Das war ein echter Hammer, den Obama gestern Nachmittag gegen die amerikanischen Banken geschwungen hat. Viele Marktteilnehmer, mit denen ich in den letzten beiden Tagen gesprochen habe sind in ihrer Meinung einig:
Wenn das kein Fake (Fälschung/Irreführung) ist und er diese Nummer durch den Kongress bringt, ist er entweder tot oder ein Held, im schlimmsten Falle beides.
Niemand kann so recht an diesen plötzlichen Ausbruch an Rationalität und Verständnis für die Dinge, die notwendig sind um das System grundlegend zu erneuern glauben.
Die Verflechtungen Obamas und seiner Mannschaft mit der Wallstreet sind extrem. Dass sich hier ein Mann gegen sein Team, seine Sponsoren und die mächtige Lobby stellt fällt einem in diesen Tagen schwer zu glauben.
Hier ein paar Fakten mit Unterstützung der Recherche der FTD:
Finanzminister Timothy Geithner gilt –freundlich ausgedrückt- als Wallstreet-nah. Die Börse sprang jubelnd nach oben, als Geithner zum Finanzminister nominiert wurde. Warum wohl? Als ehemaliger Chef der New Yorker Fed ist das kein Wunder. Hintergründe darüber, wem die FED gehört bitte ich dem Buch „C(r)ashkurs“ zu entnehmen. Geithner ist gerngesehener Gast beim privaten Abendessen im Hause von James Dimon, dem Chef von JPMorgan. Geithner steht unter Druck, weil er bei Rettung von AIG den Wallstreet-Banken zu große Summen erstattet hat. Auf Nachfrage des Untersuchungsausschusses sagten die: „Wir währen auch mit weniger Entschädigung zufrieden gewesen, wenn man uns gefragt hätte.“
John Dugan ist einer der mächtigsten Bankenaufseher unter Geithner. Er ist bekennender Deregulierungsfan, hat ende der neunziger Jahre den Glass-Steagall-Act (Kontroll- und Trennungsgesetz der Banken) maßgeblich durch seine Lobbyarbeit zum Kippen gebracht, wie er von sich selbst stolz behauptet. Seine politischen Entscheidungen und Abstimmungen stehen stets im Einklang mit den Interessen der Banken und oft im Widerspruch zu den öffentlichen Forderungen Obamas.
Kein einziges Gesetz für schärfere Bankenkontrolle wie Obama sie seit Herbst 2008 fordert wurde bislang umgesetzt. Alles heiße Luft. Da fällt es schwer zu glauben, dass es diesmal anders wäre.
Viele demokratische Abgeordnete pflegen enge Kontakte zur Wallstreet. Goldman Sachs war übrigens der größte Einzelspender für Obamas Wahlkampf.
Gerade vor 2 Tagen hat der amerikanische Gerichtshof entschieden, dass die bisher geltenden Beschränkungen für Spenden von Unternehmen an Parteien und Wahlkampfhilfe aufzuheben sind. Ab sofort wird es eine Materialschlacht im amerikanischen Wahlkampf geben, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Und wer verfügt da wohl über die meisten Mittel? Die Gewerkschaften oder die Wallstreet?
Obama wollte eine Verbraucherschutzbehörde, JPMorgan sagte: „Überflüssig, wir machen selbst Verbraucherschutz“. Die Behörde kommt aufgrund von Gegenstimmen aus Obamas eigener Partei nicht zu Stande.
Obamas oberster Wirtschaftsberater ist Larry Summers. US-Finanzminister unter Bill Clinton und vormals Chefökonom der Weltbank. In dieser Rolle äußerte er die Ansicht, es sei ökologisch sinnvoll, Giftmüll in die Entwicklungsländer zu exportieren, da dort die entgangenen Einnahmen durch Krankheit und Sterblichkeit am geringsten seien. Toller Typ!
Im August 2008 erhielt er für einen Vortrag bei Goldman Sachs 135.000 US$. Ich sollte meine Vortragshonorare neu verhandeln...
Ich könnte das hier noch 2 Seiten fortsetzen, aber ich glaube, das genügt um zu verstehen, warum ich äußerst skeptisch bin, ob Obama sich wirklich gegen diese Fronten stellt, oder ob es nur eine weitere geschickte Nebelkerze ist. Zeitgleich mit Obamas Brandrede haben die US-Banken große Gewinne vermeldet. Durch Obamas Rede war die Bevölkerung erstmal besänftigt, er kümmert sich ja. Ob diese Ankündigung jemals als Gesetz durch den Kongress kommt ist nach den obigen Darlegungen mehr als fraglich.
