheit gesetzt. Es war eine progressive Idee, deren konsequente Umsetzung ohne Übertreibung eine Wiederholung der Schrecken des globalen Krieges hätte verhindern können.“
Doch das Bündnis sei von den Siegermächten Großbritannien und Frankreich dominiert worden und dadurch ineffizient und bedeutungslos geworden.
Wiederholte Forderungen der Sowjetunion nach einem gleichberechtigten, vertraglich abgesicherten System kollektiver Sicherheit seien ignoriert worden, so Putin weiter.
„Und im Fall des Münchner Abkommens, an dem neben Hitler und Mussolini die Staats- und Regierungschefs Großbritanniens und Frankreichs teilnahmen, kam es mit voller Zustimmung des Völkerbundrates zu einer Zergliederung der Tschechoslowakei.“
In diesem Zusammenhang betont Putin,
„dass sich Stalin im Unterschied zu vielen damaligen europäischen Führern nicht mit einem persönlichen Treffen mit Hitler befleckte, der damals in westlichen Kreisen als ein durchaus respektabler Politiker galt, und ein willkommener Gast in den europäischen Hauptstädten war.“
Auf die Annexion der tschechoslowakischen Gebiete, an der neben Nazi-Deutschland auch Polen beteiligt gewesen sei, geht Putin genauer ein:
„Sie entschieden im Voraus und gemeinsam, wer welche tschechoslowakische Ländereien bekommen wird. Am 20. September 1938 teilte der polnische Botschafter in Deutschland, Jozef Lipski, dem Außenminister Polens, Jozef Beck, die Versicherungen Hitlers mit, dass, wenn es zwischen Polen und der Tschechoslowakei zu einem Konflikt bezüglich der polnischen Interessen in Tschechien komme, das Reich sich auf die polnische Seite stellen werde. Der Nazi-Führer gab sogar Hinweise und Ratschläge, dass der Beginn der polnischen Aktionen erst nach der Besetzung des Sudetenlands durch die Deutschen erfolgen solle.“
Polen sei sich bewusst gewesen, so Putin, „dass seine Eroberungspläne ohne Unterstützung durch Hitler zum Scheitern verurteilt gewesen wären“(6). Er zitiert die Aufzeichnung eines Gespräches des deutschen Botschafters in Warschau, Hans-Adolf von Moltke, mit Jozef Beck vom 1. Oktober 1938 über die polnisch-tschechischen Beziehungen und die Position der UdSSR in dieser Frage:
„Dort steht geschrieben, Herr Beck… habe sich für die loyale Interpretation der polnischen Interessen auf der Münchner Konferenz sowie für die Aufrichtigkeit der Beziehungen während des tschechischen Konflikts sehr bedankt. Die Regierung und die Öffentlichkeit von Polen würden die Position des Führers und Reichskanzlers voll und ganz würdigen“.
Das sind erstaunliche Aussagen, die durch Archivmaterial belegt werden können. Putin schreibt:
„Die Teilung der Tschechoslowakei war grausam und zynisch. München zerstörte sogar jene formellen und zerbrechlichen Garantien, die auf dem Kontinent geblieben waren, und zeigte, dass gegenseitige Vereinbarungen nichts wert sind. Gerade das Münchner Abkommen diente als Auslöser, nach dem ein großer Krieg in Europa unvermeidlich wurde. Heute möchten europäische Politiker, vor allem polnische Spitzenpolitiker, München ‚verschweigen‘. Warum? Nicht nur deswegen, weil ihre Länder damals ihre Verpflichtungen verraten haben und das Münchner Komplott unterstützten, wobei einige sogar an der Teilung der Beute teilnahmen, sondern auch weil es unangenehm ist, sich daran zu erinnern, dass sich nur die UdSSR an jenen dramatischen Tagen für die Tschechoslowakei eingesetzt hat.“
Weiter führt Putin aus, die Sowjetunion habe versucht, auf der Basis ihrer internationalen Verpflichtungen, darunter auch der Abkommen mit Frankreich und der Tschechoslowakei, „die Tragödie zu verhindern“, Polen habe hingegen, „seine Interessen verfolgend, mit allen Kräften die Schaffung eines kollektiven Sicherheitssystems in Europa verhindert“.
Am 19. September 1938 habe der polnische Außenminister Jozef Beck dem polnischen Botschafter in Berlin, Jozef Lipski, vor seinem Treffen mit Hitler geschrieben: „…Im Laufe des vergangenen Jahres hat die polnische Regierung viermal das Angebot abgelehnt, sich der internationalen Einmischung zum Schutz der Tschechoslowakei anzuschließen.“
Über die Intentionen der damaligen Großmächte Großbritannien und Frankreich, damals die wichtigsten Verbündeten der Tschechen und Slowaken, schreibt Putin, sie hätten sich dafür entschieden, „auf ihre Garantien zu verzichten und dieses osteuropäische Land zum Zerreißen vorzuwerfen.“
Es folgt eine brisante, aber durchaus stimmige Analyse:
„Nicht nur vorzuwerfen, sondern die Bestrebungen der Nazis in den Osten zu lenken, mit dem Ziel, dass Deutschland und die Sowjetunion unvermeidlich aufeinanderstoßen und einander ausbluten könnten. Gerade darin bestand die westliche Politik der ‚Befriedung‘. Und nicht nur in Bezug auf das Dritte Reich, sondern auch auf andere Teilnehmer des sogenannten Antikomintern-Pakts – das faschistische Italien und das militaristische Japan.“
Der Hitler-Stalin-Pakt
In der damals entstandenen Situation hat die Sowjetunion einen Nichtangriffspakt mit Deutschland abgeschlossen, den Hitler-Stalin Pakt, in Russland Molotow-Ribbentrop-Pakt genannt. Aber das war keine außergewöhnliche Handlung oder Schandtat (wie die polnische Regierung in jüngster Zeit mehrmals behauptet hat).
