Die Situation im eigentlich so friedlichen und demokratischen Mali änderte sich am 22. März 2012 drastisch, als der malische Präsident Amadou Toumani Toure durch einen Militärputsch nur einen Monat vor den Wahlen ins Exil vertrieben wurde. Ihm verdankte Mali ein demokratisches Mehrparteiensystem. Der Revolutionsführer Amadou Haya Sanogo wurde laut dem Sprecher von AFRICOM in den USA in Fort Benning (Georgia) und in der Marinebasis Quantico in Virginia ausgebildet. Sanogo rechtfertigte den Putsch mit der Unfähigkeit Toures, die Aufstände der Tuareg im Norden Malis zu unterdrücken.

 

Hier geht es zum ersten Teil

 

 

Meyssan macht deutlich, dass der Putsch im März 2012 gegen Toure in jeder Hinsicht verdächtig war. Eine bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte Gruppierung namens CNRDRE („nationales Komitee zur Wiederherstellung von Demokratie und Staat“) stürzte Toure und verkündete, Recht und Ordnung in Nordmali wiederherstellen zu wollen.

 

Das CNRDRE besteht aus Offizieren, die in den Vereinigten Staaten ausgebildet wurden. Sie brachen den Wahlkampf ab und setzten ihren eigenen Kandidaten als Präsident ein – den frankreichfreundlichen Dioncounda Traore. Dieser Streich wurde von der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (CEDEAO) abgesegnet, deren Vorsitzender niemand geringeres als Alassane Ouattara ist, der ein Jahr früher von der französischen Armee zum Präsident der Elfenbeinküste berufen wurde.“

 

Alassane Ouattara erhielt seine wirtschaftliche Ausbildung in den USA und war Mitglied des IWF bevor er 2011 mithilfe des französischen Militärs in der Elfenbeinküste die Macht an sich riss. Er verdankt seinen Beruf nicht der „New York Times“, sondern französischen Sondereinheiten.

 

Zur Zeit des Militärputsches gingen die besagten Unruhen von den Tuareg aus – einem säkularen, nomadisch lebenden Hirtenstamm, der Anfang 2012 Unabhängigkeit von Mali forderte.

 

Der Aufstand der Tuareg wurde Berichten zufolge von Frankreich finanziert und unterstützt, indem sie Waffen lieferten und Tuareg zur Heimkehr bewegten, die sich noch in Libyen Auseinandersetzungen lieferten, um den Norden Malis entlang der Grenze Algeriens abzuspalten. Das Ganze dauerte von Januar bis April 2012. Danach verblieben nur die algerisch-libysche LIFG/AQIM und ihre Verbündeten von Asnar Dine zurück, um die Drecksarbeit für Paris zu erledigen. 

 

In ihrem Kampf für die Unabhängigkeit von Mali bildeten die Tuareg eine gefährliche Allianz mit der dschihadistischen AQIM. Sie verbündeten sich kurzzeitig mit Asnar Dine – einer islamistischen Organisation, die von Iyad Ag Ghaly geführt wird und angeblich Verbindungen zu AQIM hat, die von Ag Ghalys Cousin angeführt wird.

 

Diese drei Gruppierungen unterstützen sich gegenseitig als Mali infolge des Militärputsches im März 2012 ins Chaos gestürzt wurde. Der Anführer der Putschisten war Amadou Haya Sanogo, der eine militärische Ausbildung in den USA in der Marinebasis in Quantico, Virginia und ein Training durch Sondereinheiten in Fort Benning, Georgia erfuhr. Trotz der Behauptung, der Aufstand sei von der Unfähigkeit der Regierung, die Rebellionen im Norden Malis einzudämmen, motiviert gewesen, verlor in einer bizarren Abfolge der Ereignisse das malische Militär innerhalb von zehn Tagen nach dem Amtsantritt Sanogos die Kontrolle über die regionalen Hauptstädte Kidal, Gao und Timbuktu. Reuters beschrieb diese Farce als „ein spektakuläres Eigentor.“

 

Der Verstoß gegen die Malische Verfassung durch sein Militär wurde als Anreiz genutzt, über das Militärregime zahlreiche Sanktionen zu verhängen. Malis Mitgliedschaft in der Afrikanischen Union wurde ausgesetzt; die Weltbank und die Afrikanische Entwicklungsbank verweigerten finanzielle Unterstützung. Die USA halbierte ihr Budget von 140 Millionen US-Dollar, das sie jedes Jahr Mali zugutekommen ließ. Diese Reaktionen verschärften die Situation in Mali und machten es der Regierung praktisch unmöglich, Maßnahmen gegen den ständig wachsenden Einfluss der Salafisten im Norden zu ergreifen.

