Dr. Harald Wozniewski – Jahrgang 1959 - schildert unsere Welt so, dass sie unzählige Menschen wiedererkennen - in ihrem ganz persönlichen Dasein. Aber sein Weltbild ist völlig anders, als es uns von Medien, Verbandsfunktionären, Politikern, Wissenschaftlern - kurz von unseren Eliten dargestellt wird. Das Karlsruher Institut für Wirtschaftsforschung - KIWIFO - hat es sich zur Aufgabe gemacht, tiefer in Zusammenhänge einer Volkswirtschaft zu schauen, als dies üblicherweise geschieht.
H. Reinhardt: Guten Tag, Herr Dr. Wozniewski. Sie sprechen auf Ihrer Webseite http://www.meudalismus.dr-wo.de und in Ihrem Buch „Wie der Nil in der Wüste“ von einem modernen Feudalismus, - nicht nur in Deutschland sondern weltweit - den Sie Meudalismus nennen. Ist es nicht ein bisschen albern, die heutige Zeit mit dem Mittelalter zu vergleichen?
Dr. Wo: Guten Tag, Herr Reinhardt. Ich kenne Ihren Einwand gut. Er ist mir in den letzten zehn Jahren, in denen ich diesen Ausdruck für unser aktuelles Gesellschaftssystem verwende, immer wieder begegnet - sowohl von Wissenschaftlern als auch von gebildeten Bürgern. Allerdings soll der Zusatz "modern" verdeutlichen, dass es heute freilich nicht völlig dasselbe wie noch vor 210 Jahren ist. Einen Vergleich mit dem klassischen Feudalismus erlaube ich mir in meinen Schriften demgemäß dennoch, nämlich in ökonomischer Sicht:
Der klassische Feudalismus zeichnete sich dadurch aus, dass die “Rechtsordnung” dem Feudalherren die Macht über ein großes Gebiet einräumte, welches Lebensraum vieler Menschen war, und diese Menschen lebenslang der rechtlichen und faktischen (ritterlichen) Macht des Lehnsherrn unterworfen waren. Waren auf der einen Seite die Untertanen recht- und besitzlos und tagein tagaus mit (Sklaven-) Arbeit beschäftigt - um überleben zu können, natürlich! -, bezogen die Lehnsherren die Früchte der Arbeit der Untertanen. Die Einzelheiten waren zu allen Zeiten und in allen Ländern verschieden. Das System war aber insofern leicht zu überschauen, weil das geographische Gebiet des Lehnsherren zugleich den Kreis seiner Lehnsmänner abgrenzte (im wesentlichen jedenfalls).
Der moderne Feudalismus unterscheidet sich davon dadurch, dass es keine geographische Abgrenzung mehr gibt. Der/die moderne Feudalherr/in besitzt nicht ein zusammenhängendes Land von beachtlicher Größe, sondern einige hundert Mietshäuser und/oder vor allem ein oder mehrere Unternehmen mit tausenden oder hundertausenden Arbeitnehmern. Das kann über ganz Deutschland und die ganze Welt verstreut sein und mit zahlreichen juristischen Gesellschaftsformen und -konstruktionen vor der Öffentlichkeit versteckt sein.
Es gibt allerdings auch längst Anzeichen dafür, dass der moderne Feudalismus oder "Meudalismus", wie ich kurz sage, nicht ökonomisch über uns gekommen ist, sondern auch politisch. Denn der Einfluss unserer modernen Feudalherren auf unsere Politiker und damit auf unsere Rechtsordnung ist enorm groß. Hinter dem sog. Lobbyismus stehen fast immer unsere superreichen Meudalherren.
In den letzten Jahrzehnten war der Ausdruck der Refeudalisierung zur Beschreibung der Gegenwart in Wissenschaftskreisen, insbesondere von Ökonomen und Soziologen, nur selten verwendet worden. Inzwischen aber gibt es zunehmend Wissenschaftler, die diese Vokabel nutzen - auch in unseren Nachbarländern der Schweiz und Österreich. Sogar SPD-Chef Sigmar Gabriel schrieb 2008 mal einen Artikel, in dem er den Ausdruck Neofeudalismus gebrauchte. Auf meiner Internetseite finden Sie die Literaturhinweise.