Vielmehr war die Sowjetunion das letzte der europäischen Länder, das Derartiges mit Deutschland unterzeichnet hat, und es handelte sich um eine durch Archivmaterial belegte Sicherheits- und Abwehrstrategie der sowjetischen Führung „vor dem Hintergrund der realen Gefahr, mit einem Zweifrontenkrieg konfrontiert zu werden – mit Deutschland im Westen und mit Japan im Osten, wo bereits intensive Kämpfe am Fluss Chalcha stattfanden“.
Das „Münchner Komplott“ habe der Sowjetunion gezeigt, „dass die westlichen Länder Sicherheitsfragen lösen werden, ohne Rücksicht auf die sowjetischen Interessen zu nehmen und bei passender Gelegenheit eine antisowjetische Front bilden zu können“.
In der heutigen, von den westlichen Siegermächten beeinflussten deutschen Geschichtsschreibung werden diese Zusammenhänge zumeist verschwiegen oder falsch dargestellt. Putin schreibt dazu, man könne Stalin zu Recht vieles vorwerfen, nicht jedoch einen Mangel an Verständnis der äußeren Bedrohungen für die Sowjetunion, die versuchte, nicht allein gegen das Deutsche Reich und seine etwaigen Verbündeten dazustehen.
Im Übrigen habe der Oberste Sowjet in einer Verordnung vom 24. Dezember 1989 die Geheimprotokolle zum Hitler-Stalin-Pakts offiziell als einen „Akt der persönlichen Macht“, der nicht dem Willen des sowjetischen Volkes entsprach, verurteilt.
Man wisse nicht, schreibt Putin, ob es geheime Protokolle und Anhänge zu den Abkommen der anderen Länder mit Nazi-Deutschland gab. Aber heute zögen es diese Staaten vor, „sich nicht an die Abkommen zu erinnern, unter denen die Unterschriften der Nazis und westlicher Politiker stehen“.
Nicht zu vergessen sei dabei „die rechtliche oder politische Bewertung dieser Zusammenarbeit, darunter auch der stillschweigenden Kompromissbereitschaft einiger europäischer Politiker mit den barbarischen Plänen der Nazis bis zu ihrer direkten Förderung.“ Zitiert wird der zynische Satz des polnischen Botschafters Jozef Lipski in einem Gespräch mit Hitler am 20. September 1938:
„…Für die Lösung der jüdischen Frage werden wir [Polen] ihm… ein schönes Denkmal in Warschau aufstellen“.
Es folgt eine Aufforderung an andere Staaten, den Prozess der Öffnung ihrer Archive, „ die Veröffentlichung bisher unbekannter Dokumente aus der Vorkriegs- und Kriegszeit zu intensivieren“. Russland sei bereit für eine Zusammenarbeit an Forschungsprojekten von Historikern.
Der Zweite Weltkrieg
Im Weiteren geht Putin auf den Zweiten Weltkrieg und die Rolle Russlands bei der Bekämpfung des deutschen Faschismus‘ ein. Er schreibt:
„Es war naiv zu glauben, dass Hitler keine weiteren territorialen Ansprüche erheben würde, nachdem er mit der Tschechoslowakei fertig war. Diesmal gegenüber seinem jüngsten Komplizen bei der Teilung der Tschechoslowakei – Polen. Als Anlass diente hier übrigens auch das Erbe von Versailles – das Schicksal des so genannten Danziger Korridors. Die darauffolgende Tragödie Polens liegt voll und ganz auf dem Gewissen der damaligen polnischen Führung, die die Bildung des Militärbündnisses zwischen England, Frankreich und der Sowjetunion verhinderte, sich auf die Hilfe der westlichen Partner verließ und sein Volk unter die Walze der Hitler-Zerstörungsmaschine stellte… Und die militärpolitische Spitze Polens flüchtete bis zum 17. September auf das Territorium Rumäniens und verriet ihr Volk, das den Kampf gegen die Eindringlinge fortsetzte.“
Auch die Rolle Frankreichs und Englands sieht Putin kritisch: Ein „direkter Verrat“ an ihren Bündnisverpflichtungen gegenüber Polen sei nicht zu übersehen, weil sie zunächst nicht in die Offensive gingen. Die Sowjetunion habe abgewartet und sich dem Bündnis Deutschlands, Italiens und Japans verweigert. Die westlichen Länder seien mit den sowjetischen Aktionen, die dem Wunsch nach Sicherheit gedient hätten, einverstanden gewesen.
Die russische Armee habe seinerzeit Gebiete bis an die sogenannte Curzon-Linie besetzt, „die nicht zu Polen gehören und die Polen nach dem Ersten Weltkrieg gewaltsam besetzt hatte“ (so der zitierte ehemalige britische Premierminister David Lloyd George).(7) Insofern sei das russische Vorrücken nicht mit dem der Deutschen zu vergleichen.
