Das Direktorium der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat auf seiner am 7. Februar zu Ende gegangenen Sitzung eine Resolutionsempfehlung an die Weltgesundheitsversammlung beschlossen, die Ende Mai tagen wird. Der Titel lautet: „Behavioural sciences for better health“ (Verhaltenswissenschaften für bessere Gesundheit). Grundlage ist ein Resolutionsentwurf, der von den USA zusammen mit elf weiteren, zumeist asiatischen Ländern vorgelegt wurde.

Dessen Grundlage ist wiederum eine gleichnamige Initiative des WHO-Generaldirektors. Der Bericht über die Initiative, den der WHO-Generaldirektor im Dezember vorgelegt hat, ist recht wolkig und überlässt es dem Leser, sich vorzustellen, welche konkreten verhaltenswissenschaftlichen Instrumente oder Programme hier genutzt werden sollen.

Zum Hintergrund der Initiative heißt es in dem Bericht (übersetzt):

Das Sekretariat und die Mitgliedstaaten können das ehrgeizige Ziel, die globale Gesundheit und die Gesundheit von mehr als 7 Milliarden Menschen zu verbessern, nicht erreichen, wenn sie nicht genau wissen, wie sich die Menschen in Bezug auf ihre Gesundheit verhalten.“

Konkreter wird es in dem Bericht kaum.

Entschließungsentwurf für die Weltgesundheitsversammlung

Der Entschließungsentwurf der Gruppe um die USA, den sich das WHO-Direktorium nun zu Eigen gemacht hat, wird konkreter. Dort heißt es (in Auszügen und übersetzt):

Die 76. Weltgesundheitsversammlung,

  • in der Erkenntnis, dass (…) die Entwicklung von Maßnahmen zur Änderung des Verhaltens von Einzelpersonen in Bezug auf ihre eigene Gesundheit oder von Mitarbeitern des Gesundheitswesens und Angehörigen der Gesundheitsberufe einen umfassenden und interdisziplinären Ansatz erfordert, der unter anderem Anthropologie, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Neurowissenschaften, Psychologie und Soziologie umfasst;

  • besorgt über die Auswirkungen von gesundheitsbezogenen Fehlinformationen und Desinformationen auf das Verhalten, auch während der COVID-19-Pandemie;

ruft die Mitgliedstaaten auf (…),

  • nachhaltige personelle und finanzielle Ressourcen für den verstärkten Einsatz der Verhaltenswissenschaften im Gesundheitswesen bereitzustellen;

und ruft den Generaldirektor auf,

  • verhaltenswissenschaftliche Ansätze in der Arbeit der Organisation zu verankern (mainstreaming) und die notwendigen strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, einschließlich verhaltenswissenschaftlicher Teams, Referate oder Funktionen, sowie für die Bereitstellung ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen zu sorgen;

  • im Rahmen der vorhandenen Ressourcen auf der Grundlage eines vorherigen Ersuchens der betreffenden Mitgliedstaaten, deren verhaltenswissenschaftliche Politiken, Interventionen, Programme und Forschung zu bewerten und die Ergebnisse dieser Bewertungen zu verbreiten;

  • Erkenntnisse über verbesserte Ergebnisse zusammenzustellen und zu verbreiten, die sich aus der Anwendung der Verhaltenswissenschaften auf die öffentliche Gesundheit ergeben;

  • Leitlinien zu entwickeln, auch durch Anwendung der Verhaltenswissenschaften, die sich mit den Prioritäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit befassen, einschließlich der Impfskepsis, sowie mit Fehlinformationen und Desinformationen, die im Widerspruch zu den auf die öffentliche Gesundheit bezogenen Erkenntnissen stehen.“

De facto kommen diese verhaltenswissenschaftlichen Ansätze und diejenigen, die sie ausprobieren, ganz überwiegend von den Spitzenuniversitäten der USA und werden von den großen konzernnahen Stiftungen gefördert, wie der Gates-Stiftung, der Rockefeller-Stiftung und dem Wellcome Trust.

Insgesamt wirkt die Entschließung für normale Empfänger ziemlich wohlmeinend und harmlos, wie etwas wogegen eigentlich niemand sein kann. Wer sich näher mit der WHO befasst hat, denkt allerdings an Ansagen wie „Die Wissenschaft gehört uns“ oder das erst vor kurzem ausgegebene Ziel, nicht weniger als 100% der Menschen über 60 und der Beschäftigten im Gesundheitssystem gegen Covid zu „impfen“, die Dämonisierung von Covid-Impfskeptikern in einem WHO-Video oder die Überwachung der globalen sozialen Medien durch die WHO in NSA-Manier, und liest deshalb mit etwas mehr Misstrauen.

