Experten sagten, es wäre das Ende vom „Homeoffice“. Hurra! Dann kann man bald wieder mit den schrecklichen Kollegen zusammen im Großraumbüro sitzen und deren Auspuffgase atmen - ohne Sorge, es könnten die letzten Atemzüge sein. Habemus Impfstoff!

Das Zeug aus dem Genlabor kam wie der Heiland zu Weihnachten. Die Nachricht stand rot auf den Donnerbalken der weltweiten Newssender – etwas gegen diese widerliche Pandemie zu haben. Dann wird auch sie vielleicht enden, diese soziale Distanz, wobei es einem draußen vor der Tür derzeit auch nicht weniger ruhig vorkommt. Die Autobahnen sind voll wie immer. Das mag daran liegen, dass die Leute nicht mehr so oft mit Bussen, Zügen und Bahnen fahren. Die Deutsche Bahn meldete am Wochenende eine Auslastung von lediglich 20 bis 25 Prozent. Und die restlichen Autos auf den Autobahnen sind die von.... von Amazon.

An den Börsen knallten am Montag die Sektkorken. Der DAX schoss um 600 Punkte nach oben. Wahrscheinlichkeits-Theoretiker wiesen darauf hin, dass wir Zeitzeugen eines sogenannten 13 Sigma-Ereignisses waren. Übersetzt sind das 13 Standard-Abweichungen vom Normalfall. Ich weiß nicht wie viel das ist, aber das passiert nur einmal in einer Million Jahren. In den letzten Jahren aber etwas öfters. Soweit zum technischen Aspekt. Die charttechnische Situation hat sich deutlich verbessert und nicht nur die Hoffnung auf einen Impfstoff könnte einer Hausse Platz machen, die erst viel später mit einer Katastrophe in Verbindung gebracht wird - wenn die vielen frischen Billionen Geldeinheiten aus den Notenbanken alles heben werden. Sie kennen das vielleicht noch aus der wenig berühmt gewordenen TV-Dokumentation „Neues aus dem Klärwerk“. Was dort alles oben schwimmt...!

Dann bekommt auch Honeckers Spruch eine ganz neue Bedeutung... „Aufwärts immer, abwärts nimmer!“ Wenn die Katastrophe Hausse feiert.

Mit heißer Nadel gestrickt

Nun, die Aktien der Entwicklungsfirmen Pfizer und BioNtech gingen durch die Decke. Der Chef von Pfizer trennte sich gleich mal von 62 Prozent seiner Aktien. Angeblich geplant. Seine Kollegen von Moderna und Novavax verkauften auch einen Teil der Papiere. Soweit der irritierende Teil dieser Angelegenheit. Da man das Zeug massenhaft produzieren kann und auch andere Firmen in der Hinsicht schon sehr weit sind, könnte es durchaus passieren, dass zu viele Firmen zu viele Impfstoffe entwickeln und es sogar zu viel Impfstoff gibt, was auch eine Pleite der Wunderkinder nach sich ziehen könnte...

Die Börsen feierten bis Mittwoch durch. Am Donnerstag folgte der Kater, nachdem man doch feststellt hatte, dass es bis zum echten Impfstoff noch etwas länger dauern könnte. Ihn zudem bei minus 80 Grad zu transportieren könnte schwierig sein. Andere wie CureVac sind da weiter. Theoretisch.

Die Impfstoffe gegen Covid-19 sind mit schneller Nadel gestrickt oder eilig zusammengeschüttelt, aber besser als nix. Manche Spötter fürchten, es könne ihnen eine dritte Nase wachsen oder ein zweites Gehirn, wenn es schon mit dem ersten nicht ganz geklappt hat. Aber es ist die Hoffnung, die nicht nur die Börse trägt. Es sieht danach aus, als würden wir später auch mal über die alten Lockdown-Zeiten reden können. Weißt Du noch?

Der Kampf um Klopapier im Supermarkt wird bleibende Spuren hinterlassen wie auch die Bänder der Masken um die Ohren ihrer Träger. Wer weiß, wie es mit der Wirtschaft im nächsten Jahr weitergeht? Die stärksten Unternehmen werden überleben, und die, die Zugang zur Staatsknete hatten. Und wenn das Virus eines Tages besiegt ist, werden wir auch die wahren Ausmaße der Pandemie sehen, und wem sie nutzte. Wir haben unsere Freiheit gegen die Sicherheit getauscht - und am Ende hoffentlich nicht beides verloren.

„Was heißt das für mich konkret!?“

„Impfstoffhoffnung“ war das Wort der Woche in die auch am 12. November der „Tag der schlechten Wortspiele“ fiel. Echt! Davon werden derzeit viele geliefert. Schitteböhn! Und herzlichen Glühstrumpf! Viele werden sich noch lange an die Kursexplosionen an den Börsen in der Vorwoche erinnern. War es ein Paradigmenwechsel, dem wir in der letzten Woche beiwohnen durften? Die Börsen wissen das ja meist schon weit vor den Experten. Vielleicht. Während ich noch André Kostolany

höre, man solle mal über Aluminium-Aktien nachdenken, fällt mir die Gruppe der Value-Aktien ein, wo man für sein Geld noch was Gescheites bekommt. Und auch Gold. Für den Notfall. Für das letzte aller 13 Sigma-Ereignisse.

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