Hitler habe dann die Sowjetunion angegriffen („Unternehmen Barbarossa“), weil ihm klar gewesen sei, „dass gerade die Sowjetunion die Hauptstärke war, die ihm in Europa gegenüberstand, und dass der bevorstehende Kampf im Osten den Ausgang des Weltkriegs bestimmen würde.“ Er sei überzeugt gewesen, dass der Feldzug nach Moskau kurz und erfolgreich sein würde.
Putin fährt fort: „Der Zweite Weltkrieg brach nicht von heute auf morgen aus, er begann nicht unerwartet, nicht plötzlich. Und die deutsche Aggression gegen Polen war auch nicht unerwartet. Es ist das Ergebnis vieler Tendenzen und Faktoren in der Weltpolitik jener Zeit.“ Daher sei es ungerecht zu behaupten, der zweitägige Besuch des Nazi-Außenministers Ribbentrop in Moskau sei der zentrale Grund, der zum Zweiten Weltkrieg geführt habe.
Der russische Präsident vertritt die Ansicht, alle führenden Länder hätten seinen Ausbruch „in dem einen oder anderen Maße zu verantworten“, jedes dieser Länder habe „nicht wiedergutzumachende Fehler in der selbstgefälligen Zuversicht begangen, dass man andere überlisten, einseitige Vorteile für sich gewinnen und dem heranrückenden globalen Unheil ausweichen kann.“ Diese Kurzsichtigkeit, der „Verzicht auf die Schaffung eines Systems der kollektiven Sicherheit“ habe Millionen Menschenleben und riesige Verluste gefordert.
Bewahrung des historischen Gedächtnisses
Ausdrücklich betont Putin, er wolle nicht die Rolle eines Richters in der Absicht übernehmen, „jemanden zu beschuldigen oder zu rechtfertigen oder gar eine neue Runde der internationalen Informationskonfrontation im historischen Bereich loszutreten, die Staaten und Völker gegeneinander aufbringen kann.“
Er ist der Meinung, „dass die Suche nach ausgewogenen Bewertungen vergangener Ereignisse der akademischen Wissenschaft mit einer breiten Vertretung namhafter Forscher überlassen werden sollte“, um „Wahrheit und Objektivität“ herzustellen. Ein derartiger Ansatz würde es ermöglichen, „die damals begangenen Fehler nicht mehr zu wiederholen und eine friedliche und erfolgreiche Entwicklung für die kommenden vielen Jahre sicherzustellen“.
Allerdings, so Putin weiter, seien „viele unserer Partner“ nicht zu einer Zusammenarbeit bereit. „Im Gegenteil, um ihre Ziele zu erreichen, erhöhen sie die Anzahl und das Ausmaß der Informationsangriffe gegen unser Land, wollen es dazu bringen, dass es sich rechtfertigt und schuldig fühlt; sie verabschieden durch und durch scheinheilige politisierte Resolutionen. So wurde in der am 19. September 2019 vom Europäischen Parlament gebilligten Entschließung zur ‚Erhaltung des historischen Gedächtnisses für die Zukunft Europas‘ die UdSSR zusammen mit Nazideutschland direkt beschuldigt, den Zweiten Weltkrieg entfesselt zu haben.“
Aber in dieser Resolution, die offenbar Skandale bezwecke und reale Gefahren in sich berge, fehle „jegliche Erwähnung von München“ (also der Rolle Polens nach dem Münchner Abkommen).
Wer den Konsens einer Friedenspolitik bewusst in Frage stelle, zerstöre „die Grundlagen des gesamten Nachkriegseuropas“, schreibt Putin. Es sei eine Gemeinheit, wenn in den Erklärungen zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs alle Mitglieder der Anti-Hitler-Koalition außer der UdSSR aufgelistet werden. In diesem Zusammenhang stellt er fest, dass es keine Archivdokumente gibt, „die die Absicht der Sowjetunion bestätigen würden, einen Präventivkrieg gegen Deutschland zu starten“. Als abscheulich empfindet er die Ermordung von Gegnern der Erben des Faschisten Bandera und Neonazis in der Ukraine.
Dem opferreichen Widerstand der Sowjetunion widmet Putin einen längeren Abschnitt, der das dramatische Geschehen in dem vom Krieg überzogenen Land verdeutlicht und die für den Sieg über Nazi-Deutschland entscheidenden Leistungen der Roten Armee hervorhebt – frei von anti-deutschen Tendenzen!
Die genannten Zahlen sind erschreckend und sollten russophobe deutsche Politiker und Journalisten beschämen:
„Fast 27 Millionen Sowjetbürger starben an den Fronten, in deutscher Gefangenschaft, an Hunger oder unter Bombenangriffen in den Ghettos und Öfen der Todeslager der Nazis. Die UdSSR verlor jeden siebten Bürger…“
Putin setzt auf die „Großen Fünf“
Gegen Ende des Artikels geht Putin auf den historischen Revisionismus ein, „dessen Erscheinungen wir heute im Westen beobachten“. Er sei gefährlich, „weil dadurch das Verständnis von den Grundsätzen einer friedlichen Entwicklung grob und zynisch verzerrt wird, die 1945 mit den Konferenzen von Jalta und San Francisco gestiftet wurden“.