Ich benutze den Begriff auch deswegen mit Überzeugung, weil es m. E. heute nicht mehr um die Frage "Sozialismus oder Kapitalismus?" geht, sondern um die Fragen "Meudalismus: ja oder nein?" bzw. "Soziale Marktwirtschaft oder moderner Feudalismus?"
H. Reinhardt: Wie kam es denn Ihrer Ansicht nach dazu, dass sich der Meudalismus weltweit entwickeln konnte? Und ist diese Entwicklung nicht logische Folge unseres Geldsystems, das beständig für einen Zuwachs an Vermögen bei einigen Superreichen sorgt, während der Rest der Menschheit - auch in Deutschland - beständig ärmer wird? Oder hat mal wieder einzig und allein eine falsche Politik Schuld? Konstantin Wecker sagte vor kurzem: "Ich bleibe dabei – auch wenn ich neulich wieder mal dafür gerügt wurde: fast alle politischen Entscheidungen der letzten Jahre sind ausschließlich für eine kleine Gruppe Superreicher gefällt worden. " Sehen Sie das auch so?
Dr. Wo: Der Meudalismus entwickelte sich weltweit unterschiedlich - je nachdem, wie die "Spielregeln" des jeweiligen Landes diese Entwicklung zuließ. Die USA hatte durch den "New Deal" von Franklin Delano Roosevelt quasi eine Stunde Null. Durch Roosevelt wurden in den USA die Superreichen der 1920er Jahre in ihrem Reichtum so stark reduziert, das Geld und Vermögen sich wieder breit in der amerikanischen Bevölkerung verteilten. So, wie diese Beschneidungen der Superreichen wieder nach und nach beseitigt wurden, konzentrierten sich Geld und Vermögen nach und nach bei einigen Wenigen.
Im Prinzip funktioniert das wie bei einem Monopoly-Spiel. Am Anfang haben alle gleich viel Geld und die gleichen Chancen; am Ende hat einer alles Geld und Vermögen und die anderen sind pleite und verschuldet. Bei uns war die Stunde Null das Ende des Zweiten Weltkriegs bzw. die - ebenfalls durch Roosevelt veranlasste - Währungsreform im Juni 1948. Auch dadurch wurde die große Kluft zwischen Arm und Reich, die in den 1920er und 1930er Jahren herrschte, erheblich reduziert. Die breite Bevölkerung sollte, wie Ludwig Erhard es nannte, eine "breitgeschichtete Massenkaufkraft" erhalten. Und auch hier ging dieses Ziel nach dem politischen Abgang Ludwig Erhard aus den Augen verloren. Heute gibt sich die breite Bevölkerung nur noch mit dem "Bodensatz" des vorhandenen Geldes zufrieden. Die anderen westeuropäischen Länder, Japan, Brasilien, Argentinien - wir erinnern uns an die Krise dort 2001 - haben seit Langem dasselbe Problem. Und zuletzt sind sogar die ehemals kommunistischen Länder - einschließlich Russland und China - in dieselbe ökonomische Falle des Meudalismus getappt.
Unser "Geldsystem" ist für diese Entwicklung hinein in den Meudalismus bzw. für die Vermögenskonzentration bei wenigen nicht wirklich verantwortlich. Einige - auch Wissenschaftler - denken so und kritisieren insbesondere Zinswesen und die Geldschöpfung durch die privaten Banken. Doch schauen Sie wieder auf das Monopoly-Spiel: Die Vermögenskonzentration passiert auch dann, wenn es nur eine begrenzte Menge Bargeld gibt.
M. E. ist hieran allein die Politik schuld. Der Gesetzgeber macht unsere "Spielregeln", auch wenn er längst die Vorlagen von "Lobbyisten" durchwinkt. Unsere Meudalherren mache ich nicht wirklich verantwortlich. Sie sind zumeist - oft ehrliche - Kaufleute und machen ihren Job. Dass sie freilich unsere Politiker beeinflussen, kann man ihnen zwar übel nehmen. Aber dazu, dass das funktioniert, gehören eben auch die Politiker. Unsere politisch Verantwortlichen heute und der letzten Jahrzehnte sind fast ausnahmslos Schönwetterpolitiker, die nicht viel mehr können, als darüber zu debattieren, wie die Staatsgelder ausgegeben werden. Ordnungspolitisch im Sinne von Ludwig Erhard haben sie Tomaten auf den Augen. Sie verlieren sich in zahllosen kleinkarierten Gesetzen und haben den Überblick verloren. Die Weltwirtschaftskrise, die ich auf meiner Internetseite schon 2002 prognostizierte und erklärte, haben unsere Politiker bis heute noch nicht begriffen. Sie glauben ja längst wieder an ein neues "Wirtschaftswunder". In Wirklichkeit stehen wir nach wie vor kurz vor dem Aus.
