Während die Börsen eine V-förmige Erholung „spielten“ sieht es in der Wirtschaft gar nicht danach aus. Aber mittlerweile kommen die Börsen auch ganz ohne Wirtschaft aus, solange es genügend Frischgeld gibt. Daran wird sich nichts ändern, weil sich daran nichts ändern darf. Die Pfade der Tugend sind längst verlassen, wenn es diese jemals gegeben hat.

Die US-Technologiebörse Nasdaq erklomm neulich neue Rekorde. Wir leben offenbar schon wieder mal in neuen Zeiten. Die Bewertung der US-Börsen ist inzwischen höher als zu den besten Zeiten der Internetblase. Welchen Irrlichtern wird da nachgejagt in dieser am meisten gehassten Hausse der neuen Börsengeschichte?

Alles stieg. Niemand war dabei. Selbst Pleiteunternehmen wie Hertz verachtfachten sich im Kurs, um dann nochmals umzufallen. Kennen Sie „Nikola“? Das ist der Name eines US-Hybrid-Truck-Herstellers mit keinerlei Umsatz aber großen Plänen. 23 Milliarden US-Dollar bringt „NKLA“ auf die Börsenwaage. Es waren aber auch schon über 30 Milliarden und damit mehr als Ford. Egal. Was steigt, kann auch weiter steigen. Außer es fällt. Aber die Notenbanken stehen ja bereit. Nicht wahr?

Sparen in Aktien statt Geld?

Manche reden schon wieder von der Alternativlosigkeit der Aktien, weil die Zinsen ausgerottet wurden. Viele Dividenden übrigens auch! Die meisten Fachleute halten das aber für richtig, wichtig und alternativlos.

Niemand kommt auf die Idee, dass da längst etwas schiefgeht und die „Geldhüter“ dazu gezwungen sind, den Elefanten im Porzellanladen unsichtbar zu machen. Dabei ist es doch logisch, dass bei der weltweiten Verschuldung die Zinsen bei oder unter null fest getackert bleiben müssen. Oder haben Sie etwa Lust auf Unglück? Na also!

Andere meinen, dass die frischen Billionen der Notenbanken die Kurse erst noch so richtig zum Glühen bringen werden und decken sich schon mal ein. Vielleicht ist diesmal wirklich alles anders. Es gibt aber auch die Überlegung, dass das Geld bei Unternehmen besser angelegt sei als komplett auf dem Konto einer Bank.

Fakt ist, die Bazookas der Notenbanken bleiben im Dauerfeuer. Man wird diese Akte der Geldpolitik zu verkaufen wissen. Ein paar Worte hier, ein paar Nebelkerzen dort, und fertig ist der Nullzins, der Negativzins, die Manipulation der Zinskurve, das Gelddrucken, der Aufkauf von Anleihen und später auch Aktien. Was fehlt, ist eine Bad-Bank für den monetären Sondermüll. Ach ja! Diese soll ja bald in Europa kommen! Dort landet dann der Finanzmüll in Quarantäne, der sonst für Ärger sorgen würde.

Schneller – höher – weiter

Echte Zinspapiere sind jetzt schon eine Rarität. Alles, was ein Staat an Schulden aufnimmt, kann die Notenbank kaufen. Scheitern ist heute erst recht keine Option mehr. Die US-Regierung hat in diesem Jahr die Neuverschuldung um 2.800 Milliarden US-Dollar nach oben gepeitscht. Wahljahre sind in Sachen Versprechungen besonders teuer.

In dieser Woche soll auf einem weiteren EU-Gipfel die Kleinigkeit von 750 Milliarden Euro an „Hilfen“ beschlossen und später verteilt werden. Es ist noch Suppe da! Wenn diese für ein großes Ziel gekocht wird - der Verbesserung der Welt. Die Absicht der Weltverbesserer mag oft löblich sein, auf Dauer aber immer teurer, ohne dass ihre Ziele erreicht werden.

Aufwärts immer? Abwärts nimmer?

Nicht nur die Aktienkurse haben die Feuerkraft der gigantischen Liquidität und dem daraus resultierenden Misstrauen gegenüber dem herkömmlichen Geld und zinslosen Schuldkram im Rücken.

Betrachtet man den Aktienmarkt mal als eine Art von Anti-Geld zum gewöhnlichen Geld bzw. als Währungsmarkt, bleibt die Frage, wo das Ersparte sicherer ist. Auf dem Konto? Dort ist es eine Forderung gegenüber der Bank und die Zentralbanken klopfen seine Kaufkraft so weich wie der Koch die Schnitzel.

Doch erklären Sie das mal jemandem, dass Geld an der Börse durchaus sicherer sei als auf dem Konto. Die Macht der Gewohnheit ist nicht zu unterschätzen. Oder ist das eine weitere der vielen Verschwörungstheorien?

"Was heißt das konkret für mich!?"

Die Mischung macht es, wenn man nicht nur auf Geld auf dem Konto setzen will. Es ist eine einfach zu verstehende Zahl auf dem Kontoauszug. Mehr aber auch nicht. Von daher bleiben die Aktien im Spiel – vor allem diejenigen, die bislang jeden Sturm überstehen konnten, selbst einen Zytokinsturm. Man muss ja nicht immer dann zulangen, wenn es alle anderen tun.

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