Das Phänomen Donald Trump lässt sich anhand von drei Filmen recht gut darstellen: Tributes of Panem, Star Wars und Braveheart. Wie so oft geht es der Hollywood-Maschinerie um das Erzählen des Kampfes zwischen Gut und Böse. Gut sind jene, die dem platten Land (aus einer der Provinzen) entstammen. Luke Skywalker ist Verkörperung des naiven Bauernjungen, der sich zu großen Taten aufschwingt.

Und bei William Wallace handelt es sich um einen angehenden Farmer, der sich auf zufällige Weise zum schottischen Clanführer im Kampf gegen die englische Unterdrückung mausert. Auf der einen Seite die einfachen und armen Menschen, die all ihren Mut fassen, um auf der anderen Seite die herrschenden Gauner und Ganoven aus ihren futuristischen Glaspalästen, Raumstationen und luxuriösen Burgen zu vertreiben  Am Ende siegt das Gute.

Diese beiden sich auf extreme Weise gegenüberstehenden Pole lassen sich anhand einfacher Attribute beschreiben: das Primitive gegen das Fortschrittliche, das Maskuline gegen das Feminine, Arm gegen Reich, das Wahrhaftige gegen das Dekadent-Abgehobene, usw.. Letztendlich lassen sich die Dinge herunterbrechen auf den Slogan das Ländliche gegen das Urbane.

In den USA sind die Einwohner ländlicher Regionen darauf programmiert, alles Elitäre zu hassen. Und dies führt uns zu Donald Trump. Sechs Gründe lassen sich ausmachen, anhand derer sich der politische Aufstieg Trumps gut erklären lässt.

1. Es geht nicht um rote gegen blaue Bundesstaaten – der Konflikt dreht sich vielmehr um ländliche Regionen versus urbane Zentren

Häufig drehen sich die Debatten in den Medien um „rote“ (republikanische) und „blaue“ (demokratische) Bundesstaaten. Verabschieden Sie sich von diesem Gedanken. Wer das Phänomen Trump verstehen möchte, sollte einen genaueren Blick auf den Wahlausgang in unseren Bezirken im Jahr 2012 werfen.

Wer sich die obige Karte anschaut, könnte auf den Gedanken kommen, dass es sich im Fall der Demokraten – der Blauen – nur noch um eine Minderheit im Land handelt, die vielleicht gerade einmal auf 20% kommen würde. Entscheidend ist jedoch, dass die in blau markierten Bezirke (oftmals Städte und urbane Zentren) mitunter viel stärker bevölkert sind als die roten.

Diese Beobachtung scheint sich anhand von urbanen Zentren wie Seattle, San Francisco und Los Angeles im Westen über Minneapolis, Milwaukee und Chicago in der Seenregion bis hin zu New York und Boston in den Neuenglandstaaten an der Ostküste zu bestätigen. Auch Philadelphia und einige urbane Zentren im Süden wie Atlanta machen dabei keine Ausnahme.

Blaue Inseln in einem Meer aus roter Farbe. Diese urbanen Zentren machen weniger als 4% der amerikanischen Landmasse aus, doch hier leben rund 62% aller Amerikaner. Nicht nur der Kulturbetrieb, sondern auch das Filmgeschäft, das Musikbusiness und die Ausstrahlung von Nachrichteninformationen konzentrieren sich fast in Gänze in diesen urbanen Zentren. 

All jene, die in den in der Farbe rot markierten Landesregionen leben, haben das Nachsehen. Eines der besten Beispiel ist Chicago, eine durch und durch blaue Stadt, beheimatet in einem ansonsten roten Bundesstaat Illinois. Sehen Sie sich die nachfolgende Karte an:

Das Leben pulsiert in diesen urbanen Zentren. Wer Fernsehen schaut, wird sich dessen am Besten gewahr. Metropolen wieNew York, Los Angeles oder Chicago stehen im Mittelpunkt von Serien, Shows, etc. Über ländliche Regionen wird hingegen oft nur von oben herab und auf recht arrogante Weise berichtet. Mitunter macht man sich auch einfach lustig über sie.