Die wichtigste historische Errungenschaft der damaligen Zeit liege in der Einigung „auf einen Mechanismus, der es den führenden Mächten ermöglichen könnte, bei allen zwischen ihnen auftretenden Meinungsverschiedenheiten doch im durch die Diplomatie vorgegebenen Rahmen zu bleiben“. Denn die gewaltsame Regelung von Streitigkeiten sei eine ernste Gefahr für die Existenz der Menschheit geworden, und das hätten die Sieger des Zweiten Weltkriegs seinerzeit nach den ersten Atombombenabwürfen begriffen.
Putin ist überzeugt, dass die UNO mit ihrem Sicherheitsrat immer noch ihre Hauptaufgabe erfüllt: die „Verhinderung eines großen Krieges oder eines globalen Konflikts“. Die Forderung, das Vetorecht abzuschaffen, hält er für unverantwortlich, weil die UNO damit das Schicksal des Völkerbundes teilen würde. Es gehe darum, weiter Formen friedlicher Koexistenz und Interaktion zu finden – soweit es den Wunsch und den Willen dafür gebe.
Putin setzt dabei auf ein Treffen der Staats- und Regierungschefs der Atommächte China, USA, Frankreich, Großbritannien und Russland und nennt die zu erörternden Themen: die Lage der Weltwirtschaft, Friedenserhalt, Verbesserung der globalen und regionalen Sicherheit, strategische Rüstungskontrolle sowie gemeinsames Vorgehen gegen Terrorismus, Extremismus und weitere Herausforderungen und Bedrohungen.
Dem ist zu entnehmen, dass Putin, der seine Hoffnungen auf Ausgleich und Frieden ostentativ auf den Gipfel der „Großen Fünf“ richtet, nach einer Phase ständiger Zurückweisungen ganz offensichtlich seine Hoffnungen und das Vertrauen in Deutschland als friedenspolitischer Macht verloren hat.
Das ist verständlich, dazu haben nicht zuletzt US-affine Politikerinnen wie Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer beigetragen, aber auch Politiker wie Frank-Walter Steinmeier, Norbert Röttgen oder Reinhard Bütikofer, um nur einige von vielen zu nennen.
„Was heißt das konkret für mich!?“
Immerhin bemüht sich Wladimir Putin, Deutschland als Einflussgebiet der USA nicht bloßzustellen, sondern unter Verwendung von Archivmaterial den Blick auf die Hintergründe des Zweiten Weltkriegs zu lenken, für den Deutschland nicht allein die Verantwortung trägt, Russland schon gar nicht. Insofern ist seine Abhandlung eine Klarstellung, und zugleich ist sie ein friedenspolitisches Dokument von weltgeschichtlicher Bedeutung.
Der Schriftsteller und Publizist Dr. jur. Wolfgang Bittner lebt in Göttingen. 2019 sind von ihm der Roman „Die Heimat, der Krieg und der Goldene Westen“ sowie das Sachbuch „Der neue West-Ost-Konflikt – Inszenierung einer Krise“ erschienen.
Anmerkungen
(1) Siehe: https://nationalinterest.org/feature/vladimir-putin-real-lessons-75th-anniversary-world-war-ii-162982 (20.6.2020)
(2) Siehe: https://russische-botschaft.ru/de/2020/06/19/75-jahrestag-des-grossen-sieges-gemeinsame-verantwortung-vor-geschichte-und-zukunft/ (20.6.2020)
(3) Europäisches Parlament, Bedeutung der Erinnerung an die europäische Vergangenheit für die Zukunft Europas, 19.9.2019, https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2019-0021_DE.html (25.6.2020)
(4) Zitiert nach der Übersetzung der Russischen Botschaft, auch im Folgenden.
(5) Ausführlich zum 1. Weltkrieg, Versailler Vertrag, Aufstieg Hitlers und 2. Weltkrieg: Wolfgang Bittner, Der neue West-Ostkonflikt – Inszenierung einer Krise, Verlag zeitgeist 2019, S. 113-139.
(6) Anfang Oktober 1938 besetzten polnische Truppen das tschechoslowakische Olsagebiet (Teschen), während Deutschland in das Sudetenland einmarschierte.
(7) Im Krieg gegen die durch Bürgerkrieg geschwächte Sowjetunion (1919-1921) hat Polen unter Marschall Pilsudski sowjetische Gebiete im Baltikum, in Weißrussland und der Ukraine annektiert.
Kommentare
Wie soll man aus einer Geschichte lernen, die zurechtgebogen und verlogen an die Nachkommen weitergegeben wird?
"Diese Kurzsichtigkeit, der „Verzicht auf die Schaffung eines Systems der kollektiven Sicherheit“ habe Millionen Menschenleben und riesige Verluste gefordert."
Wir sind auf dem besten Weg, diesen Fehler der Kurzsichtigkeit aus Gier nacht Macht wieder zu begehen. Die Vorzeichen sind anders, aber ich fürchte, im Ergebnis schlittern wir wieder in einen Krieg.
Auf eine einigermaßen neutrale, diplomatische und sachliche Sicht unserer zum Teil gehirngewaschenen, bildungsfernen und Popo kriechenden Politikkasperl wird man vergeblich hoffen. Wahnsinn, welche selbstherrlichen und sich überschätzende Marionetten sich die Führung der Länder anmaßen. Aber - sie werden ja demokratisch gewählt und die Menschen wollen es genau so?!?
Wir müssten ALLE auf die Strasse, gegen Krieg, Einmischung anderer Länder etc.
