Patrick Pouyanné, CEO der französischen Total S.A., hatte im Juli 2017 die Rückkehr des Unternehmens in den Iran eingeleitet. Knapp fünf Milliarden USD sollten in das als „das Größte der Welt“ geltende Gasfeld South Pars investiert werden. Die französische Gruppe hatte 50,1%, die iranische Petropars 19,9% und die chinesische CNPC 30% erhalten.

Damals, zwei Jahre nach Aufhebung der US-Sanktionen, war Total der erste westliche Ölkonzern, der ein Comeback in den Iran ankündigte - trotz „einer gewissen Unsicherheit", wie Patrick Pouyanné betonte.

Mit einem Umsatzvolumen von 155,8 Mrd. US-Dollar (Stand: 2017) ist Total das viertgrößte Mineralölunternehmen und das insgesamt achtgrößte Industrieunternehmen der Welt. Total beschäftigte im Jahr 2016 in 130 Ländern etwa 99.000 Angestellte. In 30 Ländern fördert das Unternehmen Öl und Gas. Die Aktie der Total S.A. gehört dem Börsenindex CAC 40 an und ist an der New York Stock Exchange und der Euronext in Paris notiert.

2017 belegte Total in den Forbes Global 2000 der weltgrößten Unternehmen Platz 26 und kam Mitte 2018 auf einen Börsenwert von ca. 168 Mrd. USD. In Europa betreibt Total ein Netzwerk von 12.062 Total-Tankstellen in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Deutschland und Großbritannien. In Spanien und Portugal hält Total eine Beteiligung in Höhe von 48,83% an der CEPSA und in Italien 49% an der TotalErg. Hauptsächlich in Frankreich betreibt das Unternehmen neben der Marke „Total“ zudem verschiedene Niedrigpreismarken.

Angst vor amerikanischen Drohungen

Nun gibt der französische Mineralölkonzern Total das iranische Gasfeld an der Grenze zu Katar auf und übergibt seine Anteile vermutlich an die chinesische CNPC, so berichtet die französische Les Echos.

Der französische Ölkonzern hat seine Projekte im Land aufgegeben, erklärte der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh der Agentur Icana. Das Risiko amerikanischer Sanktionen war zu hoch.

„Wir gehen keine Kompromisse mit amerikanischen Drohungen ein“, so das Unternehmen. Donald Trump hat das iranische Atomabkommen angeprangert und beschlossen, Teheran erneut zu isolieren. Washington hat am 6. August eine Reihe von Sanktionen wieder eingeführt und erklärt, dass es alle Länder, die mit dem Iran Handel treiben, stark bestrafen wird.

In diesem Zusammenhang hat Washington Unternehmen auf der ganzen Welt eine Frist von 90 bis 180 Tagen eingeräumt, um sich aus dem Iran zurückzuziehen. Der Total-Konzern behauptet, dass 90% seiner Geschäftstätigkeiten in Dollar finanziert sind und ein Drittel seines Kapitals von amerikanischen Aktionären gehalten wird. Somit hatte er keine andere Wahl als sich aus dem Iran zurückzuziehen.

Zumal iranisches Öl von den amerikanischen Behörden besonders ins Visier genommen wird. Die Trump-Administration kündigte Ende Juni an, dass sie die iranischen Rohölexporte auf Null reduzieren werde, wenn sie nicht auf weniger als 2,5 Millionen Barrel pro Tag sinken.

Die Franzosen verlieren damit eines ihrer wichtigsten Projekte und brechen vor dem US-Sanktionsdruck zusammen.

Großmäuler in Brüssel und Straßburg

Trotz großmäuliger Äußerungen von Europas Kommissaren sowie vereinzelter Regierungen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, europäische Firmen vor den völkerrechtswidrigen Sanktionen der USA zu schützen, kneifen die Konzerne.

Sie schätzen wohl die Fähigkeiten der EU-Parlamentarier und Kommissare realistisch ein. Ihnen ist bewusst, dass der Arm von Europas Funktionären nicht bis in die US-Justiz reicht. Außerdem sitzen in Brüssel überwiegend unfähige Zeitgenossen, die sehr darauf bedacht sind, ihre Pfründe zu sichern und zu erhalten, überwiegend auf Kosten der deutschen Steuerzahler und Sparer.

Von der Kanzlerin, die inzwischen eine „lahme Ente“ ist, können selbst Unternehmen der BRD nichts mehr erwarten, hat sie sich doch erst kürzlich in Brüssel von den anderen Mitgliedstaaten zu Lasten der deutschen Autoindustrie - und zugunsten der französischen Autoindustrie - mit der Neufestlegung von Grenzwerten über den Tisch ziehen lassen. Oder es ist für sie einfach nicht von Bedeutung, da ihr Anliegen der Massenmigration ja geklappt hat?

Konsequenzen aggressiver Ostpolitik

Nun zeigt sich für europäische, aber auch französische Unternehmen, dass die antirussische Politik der letzten Jahre dumm und überflüssig war und nun ernsthafte wirtschaftliche Folgen hat. Die Wettbewerber aus Asien nutzen blitzschnell die sich daraus ergebenden Gelegenheiten.

Hat Pouyanné Angst?

Für den 1963 geborenen Patrick Pouyanné, der seit Oktober 2014 Vorstandsvorsitzender der französischen Gruppe ist, gibt es möglicherweise noch einen anderen Grund für den schnellen Rückzug. Sein Vorgänger, Total-Boss Christophe de Margerie, starb auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo bei einem Unfall seines Privatjets.

Nach offiziellen Darstellungen war damals ein Schneepflug mit dem Privatjet des Geschäftsmanns kollidiert. Laut Fahndern soll der Fahrer des Räumfahrzeugs betrunken gewesen sein. Der Mann wurde festgenommen, wehrte sich aber gegen die Vorwürfe. Er sei nüchtern gewesen und habe die Anweisungen der Flugsicherung befolgt.

Dass der Total-Chef einem Mordkomplott des Westens zum Opfer gefallen sei, weil er sich für Russlands Positionen stark gemacht habe, wurde sofort als Verschwörungstheorie abgetan. Vielleicht hält Patrick Pouyanné den damaligen Vorgang nicht für eine Verschwörungstheorie, sondern für tödlichen Ernst.

Zu einem Video des Autors geht es hier.

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