In den USA hat man jetzt ein „Inflationsreduktionsgesetz“ erfunden, wie so viele Dinge, die die Welt besser machen sollen. Es war noch nicht einmal verabschiedet, schon gab es die ersten großen Erfolge. So fiel die offizielle Inflationsrate von 9,1 Prozent im Juni auf 8,5 Prozent. Manch Zentralbanker feiert schon erste Siege, wie die Ukraine in ihrer angekündigten Gegenoffensive. Schaut man aber genauer hin, bremsten nur die gefallenen Benzinpreise die Teuerung. Das kann sich jederzeit ändern. Ist das Schlimmste vorbei? Hoffentlich! Alles hat seine Zeit!
Bald mehr vom Alten?
In den USA liegt der Leitzins gerade sechs Prozent unter der Inflationsrate. Real werden die US-Amerikaner immer ärmer. Zudem steigen die Preise stärker als die Löhne. Was kommt als Nächstes?
Die Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks feierten die etwas gefallene Inflation wie die Wüstenbewohner einen Regenguss. Es könnte ja sein, dass die FED wegen der schwachen Wirtschaft bald wieder Gas gibt, statt zu bremsen. Was soll sie sonst tun? Besser wäre, sie würde Erdöl und Computerchips drucken.
Man muss bedenken, dass sie in einen wirtschaftlichen Abschwung hinein die Zinsen erhöht. Damit würgt sie vielleicht die Preise ab, mindestens aber die Konjunktur und den Spielraum der Schuldner. Dann wird die FED wieder Geld drucken, welches der Staat verteilt – wie damals zu Corona-Zeiten. Das „Funny Money“ kann dann mehr Waren nachfragen, die es ja (noch) gar nicht gibt.
Millionenfache Rezession
Immer mehr Haushalte erleben schon täglich ihre eigene kleine Rezession. Dann ist am Ende des Geldes immer noch so viel Monat übrig, auch wenn der Warenkorb zum gleichen Preis mal wieder weniger voll war. Am Sonntag gibt es statt Croissants nur einfache Brötchen – ohne die übliche Wochenend-Zeitung. Über diese vielen Erfolge hierzulande wurde man längst schon über die Woche hinweg informiert.
Der Alltag ist zwar in echt ein ganz anderer als offiziell behauptet, aber wer geht bei dieser tödlichen Hitze schon vor die Tür? Zudem geht es anderen Leuten in anderen fernen Ländern viel schlechter. Manchmal haben wir dabei sogar etwas geholfen.
Und dann reden die da oben immer noch von Geldwertstabilität. Das klingt wie mancher Muntermacher aus der DDR unter Erich Honecker und Genossen, als der Sieg des Sozialismus immer so nah war. Wir müssten bald angekommen sein. In der DDR gab es immerhin immer 3,25 Prozent Zinsen aufs Sparbuch. Damals war das Finanzielle planbar, auch für die Zukunft. Keine Börse hat gewackelt, keine Finanz- und Schuldenkrise gestört. Kein Zentralbankchef hat Reden gehalten. Sogar die Preise waren festgeschrieben.
Nicht nur mit der modernen Mietpreisbremse sind wir jetzt schon auf einem wirklich guten Weg. Nein? Und der Energiepreisdeckel ist schon in Frankreich angekommen. Hurra!
Licht aus!
Während man derzeit von einer Gaskrise spricht und die Verfünffachung der Gaskosten beklagt, sollte man durchaus den Strompreis beobachten. Eine Megawattstunde kostete letzten Monat im Einkauf durchschnittlich 315 Euro. Vor einem Jahr waren es noch 81,37 Euro. Inzwischen werden schon über 600 Euro pro Megawattstunde aufgerufen. Das bedeutet, dass die Ein-Euro-Marke nicht mehr so weit entfernt liegt und die Drehscheibe im Stromzähler bald ins Schleudertrauma fällt.
Während man den Leuten gerade den Verzicht schmackhaft serviert und mit vielen Tricks garniert, hat auch noch die Kaufkraft des Ersparten Feuer gefangen. So verliert ein Geldvermögen von 10.000 Euro in einem Jahr rund 800 Euro. Das ist die verkappte Strafsteuer für Konsumverweigerer, die lieber etwas für später sparen und sich kaum zu wehren wissen, wenn inkompetente Geldmanager aus Politik und Zentralbank das Gesparte in die Flammen schicken.
