Die Ausgangsbasis von Teil I: "Deutsche Bürgerfonds" - Klingt gut, aber…

Der "Deutsche Bürgerfonds" - so der Vorschlag des Ifo-Instituts - will die Bundesrepublik Deutschland dazu veranlassen, ihre gute Bonität zu hohen Kreditaufnahmen zu nutzen, um die Mittel dann höherverzinslich, also mit gutem Profit, wieder anzulegen.

Die aus diesen Zinsdifferenzgeschäften in großem Umfang springenden Gewinne sollen dann auf Sicht einen Bürgerfonds, aus dem später jedem Bürger bei Erreichen des 67ten Lebensjahres - ohne dass er auch nur einen Pfennig selbst dazu beigetragen hat - eine Geldsumme von 16.200 Euro (bei Erzielen einer höheren Zinsmarge auch mehr) zur Verfügung gestellt werden soll/kann.

Das klingt erst mal gut, so ähnlich wie die eierlegende Wollmilchsau; doch wurde in Teil I schon dargestellt, dass von dem Vorschlag wenig zu halten ist.

16.200,- €: Ist eine Sparleistung von 14,55 Euro pro Monat tragbar?

Dazu nun noch ein Eingehen auf die an die Wand gemalte Summe von 16.200 Euro für jeden 67jährigen, ohne dass dieser auch nur einen Pfennig/Cent dazu beigesteuert hat: Was ist diese Summe wert, wie ist sie zu werten? Dazu einige Blicke auf Zinsrechner im Internet.

Frage: Angenommen der deutsche Steuerbürger würde 25 Euro im Monat auf die Seite legen und in einen, oder gestreut in mehrere, gute deutsche Investmentfonds investieren. Diese haben in den letzten 30 bzw. 35 Jahren - man vergleiche die entsprechende BVI-Statistik - eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,7 bzw. 7,3 Prozent erbracht.

Legen wir nur einmal - um auf der sicheren Seite zu sein - einen durchschnittlichen Zinssatz von fünf Prozent für die 35jährige Laufzeit vom 32. bis zum 67. Lebensjahr des Sparers zugrunde, dann kommt als Ergebnis eine Summe von über 26.000 Euro heraus - selbst unter Einrechnung der in den letzten Jahren anfallenden Einkommensteuer auf die Zinserträge, da diese in den letzten Jahren den Freibetrag von 801 Euro pro Jahr übersteigen.

Ok, 25 Euro im Monat kann/will nicht jeder Steuerbürger aufwenden, zumal das kostenlose Zubrot aus der Bürgerrente ohne jegliche Gegenleistung zufließen soll. Die Frage also anders herum: was müsste der Bürger in einem normalen, nicht staatlich subventionierten Sparprozess, monatlich - vom 32. bis zu 67. Lebensjahr - einzahlen, um auch auf jene ominöse Summe von 16.200 Euro zu kommen?

Das hängt natürlich wieder von dem Zinssatz ab, den die angelegten Gelder in den Jahren im Durchschnitt erzielen. Bleiben wir mit den unterstellten fünf Prozent wieder deutlich unter den in den letzten Jahrzehnten von den Fonds erzielten Renditesätzen, dann errechnet die Tabelle für die 35jährige Ansparperiode eine monatlich erforderliche Sparleistung von 14,55 Euro. Noch Fragen zum Sparvermögen der deutschen Steuerbürger?

Das ist nicht viel mehr als eine Schachtel Zigaretten im Monat. Und zur praktischen Umsetzung solcher kleinen langfristigen Sparvorgänge sei angemerkt, dass viele Direktbanken Sparraten ab 25 Euro im Monat kostenlos in den ausgesuchten Fonds verbuchen - und das auch bei vielen Fonds ohne irgendwelche Ausgabeaufschläge.

no cigarette a day keeps poverty away

Ok. Wie können derart geringe monatliche Sparleistungen kostengünstig verbucht und angelegt werden? Denn laufende Kosten, auch in geringer Höhe, sind langfristig ein Killer von den langfristig so schön geplanten Zinseszins-Effekten. Wäre das also nicht auch eine interessante Aufgabe für den Staat, wenn er sich schon Gedanken über die finanzielle Absicherung seiner Bürger im Alter macht?

Wenn es sich offensichtlich schon lohnt, kleinste Parkgebühren an Parkautomaten nur noch per Karte zu verbuchen und zu verrechnen, die dann cent-weise auf den Kontoauszügen der Parkenden erscheinen,  sollte es doch auch möglich sein Plattformen bereit zu stellen, auf denen dann die kleinen, fast lebenslangen Sparbeiträge für wenig Betuchte, aber vorausschauende Bürger erfasst werden (evtl. sogar mit einer wahlweise zur Verfügung gestellten Absicherung).

Wäre das nicht eine sinnvolle(re) staatliche Dienstleistung? Und der Bürger hätte dann ein selbst erbrachtes und ihn zufriedenstellendes und kalkulierbares Vermögenspolster fürs Alter, und kein unkalkulierbares und mit vielen Unsicherheiten behaftetes Zubrot vom Staat, das dieser über sicher nicht völlig risikolose Zinsdifferenzgeschäfte verdienen will.

Dem Autor scheinen die für langfristige Sparvorgänge so wichtigen Zinseszins-Effekte in Sachen Altersvorsorge bzw. vermögensmäßige Absicherung für das Alter nicht ausreichend berücksichtigt zu werden. Vergleiche dazu meinen Cashkurs-Beitrag vom 4.12.18 "Aktien als Altersvorsorge".

Auf lange Sicht führen selbst kleine, regelmäßige Sparbeitrage sehr langfristig zu erstaunlichen Endbeträgen. Dazu hatte ich einen bekannten englischen Spruch in obigem Beitrag  "an apple a day keeps the doctor away" in unserer vermögenspolitischen Situation umgeformt in "no cigarette a day keeps poverty away". Soll heißen: Allein die von vielen Bürgern für Zigaretten ausgegebenen Beträge würden, über lange Jahre investiert, ein schönes, zusätzliches Altersvermögen ergeben.
 
Noch ein Wort zu dem ominösen Betrag von 16.200 Euro, oder bei guten Zinsdifferenz-Geschäften auch mehr. Das wären für 16 Monate ein Zubrot von 1.000 Euro oder für 32 Monate von 500 Euro, natürlich auch jeweils abhängig von der Zinssituation und der Pfiffigkeit des Senioren, Geld lukrativ anzulegen. Eine wirkliche vermögensmäßige Absicherung für das Alter stellen 16.200 Euro oder Beträge in ähnlicher Größenordnung keineswegs dar. Da hätte der zum Nichtraucher mutierte Sparer wesentlich mehr auf der hohen Kante.


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