Wenn der Begriff des Geo-Engineerings fällt, liegt der Gedanke an diverse Berichte denen zufolge Multimilliardäre, allen voran Philanthrop Bill Gates, aber auch Richard Branson oder Murray Edwards mit Milliardenspenden derartige Forschungsprojekte und deren Studien finanzieren, nicht fern. Am 6. Februar berichtete der Guardian wieder einmal hierüber[1]. Abgesehen von den Verstrickungen bei der Finanzierung, ist hier vor allem die große Einflussnahme der so geförderten Wissenschaftler, beispielsweise von David Keith von der Harvard University und Ken Caldeira aus Stanford, auch auf das IPCC und die internationalen Regeln und Rahmenbedingungen, erschreckend. Auch hier wird also in bereits aus der Finanzwelt bekannter Manier der Bock zum Gärtner gemacht.

 

An quasi jeglicher Studie auf diesem Gebiet ist eine kleine finanzierte Forschergruppe beteiligt, sie sind in jedem Gremium und auch in den politischen Ausschüssen anzutreffen. Nachdem die sogenannte Öko-Clique der Superreichen nun seit einigen Jahren sehr große Beträge in diese Forschung investierte, sorry uneigennützig spendete, rufen die bezahlten Forscher jetzt also auf höchster Ebene nach der dringend notwendigen öffentlichen Finanzierung! Und wer sich beschwere, die Studien seien privat bezahlt, tue gut daran, öffentliche Gelder aus den Staatskassen(?) locker zu machen, dann bräuchte man auch keine privaten Spenden, das alte Lied…  

 

Vor allem, so die Wissenschaftler, bräuchte man dringend einen „Plan B“ im Kampf gegen die Erderwärmung, falls die UN und die Politiker weltweit sich nicht auf die dringenden Einsparungen der Treibhausgase einigen können, beispielsweise im Juni in Rio.

 

Der Zeitpunkt für die Buchveröffentlichung ist nicht nur aufgrund der zu erwartend kalten Wetterlage Anfang Februar und aus genannten beruflichen Gründen der Beteiligten gut gewählt. Schließlich wurden die Konferenzen zur Erderwärmung auch ganz gerne auf heiße Sommertage gelegt, denn wenn man gerade entweder schwitzt oder friert, sind die jeweils gehörten Aussagen doch gleich erlebbar und irgendwie leichter nachzuvollziehen, aber das nur ganz am Rande.

 

Gutes Timing für hierfür hauptsächlich im Hinblick darauf, dass auf der UN-Umweltkonferenz „Rio+20“ überraschenderweise der Punkt der durch CO2 verursachten Erderwärmung dieses Jahr erstmals von der Agenda genommen wurde und nur noch am Rande diskutiert werden soll!  

 

Zu viele Regierungen weltweit sollen oder wollen die inzwischen gewachsene Kritik an den IPCC- Berichten nicht mehr überhören. Die Deutschen werden jetzt einfach auch hierüber informiert, was beispielsweise in den USA oder England bereits fast zum Allgemeinwissen gehört.

Vielleicht lässt sich mit der Streichung von CO2 auf der Agenda auch das Verbot von der chinesischen Regierung an die Fluggesellschaften des eigenen Landes erklären, sich am Zertifikatehandel mit Emissionspapieren der EU[2] zu beteiligen. Möglicherweise liegt das aber auch an der schnellen Transformation des Landes vom Schwellen- und Entwicklungsland hin zu einem der aktuellen „Retter der EU“, die in den EFSF einzahlen wollen. Angesichts der hohen Ausstöße an CO2 war es Zeit, Position zu beziehen. Auch der US-Luftfahrtverband lehnt das Handelssystem der EU ab, dem eigentlich seit Januar 2012 alle Fluggesellschaften unterliegen, da sind sich die beiden Konkurrenten ausnahmsweise einig.    

 

„Rio+20“, offiziell die „Uno-Konferenz für nachhaltige Entwicklung“ ist keine von den alljährlichen UN-Weltklimakonferenzen, ihren Namen trägt die diesjährige Umweltkonferenz in Anlehnung an den so genannten Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro (UNCEP) aus dem die Agenda 21[3] hervorging. Als erst die dritte Anschlusskonferenz dieser Größenordnung wird sie als das größte politische Treffen des Jahres beworben. Zehn Jahre ist das letzte derartige Treffen her, seit drei Jahren wird sich explizit hierauf vorbereitet. Dies wird sozusagen ein Krisengipfel der Extraklasse und man hat sich dementsprechend viel vorgenommen[4]. Ein Paradigmenwechsel zur neuen Ära der Nachhaltigkeit soll stattfinden.