Es hat sich folgende Parole breit gemacht: Nichts, was außerhalb der großen Städte stattfindet, interessiert noch irgendwen. Die Medienberichterstattung zum verheerenden Hurrikan Katrina rückte das auf beispielhafte Weise ins Bewusstsein des Beobachters. Immerfort war nur von der Metropole New Orleans die Rede.

Dass Katrina einen Schaden von $125 Milliarden anrichtete, der vor allem die Regionen oberhalb von New Orleans am Mississippi verwüstete, fiel fast komplett unter den Tisch.

Doch wen kümmern schon diese Leute dort draußen auf dem platten Land? Trump greift diese vorherrschende Stimmung in den ländlichen Regionen auf, um den durch die urbanen Zentren ignorierten Menschen wieder eine Stimme zu verleihen. Ganz nach Art von: Hey, Ihr Eliten, Ihr A****löcher, hört Ihr jetzt endlich zu?

2. Leute aus der Stadt sind etwas Besonderes

Geht es hierbei um die Rasse? Um Rassismus? Richtet sich der Zorn gegen die Städter, in denen viele dieser zugewanderten „braunen“ Menschen leben? Aus eigener Erfahrung kann ich das nicht bestätigen. Im Gegenteil waren wir in unserem Land darum bemüht, Menschen aus fremden Kulturen in unsere Gemeinschaft bestmöglich zu integrieren. 

Solange Minderheiten sich auf eben jene Weise verhielten, wie wir es von ihnen erwarteten, war doch eigentlich alles in Ordnung. Rassismus richtete sich doch eher gegen Ghetto-Schwarze in Metropolen wie New York oder Chicago, der von einer frivolen weißen Elite ausging.

Fakt ist hingegen, dass die Wahrscheinlichkeit des Waffenbesitzes unter den in ländlichen Regionen lebenden Amerikanern doppelt so hoch ist wie unter Städtern. Auf dem Land wird  wahrscheinlich auch früher geheiratet. Dagegen sprechen und laufen Städter weitaus schneller als Menschen, die auf dem Land leben.

Städter besitzen mit hoher Wahrscheinlichkeit kein eigenes Land und sie gehören wohl auch nicht der christlich-evangelikanischen Kirche an. Die Zerrissenheit unseres Landes leitet sich anhand von Aussagen wie „Städter teilen nicht unsere Werte“ ab. Städter rümpfen hingegen die Nasen über das Analphabetentum und die spürbare Homophobie auf dem platten Land.

3. Trends nehmen ihren Ausgang in den Städten – nicht all diese Trends verkörpern etwas Gutes

In den Städten beschäftigen sich die Amerikaner fast nur noch mit der Zukunft. Viele technologische oder gesellschaftliche Entwicklungen ließen sich zwanzig Jahre zuvor schon in manchen Science-Fiction-Filmen bestaunen. Den Begriff „Fiction“ kann man heute in vielerlei Hinsicht streichen.

Trends und Entwicklungen nehmen in urbanen Zentren ihren Ausgang. Schnell verbreiteten sich Vorurteile gegenüber Städtern, die im Rest des Landes als atheistisch, gotteslästerlich und sexuellen Ausschweifungen zugeneigt wahrgenommen werden. Die Bibel zitierend, wurden immer häufiger Vergleiche zur Offenbarung der Apokalypse des Johannes gezogen. 

Der kulturelle Graben, der sich auf diese Weise zwischen urbanen Zentren und plattem Land bildete, darf nicht unterschätzt werden. Es gab Zeiten, in denen die Institution der Kirche die Hauptrolle in unserem Land spielte. Hören Sie einfach mal den Experten zu.

Die Institution Kirche war das Bindeglied, das die gesamte Gesellschaft miteinander verband und zusammenhielt. Hier traf man Freunde, seine späteren Ehefrauen, knüpfte Kontakte, um Arbeit zu finden und erhielt sozial-gesellschaftliche Unterstützung. Es etablierte sich des Weiteren eine Art Auffangnetz für arme Bevölkerungsschichten.

