Selbst die Finanzbranche verteilt keinen Werbezettel mehr, auf dem sich nicht der Hinweis auf „Nachhaltigkeit“ und natürlich eine „klimaneutrale Herstellung“ findet. Wie in anderen Bereichen auch erfreuen sich hierzulande viele an einer verordneten Betroffenheit und befolgen die guten Ratschläge zur Weltenrettung, selbst wenn diese über das Niveau von Botschaften wie „an heißen Tagen sollte man viel trinken“ nicht hinauskommen.

Gute Ratschläge, meistens für die anderen, gibt es reichlich. Seltener hingegen sind transparente Darstellungen über die Kosten und den Nutzen manch propagierter Maßnahme. Warum die finanzielle Förderung des Teslas oder des Fahrrads mit Elektro-Hilfsmotor generell positiv sein soll, erschließt sich auch nach längerem Nachdenken nicht. Das ist vermutlich der Grund für die Verwendung des Begriffes „klimafreundlich“, den man nicht mit „umweltfreundlich“ verwechseln sollte.

Spannender als diese Spitzfindigkeiten hinsichtlich eines milliardenschweren Subventionsbetriebs ist jedoch die Frage, was eigentlich passieren würde, wenn Deutschland „klimatechnisch“ vom Globus verschwände. Über die Wechselwirkungen des Kohlendioxids und die Sinnhaftigkeit diesbezüglicher ein-Faktor-Modelle für prophetische Zwecke kann man trefflich diskutieren, aber das soll heute nicht das Thema sein. Der Einfachheit halber betrachten wir daher in all ihrer Schlichtheit eine einzelne Kennzahl, den Kohlendioxidausstoß resultierend aus dem Energiekonsum.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung dieser Kennzahl für die gesamte Welt und für Deutschland seit 1965. Die Daten stammen aus dem aktuellen „Statistical Review of World Energy“.

 

Würde der Energieverbrauch aus fossilen Quellen in Deutschland auf null gesenkt, dann müsste man die gelbe Linie, die sich knapp über der x-Achse dahinwindet, von der blauen Linie abziehen. Aktuell liegt der Anteil Deutschlands bei 1,1 %, das jährliche globale Wachstum liegt bei 0,6 %. Dieses Wachstum ist vergleichsweise niedrig, da die zahlreichen Restriktionen und deren Konsequenzen bekanntlich eine beträchtliche Schneise in die Weltwirtschaft geschlagen haben.

Selbst auf diesem Niveau bräuchte es jedoch keine zwei Jahre, um das Verschwinden Deutschlands aus dem Kreise der entsprechenden Energieverbraucher wettzumachen. Bei normalisierten Wachstumsraten klappt das dann wieder in einem Jahr.

Wer übrigens jung genug ist um zu denken, es werde weltweit nie mehr höhere Wachstumsraten geben, weil man das halt gerade gelesen, gehört oder selbst geschlossen habe, der schreibe dies auf einen Zettel, unterschreibe diesen mit Blut und lege ihn für zehn Jahre beiseite.

Generell lehrt es Demut, einmal zum Jahresende (vor dem Sekt) seine Erwartungen für das kommende Jahr oder die kommenden fünf oder zehn Jahre auf einen Zettel zu schreiben und diesen dann zu gegebener Zeit wieder hervorzukramen. Ein deutlich unterhaltsamerer Zeitvertreib als Bleigießen. Wenn dies jeder machen würde, dann wäre die Welt voll mit Kartons, die Zettel mit Weltuntergängen, Staatspleiten und ähnlichen Dingen enthielten.

Die Energieversorgung Deutschlands spielt für jeden einzelnen hierzulande eine wichtige Rolle. Der daraus resultierende Anteil am weltweiten Kohlendioxidausstoß hingegen ist verschwindend gering. Wer also weitergehende Restriktionen fordert, darf sich über den Unmut der Betroffenen genauso wenig wundern wie über die Frage, was das Ganze denn genau bringen soll.

Bei der Einordnung hilft auch die folgende Grafik, die noch Indien, China und die Region Asien-Pazifik enthält.

 

Auch die bisherige, oft mit Stolz und erhobenem Zeigefinger vorgetragene Senkung des hiesigen Kohlendioxidausstoßes hat für sich alleinstehend keine Aussagekraft. Einer der der wichtigsten Einflussfaktoren bei der Senkung des hiesigen Energiebedarfs war die Verlagerung der Produktion in andere Regionen der Erde, darunter im Grunde die gesamte ehemals hier heimische Schwerindustrie.

Der leicht rückläufige Energiebedarf ist daher kein Kunststück, sondern größtenteils schlicht die Kehrseite des industriellen Rückbaus Deutschlands. Die Industrieproduktion ist derzeit auf dem Stand von vor 15 Jahren, wobei der Anteil energieintensiver Prozesse besonders stark gesunken ist.

Wer sich für diese Entwicklungen auf die Schulter klopft und anderen Ländern schlaue Ratschläge gibt, wird in den kommenden Jahren viel lernen. Zudem muss er die Frage beantworten, wo und zu welchen Bedingungen die entsprechenden Güter jetzt hergestellt werden. Diese Problematik ist vergleichbar mit der Abschaltung moderner heimischer Kraftwerke und dem daraus resultierenden Import von Strom, der andernorts in älteren, ineffizienteren Kraftwerken produziert wird. Kann man machen, ist aber nicht schlau.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Jeder mag ökonomische Eingriffe nach seinem Gusto bewerten. Dennoch sollten nicht nur die gewünschten, sondern sämtliche Folgen solcher Maßnahmen betrachtet werden. Im Rahmen einer andernorts selbstverständlichen Kosten-Nutzen-Rechnung stellt sich die Frage, inwiefern es gerechtfertigt ist, einen fragwürdigen Nutzen mit einem gesellschaftlichen Kollaps zu bezahlen.

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