Dann drängt sich aus Erfahrung der Verdacht auf, dass das mit den Leitlinien und der öffentlichen Bewertung des Regierungshandelns nur auf Anfrage, nicht ganz so freiwillig und unverbindlich wäre, wie es erscheinen soll, vor allem für ärmere Länder, die von Zuwendungen der Stiftungen, internationalen Organisationen und reicheren Regierungen abhängig sind.

Dann fällt auch auf, dass die WHO nur über „verbesserte“ Ergebnisse durch Anwendung der Verhaltenswissenschaften informieren soll, nicht über mögliche negative Folgen. Die Autoren der Resolution wollen offenbar durch hartnäckiges Beschweigen den Eindruck erwecken, solche negativen Folgen oder ethischen Probleme könne es gar nicht geben. Z.B. wenn verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse, wie man Menschen beeinflussen oder manipulieren kann, genutzt werden, um von einer Behörde oder Regierung erwünschte Verhaltensweisen zu befördern.

Rockefeller-Stiftung dankt und klärt auf

Und hier kommt die Rockefeller-Stiftung ins Spiel, die dankenswerter Weise noch konkreter macht, wo es hingehen soll. Und zwar in dem Tweet, mit dem sie sich beim WHO-Direktorium dafür bedankt, dass es sich den Entschließungsantrag zu Eigen gemacht hat, und gleichzeitig das von ihr und der Gates-Stiftung geförderte Mercury-Programm vorstellt.

Ob die Danksagung bedeutet, dass die Stiftung an der Abfassung des Resolutionsentwurfs beteiligt war? Man weiß es nicht.

Mercury ist ein 25 Mio. Dollar Projekt. Mit einem solchen Budget kann man einiges an Verhaltenswissenschaften fördern. Auf der Netzseite des Projekts heißt es (übersetzt):

Mercury Project ist ein Konsortium von Sozial- und Verhaltenswissenschaftlern, die rigorose Sozial- und Verhaltenswissenschaft betreiben, um sicherzustellen, dass aus Impfstoffen auch Impfungen werden, indem sie die globale Verpflichtung zur Erhöhung des Impfstoffangebots mit einer Verpflichtung zur Erhöhung der Impfstoffnachfrage verbinden. Das Projekt ist das einzigartige Ergebnis gemeinsamer philanthropischer Investitionen und wissenschaftlicher Innovation.“

Dabei werden Covid-„Impfungen“ ausdrücklich unter die Routineimpfungen gezählt, so als könne man die wenigen, die sich und ihre Kinder gegen nichts oder fast nichts impfen lassen wollen, mit den Abermillionen in einen Topf werfen, die lediglich skeptisch sind gegenüber den neuartigen, in Rekordzeit entwickelten und ungenügend getesteten gentechnischen „Impfstoffen“, die nicht gegen Ansteckung schützen und viele schwere Nebenwirkungen verursachen.

Die Mercury-Projekte

Schaut man sich die Beschreibung der geförderten Projekte an, so ahnt man doch sehr deutlich, wohin der Hase laufen soll:

Da ist ein experimentelles Programm zur Bekämpfung von Fehlinformationen über die öffentliche Gesundheit durch lokale Medien in Tansania:

AFYA YAKO: In Zusammenarbeit mit lokalen Radiosendern in Tansania, die wöchentliche Gesundheitssendungen produzieren, um Fehlinformationen zu bekämpfen, werden die Forscher die Auswirkungen einer viermonatigen landesweiten Kampagne, Afya Yako („Deine Gesundheit“ auf Suaheli), bewerten. Die Initiative umfasst ein Hörspiel mit Drehbuch und einen zweiseitigen Dialog, der durch Radioanrufe gefördert wird, und stützt sich auf das Feedback der Bürger; das Programm und der Dialog erklären die Vorteile von Impfstoffen und dramatisieren die Entscheidungsfindung, um die Fähigkeiten der Zuhörer zu verbessern. Eine Untergruppe von Dörfern innerhalb des Senderadius der Kampagne wird auch eine persönliche Mobilisierungskampagne erhalten. Die Forscher werden daran arbeiten, interessierte Personen bei lokalen Radiosendern mit dem Wissen und den Fähigkeiten auszustatten, Fehlinformationen zu erkennen und zu zerstreuen, sobald sie auftauchen.“