Konstantin Wecker konnte ich vor ein paar Jahren nach seinem Konzert hier in Karlsruhe sprechen. Leider hatte er nur wenig Zeit. Aber ich freue mich, dass er seither auf einer seiner Internetseiten schon über unseren modernen Feudalismus kritisch geschrieben hat. Sein Statement, das Sie zitieren, teile ich voll und ganz. Ich habe auch einige Belege für seine Behauptung.
H. Reinhardt: Das fatale am Monopoly-Spiel ist, dass in jeder Runde beim Überqueren des Startfeldes neues Geld ins Spiel kommt. Unser aktuelles Geldsystem verlangt beständig nach Neu- und Nachschuldnern, wie wir gerade in den letzten beiden Jahren beobachten konnten. Ohne die enorme Erhöhung der Staatsschulden weltweit zur Rettung der Banken und den dahinter stehenden Vermögen, hätten wir bereits das Game Over erlebt. Halten Sie unser aktuelles Geldsystem als Grundlage unseres Wirtschaftens tatsächlich für nicht fehlkonstruiert? Und wenn doch die reichen Meudalherren in der Regel ehrbare Kaufleute sind und die Vermögenskonzentration auch dann passiert, wenn die Geldmenge begrenzt ist muss doch folglich an der Konstruktion dieses Geldsystems, dass den dauerhaften, langfristigen Entzug von Geld (Sparen) mit Zins- und Zinseszins belohnt etwas nicht richtig sein. Liege ich da falsch?
Dr. Wo: Man kann das Auszahlen von Geld bei Los im Monopoly-Spiel – wie Sie – als Geldvermehrung, also aus der Bank in den Kreis der Spieler, ansehen. Man kann aber ebenso gut eine konstante Geldmenge behaupten, denn das Bargeld war von Anfang an im Spiel vorhanden. In der Wirklichkeit allerdings vermehrt sich die Geldmenge in der Tat ständig und zwar – von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt – in großen Schritten.
In den ersten 60 Jahren seit der Währungsreform 1948, also bis Juni 2008, ist die Geldmenge M3 im Schnitt um knapp über 10 % jährlich gewachsen. Jeder Bürger hat also, wenn er diesem Geldmengenwachstum teilgenommen hätte, seinen (durchschnittlichen) Geldbesitz jährlich um 10 % vergrößert. Das Geldmengenwachstum bei M1 ist – insbesondere durch die "Rettungs"-Maßnahmen der Bundesregierung – zeitweilig mit einer Jahresrate von über 20 % gewachsen! Aktuell existieren in Deutschland pro Haushalt 4.904,86 € um laufendes Bargeld, also Bargeld ohne die Kassenbestände der Kreditinstitute, pro Haushalt 27.948,65 € Sichtguthaben, das sind Girokontoguthaben und Tagesgeldguthaben sowie pro Haushalt 20.395,72 € Spareinlagen (= M2 - M1).
Das ist aber nicht das Geldsystem, das ein ständiges Wachsen der Geldmenge bei gleichzeitigen Wachstum der Schulden verlangt. Vielmehr ist es der wachsende Geldmangel in der breiten Bevölkerung – und dabei denke ich an Unternehmer, Arbeitnehmer, Rentner und Sozialhilfeempfänger gleichermaßen – sowie bei den öffentlichen Haushalten, der dieses Anwachsen der Verschuldung und damit der Geldmengen auslöst.
