Deutschland gehen die Energie-Alternativen aus
Vor diesem Hintergrund wagt die deutsche Politik ein großes Experiment. Gleichzeitig will sie aus Atom- und Kohlestrom heraus. Immerhin ist die Kohle für knapp 40 Prozent der deutschen Stromversorgung verantwortlich.
Aber wir haben ja noch die Alternative Gas. Mittlerweile wird jedoch auch dieser fossile Energieträger argwöhnisch betrachtet. Einige in der Ampelkoalition würden der Gaspipeline Nord Stream 2 am liebsten heute noch die Betriebserlaubnis verweigern. Abgesehen davon sind wir von Wladimir Putin abhängig. Dass diese Abhängigkeit real ist, hat Väterchen Frost zuletzt klar bewiesen.
Aber wir haben ja noch Windparks. In der Bevölkerung ist die Zustimmung zwar groß. Aber wehe, es kommt zum Schwur, wenn hohe Windräder ihre Runden vor der eigenen Haustür drehen sollen. Dann sind Bürgerbewegungen nicht weit. Interessanterweise hinkt ausgerechnet das von einem grünen Ministerpräsidenten geführte Baden-Württemberg in puncto Windkraft hinterher.
Selbst wenn es sich um Windräder auf hoher See handelt, wie kommt der Windstrom vom Norden in den Süden? Laut Bundesnetzagentur müssten dafür Starkstromtrassen über knapp 1.700 km quer durch Deutschland gebaut werden. Aber wer will denn Elektrosmog in seiner Nähe haben? Ohne Beteiligung der Bürger wird es nicht gehen und das dauert, dauert und dauert.
Solaranlagen auf möglichst vielen deutschen Dächern anzubringen, ist da im Vergleich eindeutig einfacher, zumal sie demnächst noch stärker staatlich begünstigt werden. Doch wer zahlt die Förderung? Da Steuererhöhungen laut Sondierungspapier der Ampelkoalitionäre nicht in Frage kommen, drohen noch höhere CO2-Abgaben. Und dabei sind wir jetzt schon Weltmeister bei den Stromkosten. Das wird vor allem der einkommensschwachen Bevölkerung zusetzen, die bereits unter der hohen Inflation leidet.
Unternehmen stöhnen ebenso. Da in unserer schönen neuen virtuellen Welt Stromkosten die neuen Arbeitskosten sind, wirken zu hohe Preise in Deutschland auf ihre Investitionsfreude wie trockengelegte Tümpel auf die Laune von Fröschen.
Am deutschen Umwelt-Wesen wird die Klima-Welt nicht genesen
Selbst wenn Deutschland in dieser Sekunde jede weitere CO2-Emission unterließe, wäre dem Weltklima nicht geholfen. Wir sind nur für weniger als zwei Prozent verantwortlich. Wenn man sich anschaut, wie viele Kohlemeiler allein nur in Indien und China geplant sind, macht sich unser Anti-CO2-Engagement nicht bemerkbar.
Überhaupt, die Industriewelt ist ein Haifischbecken. Wenn sich der deutsche Wirtschaftsstandort mit Klimaauflagen weiter verteuert, werden das andere Länder mit weniger Umweltengagement hemmungslos ausnutzen. Werden dann unsere Industrieanlagen und unsere Arbeitsplätze in andere Länder exportiert und pusten diese im Vergleich noch mehr Dreck in die Luft, verlieren beide, Deutschland und das Weltklima.
Auf rein ideologische Weise werden wir die Welt nicht zu ihrem Klima-Glück zwingen. Die auf Klimakonferenzen verabredeten Ziele zum verringerten Treibhausgas-Ausstoß werden leider in viel zu geringem Umfang umgesetzt.
Anders sieht es aus, wenn Deutschland der Welt pragmatisch beweist, dass man aus dem klimagerechten Umbau der Wirtschaft auch neuen Wohlstand generieren kann. Es gibt genügend deutsche Ingenieurskunst auch in Klimafragen und es gibt genügend deutsche Firmen, die bei Klimaschutz und alternativen Energien Spitze sind. Was sie brauchen, ist allerdings viel wirtschafts- und finanzpolitischen Dünger. Die überbordende Bürokratie bei Genehmigungsverfahren gehört auf den Müll. Sinnvoll wäre auch ein Staatsfonds, der sich dem Thema konsequent annimmt. Nicht zuletzt könnten sich daran die Bundesbürger auch anlagetechnisch beteiligen.
Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint
Unabhängig davon, was machen wir, wenn trotz millionenfacher Windräder und Solaranlagen der Wind nicht weht und insbesondere in der dunklen Jahreszeit die Sonne streikt? Noch fehlt es an passenden Speichermöglichkeiten. Wie sichern wir dann die Grundlast?
Und was ist erst zum Beispiel an Heiligabend, wenn die deutschen Backöfen Hochleistungen erbringen müssen und die Stromzähler schneller laufen als Usain Bolt in seinen besten Zeiten? Kommt es dann zu einem Blackout, spielt Deutschland „Stille Nacht, heilige Nacht“ wie damals in Bethlehems Stall nach? Es ist dunkel und kalt.