Ja, ja ich weis.....................
https://youtu.be/kz2MhkQha4Y
Die Unfähigkeit einer Merkel die absolut vergessen hat wo sie herkommt und wer und was ihre Kindheit, Jugend und Ausbildung bezahlt und erst möglich gemacht hat, spricht Bände.
Das Format eines Putin, der selbstverständlich in den Sicherheitsorganen der UdSSR diente, kann nicht ein einziger westlicher Politiker erreichen.
Russland darf stolz sein solch einen Sohn und ersten Mann des russischen Volkes als Präsident zu haben.
Die Stärke der russischen Streitkräfte und ihre Führung weltweit als High Tech Armee sichert den Frieden. Jeder Versuch sich Russland gegenüber militärisch zu beweisen führt unweigerlich zum Untergang derjenigen Macht oder auch einem sogenannten Bündnis was sich NATO nennt.
Helmut Kohl am 01. 06.1995:
"Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten."
Jeder kann sich im Buch "Fremdbestimmt" von Thorsten Schulte auf der Grundlage von Originalquellen über die Vergangenheit informieren, sofern er die Gegenwart verstehen möchte.
Diese Lektüre öffnet die Augen aller denkenden Menschen und sollte Pflichtlektüre im Geschichtsunterricht werden!
Eine gut geschriebene Meisterleistung von Torsten Schulte!
https://zeitgeist-online.de/und_immer_wieder_versailles
https://fremdbestimmt.com/
durchaus lesenswert.
Die Sieger schreiben eben die Geschichte, die einem dann erzählt wird.
Zeit dass so Einiges ans Licht kommt, trotzdem alle die Nerven und die Besinnung behalten und alles friedlich bleibt. Danke für diesen Artikel und danke Hr. Putin füs "Stöbern" im Archiv.
Wichtig für die Zukunft ist ein wahrhaftiger Blick in die Vergangenheit.
https://www.fremdbestimmt.com/buchaktion/
gibt es im Moment auch die erste Hälfte des Buches gratis
Und ich schließe mich b.thalmayr hier an - das Buch ist sehr zu empfehlen!
Und erfolgreicher, als es jeder bürgerliche Geschichtsrevisionismus von 'rechts' je war. Was zählt da, dass der Autor des obigen Artikels vielleicht publizistischer Profi, aber historischer Laie ist, bar jeder Kenntnis des Forschungsstandes, geschweige Bereitschaft zur Diskussion dieses Forschungsstandes?
Dem politischen Westen anteilig eine Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zuzuschreiben (Sowjet-Russland aber nicht), kann geschichtsverfälschender nicht sein. Der Versailler Vertrag war schon VOR Hitler praktisch beinahe obsolet. Und die 'falsche' Appeasement-Politik des Westens entsprang vor allem der fehlenden Kriegsbereitschaft im Westen, materiell wie ideell: Weder in England noch in Frankreich und schon gar nicht in Amerika wäre ein großer Kriegszug gegen einen deutschen Diktator schon in den 30er Jahren zu vermitteln gewesen (Noch zu Beginn des Angriffs auf Polen war der Westen militärisch völlig außerstande, Polen effektive Hilfe zu leisten, trotz der Kriegserklärungen gegen Deutschland).
Als den westlichen Demokratien die Sackgasse des Appeasements kaum einen anderen Ausweg mehr ließ und man eine politische Front gegen Hitler aufzubauen begann, war es Russland, das aus dieser Anti-Hitler-Front ausscherte und mit Hitler paktierte - wie das 'Zusatzprotokoll' belegt, auch aus eigener imperialistischer Ambition heraus. Darüber hinaus sind insbesondere die Massenverbrechen der NKWD-Geheimpolizei in den von Russen eingenommenen polnischen Gebieten dem russophilen Autoren Bittner keine Silbe Erwähnung wert.
Im Übrigen sind generell die Massenverbrechen der Sowjetunion in den 20er und 30er Jahren, begonnen unter Lenin, auf dem Höhepunkt unter Stalin mit Abermillionen Opfern, nicht in jeder Hinsicht, so doch in etlicher Hinsicht vergleichbar mit den Massenverbrechen Hitlers. Für Bittner ist auch dieser Zivilisationsbruch Russlands kein Thema.
Es sei hier abschließend daran erinnert, dass nicht nur das historische, sondern auch das heutige Russland nicht einmal eine 'gelenkte Demokratie' genannt werden kann'. Russland ist bis heute eine Diktatur, in der freie Wahlen, Rechtsstaatlichkeit und selbst innergesellschaftlich Menschenrechte wenig bis gar nichts zählen. Auch die offen imperialistischen Ambitionen Russlands stehen vom Zarismus über die Sowjetunion bis hin zu Putin in einer klaren Traditionslinie
- das schließt die Tradition ein, dass der Imperialismus eines russischen Diktators im Übrigen auch die Erwartungen breiter Kreise der 'einfachen' russischen Bevölkerung bedient, die die imperialistische Ambition für ein selbstverständliches 'Recht' Russlands halten möchte.
Fragen über Fragen!
https://de.wikipedia.org/wiki/Person_of_the_Year
Vielen Dank auch von meiner Seite für die Veröffentlichung des Artikels.
Der Artikel verfolgt seine links-antiamerikanistische und Russland-apologetische Tendenz rigoros.