WENN es jedoch gelingt, würde es die Wallstreet mächtig durchschütteln. Das würde vermutlich für einige Turbulenzen sorgen und nicht unerhebliche Kreditliquidität und Handelsvolumen aus den Märkten ziehen. Die Konsequenz sehen wir gerade in Ansätzen an den Märkten. Vielleicht war es aber auch nur die abgekartete Trumpfkarte, die die Märkte in den von mir noch immer erwarteten und finalen Sell-Off überführen soll. Viel Spekulation, aber in einigen Monaten werden wir wissen, was wir von den großen Ankündigungen zu halten haben.
Ich hoffe inständig, dass meine Skepsis unberechtigt ist, sich Obama als der weise Politiker entpuppt, als der er auftritt, seine Ankündigungen in effektive Gesetze umwandeln und dann auch noch viele Jahre die weitere Entwicklung bei bester Gesundheit erleben kann.
Kommentare
Nichts sagen ist natürlich doof. Drüber schreiben schon fast Pflicht. Vielkleicht bekommen die fleißigen "Nachrichtenverbreiter" ja demnächst Micropayment-Auszahlungen von Google als Aufwandsentschädigung?
Im großen Bild ist es egal, da die Gesellschaft eh aller 30? - oder doch eher aller 20 Jahre alles wieder vergessen hat. Diesen Effekt macht man sich im Kern zu Nutze.
Wie wunderbar ist doch das Internet! Da geht das alles heuer von Selbst. Ein Thema ansetzen und dessen Karriere beobachten. Visualisiert muss dass recht unterhaltsam aussehen, da sich eine unermüdliche Anzahl Tastentipper damit beschäftigt die Nachrichten kostenfrei zu verbreiten und damit im Dienste des Auftrags noch seriöser bzw. glaubhafter aussehen zu lassen.
"Auftraggeber" ist dabei im Normalfall unbekannt. Ministerium xyz. Und Google macht dann einen auf unvergessliches Web-Gedächtnis.
Es ist eine Zwickmühle.
Ich möchte keinesfalls die Mühe und den Erfolg bzw. den Wert der auf dieser Plattform gebotenen Inhalte schmälern. Danke Dirk!
Aber so geschickt wie die Figur Obama selbst inszeniert ist so geschickt hat man wohl auch mit diesem Thema agiert. Es handelt sich um nicht mehr als psychologische "Kriegsführung". (Nebelkerze)
Aber das ist ok, morgen kommt schon ein neues schönes Thema!
Gruß
ich musste bei all dem sofort an die Nebelkerzen aus Ihrem Buch denken. Mal abwarten was da noch kommt. Oder wie schnell das Thema wieder strategisch unter dem Teppich landet. Im Moment bin ich froh, dass eine Unze Gold und eine Unze Silber - eine Unze bleiben wie Folker Hellmeyer zu sagen pflegt.
Halten wir Ihm die Daumen das er es schafft.Falls er beides wird ein Held und tot steht Amerika vor einem Bürgerkrieg oder zumindest Monatelange Unruhen.
Ich persönlich denke der Absturz der Börsen fängt sich sobald das ganze doch wider eine Luftblase war.
gerade hat die obabuto-fraktion wichtige mehrheiten verloren.....obama will sich für seine wähler wieder mal nur schön reden. wie seine nominierung zum präsidenten ,ist auch diese masche hoch intelligent gestrickt woden....
Und, --- er wird auch nicht im ansatz diese (verzeihung) negerarbeit ausführen müssen wegen o.g kräfteverhältnisse. das wissen seine macher wie timmi & co zuverlässig genau. kein HELDENTUM also? ein hund beißt nie in die hand , die ihm den knochen reicht.
obama wird auch in zukunft alles, aber auch wirklich alles tun, um die wallstreet zu beglücken. diese aktuelle korrektur bzw. umkehr an den märkten hätte eleganter gar nicht gesteuert , getimt und begründet werden können....
einfach schön , das zeitalter des internets und der neuen aufklärung- darauf setze ich voll.....- - - sogar mehr , als auf aktien hätte ich fast gesagt ;-)
ich glaube , es wird bald zeit in em-aktien einzusteigen-wenn €/$ unter 1,40 manipuliert sein wird......oder erst bei 1,30????
respekt! für deinen artikel dirk - dein honorar könntest du von mir aus erhöhen, vorausgesetzt, du machst so weiter wie bisher......in america hätte ich angst um dich, deine plattform und dein team....
schönes we, der goldspecht
Zunächst müssten mal Lobbyisten Geithner bzw. Bernanke gehen oder entmachtet werden. Bernanke's Wiederwahl ist derzeit tatsächlich verschoben.
Dann könnten die Leite um den alten Haudegen Paul Volcker eine Hochzinspolitik einläuten, denn offensichtlich hört Obama nun mehr auf diese Berater.
Falls das geschieht, dann würde sich der Carry-Trade umdrehen, der Dollar also stark steigen, das würde die Wirtschaft beslasten.
Konsum und Investitionen würden zurückgestellt, das sparen hohe Zinsen bringen.
Das würde die besch... eidene Erholung nicht nur total abwürgen, es ginge noch einmal in den USA bergab-dann ganz sicher bis hin zu Unruhen!
