Der DAX zeigte sich zwischenzeitlich etwas fiebrig auf einem frischen Allzeithoch bei 13.640 Punkten. Schaut man aber genau hin, hat nur der Performance-DAX einen neuen Rekord geschafft. Dabei handelt es sich um diesen aufgeblasenen Index, aus dem nie die Dividenden herausgerechnet werden. Sein Bruder aber, der Kurs-DAX - oder auch echte DAX - hat keinen Rekord erreicht und steckt dort fest, wo er schon zur Jahrtausendwende herumhüpfte.

Nach einer kurzen und kalten Dusche rappelte sich der Tafel-DAX schnell wieder hoch, setzte sein Krönchen auf und marschierte weiter. Aufwärts immer, abwärts nimmer, so die Devise.

Apropos Devisen… Falls es noch nicht aufgefallen sein sollte, gegenüber dem rekordhohen DAX fiel der Euro auf den tiefsten Stand aller Zeiten. Wer also in diese schwachen Euros statt in Daxe spart, verliert ganz automatisch Geld. Zumindest war es in den vergangenen Jahren so. Was aber kommt jetzt? Das Virus? Wir wissen es nicht. Zumindest ist die EZB fest entschlossen, locker zu bleiben – und das reicht der Börse schon.

Seltsamer Aufschwung

Hurra! Die Rezession, die gar keine war, ist angeblich schon wieder vorbei. Dennoch mehren sich die Zeichen von irrationaler Übertreibung auf dem Parkett. So erleben die USA laut offizieller Lesart den längsten und wohl auch höchsten Börsenaufschwung der Geschichte. Es sind die Aktienrückkäufe der Unternehmen, oft mit geborgtem Frischgeld, die die Kurse nach oben schrauben. Trumps Steuerreform sorgt zudem für ein zusätzliches Nachbrennen in den Boostern so mancher Börsenrakete.

Der E-Autobauer Tesla ist mit 100 Milliarden US-Dollar Börsengewicht nun schwerer als Volkswagen, der größte Autobauer der Welt. Dabei verkauften die Wolfsburger 30-mal so viele Autos wie die Kalifornier und schreiben sogar Milliardengewinne – trotz Dieselgate. Und die fünf größten US-Unternehmen sind an der Börse zusammen so wertvoll wie die halbe Eurozone. Manche Fahnenstange im Aktienkurs mahnt zur Vorsicht. Vieles ist verrückt, es kann aber noch viel verrückter werden.

Arm gegen Reich

Sollte es irgendwann Ärger geben, dann nicht an der Börse, sondern davor. Doch was ist das? Hierzulande glauben nur noch zwölf Prozent der Leute, von einer wachsenden Wirtschaft profitieren zu können. 55 Prozent stehen dem Kapitalismus negativ gegenüber.

Dabei ist das, was wir haben, kein Kapitalismus – vielleicht eine Art von Marktwirtschaft, die die Politiker als sozial bezeichnen – mit asozialen Aspekten, rufen die Schaar der Multi-Jobber. Wenn sie sich die Miete kaum noch leisten können, sollen sie doch Häuser bauen oder Fondssparpläne eröffnen. Die schlechte Rente gibt’s später ganz automatisch oben drauf. Nein, Zynismus aus!

Und wenn 2.153 Milliardäre mehr besitzen als die ärmsten 4,6 Milliarden Leute auf dieser runden Weltkugel, ist dieser Ärger zwischen Oben und Unten, zwischen Arm und Reich vorprogrammiert. Es geht nur so lange gut, wie es gut geht. Nichts ist beständiger als die Unbeständigkeit, abgesehen vom Euro.

Gelddrucken, ganz öko

Können Sie mir an dieser Stelle bitte kurz erklären, warum sich die neue EZB-Chefin auf der vergangenen Pressekonferenz mit einer goldenen Eule an ihrer Jacke präsentierte?

Nach 17 Jahren will die EZB jeden Stein umdrehen, um bis zum Herbst eine neue Strategie zu finden. So wollen die Experten herausfinden, wie man die Inflation besser messen kann. Na endlich, ruft der Otto Normalverbraucher. Sein Bauchgefühl meint schon länger, dass die monatlich gemessenen oder gewürfelten Inflationsdaten die Realität nicht mehr abbilden.

Neu ist auch, dass sich die EZB dem Klimaschutz verschreiben möchte. Dabei ist das gar nicht ihre Aufgabe, merkte Bundesbankpräsident Jens Weidmann an. Wer weiß, was uns die EZB im Herbst dann verkaufen möchte. Wahrscheinlich eine Strategie für mehr und noch billigeres Geld, eingepackt in grünes Öko-Papier. Wer traut sich dann schon, dieser Strategie zu widersprechen? Nach 17 Jahren wirft man in der dann neuen EZB die Reste einer verstaubten und stabilen Bundesbank-Geldpolitik endgültig über Bord. Und Tschüss!

Der Hammer der Woche war aber ein anderer: Der frühere EZB-Chef Mario Draghi bekommt von unserem Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz. Dabei hat Graf Draghila und seine Kollegen die Sparer um hunderte Milliarden Euro an Zinsen gebracht und gleichzeitig den Regierungen ihre Zinslast weggezaubert. Ein Grund zur Ehre? Mehr Zynismus geht nun wirklich nicht!

„Was heißt das konkret für mich!?“

Die Lage bleibt unübersichtlich. Da Sie daran kaum etwas tun können, außer gut für sich zu sorgen, nehmen Sie es mit Humor und nicht alles so Ernst, was man Ihnen aufs tägliche Butterbrot zu schmieren versucht. In dem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche und vergnügliche Woche.

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