Selbst dem wahnhaften Stalin, verantwortlich für Massenverbrechen unbeschreiblichen Ausmaßes, möchte der Autor mit Putin noch eine gegenüber westlichen Staatsführern höhere politische Ethik zuschreiben. Denn Stalin habe sich ja nicht mit einem persönlichen Treffen mit Hitler 'befleckt'...
Was nun die Polemik gegen Adenauer betrifft:
In Russland brauchten Politik und Eliten Jahrzehnte - bis in die Ära Gorbatschows - um die Realität des 'geheimen Zusatzprotokolls' zur Vernichtung des polnischen Staates auch nur zuzugeben.
Weder Adenauer noch der Mehrheit der deutschen Intellektuellen kann man im Nachkriegs-Deutschland ein damit vergleichbares Niveau an Geschichtsvergessenheit vorhalten
- wenigstens nicht in der alten Bundesrepublik...
Ein bisschen mehr Verzicht auf Demontage bundesrepublikanischer Identität hätte also anzunehmen auch Zusammenhalt und innergesellschaftlichen Frieden nicht derart vor die Wand gefahren wie unter Merkel
- von erwartbar sich weiter zuspitzenden Konflikten in kommenden Zeiten gar nicht zu reden.
Damals wie heute waren es nicht die Marionetten oder parasitären Mitläufer, die Ziele vorgeben.
Man sollte sich von der ganz bewusst pauschalisierenden Schuldzuweisungsart freimachen.
Immer wenn ein plakatives Narrativ bemüht wird ist etwas faul und man erliegt dem Irrtum des Etikettenschwindels.
Die Deutschen sind dies, die Deutschen sind jenes. Heckler und Koch wird immer wieder gern an die Öffentlichkeit gezerrt in Verbindung mit Rüstungsgeschäften. Wer sich die Mühe macht heraus zu finden wer zum Zeitpunkt der größten verschwiegenen Transaktionen der tatsächliche Besitzer war und wohin das Geld floss, sieht auf einmal das Gegenteil was durch die Medien propagiert wurde.
Immer die letzte Tasche ist interessant, alles andere nur Taschenspielertricks die der Ablenkung dienen.
"Achten Sie auf meine linke leere Hand"
Wer am Ende der Nahrungskette steht, plant und sagt was gemacht wird. Das sind keine Länder oder Nationen. Der Staat als solches ist eine Illusion. Es war schon immer nur ein Hilfskonstrukt zum plündern und rauben. (privat = 3.Person Singular von privare Er/Sie / Es beraubt...)
Es geht immer nur um die Männer im Hintergrund, die mit ihren internationalistischen sich selbst bereichernden Netzwerk die Weltbevölkerung aussaugen.
Und das ist kein Prozess der erst kurz vor dem 1. Weltkrieg begann sondern sehr sehr viel früher.
Der letzte große Deal wird gerade eingetütet.
Wenn also mal wieder auf die bösen Schweizer und die böse Firma Nestle gezeigt wird, sollte man einfach mal genau hinsehen wer hinter Nestle steht. (wenn Wicki jetzt häufig aufgerufen wird, wird es anschließend überarbeitet. Ein Hoch auf digitalen Datenmüll. Genau das ist übrigens auch der Grund warum Erstausgaben so hoch gehandelt werden. )
Grundsätzlich wird möglichst viel getan um diese Informationen zu verschleiern. Mehrheitsanteile werden über Finanzdienstleister gehalten.Die Box in der Box in der Box usw. usw.
Also immer schön nachsehen ob in der Blackbox auch tatsächlich das drin ist was drauf steht.
Man wird herausfinden, das dies nur äußerst selten vorkommt. Falseflag perfektioniert.
Der Brandstifter steht niemals in der ersten oder zweiten Reihe sondern ist entweder passiv im Halbdunklen oder mitten im Scheinwerferlicht als angeblicher Aktivist für das Gegenteil.(Feuerwehrmann)
Leider wird das nur selten berücksichtigt und so kämpfen die Menschen nicht nur gegen Windmühlen sondern auch noch gegen die falschen Windmühlen und für falsche Ideale.
(Tipp der "Behörden" Sie sollten sich unbedingt in einer Bürgerinitiative organisieren"
Wieviele Bürgerinitiativen hat es gegeben und gibt es und wieviele haben absolut nichts erreicht ?
Daher auch der tolle Tipp. Kräfte binden und verpuffen lassen während vollendete Tatsachen geschaffen werden)
Deutsche Wohnen die Bösen ? Hmm... wem gehört es doch gleich?
plakative Narrative die seit Jahren funktionieren:
Deutsche Post
Deutsche Bahn
Deutsche Presse Agentur DPA
Deutsches Goethe Institut usw. usw. Bei Stiftungen wird es besonders interessant
Ein offener Schlagabtausch wer woran Schuld war ist also absolut lächerlich und wird immer an der Wahrheit vorbei gehen.
Was wollen Sie denn mit Ihren unübersichtlichen und unzusammenhängenden Aneinanderreihungen eigentlich aussagen?
Ich bin sicherlich nicht auf den Kopf gefallen und auch noch nicht altersenil, auch wenn ich bereits die ersten Jahre nach Ende des WK2 in (West- und Ost-)Berlin und die ganze Zeit bis dato sehr bewusst sowohl in Deutschland als auch in verschiedenen europäischen Ländern erlebt habe, aber dieses wirre Hin und Her kann ich zur Verarbeitung des CK-Artikels von Herrn Bittner und der darauf folgenden, durchweg sachlichen und intelligenten Leserkommentare wirklich nicht vertiefend einordnen. Was haben z.B. die Deutsche Post oder die Deutsche Bahn in der Auseinandersetzung und Aufarbeitung geschichtlicher Zusammenhänge zu schaffen?