Das Geld stapelt sich bei unseren Meudalherren zu Türmen, nicht – wie die Volkswirtschaftslehre meint – um für künftige Investitionen zu sparen, sondern schlicht und einfach wegen der Tatsache, weil das Geld von diesen längst nicht mehr so schnell ausgegeben werden kann, wie sie es einnehmen. Ich nenne das seit 2002 den Meudaleffekt. Es gibt auf der Welt gar nicht mehr genügend attraktive Anlageobjekte für diese Geldmassen; der aktuelle Übernahmekampf bei Hochtief ist dafür nur ein Beispiel.
Dass all dem so ist, lässt sich auch an der dramatisch sinkenden Geldumlaufgeschwindigkeit feststellen. Während in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik die Geldumlaufgeschwindigkeit von M1 zwischen 5,7 und 6,7 schwankte, ist sie seit etwa 1982 in fast gerader Linie gesunken: 2009 auf 2,0 und 2010 voraussichtlich auf 1,8. Eine ökonomisch gesunde Umlaufgeschwindigkeit bei M1 liegt bei 12, also bei einem kompletten Geldumschlag pro Monat!
Das Kreditwesen und die damit verbundene Giralgeldschöpfung ist aber kein Systemfehler, sondern vielmehr – wie auch in Ihrer Frage anklingt – eine Art Krisenpuffer. Hätten die amerikanischen Banken die Millionen Hauskredite, die 2007 auf einen Schlag notleidend wurden, vorher nicht ausgereicht – wie ja manche Schlauberger im Nachhinein meinen –, da wären zwar nicht zuerst die Banken umgegangen, aber Jahre zuvor schon die gesamte Wirtschaft rund um das Immobilienwesen, insbesondere die Bauwirtschaft. Wahrscheinlich hätte sich der durch die Kredite gepufferte Geldmangel in die gesamte amerikanische Binnen- und Importwirtschaft ausgewirkt. Für Oktober 2010 hatte ich kürzlich ermittelt und ausgerechnet: Es gibt in den USA pro Haushalt 15.493 $ M1 und 76.343 $ M2! Wäre das vorhandene Geld auch nur annähernd so verteilt gewesen, wären die Kredite nicht notleidend geworden, keine Banken Konkurs gegangen und keine Finanzkrise ausgebrochen.
Natürlich wird die Geld- und Vermögenskonzentration auch durch Zinsen und Zinseszinsen gefördert. Der hauptsächliche Antrieb dafür ist aber das Unternehmenseigentum. Bei unseren reichsten Deutschen, Karl Albrecht (Eigentümer von Aldi Süd), den beiden Söhnen von Theodor Albrecht (Eigentümer von Aldi Nord) und Dieter Schwarz (Eigentümer von Lidl u. a.) stehen die Menschen an den unzähligen Kassen Schlange, um dort von Früh bis Spät ihr Geld abzugeben! Das ist eigentlich ökonomischer Massenirrsinn. Ich hatte mal überschlagen, dass die Aldi-Brüder 50 Jahre lang einen Darlehenszins von über 22% p. a. gebraucht hätten, um damit ihr heutiges Vermögen zu erlangen. So hohe Zinsen werden bei uns wegen Wuchers für nichtig erklärt. Mit normalen 8% p. a. wäre heute Michael Schuhmacher reicher als beide Aldi-Brüder zusammen.
Zurück zum Monopoly-Spiel: Hat ein Spieler Schlossallee und Parkstraße im Besitz, hat er also ein sehr großes Vermögen erlangt, dann ist die sich anbahnende "volkswirtschaftliche Katastrophe" so gut wie sicher!
Der Fehler im System liegt in unserer einfachgesetzlichen Wirtschafts- und Eigentumsverfassung, weil sie – verfassungsrechtlich gar nicht notwendig – eine völlig unbeschränkte Vermögensanhäufung bei natürlichen Personen erlaubt, und nicht in unserem Geldsystem.
... wird fortgesetzt in Teil 2
Der Meudalismus des Dr. Wo - Interview mit Dr. Harald Wozniewski vom Karlsruher Institut für Wirtschaftsforschung (Teil 1 mit Helmut Reinhardt)
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Manche versuchen das Ganze "zu verkomplizieren", man muss auf die wesentlichen Aspekte schauen und die sind so wie sie sind und nicht anders. Andere Erklärungen rühren aus Nichtwissen oder Nichtakzeptieren einfacher, grundlegender Tatsachen.