 

Terror gegen Terror

 

Die unter amerikanischer und französischer Führung stehende Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) forderte mit undiplomatischer Eile die Putschisten zur Wiederherstellung der zivilen Ordnung auf. Am 26. März stellte die USA jegliche militärische Hilfe für das verarmte Land ein und sicherte somit den kompletten Zusammenbruch des Landes als die islamistischen Revolutionäre nach Süden vorstießen. Bei einem Gipfeltreffen am 2. April in Dakar schlossen die ECOWAS-Länder ihre Grenzen zum Binnenstaat Mali und verhängten schwere Sanktionen – inklusive der Verweigerung des Zugangs zur Regionalbank, was die Gefahr erhöhte, dass Mali bald nicht mehr in der Lage sein wird, für grundlegende Güter wie Benzin zu zahlen.

 

Dieselben Streitkräfte, die die Terroristen „ausbilden“, trainieren auch die „Kämpfer gegen den Terrorismus“. Dieses zwiespältige Verhalten scheint sehr widersprüchlich zu sein. Verständlich wird es erst, wenn man sich das von den Amerikanern und Briten in den späten 50ern entwickelte Prinzip des kleinen Krieges vor Augen führt.

 

Dieses Vorgehen wurde ursprünglich von Frank E. Kitson – jenem britischen Offizier, der die Methoden zur Kontrolle von Krisenregionen in Malaysia, Kenia, dem Schauplatz des Mau-Mau-Krieges in den 1950er Jahren, und Nordirland entwickelte und verbesserte –  als „Low Intensity Warfare“ („Kriegsführung geringer Intensität“) in einem seiner Bücher bezeichnet.

 

Dieses System wird mitunter auch als „Gang/Counter-Gang“ bezeichnet. Im Wesentlichen geht es darum, einen Vorwand für einen militärischen Eingriff zu erhalten. Diese Eingriffe erhalten von den USA den trügerischen Namen „Peace-Keeping Operations“ („Friedenssicherung“).

 

In seinem fortgeschrittenen Kurs zu Militärischer Intervention Amerikas seit dem Vietnamkrieg am US Air War College bezeichnet Grant Hammond Peace-Keeping Operations und Low Intensity Warfare offen als „Krieg mit anderem Namen.“

 

Langsam kommen die Spuren der Gewalt eines schlecht verschleierten Versuchs Frankreichs zum Vorschein, das früher französische Afrika wieder zu kolonialisieren, indem sie den Terror Al-Qaidas als Sprungbrett für eine Militärpräsens nutzen, die es in dieser Form seit mehr 50 Jahren nicht mehr gab.

 

„Der Putsch in Mali schritt sehr schnell und ohne deutliche Zeichen voran“, teilte AFRICOM-Sprecher Tom Davis mit. „Der Ursprung der Bewegung lässt sich in den unteren Diensträngen ausmachen; von dort sorgte sie für den Sturz der Regierung. In den Führungspositionen wären entsprechende Anzeichen eher aufgefallen“. Diese Ansicht ist stark umstritten. Während eines inoffiziellen Interviews der New York Times widersprach ein Offizier der Sondereinheiten: „Die Situation brodelte schon seit fünf Jahren vor sich hin. Die Analytiker wurden zu selbstgefällig in ihren Annahmen und übersahen die großen Veränderungen und ihre Auswirkungen wie die Waffenlieferungen aus Libyen und die vielen heimkehrenden islamistischen Kämpfer“. 

 

So wie es scheint, hat AFRICOM selbst die Situation zum „brodeln“ gebracht, als es 2007 seine Arbeit aufnahm. Die Intervention in Mali mit Frankreich als Vorreiter ist nichts weiter als ein kleiner Teil eines Projektes zur vollkommenen Militarisierung Afrikas, bei dem nicht die Aneignung bedeutender Ressourcen wie Öl, Gas, Uran, Gold oder Eisenerz im Vordergrund steht, sondern die Errichtung einer umfassenden Kontrolle über die zahlreichen unerschlossenen Reichtümer Afrikas durch die NATO.

 

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