Sowohl die Ansichten von Herrn Bittner wie auch die Ausührungen von @SigiFreudi entsprechen dem Diskussionsumfang, den ich als Deutscher in meinem Leben im Ausland und meinen weltweiten Geschäfts- und Privatreisen seit annähernd 50 Jahren von allen Seiten immer wieder gehört habe (kenne z.B. persönlich die Familie von Raoul Wallenberg, dessen Name einigen Lesern hoffentlich ein Begriff ist, sonst bitte googeln).
Die polnische Diplomatie hat in der Geschichte bekanntlich schon so einiges sowohl Positives als auch Negatives zur Weltgeschichte beigetragen; neuere, leider negative Beispiele sind die im Bittnerbeitrag kommentierte EU-Parlamentsinitiative oder die von Brzezinski definierte US-Aussenpolitik wie auch die neuerliche Provokation Russlands, den US Präsidenten durch die höchste polnische Regierungsdelegation zur Verlegung amerikanischer Soldaten an die russische Grenze zu überreden.
Zur Erinnerung: anlässlich der Wiedervereinigung Deutschlands und der Auflösung des Warschauer Paktes wurde international vereinbart, die NATO in den damaligen Räumen zu belassen und nicht in die ehemaligen WP-Staaten bzw in die Nähe des russischen Staatsgebietes auszudehnen. Ukraïne, Ungarn, Polen, Bulgarien etc. und jetzt nochmals Polen lassen grüssen. Wo bleibt die Vertragstreue der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft?
Man muss sich wirklich sorgen, wie lange Russland (und aktuell auch China) sich die unverschämten Provokationen der US Kriegstreiber noch gefallen lassen werden.
In diesem Zusammenhang ist Larifari-Gefasel weder sachdienlich noch bereichernd informativ.
Schöne Grüsse aus Brüssel,
R. Oppel
Weiter weg als zumal von Politikern dieser Zeit könnte ich persönlich nicht stehen.
Und die „Substanz“ dessen, was ich hier kommentiert habe, ist doch deutlich:
am Angriffskrieg Hitlers den großen westlichen Demokratien der 30er Jahre (F / GB / USA) eine politische ‚Mitschuld‘ im Großen zuzusprechen, um kontrapunktisch Sowjetrussland unter Stalin als wie friedensbewegt zu stilisieren, ist nicht nur beschönigend, sondern geschichtsfälschend.
Das politische Versagen der westlichen Appeasement-Politik gegenüber Hitlers Aggression bleibt natürlich davon unbenommen einzuräumen. Ich kenne keine Forschung, die das je in Frage gestellt hätte. Und am Ende hat der Westen das Scheitern des Appeasements ja auch selbst erkannt
- und korrigiert.
Die Alternative zum Appeasement der 30er Jahre hätte aber, wie gesagt, kaum ein Krieg des Westens gegen Hitler sein können: Der demokratische Westen war zu dieser Zeit einfach nicht kriegsbereit, und vor allem das ermöglichte ganz wesentlich die Anfangs-'Erfolge' Hitlers. Auch Sowjetrussland war seinerzeit (noch) nicht gerüstet für einen Krieg: für Stalin war die fehlende Kriegsbereitschaft, über die imperiale Ambition hinaus, nicht das geringste Motiv, einen Pakt mit Hitler nicht auszuschlagen.
Dass nun ohne die Lochkartentechnologie von IBM angeblich der Holocaust angeblich nicht möglich gewesen wäre oder die ‚Bank für internationalen Zahlungsausgleich‘ wie bald allein „die Nazis … finanziert“ haben soll, spiegelt in dieser Überspannung auch wieder das antiwestliche Ressentiment. Was immer man speziell Amerika politisch vorhalten mag und vorhalten kann: der größte Teil der Welt außerhalb Amerikas war und i s t für breiteste Schichten nicht 'besser', insgesamt. Weder politisch noch gesellschaftlich. Wenn Abermillionen Menschen von Afrikanern über Muslime der islamischen Welt bis zu den Latinos nur eine Migrationsrichtung kennen, den Weg in Länder des politischen Westens, dann wäre es grotesk, wenn ausgerechnet diese Wahlländer angeblich die schlimmsten Orte gelebter Diskriminierung wären
Zur tatsächlichen Wirtschaftspolitik Hitlers mittels Geldschöpfung und 'verdeckter' Schulden, die von Anfang an auf Realisierung eines Angriffskrieges zielte, siehe z. B. die knappen Ausführungen von Ulrich Herbert (Universität Freiburg)‚ Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert‘ , S. 341-358.
1. Besetzung der baltischen Staaten kommt nicht vor.
2. Angriffskrieg gegen Finnland dito.
3. Unerhörte Gebietsforderungen in Osteuropa durch Stalin, bereits Ende 1939 erhoben, im Winter 1939/40 noch verschärft.
4. Unvorstellbares Rüstungsprogramm der UdSSR und Dislozierung an der Westgrenze.
5. Ermordung der polnischen Offizierselite in und um Smolensk/Katyn.
6. Ermordung der eigenen Armeeangehörigen durch die NKED-Sperrdivisionen
7. Ermordung der fremden Kriegsgefangenen bis 1943
8. Völkerrechtswidriger Partisanenkrieg und Ermordung der Zivilbevölkerung in deutschen Uniformen
u.s.w.u.s.f.