Heutzutage beobachten wir eine sich verstetigende Krise des Christentums, die jeden Winkel unserer Gesellschaft durchdringt. Hören Sie nur mal Fox News zu und vergewissern Sie sich, wie die Resultate einer dekadenten, atheistischen und amoralisch-snobistischen Gesellschaft, die Gott den Mittelfinger zeigt, durch den Sender interpretiert werden: Chaos.

Dieses Chaos manifestiert sich anhand von Aufständen und sozialen Unruhen unter Afro-Amerikanern, bombenlegenden Muslimen, der Ausbreitung von AIDS, dem Machtgewinn unter mexikanischen Drogenkartellen und der Absage an das Aufstellen eines Christbaums unter Atheisten.

Antwort der politischen Eliten auf diese Vorgänge ist eine in den Medien lancierte Gender-Debatte, die Rettung des Weltklimas und die artgerechte Haltung von Hühnern. Irrsinn. Zum selben Zeitpunkt werden Tausende Jahre alte Weisheiten ins Lächerliche gezogen und in Frage gestellt.  

Auf dem platten Land werden diese Geschehnisse auf eine ganz eigene Weise beantwortet, nämlich in Form der Parole: „Pinkele nicht gegen mein Bein, um mir zu erzählen, dass es regnet“. Die Grundpfeiler, auf denen unser Land immer fußte – nämlich Familie, Glauben und harte Arbeit – gelten heute nicht mehr. Eliten, die den Menschen aus ihren Elfenbeintürmen ins Gesicht lachen, haben einen großen Beitrag geleistet, um diese Stützpfeiler einzureißen.

4. Ländliche Regionen sind stark vernachlässigt worden

Werfen Sie mir bitte nicht vor, dem Traditionalismus anheim gefallen zu sein. Keineswegs. Heute leben und arbeiten wir in einem „blauen“ Bezirk für eine „blaue“ Industrie. Die guten alten Tage, in denen die Sklaverei und Rassentrennung unser Land in Aufruhr versetzten und einen Eckpfeiler unserer Zivilisation bildeten, sind vorbei.

Auch „traditionelle Familien“, die Millionen von Frauen an Haus und Herd banden sowie die unbedingte Aufrechterhaltung von unglücklichen Ehen gehören der Vergangenheit an. Auch Lesben und Schwule müssen heute nicht mehr in Angst leben. Dieser gesellschaftliche Wandel war darauf fokussiert, die Dinge zum Besseren zu wenden.

Versuchen Sie mal, solche Dinge Leuten zu verklickern, die in typischen Trump-Regionen leben. Gerade diese Regionen sind es, die durch die Rezession mit am härtesten getroffen wurden. Die Suizidrate unter jungen Menschen ist doppelt so hoch wie in den Städten. Neue Unternehmen werden in ländlichen Regionen fast gar nicht mehr gegründet.

Dazu hingen ländliche Regionen häufig von einem großen Arbeitgeber ab. Einer großen Fabrik, einer Kohlenmine, usw. Machen diese Betriebe dicht, sterben ganze Landstriche aus. Schulen verfallen. Dringend notwendige Reparaturen werden nicht mehr vorgenommen. In Städten lassen sich wegfallende Industriejobs durch Dienstleistungsjobs ersetzen. 

Kleinstädte hingegen sterben. Wer nicht wenigstens einmal im Leben in solchen Kleinstädten gelebt hat, kann sich den Grad der Hoffnungslosigkeit unter den Einwohnern einfach nicht vorstellen. Folglich hält die Abwanderung in die urbanen Zentren unseres Landes an. In den Städten entscheidet sich die Frage des Überlebens nun an den „Lebenshaltungskosten“.

Rassistische Klassifizierungen und das Zuhilfeeilen einer liberalen Elite existieren nicht mehr. Weiße Privilegien existieren vielerorts nicht mehr. Die Suizidquote unter weißen Einwohnern auf dem Lande geht inzwischen durch die Decke.

