Eine gute Seite hatte dieses kleine Bankenbeben im Wasserglas: Das Ende der Zinsfolter der Zentralbanken ist wahrscheinlich weiter nah als weg, denn Stabilität der Finanzmärkte ist wichtiger als das Bekämpfen von Inflation, auch wenn die Teuerung weit höher liegt als es der Zielbereich der EZB vorsieht.

Nur noch ein oder zwei kleine Zinsschritte, dann könnte es heißen, vier Prozent Inflation sind die neuen zwei Prozent. Außerdem ist Inflation bei weitem weniger schlimm als eine Finanzkrise mit angeschlossener Rezession. Denn die Inflation durch Gelddrucken macht zwar arm, tut aber weniger weh.

Für die südlichen Länder Europas war die Inflation immer schon etwas Alltägliches. Wir Deutschen müssen in diesem Inflations-Club eigentlich nur lernen, damit umgehen zu können und müssen bedenken, dass uns die Bundesbank nicht mehr schützt, sondern die EZB. Diese aber kümmert sich neben dem Klima um die gesamte Eurozone mit ihren teils überschuldeten Staaten. Da bleibt für deutsche Belange nicht viel Zeit und Platz.

Dabei agiert die EZB mit der noch vorhandenen deutschen Solvenz, auch wenn der offizielle Schuldenberg im letzten Jahr auf 2,4 Billionen Euro gestiegen ist. Das spielt keine Rolle. Europa ist, wenn Deutschland zahlt. Und noch können wir das. Am Freitag wurde Deutschland ja wieder die höchste Bonitätsnote von Fitch bestätigt. Kein Wunder, wie man den Schäfchen das Fell schert und diese das so sanft hinnehmen.

Jeder Schuldner weiß, dass jedes Prozent zählt! Jeder Prozentpunkt des Schuldenbergs kostet 23,7 Milliarden Euro Zinsen. Wer bekommt die eigentlich? Ach, Sie ahnen das schon. Jeder Prozentpunkt Inflation entwertet diesen Schuldenberg jährlich ebenfalls um 23,7 Milliarden Euro. Liegt die Inflation über den Zinsen, am besten deutlich, entwertet sich der Schuldenberg von selbst. Und man kann sogar neue Schulden machen - für Geld zur freien Verschwendung.

Wenn irgendwann die Billiarde Einzug hält, spielt eine Billion mehr oder weniger gar keine Rolle mehr. Das nennt sich finanzielle Repression, den realen Zins im Minus zu halten - und die Leute dumm.

Zudem wächst die Eurozone auch um Länder, die nur aus politischen Gründen aufgenommen werden. Hat Angola schon angeklopft? Wir sollten endlich auch verstehen, dass wir künftig anders sparen müssen, statt unser Geld auf der Bank entwerten zu lassen. Deshalb wächst hierzulande die Zahl der Aktionäre, die früher noch gut und gerne ganz einfach gespart haben. Es gibt aber auch gute Nachrichten…

Nach neuen Zahlen betrug die März-Teuerung in Deutschland (nur) noch 7,4 und in der Eurozone 6,9 Prozent. Wer heute zehn Prozent mehr Gehalt fordert, ist überhaupt nicht gierig, sondern nur nicht bereit, die volle Zeche für die verkorkste Zinspolitik der Zentralbanker zu zahlen. Nur die Kernrate steigt weiter, in Deutschland um 5,9 Prozent und in der Eurozone um 5,7 Prozent. Das ist die „breite Inflation“ und die klebt so fest im Teich wie ein dort eingetretenes Rührei.

Sind die allgemeinen Preise binnen eines Jahres wirklich nur um 7,4 Prozent gestiegen? Wir wissen es nicht. Und werden es auch nie erfahren. Wir größtenteils Gutgläubigen aber meinen, diese Teuerung wäre eine Naturkatastrophe. Zumindest melden die Supermärkte, dass sie viele Produkte billiger gemacht hätten. Aber wo? Oft wurden nur die Verpackungen kleiner oder mit Luft aufgepumpt. Das fällt nicht wirklich auf, wie so vieles in diesem Land, in dem wir so gut und gerne leben. In Abwesenheit von Wissen ist es heute wieder der Glaube, der nicht nur DAX-Berge zu versetzen mag.

 

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