Das unabhängige Gold schaute über die 2000er-US-Dollar-Marke und der Bitcoin agiert mit einem Plus von 69 Prozent in diesem Jahr eher wie ein sicherer Hafen als eine alte Verschwörungstheorie. Man hört, es wäre heute ein größeres Risiko, kein Gold und keinen Bitcoin zu besitzen. Selbst kurz laufende deutsche Staatsanleihen haussierten mit den Turbulenzen am Finanzmarkt. Zweijährige Papiere werfen jetzt statt wie vor drei Wochen noch 3,01 Prozent... jetzt nur noch 2,39 Prozent ab. Schließlich ist es ein Unterschied, ob einem die Bank oder der deutsche Staat etwas schuldet.

Die Einlagen sind sicher“, so das Mantra aus Politik und Zentralbank, selbst von Leuten mit wenig Kenntnis. Wenn dem so wäre, müsste das nicht extra betont werden. Aber das Misstrauen hat im Schlepptau all die Erinnerungen, dass Worte und Taten nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben müssen.

Erinnern Sie sich an Jean-Claude Juncker? In einem seiner wachen Momente enthüllte der frühere Präsident der EU-Kommission sein kleines und schmutziges Geheimnis der Politik: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“ Wahrscheinlich war es neulich sehr ernst. Die Märkte verstanden erst einmal, dass Regierungen und Notenbanken notfalls alles garantieren würden, was an den Filmklassiker „Kir Royal“ erinnert, wo Mario Adorf sagte: "Isch scheiß' dich sowat von zu mit meinem Geld!“. Im Ernstfall würde man sich etwas gewählter ausdrücken.

Groß, größer, gigantisch

Ist es wirklich so wahrscheinlich, dass man einen GAU im Finanzsystem zulassen würde, wenn es jederzeit die Möglichkeit gäbe, alles aufzukaufen, was schlecht geworden ist und so riecht? Ist es nicht eher wahrscheinlich, dass man wieder zu den gleichen Mitteln wie schon früher greifen wird, um Probleme noch einmal mit „mehr vom Alten“ zu überdecken, wie Unrat auf einer Sondermülldeponie? Die Mitarbeiter jeder Großbank wissen, dass es keine Pleite geben darf. Entsprechend große Räder können sie dort auch drehen – und haben uns alle im Griff.

Was halten Sie hiervon? Die Summe der weltweiten Schulden betrug im vorletzten Jahr 235 Billionen US-Dollar. Dabei sind die Bankschulden nicht dabei.

Nehmen wir mal 250 Millionen US-Dollar für 2022 an. So tief stehen die Staaten, Privaten und Firmen in der Kreide. Die durchschnittliche Laufzeit der weltweiten Schulden beträgt rund fünf Jahre. Dann muss, statistisch gesehen, alles refinanziert sein. Manche Schulden laufen früher aus, manche später. Zurückgezahlt werden sie nicht, sondern durch neue Schulden ersetzt. Es lässt sich leicht ausrechnen, wie viel es jetzt kostet, jährlich 50 Billionen US-Dollar für fünf und nicht mehr für ein Prozent zu refinanzieren. Dabei ist die Zinswende noch jung und macht jetzt schon Ärger.

Not in Notenbanken?

Mit steigenden Zinsen die Inflation bekämpfen, ohne dabei Wirtschaft und Schuldner zu beschädigen, schafft nur Harry Potter, aber keine Notenbank. Sind die Zinsen jetzt schon zu hoch? Kommt die Wirtschaft aus dem Tritt? Oder beides?

Die US-Notenbank hat den Leitzins in der letzten Woche um weitere 0,25 Prozent auf fünf Prozent erhöht und gibt sich streng. Der aber wichtigste Satz von FED-Chef Jerome Powell war, dass die Mitglieder dieser Anstalt für Zins-und Geldzauber in diesem Jahr keine Leitzinssenkung sehen. Es wäre auch verwunderlich, wenn sie überhaupt etwas sehen würden, im Gegensatz zu den Finanzmärkten. Diese rechnen im Mai mit dem Zinshoch und dann mit drei kleinen Zinssenkungen bis Jahresende. Der FED müsste diese Ohrfeige jetzt noch schmerzen. Niemand glaubt ihr. Letztlich hatte der Markt immer schon recht, weniger die Zentralbank. Wer jagt hier eigentlich wen?

Die EZB hat neulich ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent angehoben. Sie wollte damit ihr Gesicht wahren. Schließlich hat sie diesen Schritt schon vor dem Bankenbeben angekündigt. Frau Lagarde will schließlich mit ihrem neuen Schal aus den Tiefen der französischen Modewelt die Inflation erwürgen. Die entscheidende Aussage war aber, handlungsbereit zu sein. Was ist darunter zu verstehen? Den Finger auf dem Knopf zu haben, der jederzeit Geld produzieren kann. Auf die Bilanz einer Zentralbank lässt sich alles umbuchen, was eine ISIN-Nummer besitzt. Kennen Sie ein Land, welches deflationär zusammenkrachte? Ein Börsianer sagte neulich, wir wären auf dem Weg von Venezuela, nur global.

Unterdessen ist die einst stolze Credit Suisse als Häufchen Elend unter den Rock der UBS gekrochen. Die monströse UBS ist nun finanziell doppelt so groß wie das Schweizer Bruttosozialprodukt. Um die Eidgenossenschaft zum Kippen zu bringen, bräuchte es nur ein paar böse Gerüchte über die UBS. Ob das Geld in der Schweiz noch sicher ist. Wer weiß, ob es nicht schon andere sicheren Häfen ansteuert. Eine Ähnlichkeit zur Finanzkrise 2008 gibt es aber: Der Name „Lehmann“. Damals ist Lehmann Brothers gekippt, jetzt die Credit Suisse, deren Chef auch Lehmann hieß, Axel Lehman. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich, und amüsiert vielleicht auch noch.

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