Es kann zu einer gesellschaftlichen Katastophe führen, das macht mir Angst.
Aber das interessiert die ganz oben nicht, sie wägen sich in Sicherheit, umgeben von ihren großen Vermögen.
Herr Reinhardt, hier noch eine große Bitte: im vorigen Jahr habt Ihr einen Artikel veröffentlicht, in dem darauf hingewiesen wurde, dass im Herbst 2008 laut Bundesbank
ungeheuer hohe Summen an 500 EUR Banknoten abhoben worden sind.So weit ich mich erinnere, kam es in GB und den USA zu ähnlichen Vorfällen, was dann zu einer "Alarm-Situation" führte.Könntet Ihr bei Gelegenheit nochmal erklären, wer Eurer Meinung nach so plötzliche und immense Barabhebungen getätigt hatte, vielleicht auch warum und wie man das eigentlich macht? Ich muss größere Barauszahlungen immerhin vorher anmelden...Diese ganze Sache lässt mir irgendwie keine Ruhe!
- Wie geht es weiter?
- Was ist konkret zu tun?
Freue mich auf Teil 2.
Joe
Ich habe von den beiden anderen Banken (Tagesgeldkonto) zuerst das Geld
zu meiner Hausbank im Ort überweisen lassen. Dann bin ich zu meiner VR-
Bank und habe gesagt, dass ich das eingetroffene Geld und das Sparguthaben
bei der VR-Bank in 1 Woche bar und nur in X-Scheinen abheben werde.
Na, die haben vielleicht mal geguckt! Wollten mich auch zu verschiedenen An-
lagen überreden und fanden die ganze Sache für übertrieben, da ja unsere Einlage
auch seitens der Regierung bei Pleiten 100% abgesichert wäre.
Mein Entschluß stand aber fest und man hat dann ohne große Hindernisse nach
1 Woche (so lange wollte ich doch der Bank Zeit einräumen) mir mein gesamtes
Spar-Vermögen in (leider) nur 500 EUR-Scheinen übergeben.
Der Bitte, doch möglichst viele kleine Scheine auszugeben - kam meine Bank
wegen "des hohen Aufwandes"?! - allerdings nicht nach.
Ich hoffe, dem vorherigen Autor etwas geholfen zu haben.
Viele Grüße
Leider erinnre ich mich nicht mehr genau, aber in wenigen Tagen ging es um Milliarden.
Das macht mich stutzig, da ich annehme, dass bestimmte Leute an diesen Tagen
ganz schönen Schiss gehabt haben müssen, dass das Ganze den Bach runtergeht, somit müssen diese über Informationen verfügt haben, die "wir" nicht hatten - zumindest in diesem "Umfang". Ich denke nicht, dass die Abhebung meines Geldes irgendeinen Ausschlag in der Statistik "Bargeldabhebung" der Bundesbank hätte, aber
die damaligen Abhebungen waren einzigartig.
Es stand damals kurz vor knapp und ohne die illusiorische Einlagengarantie von Merkel und Steinbrück wäre dieser Bankrun wohl nicht gestoppt worden. Wenn das Bargeld ausgegangen wäre, wäre die Panik auf die breite Bevölkerung durchgeschlagen, die aufgrund des Presseberichtsverbots (Die Chefredakteure der großen Medien wurden ins Kanzleramt zitiert) gar nicht viel ahnten. Doch die EZB hat vorgesorgt: Schauen Sie sich einmal die Produktionszahlen der Banknoten von 2009 an und vergleichen sie mit den anderen Jahren:
http://www.ecb.int/stats/euro/production/html/index.en.html (Evtl. Leerzeichen entfernen)
Beste Grüße
Helmut Reinhardt
Wie sehen das die Experten hier? Und wie kann man das überhaupt feststellen und objektivieren?