5. Der Frust unter jenen wächst, die über keine Stimme verfügen

Afro-Amerikaner setzen Polizeiautos in Brand, worauf liberale Eliten antworten, dass man sie nicht dafür verantwortlich machen könne, weil sie eben arm sind. Dahingegen werden junge Menschen wegen des Kaufs von einer Tüte Chrystal Meth inhaftiert, während sich dieselben Eliten über fehlende Zähne in den Mündern von Unterprivilegierten öffentlich lustig machen.

Viele kommen sich wie eine Art Punching Ball der Gesellschaft vor. Dabei handelt es sich bei vielen Betroffenen häufig um Menschen, die einst einmal stolz darauf waren, unabhängig zu sein. Sie reparierten ihre Autos und Häuserdächer selbst, gingen im Wald auf die Jagd nach Wild und schützten ihre Heimstätten erfolgreich gegen Diebe und Einbrecher.

Abhängigkeit wurde als Scham empfunden, was ganz besonders im Fall der finanziellen Abhängigkeit von der Regierung gilt. Sie unterschieden sich damit von den „hippen“ Yuppies in den urbanen Zentren, denen vorgeworfen wird, nicht mal mehr einen Nagel in die Wand schlagen zu können und für jegliche Reparaturen externe Hilfe zu benötigen. Damit sinkt auch das Gefühl des eigenen Verantwortungsbewusstseins.

Viele in ländlichen Regionen lebende Amerikaner, die sich Trump-Devotionalien in die eigenen Vorgärten stellen, drücken dadurch aus, dass ihr Lebensstil am Aussterben ist. Auch ihr Lebensstandard hat sich mitunter rapide verschlechtert. Nach wie vor scheuen viele von ihnen davor zurück, Schwarzen und Homosexuellen dieselben Bürgerrechte zuteil werden zu lassen.

6. A****löcher werden zu Helden verklärt

Sie sind also auch der Ansicht, dass Trump ein Stück Scheiße ist? Ein zu Beleidigungen von Drittpersonen neigender arroganter Milliardär? Ein Mann, den gesellschaftliche Konventionen nicht kümmern und der den Entrechteten eine Stimme verleiht? Indem dieser Mann tagtäglich Regeln bricht, provoziert und sich in diesem Verhalten auch noch sonnt?

Machen Sie keinen Fehler! Vergessen Sie darüber nicht die Eskapaden und Beleidigungen der dem Linksmilieu zuneigenden Millionäre Amerikas! Wie verhält es sich im Hinblick auf New Jerseys Gouverneur Chris Christie? Oder wie steht es um David Lettermans Sexskandale? Ist deren Verhalten vielleicht akzeptabel, da diese Leute Ihrem eigenen ideologischen Spektrum zuneigen?

Sind Sie der Ansicht, dass jede Mannschaft ein paar A****löcher in ihrem Team braucht, um den Gegner zu zermalmen? Dann handelt es sich im Fall von Trump nur um das Gegenstück der gegnerischen Seite. Das mediale Aufheulen der Eliten hört sich ganz nach einem Bombardement des Forts der Gegenseite an. Umso lauter, desto besser.

Angriff und Gegenangriff sind also nur zwei Seiten derselben Medaille. Darin spiegelt sich der Grad der Zerrissenheit in unserer Gesellschaft. Wäre ich nicht irgendwann vom Land in die Stadt gezogen, würde ich mich ebenfalls auf der anderen Seite des Zauns befinden, um fiese Kommentare über Artikel dieser Art zu verfassen.



Dies ist eine Zusammenfassung eines englischen Original-Beitrages von Zero Hedge, der am 26. Oktober u.a. bei „ValueBit News“ veröffentlicht worden ist.

Den englischsprachigen Beitrag finden Sie unter diesem Link:

news.valubit.com/2016/10/26/how-half-of-america-lost-its-fking-mind/

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