Da ist „eine Megastudie zur Steigerung der Impfquoten“:

BOOSTING BOOSTERS AT SCALE: In Zusammenarbeit mit großen US-amerikanischen Unternehmen werden die Forscher gleichzeitig verschiedene Taktiken testen, um die Akzeptanz von Covid-19-Boostern zu erhöhen. Zu den Maßnahmen gehören Texte von vertrauenswürdigen Boten sowie Angebote zur Bezuschussung der Transportkosten zu den Impfstellen.“

Es gibt ein großes gemeinsames Projekt mit Youtube, um experimentell zu ermitteln, „wie man den Menschen am besten helfen kann, zwischen richtigen und falschen Gesundheitsinformationen zu unterscheiden“. Was richtig und was falsch ist, bestimmt wohlgemerkt die WHO (Motto: Uns gehört die Wissenschaft).

Noch etwas perfider ist das Forschungsprojekt „Bekämpfung von Fehlinformationen durch in Gemeinschaften erstellte Botschaften“. Dabei wollen die Forscher in Zusammenarbeit mit Facebook und Youtube und lokalen sogenannten Nichtregierungsorganisationen in Brasilien, Mexiko und den Vereinigten Staaten die Wirksamkeit von Gesundheitsinformationen bewerten, „die von Mitgliedern einer bestimmten Gemeinschaft erstellt wurden“, um die Impfbereitschaft zu verbessern, und um zu sehen, ob diese besser wirken als die derzeit verwendeten Botschaften von Experten der Regierung und von Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens.

Natürlich werden diese Botschaften nicht von den bezahlten Schleichwerbern aus den Gemeinschaften entwickelt, sondern diesen vorformuliert, auch wenn ein anderer Eindruck erweckt wird.

Nicht minder manipulativ und respektlos gegenüber dem freien Willen der Menschen ist das Programm „Nutzung von Influencern zur Bekämpfung von Fehlinformationen“. Bei diesem werden „positive Social-Media-Influencer – prominente Journalisten und soziale Aktivisten mit relativ großer lokaler Anhängerschaft – mit Schulungsressourcen für digitale Kompetenz und Faktenchecks sowie einer bescheidenen finanziellen Entschädigung ausgestattet.

Es gibt noch mehr solche fragwürdigen Ansätze, in denen Menschen in armen Ländern mit geringem Schutzniveau als billige oder wehrlose Versuchskaninchen für Manipulationstechniken missbraucht werden. Aber den Vogel ab schießt für mich das Programm:

TARGETING HEALTH MISINFORMATION NETWORKS: Ein Twitter-Account, der Fehlinformationen zum Thema Gesundheit überwacht, wird auftauchende Fehlinformationen zum Thema Gesundheit im englischsprachigen Twitter kontinuierlich verfolgen und den Empfängern dieser Fehlinformationen Gegennachrichten zukommen lassen, mit dem Ziel, die Nutzer zu motivieren, der Quelle nicht zu folgen.“

In Anbetracht der Möglichkeiten, die Computer und künstliche Intelligenz heute schon bieten und bald noch bieten werden, ist der Schritt zur Kontrolle und Manipulation des gesamten Informationsflusses der Menschen nicht groß. Nur Gehirne mit totalitären Ambitionen können bei der Förderung der Anwendung solcher verhaltenswissenschaftlichen Ansätze keinerlei diskussionswürdige ethische Probleme erkennen.

Die Namenswahl des Rockefeller-Projekts passt hervorragend zum Anspruch der WHO, gottgleich im alleinigen Besitz der Wahrheit zu sein, welche die Öffentlichkeit zu glauben hat. Mercury, oder Merkur, ist in der römischen Mythologie der Götterbote.

Fazit

Die machttrunkenen Technokraten im Silicon Valley, in Washington und Genf müssen gestoppt werden. Die Resolution darf in der Weltgesundheitsversammlung nicht angenommen werden. Und der WHO-Pandemievertrag, der im zirkulierenden Entwurf Ähnliches enthält wie die Resolution, darf nicht verabschiedet werden. Die Bundesregierung darf ihn nicht weiter unterstützen. Und der WHO muss verboten werden, durch Manipulation und Zensur der sozialen und sonstigen Medien ihre einseitige und ebenso unwissenschaftliche wie konzernfreundliche Sicht der einen wissenschaftlichen „Wahrheit“ durchzusetzen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Norbert Häring. Vielen Dank für die Erlaubnis ihn übernehmen zu dürfen!

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