Daher sinkende Steuereinnahmen, somit langsame oder keine Senkung der Staatschulden.
Außerdem wäre dann klar, dass die USA als Konsument wegfallen, China müsste alles richten. Die würden Ihre Bindung an den Dollar ganz schnell beenden. Da kann auch einiges schief gehen. Macht die Märkte noch nervöser.
Wem nutzt das? Soviele Risiken nur um einen Abverkauf einzuleiten?
Wollte Obama die Gesundheitsreform durchpeitschen, weil er wusste das bald der US-Mittelstand kaum noch selbst die Krankenversicherung zahlen kann, wegen weiter steigender Arbeitslosigkeit?
Wenn Bernanke nicht wiedergewählt wird und ein Volckeranhänger kommt, dann rockt es ganz schön...darauf sollte man die nächsten Wochen achten!
VG
Ob sich Obama durchsetzen kann oder nicht, ändert am langfristigen Ergebnis (Überschuldung des Staats, zu geringes Wachstam, Generationenkonflikte) meiner Meinung nichts. Es braucht andere politische Ansätze, um langfristig ein Erfolgsmodell praktizieren zu können.
Ich glaube nicht, dass die neu in Erwägung gezogene Variante von Dirk Müller, wonach Edelmetalle flop und Staatsanleihen top sein könten, klar nicht. Die weltweiten Notenbanken hätten bei einem Absacken des Goldpreises ein gröberes Problem in ihren Bilanzen!
Offenbar haben in den USA die "Haie im Teich schon alle anderen Fische gegessen, dass sie sich nun selbst zerfleischen".
Tanti auguri
Ich gebe 100 Aktien Siemens in Auftrag - die Bank kauft als Gegenposition auch 100 Siemensaktien - nur aufgrund der natürlichen Tagesschwankung wird die Bank mir den hohen Kurs berechnen und sich beim niedrigen Kurs bedienen!.
Das ist nur ein kleines Beispiel - aber i ch wette, daß bei genauer Prüfung der Aufträge und Käufe mein Verdacht bestätigt wird.
"Vielleicht war es aber auch nur die abgekartete Trumpfkarte, die die Märkte in den von mir noch immer erwarteten und finalen Sell-Off überführen soll."
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Obama sich gegen sein Team stellt. Er ist doch auch nur eine Marionette. Das ist so gewollt. Und die die "Brown-Obama-Show" eben eine Show. Ich denke das ist viel abgesprochen hinter den Kulissen.
Das die Amerikaner eine Grandwanderung sondergleichen hinlegen ist zumindest uns Crashkurslern bewusst. Aber passt zurzeit nicht alles wunderbar zusammen?
Die Unternehmen spielen "guter Cop - böser Cop" mit den Chinesen und nicht zuletzt soll bei dem Hackerangriff von dem laut Goggle ja mehrere US-Unternehmen betroffen waren auch der chinesische Staat die Finger im Spiel gehabt haben. H. Clinton fordert "bedingungslose" Aufklärung von chinesischen Staat und der findet das alles lächerlich. Der Ton zwischen den USA und China wird schärfer.
Obama schickt mit zwei Reden die Märkte gen Süden. Unsicherheit macht sich breit und generell glaubt doch kein Mensch mehr wirklich an Aufschwung.
Am Wochenende mischt sich nun auch Minister Schäuble ein und sagt "Supi das alles Mr. Obama, wollen wir auch, aber Papa Barack nicht weglaufen wir wollen das zusammen machen ja?"
Was sagt mir das? Die USA scheinen mittelfristig die Chinesen zu provozieren. Da wohl auch Obama nicht einzuschätzen weiß, wie lange die sich provozieren lassen, leitet er die Abwärtsbewegung ein. Schäuble (und interessanterweise andere Politiker z.B. aus England) finden am Samstag/Sonntag die Äußerungen nachahmungswürdig und verkünden dies. Soll sich der heimische Markt bloß nicht vom Schrecken übers Wochenende erholen.
Über 100 Punkte hat der DAX in der DB-Indikation am Freitagabend verloren. Knapp 150 Punkte über den ganzen Tag gesehen. Die DB-Indikationen Stand 22.01.2010, 22:00:
DAX 5585,50 -2,8%
DOW 10194,00 -1,9% (Bei Börsenschluss um 22:30 auf 2,1%)
TDAX 791,75 -3,7%
N225 10345,00 -4,8%
(Quelle: Telebörse.de)
Das sieht bitterböse aus. Der Dow hat von Dienstagabend bis Freitagabend knapp 550 Punkte verloren, entsprechend 5%. Das find ich schon happig, vorallem weil selbst gute Unternehmenszahlen kein Garant für Stabilität war.
Ich denke nach Obamas Hammer kommen auch erstmal keine helfenden Hände. Sicher weiß das aber niemand so genau.