Dem Text Putins ist bis auf einen Punkt voll zuzustimmen.
Das Münchner Abkommen war kein Versagen der Westmächte, sondern eine Korrektur des Versailler Diktats, respektive von St. Germain und Trianon. Gegen den Willen der ca. 3,3 Millionen dort lebenden Deutschen, ca. 1 Million Ungarn und ein paar Hunderttausend Polen (Selbstbestimmungsrecht) wurden diese in die neugegründete Tschechoslowakei einbezogen. Und der Zerfall der Tschechoslowakei 1938, sowie erneut 1992/93, wie auch der von Jugoslawien läßt sich nur aus der Geschichte der Pariser Vorortverträge erklären.
Eines der besten Bücher über die Entwicklung in Österreich-Ungarn und der Tschechoslowakei ist:
Europas Weg nach Potsdam von Wenzel Jaksch
Es kann nicht jeder alles verstehen.
Ein hohler Ball kann nicht tauchen. Das ist zwar für den Ball sehr bedauerlich aber in Summe nicht weiter wichtig.
Es ging in meinem Kommentar um ein Verständnis der wesentlichen Dinge. Die finden allerdings niemals in Zeitungsberichten statt. Sie werden also noch sehr viel reisen und auch Zeitungen lesen können,
es wird Ihr Verständnis für das wesentliche vermutlich nicht verbessern.
Schöne Grüße nach Brüssel
Fast alles, was Putin behauptet, eingeschlossen die Rede von dem ‚Münchener Komplott‘, hätte jeder kommunistische Kommissar im Kalten Krieg genauso vertreten.
Es stimmt, dass auch die Polen mit der ‚Zerschlagung der Rest-Tschechei‘ (NS-Sprachgebrauch) das Teschener Land besetzten. Ein seit dem 17. Jahrhundert ‚polnisiertes‘ Gebiet von der Größe Luxemburgs. E i n Unterschied zwischen Polen und Russland: Bei der Zerschlagung Polens in Komplizenschaft mit Hitler machten die Russen eine Viertel Millionen Kriegsgefangene und es kam zu Kriegsverbrechen an der polnischen Zivilbevölkerung. Darüber hinaus zu Massakern an der polnischen Militärelite mit tausenden Opfern (und zwar nicht nur beim ‚Massaker von Katyn‘).
Im Zuge der rücksichtslosen Sowjetisierung der polnischen Beute Stalins (Enteignungen etc. ) folgten Massenverhaftungen, Deportationen von hunderttausenden Polen nach Osten (in Güterwaggons bei 40 Grad minus), Massen-Einweisungen in Arbeitslager, tausende Morde usw. - von den Deportierten überlebte also nur ein Bruchteil.
Die 'verräterische' polnische Regierung verließ im Übrigen Polen nicht nach dem deutschen, sondern erst nach der russischen Einmarsch. Den hatte Stalin in diplomatische Schläue bewusst etwas verzögert, um im Westen nicht als Aggressor dazustehen. Der britisch-polnische Historiker Norman Davies sieht es allerdings so: "Polen wurde auf abscheuliche Weise von zwei Angreifern ermordet, die im geheimen Einverständnis handelten“ („Im Herzen Europas. Geschichte Polens, 2002, S. 118.)
Es fällt schwer, einen Satz zu finden bei Putin, der mehr ist als bestenfalls halb- oder viertelwahr. Diese (im besten Falle) Halb- und Viertelwahrheiten verrührt Putin dann mit dreisten Beschönigungen, perfiden Auslassungen und nützlichen Unterstellungen.
Ich verstehe Sie tatsächlich auch nicht.
Wieso sollte ein hohler Ball tauchen können müssen?
Abseits davon: Lassen Sie uns doch gerne teilhaben an Ihrem Verständnis vom "Wesentlichen"! Ich meine das ohne Zynismus oder Hintergedanken. Aber bitte bemühen Sie sich um Kontext... den bekomme ich nicht bei Ihren Ausführungen. Oder meinten Sie mit dem hohlen Ball mich?
Wieso sollte ich Sie meinen ?
Sie haben doch bisher gar keinen Kommentar abgegeben. (zumindest nicht unter diesem Nickname)
Oder sind Sie der Autor und Publizist Dr. jur. Wolfgang Bittner ?
Egal, hier die Erklärung für die eigentlich einfache Metapher:
"Ein hohler Ball kann nicht tauchen"
Er/Sie/Es ist dazu verdammt an der Oberfläche bleiben zu müssen. Seine Perspektive und sein Weltbild werden somit zwangsläufig etwas eindimensional und entsprechen somit nicht der Realität.
Von Eisbergen kennt er also nur 1/7
Wenn es schon an der Stelle hapert, brauchen Sie sich um den Rest meines Kommentars keine weiteren Gedanken machen.
Ganz ohne Zynismus oder Hintergedanken.
Fakt ist dass unser östlichen Nachbarn wie baltische Länder und vor allem Polen sich immer als Opfer der sowjetischen Okkupation darstellen und vergessen wer sie nach dem 2. WK aufgebaut hat.