Frau P aus D
Ich bin mir sicher, dass die bemerkenswerte Garantie zur Sicherung aller Spareinlagen eine RE-aktion war und nicht eine dumme Aktion, die übermässige Bargeldabhebungen verursacht hat. Genau nachprüfbar wird das nicht sein, doch warum hat man den Massenmedien damals in Bezug auf die Finanzkrise eine Art Maulkorb verpasst? Ich denke, dass es erst den Bankrun gegeben hat und dann die Einlagengarantie, zusätzl. wurde dann zu Beginn des Jahres 2009 die Bargeldproduktion hoch gefahren, um in Zukunft gewappnet zu sein. Solange ausgezahlt werden kann, die Leute ihre bedruckte Baumwolle zuhause anschauen können, um sie dann 2 Tage später wieder einzuzahlen passiert gar nichts. Tatsächlich darf man gespannt sein, wann in der Zukunft Bargeld komplett abgeschafft werden wird. Hierzu ein Link "Bargeldverbot - Willkommen in 1984"
http://www.mmnews.de/index.php/etc/7049-bargeld-verbot-willk ommen-in-1984
Beste Grüße
Helmut Reinhardt
Ein Volk hat immer die Politiker, die es verdient und wir wollen offensichtlich den sprachgewandten, fernsehtauglichen Staatsschauspieler. Die von Ihnen genannten engagierten Fachleute sind uns zu anstrengend und wenn sich einer dann doch einmal zur Verfügung stellt, wird er schlicht und einfach nicht gewählt. Leider wählen wir mit dem Bauch und nicht mit dem Kopf. Zumindest auf kommunaler Ebene gibt es Untersuchungen zu diesem Sachverhalt.
im Oktober 2008 wurden 11,4 Mrd Euro in 500 Euro Banknoten abgehoben. Im gesamten Jahr (ohne Oktober) 10,3 Mrd in 500 Euro Banknoten. Weniger als die Hälfte floss in ausländischen Kreditinstitute (Caymann, Liechtenstein...?) mehr als die Hälfte
wurde von deutschen (?) Kunden abgehoben. Das Geld floss bis ca April 2009 nicht wieder zurück.
Nachdem ich mich wochenlang mit Zins, Zinseszins, Frei-/Schwundgeld oder doch lieber Gold als Geld oder lieber Silber, Deflation/ Inflation, FED und sonstwas herumgequält habe ( nach 35 Jahren fallen eine Menge Themen an, die man aufarbeiten muss :- ) ), bin ich mit meinen immer noch offenen Fragen zu den Ursachen des Problems bei http://www.global-change-2009.com/blog/ gelandet und meine offenen Fragen und Unstimmigkeiten sind nun endlich geklärt.
Sie, Herr Reinhardt, haben es bisher oft nur am Rande angedeutet, dass der Zins an sich nicht DAS Problem ist, sondern die Hortung der Geldscheine. Ich habe mich an dem scheinbaren Zinsproblem ( es wird auch allerorten als DAS Problem angeführt )abgerackert und es sind Fragen offen geblieben. Vor allem an der Aussage, "dass das Geld für den Zins nicht existent ist, da nicht mitgeschaffen" und hier DAS Problem liegt, hat mir einige Kopfschmerzen bereitet. Denn sobald es wieder ausgegeben wird, kann der Kreditnehmer durch Leistung dieses Geld erwirtschaften. Bei Globalchange wird es deutlich, dass das nicht das Problem ist und wo es stattdessen liegen könnte.
Danke für Ihren Kommentar. Am Rande angedeutet??? Ich denke, ich habe das Geldsysstem und die Problematik des langfristigen Hortens hier auf Cashkurs schon in zahlreichen Artikeln sehr ausführlich dargestellt und mir die Finger wund geschrieben. ;-) Z.B.: Hier:
http://www.cashkurs.com/Detailansicht.80.0.html?&cHash=261b7 551d3&tx_t3blog_pi1[daxBlogList][showUid]=6822
Sei´s drum, dass der Zins an sich nicht das Problem ist, sehe ich auch so.
Beste Grüße
Ich bin erst Mitte 2010 eingestiegen und schaffe es kaum aktuelle Artikel zu erfassen, zu recherchieren und offene Fragen zu klären. Da gehen ältere Beiträge leider unter. Ich hole das heute nach.
Kennen Sie globalchange2009? Was ist davon zu halten? Auf den ersten Blick wie gesagt eine sehr infomatve Seite.