 

Andre Correa do Lago ist sowohl in leitender Position mit der Ausarbeitung des Verhandlungsentwurfs von „Rio+20“ betraut, als auch Verhandlungsleiter vor Ort. Er erklärte der Presse[5] es sei für die verschiedenen Regierungen viel einfacher, geradezu ideal, sich dem gemeinsamen Ziel der „nachhaltigen Entwicklung“ zu verschreiben, als weiterhin das umstrittene Thema der Klimaerwärmung auf dem Programm zu haben. Das heißt wie gesagt nicht, dass die Bestrebungen zur CO2- Reduktion und die damit lukrativen Einnahmequellen nicht so lange es möglich ist, aufrecht erhalten werden, sondern noch zusätzliche hinzukommen sollen. Angesichts der weltweiten Finanzkrise ist es den Verantwortlichen auch sehr wichtig zu betonen, dass „nachhaltige Entwicklung“ keineswegs wirtschaftsfeindlich ist, sondern genau das Gegenteil, denn vor dem Sparen stehen natürlich auch Investitionen!

 

Vielleicht werden die Umweltzonen, welche bisher kostenträchtig und wirkungslos nur für Pkw eingerichtet wurden, um die Feinstaubbelastung zu minimieren ja jetzt auf Schornsteine ausgeweitet. Hierzu könnten wir den gesamten deutschen oder gleich europäischen Luftraum als Umweltzone deklarieren. Wie auch bei der CO2-Bekämpfung könnten wir der restlichen Welt hier doch wiedermal ein gutes Vorbild sein… Berichten zufolge[6] sollen sich jedenfalls alle teilnehmenden Länder des Umweltgipfels zehn Zielen der „nachhaltigen Entwicklung“ sowie der „Green Economy“ verpflichten. Auch eine neue globale Umweltbehörde sei hiernach angedacht, sowie die Animation der Privatwirtschaft weiter in diese Richtung zu investieren.   

 

„Nachhaltige Entwicklung“ klingt doch klasse -wer kann da schon was dagegen haben? 

Hier gibt es großen Interpretationsspielraum und viele Auslegungsmöglichkeiten. Ja, die Sprache ist ein so oft irreführendes Kommunikationsmittel, weshalb grundsätzlich eine exakte gemeinsame Begriffsbestimmung nötig ist. Man spricht ja auch von nachhaltiger Entwicklung bei Kursgewinnen und ähnlichem ;-).

 

Eine verkürzte Definition: „Nachhaltige Entwicklung ist die übliche Übersetzung des englischen Begriffes sustainable development und bezeichnet eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der jetzigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.[7]“ Ich weiß nicht, wie Sie das jetzt auslegen würden. Wäre es pathetisch zu sagen, es wäre das Nachhaltigste, sich dem natürlichen Klimawandel unter Zuhilfenahme halbwegs kalkulierbarer Mittel anzupassen? Nicht nur unser Planet könnte sonst völlig ruiniert werden, sondern vor allem auch wir Menschen -und wir gehören doch auch irgendwie zur Natur.

Jedenfalls sitzen auch die Vertreter des IPCC interpretationswillig an den Verhandlungstischen des Gipfels im Juni. Mal schauen, wie uns vermittelt werden soll, dass langfristig nachhaltige Entwicklung und Geoengineering zu vereinbaren sind.

Fritz Vahrenholt machte als Gutachter für den IPCC-Bericht die Erfahrung, dass es sich beim IPCC nicht um ein wissenschaftliches, sondern um ein politisches Gremium handelt, in dem Aktivisten von Greenpeace und WWF den Ton angeben[8]. Das ist nicht unbedingt ein Widerspruch zum oben Mitgeteilten. Auch die Interpretation seiner Worte in der Welt, „dass die Zustimmung zu den teuren erneuerbaren Energien eines Tages komplett zusammenbrechen könnte, wenn der immer heftigere Alarmismus für alle sichtbar obsolet wird“[9], fügen sich gut ein.

 

Zuletzt ein Zitat aus dem Bild-Artikel, mit dem alles anfing: „Die Zeit ist reif für einen ehrlichen Schnitt. Ein Neuanfang in den Klimawissenschaften muss her. Alles muss auf den Prüfstand!“ Da kann ich mich doch anschließen- kommt wie immer nur drauf an, was genau hierunter zu verstehen ist ;-).

Ihre

Julia Jentsch

* Denk´ selbst, sonst wirst Du gedacht! *

 Hier geht es zum ersten Teil dieses Beitrags


[1]http://www.guardian.co.uk/environment/2012/feb/06/bill-gates-climate-scientists-geoengineering

 

[2]http://www.ftd.de/politik/international/:co2-zertifikate-fuer-airlines-china-boykottiert-europaeischen-emissionshandel/60164704.html

 

[3]http://www.un.org/Depts/german/conf/agenda21/agenda_21.pdf

 

[4]http://www.uncsd2012.org/rio20/rio20issuesbriefs.html

 

[5]http://uk.reuters.com/article/2012/01/24/uk-rio-idUKTRE80N1XT20120124

 

[6]http://www.guardian.co.uk/environment/2012/jan/10/leaked-document-rio-goals

 

[7]http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltige_Entwicklung

 

[8]http://ef-magazin.de/2012/02/13/3407-klimaforschung--die-stunde-der-wahrheit

 

[9]http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article13862668/Die-falsche-Lobby.html

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