Die ganz schlauen Sparer knausern zwar an vielen kleinen Ausgaben und legen lieber das Geld dort ab, wo es dann in Ruhe in Rauch aufgehen kann. Schnell hat sich die Kaufkraft halbiert und dann noch einmal geviertelt, wenn die Verantwortlichen längst ihre inflationsgeschützte Altersversorgung genießen und für üppige Honorare in der freien Wirtschaft ihre Lebensweisheiten in Vorträgen verklappen oder als Berater einer windigen Lobbyorganisation nochmal groß rauskommen.
(Raben)Vater Staat
Die Inflation findet das Geld und frisst es auf, selbst das, was sich zu verstecken versucht. Die Rufe nach dem Staat sind lauter geworden, der mit Preisbremsen, Gesetzen und dem Geld der Anderen Abhilfe schaffen soll. Er verteilt das Geld derer, die noch zu melken sind, bis diese auch noch meinen, dass sich Leistung nicht mehr lohnt – und auf die Seite der Leistungsempfänger wechseln - oder weggehen.
Die Zahl der offenen Stellen, also der Fachkräftemangel, hat zu großen Teilen eine Ursache: eine schlechte Bezahlung. Bei noch gut bezahlten Jobs verstärkt die kalte Progression den Druck auf das Nettogehalt. Zwar erklärt Finanzminister Lindner, er wolle alle Einkommen entlasten. Dabei will er letztlich weniger geben, als was er über die kalte Progression wegnehmen kann.
Hat es noch Sinn, sich aufgrund der rekordhohen Steuern und Abgaben noch mehr anzustrengen? Vielleicht wird ja das zukünftige Bürgergeld attraktiver als die normale Arbeit.
„Was bedeutet das für mich konkret!?“
Mit steigenden Preisen und dem Geldfraß an den Guthaben werden viele erst überrascht und dann überfordert sein. Die Rufe nach dem Staat werden lauter. Entweder dieser nimmt es den Reicheren und gibt es den Ärmeren oder macht frische Schulden. Oder beides. Man sollte nichts erwarten, denn dann kann man auch nicht enttäuscht werden. Buddha sagt, dass wir alle Übende seien, ob in fetten oder mageren Jahren. Demnächst lernen wir, wie man mit weniger noch glücklicher werden kann. Oder wütender.
Kommentare
Nach sieben fetten Jahren mit viel Regen und Nilschlamm, kamen anschließend sieben magere Jahre, in denen beides ausblieb.
Vielen Dank liebes Berlin...
Frühling, Sommer, Herbst und Winter
Rettung naht: Die Steuerschätzung geht von 60 Milliarden Mehreinnahmen aus (wo das bloß herkommt?) Allerdings sind die schon verplant. Die Bundeswehr braucht neue Unterwäsche und der schäbige Rest geht als Waffenhilfe an die Ukraine.
Es bleibt uns nur die Tafeln zu verlängern, das warme Süppchen etwas zu strecken und besser schon montags statt freitags anstehen gehen °!°
@d.mitter: Es soll Gegenden geben die schon seit biblischen Zeiten auf fette Jahre warten :–(.
Danke Franky, wie immer: Erste Sahne!!
Du kleidest das Reale und damit im Mainstream Unsagbare in so treffsichere sprachliche Stilmittel,
dass die Lektüre intellektuell herzerfischend ist.
Bewegst Du etwas, bewegen wir etwas? Hoffentlich!
Liebe Grüße aus Worpswede
Folker
»Bewegst Du etwas, bewegen wir etwas?«
Die Community bewegt ihr allemal!
Weiter so!!!
Mann, hier gibt's tatsächlich mal jemanden, der Viktor Schauberger kennt bzw. zitiert.
Donnerwetter.
Gruss an alle,
Ralph Oppel, Waterloo
Sollte es nicht heißen
"Die Rufe GEGEN DEN Staat werden lauter."?
Der Staat ist nicht Dein Freund - zumindest nicht mehr. Und wenn er sich nicht mal selber schützen kann, warum sollte er dann seine Bürger schützen, oder es zumindest gut mit ihnen meinen?
Und klar, es ist kein nationales Phänomen. Der Kommunismus im goldenen Kleid kennt eben keine Grenzen.