Das Problem ist natürlich, dass sich vieles immer schlüssig und sinnvoll anhört. Ich hatte gerade "Das Silberkomplott" gelesen. Wie man schon ahnt, ein Verfechter des durch Gold UND Silber gedeckten Geldes. Nach der Lektüre ist man ein Verfechter eines solchen Geldes! Leider hat man in der Regel weder die Zeit noch die Mittel jede Aussage zu hinterfragen und auf Stimmigkeit zu prüfen. Dazu noch eine Anmerkung. Zufällig bin ich auf eine Reportage über Michael Moore gestoßen, die seine Dokumentationen kritisch sehen. Ihm wird unterstellt viele Dinge aus dem Zusammenhang zu reißen und nicht alles in dem Kontext zu zeigen in dem es war und so die Zuschauer zu manipulieren. Wem soll man nun glauben? Naja, geglaubt wird ja in der Kirche......
P.S. : Ich habe beim Schreiben Ihren Artikel gelesen. Sie haben Recht. GENAU das haben Sie schon geschrieben. Da hätte ich mir einiges an Zeit gespart. Haben Sie noch solche Perlen versteckt? :-)
Danke für den Hinweis auf Ihren Artikel vom 05.02.2010. Leider hat sich die freiwirtschaftliche Geldreformbewegung ein Problem eingehandelt, in dem die Zinsproblematik prominent in den Vordergrund gestellt wurde. Dies ist halt anschaulich, verständlich und bisweilen spektakulär. Die Zinsproblematik ist aber wie Sie auch schreiben, nicht die Ursache des Problems sondern eine der schwerwiegenden Folgen eines Geldsystems ohne Umlaufsicherung. Diese Fehlkonstruktion bewirkt, dass die Blockierung des Geldumlaufes für die Verursacher kostenlos bleibt während die anderen Marktteilnehmer darunter leiden (= Externalisierung von Kosten). Der stete Versuch, dieses Leid zu verhindern löst letztlich eine Kaskade aus von nebenwirkungsreichen Massnahmen. Unter Beachtung dieser Zusammenhänge löst sich auch der Widerspruch zum "Meudalismus". In einem umlaufgesicherten Geldsystem (=Internalisierung der Kosten einer Blockade) ist eine Akkumulation wie im obigen Beispiel bei den Aldi-Brüder für die Besitzer schon lange unattraktiv, lange bevor es zu solcher Vermögensakkumulation kommt. Mehr Geld einzunehmen als es reicht für alle Lebenspläne +Sicherheitsmarge wird kein Ziel mehr sein, weil dies mit steigendem Aufwand und Nachteilen verbunden sein wird. Die Zinssätze werden auch rasch ein Gleichgewicht bilden zwischen Ersparnisbildung und Kreditnachfrage, welche konjunkturabhängig ist. Mit zunehmender Akkumulation der zu verteilenden Kaufkraft bei einer bedürfnisgesättigten Minderheit nimmt die Nachfrage ab. Dies führt dann zu sinkendem Investitionsbedarf und damit sinkenden Zinssätzen ohne Untergrenze bei Null! Ggf. muss die akkumulierte, nicht benötigte Kaufkraft mit Verlust weitergegeben werden (um noch höheren Verlust durch die Liquiditätsabgabe zu vermeiden). Mehr Menschen können sich selbständig machen. Der Renditedruck sinkt. Ein umlaufgesichertes Geldsystem gleicht die Tendenz der Vermögensakkumulation bei wenigen aus.
Geld wird nichts anderes mehr sein: ein Tauschmittel mit Ablaufdatum. Ein Tauschmittel mit dem internalisierten Anreiz, dessen Umlauf nicht zu blockieren sondern die Kaufkraft ohne Verzögerung zu nutzen (Konsum, Investition, Schenkung oder Konsumaufschub durch Ausleihe).
Wichtig ist allerdings, dass der Boden nicht als Geldanlage missbraucht werden kann, also als Kaufkraftspeicher mit scheinbar unendlicher Speicherkapazität. Denn dies ist nur eine Illusion mit weitreichenden Folgen. Und selbstverständlich ist bei umlaufgesichertem Geld die Geldmenge viel knapper zu bemessen als heute.
Da Sie auf der Suche sind, hilft Ihnen bestimmt "Endlich frei!" weiter. ;-)
http://www.cashkurs.com/Detailansicht.80.0.html?&cHash=83055 acd05&tx_t3blog_pi1[daxBlogList][showUid]=4646
Beste Grüße