Früher hieß es: Fünf Prozent Inflation wären besser als fünf Prozent Arbeitslosenquote. Am Ende bekam man sogar von beidem mehr. Seit Jahren schon versucht nicht nur die US-Zentralbank die „Inflation“ nach „offizieller Lesart“ in Richtung zwei Prozent zu heben. Vergeblich.

Dabei misst man diese nicht nur in den USA in zwei Varianten, als ob es auch zwei Inflationen gäbe. Einmal berechnet man diesen heiligen Gral der Geldpolitik mit, und einmal ohne die Preisschwankungen bei Lebensmitteln und Energie. Letzteres wird als Kernrate bezeichnet und findet eher Eingang in die offizielle Zinspolitik. Bislang zumindest. Schließlich kann man ja auch auf Lebensmittel und Energie verzichten.

Nein? Es gibt sogar noch weiteren Spielraum für die Berechnung: Wenn man die Gewichtungen im Warenkorb verändert und dazu die teureren Dinge durch billigere ersetzt, lässt sich die Teuerung ebenso verbiegen. Wenn Rindfleisch zu teuer geworden ist, nimmt man eben Schweinefleisch – und später Tönnies-Fleisch. Oder so ähnlich.

Erst die Inflation. Dann die Teuerung.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die offizielle Inflation mit der Teuerung verwechselt wird. Vielleicht sogar absichtlich. Dieser Ursprung der Teuerung ist in Wahrheit die Inflation, also das Aufblähen der Geldmenge durch die Geldmacher. Dieses frische Geld ergießt sich dann nach und nach auf die Preise von Waren, Dienstleistungen und Anlagepreisen.

„Inflation“ kommt von „inflare“, also dem Aufblähen der Geldmenge mit der Teuerung als Folge. Früher oder später. Nach dem heutigen Denkmuster steht das Prinzip auf dem Kopf und ist vielleicht deshalb für Otto Normal so schwer zu verstehen. Man muss jetzt nur noch die Geldumlaufgeschwindigkeit betrachten, was aber hier den Rahmen sprengen würde.

Die größten Einflüsse der Geldpolitik auf die Preise passieren im Finanzmarkt bei Aktien, Immobilien, Edelmetallen oder Kunst. Anleihen werden durch den Aufkauf durch die Notenbanken und die Nullzinsen künstlich verteuert. All diese Komponenten müssten in der offiziellen Inflationsrate berücksichtigt werden. Denn man bekommt für sein Geld heute weit weniger dieser „Dinge“ als früher.

Nun könnte man einwenden, dass die Preise für Börsen, Immobilien oder Kunst auch mal fallen. Meistens aber steigen sie. Als die Börsen noch nicht so wie heute an der Injektionsnadel der Notenbanken hingen, war dieser Effekt in der eigentlichen Teuerungsrate nicht so schwerwiegend.

Da aber die Börsenentwicklung von der Geldschwemme abhängt, fällt dieser Effekt inzwischen auf. Und nicht nur die Aktienpreise haben sich vervielfacht.

Kann man sich auf eine, zwei oder drei Inflationsraten verlassen? Eher nicht. Für einen reichen Menschen sieht diese ganz anders aus als für einem Armen oder Herrn und Frau Otto und Ottilie Normal.

Es gibt Millionen von „Inflationsraten“. Neulich erfuhren wir, dass die Hälfte der Rentner mit weniger als 1.000 Euro im Monat auskommen muss. Das waren früher mal 2.000 D-Mark und echt viel Geld. Was sind aber heute 1.000 Euro noch wert?

Der Großteil geht für Miete drauf. Das „Wohnen“ macht im deutschen Warenkorb immer noch 31,7 Prozent aus. Vor wenigen Jahren war es schon mal mehr – trotz gestiegener Mietpreise. Egal. Wichtig ist, was hinten rauskommt. Und oft ist das wie bei den Vierbeinern: Mist mit einem Duft der Beruhigung.

Abnehmen ohne Diät

Es gibt noch eine andere Seite dieser Inflations-Schönmessung. Eine höhere Inflation, wie von den Zentralbanken gewünscht, dürfte nicht nur die Börsen befeuern, sondern auch die Schuldenberge wie Schnee in der Sonne schmelzen lassen. Bei beispielsweise 24 Billionen US-Dollar offizieller Staatsschulden macht ein Prozent mehr oder weniger Inflation ganze 240 Milliarden US-Dollar im Jahr aus.

Doch die Sache hat einen Haken, denn gleichzeitig lösen sich Guthaben und deren Kaufkraft auf, was den Leuten über eine Art von Gewöhnungseffekt und die Magie der nominalen Zahl nicht auffällt. Außerdem wirken die offiziellen Statistiken auch hinreichend wie eine Beruhigungspille.

Ein paar Prozent Inflation mehr und null Prozent Zinsen auf Guthaben ergeben eine wunderbare finanzielle Repression, auch wenn davon nichts in den Zeitungen stehen wird. Aber es wirkt halt...

Dass die US-Notenbank sich vom nie wirklich und fair berechneten Inflationsziel verabschiedet, sollte Sparer und Verbraucher aufhorchen lassen, denn sie werden die Zeche für diese Geldblase zahlen, wenn sie dem „Geld“ auch weiter glauben. Die wilde Fahrt in Sachen Enteignung und Entschuldung durch die kalte Küche geht jetzt erst richtig los.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Die FED hat sich einen Freifahrtschein ausgestellt. Die USA können sich auch weiter für umme überschulden. Auch in Europa diskutiert man über die Neuausrichtung des bislang starren Inflationsziels von rund zwei Prozent im Jahr. Das Dumme nur: Inflationen halten sich nicht an irgendwelche Vorgaben und haben das künftig auch nicht vor. Ignorieren ist dann wirklich die einzige Lösung.

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