Auf die Frage von CNBC, warum man nicht sofort statt im März 2022 das Anleihekaufprogramm einstellt? Darauf sagte Jerome Powell, dass man die Wall Street nicht überraschen will. Oha! Das hat diese sehr wohl verstanden. Für ein paar Stunden katapultierte das die Kurse nach oben, wovon am Ende der Woche nichts übrig blieb. Drei Zinserhöhungen wurden für 2022 in Aussicht gestellt, womit die auf inzwischen 6,8 Prozent gestiegene Inflation bekämpft werden soll. Soso. Diese Inflation sei ja nur vorübergehend, hieß es damals im Minutentakt einer Gebetsmühle. Ist das etwa die Zinswende? Wenn da mal nichts dazwischenkommt. Ich nenne es Gerede und warte auf Taten und deren Folgen.

So eine Zinsschraube, an der man am März zu drehen gedenkt, ist heute ziemlich kurz und auch schnell überdreht. Ab welchem Zinsniveau saufen Börse und Wirtschaft ab? Ein Prozent? Zwei Prozent? Oder noch früher? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass dann die von der FED aufgepumpten Blasen beginnen zu platzen. Die potenziellen Schäden werden dann mit noch mehr Schulden zugekippt, so wie immer. Aus Millionen wurden Milliarden, aus Milliarden die Billionen. Die nächste Einheit wird die Billiarde sein. Dann aber wird Geld aufgehört haben, Geld zu sein. Und mal ehrlich, es ist müßig, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen, für jeden, der Geld oder Schulden hat. Am besten hat man nicht so viel von diesem Geld - oder von diesen Schulden.

Madame Inflation in Hochform

In der Eurozone dagegen geht die Geisterfahrt der EZB mit Nullzinsen weiter, obwohl die Inflation deutlich über dem Zielwert von zwei Prozent und auch über der Schmerzgrenze der Konsumenten und Sparer liegt. Hierzulande machen sich 5,2 Prozent Inflation über die Kaufkraft des Geldes her, aber auch über die Staatsschulden. Die Finanzminister freuen sich, während die Rauchsäule der brennenden Kaufkraft über dem gigantischen Geldberg der Sparer längst zu riechen ist. Trägt man im hohen EZB-Turm zu Frankfurt auch deswegen Maske?

Seit vor zwei Jahren Christine Lagarde das Amt von Mario Draghi übernahm, wurden 2.265 Milliarden Euro gedruckt. Binnen zwei Jahren druckte die EZB mehr als es zu Beginn diese Erfolgsgeschichte gab. Seit wir vor nunmehr 20 Jahren den Euro in Empfang nehmen mussten und auf seine Erfolgsgeschichte eingeschworen wurden, hat sich die Geldmenge vervielfacht. Es war auch der Startschuss der Preisentwicklung des Goldpreises in Euro. Eine Unze kostete damals 300 Euro. Heute das Achtfache. Jeden Misserfolg des Euro münzt Gold in den eigenen Erfolg um.

Madame Inflation kündigte an, das bis März 2022 laufende Corona-Gelddruck-Programm (PEPP) zu beenden, aber dann das Eurorettungs-Gelddruck-Programm (APP) auf 40 Milliarden Euro im Monat zu verdoppeln, flexibel ausgestaltbar. Was die Sparer im Norden Europas enteignet, schützt die Schuldner im Süden. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte sich durchaus in die Mittelmeer Zentralbank (MZB) umbenennen. Bundesbankchef Jens Weidmann, die letzte mahnende Stimme im EZB-Rat, nahm vielleicht rechtzeitig Reißaus. Der Weg ist nun frei für die mächtigste (nicht gewählte) Institution Europas, die sich jetzt auch noch um das Klima kümmert. Das Schönste aber an Lagardes Geldpolitik ist immerhin ihr Geschmack für Mode und ihr stets gebräunter Teint.

Was ist sonst noch passiert?

Wer in die Zukunft schauen will, der schaue in die Türkei. Und wer am Ende dieses Jahres herumjammert, dass der Goldpreis, in Euro gerechnet, nur um zwei Prozent gestiegen, der Silberpreis aber um acht Prozent gesunken ist, der könnte ja einen Umzug an den Bosporus in Erwägung ziehen. Gold stieg dort in türkischer Lira gerechnet, um 109 und Silber um 88 Prozent. In der letzten Woche waren es allein 20 Prozent. Warum? Weil die Lira um 15 Prozent absackte.

In 30 Jahren ist diese Lira gegenüber dem Goldpreis um 99,96 Prozent gesunken, Gold in Lira entsprechend um 1,9 Millionen Prozent gestiegen. Da fühlt man sich doch gleich viel reicher, wenn die heimische Währung versagt. In Simbabwe waren am Ende alle sogar Billionäre. Wie schön! Oder?

„Was heißt das für mich konkret!?“

Viele Sparer warten immer noch auf eine Zinswende in Europa. Es ist ihr gutes Recht, also darauf zu warten. Vergessen Sie es! Bevor das passiert, ist die Kaufkraft des Geldes weg, weil auch die Schuldenlast der Staaten abgeschmolzen werden musste. „Finanzielle Repression“ nennt nennt man das und dauert eben ihre Zeit.

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