Oder was wäre, wenn vor allem energieintensive Unternehmen der Chemie- und Stahlbranche mit Stromabschaltungen konfrontiert würden. Der immer noch geschätzte deutsche Wirtschaftsstandort würde sich bis auf die Knochen blamieren.
Eine ganz heiße Frage: Wieder mehr Atomstrom wagen?
Praktisch wird es aber zu all dem nicht kommen. Diese Schmach wird sich keine deutsche Regierung antun. Käme es hart auf hart, wird Strom aus Frankreich oder aus Tschechien, wohlgemerkt Atomstrom, importiert oder Kohlestrom aus Polen. Das merkt niemand, da der Strom aus der Steckdose kommt, stumm ist und keine Sprache spricht. Aber es wäre die pure Heuchelei: Offiziell Klima-heilig tun, inoffiziell sich aber Klima-sündig verhalten.
Nicht nur in Frankreich, auch in Indien, China, Japan oder Großbritannien setzt man konsequent auf Atomstrom. Sie argumentieren, dass ansonsten Stromversorgung zu wettbewerbsfähigen Kosten und damit wirtschaftliche Stabilität nicht zu garantieren sei.
Zur Erreichung der Klimaziele öffnet sich auch der Weltklimarat wieder mehr für Atomstrom. Und die UNO lässt kurz vor dem Start der Klimakonferenz in Glasgow die Alarmglocken läuten: Die Staaten müssten ihre Bemühungen zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels versiebenfachen. Mit den aktuellen nationalen Klimaschutz-Plänen lasse sich der Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 nur um 7,5 Prozent reduzieren. Um die Erderwärmung - wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart - auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, sei jedoch eine Verringerung um 55 Prozent notwendig.
Keine Frage, AKWs sind nicht ohne Risiko. Aber wenn Deutschland die sichersten Atomkraftwerke der Welt hat, warum werden unsere dann als erste abgeschaltet? Und wären neue deutsche Anlagen nicht noch sicherer? Leider sind wir im Augenblick dabei, unser Know-how in der Atomtechnik aufzugeben.
„Was heißt das konkret für mich!?“
Die deutsche Politik steht vor großen Herausforderungen, sogar vor einem Dilemma: Energiesicherheit zu vertretbaren Preisen zu gewährleisten, um den Wohlstand zu sichern und dennoch dem Klimaschutz zum Erfolg zu verhelfen. Zur Bewältigung der Energiekrise darf es keine ideologischen Denkverbote geben. Alle Argumente dafür und dagegen müssen auf den Tisch und auch Reizthemen müssen pragmatisch ausdiskutiert werden. Dafür ist die Ampel gewählt. Die Zeiten des Wahlpopulismus sind jetzt vorbei.
Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: https://www.roberthalver.de/Newsletter-Disclaimer-725
Kommentare
Ich bin mir ziemlich sicher: Wir werden die letzten Atomkraftwerke nicht abschalten und als "Übergangslösung" bis zur vollständigen Energiewende weiter betreiben.
Kurz: Auch Deutschalnd wird wieder Atomkraft nutzen und die Grünen werden diejenigen sein, die es im Sinne der Erreichung der Klimaziele fordern. Sie müssen nur erst in der Realität ankommen. Dann sind die idiot.... sorry ideologischen Forderungen nicht zu halten. Und auch die Grünen und ihr Klientel werden das erkennen. Bin mal gespannt wie sie das einpacken und uns verkaufen werden...
Herzliche Grüße
… und mit ihr Zehntausende Beamte und Verwaltungsangestellte, viel Spaß.
»Die Zeiten des Wahlpopulismus sind jetzt vorbei.«
… bis zum nächsten Wahlkampf und vor allem, unterschätzt die Lobbyisten nicht ;–/.
Beim Blackout wird aber extern abgeschaltet-das kann unerwartet schnell gehen. Mal Saurugg lesen: www.saurugg.net. oder das Buch 'Blackuot'.
Oder: Der Grüne Blackout: Warum die Energiewende nicht funktionieren kann Taschenbuch – 26. August 2014 von Alexander Wendt (Autor). Leider twas unstrukturiert...
Oder: https://www.nachdenkseiten.de/?p=76534 Die hausgemachte Energiekrise
So wirds also nur in den Blackout führen. Selbst ICH wäre für Atom als Übergang bis wir *speichern gelernt haben* und vorher: weg mit der Braunkohle. Aber Sie kennen die RWE-denen ist alles egal!
Ich habe einen Vorschlag:
Wir teilen Deutschland auf und ordnen diese Teile dann anderen Ländern zu.
Schwups haben wir dann kein Land mehr, dass "Vorreiten" muss, da kein CO2 Ausstoss mehr in D stattfindet.
Außerdem verschenkt jeder Einzelne sein gesammtes Hab und Gut an unsere so hoch geschätzten und hochqualifizierten Neubürger, gehen einfach in Vorruhestand bei sehr bescheidenen Verhältnissen. So haben wir dann wirklich Alles getan um die Welt zu retten!
Dann schauen wir zu wie die Fachkräfte rödeln, lehnen uns zurück, zuzzeln an den Grashalmen, bringen ohne Stress jedes Jahr ein Kind zur Welt, belagern die Sozialämter und wenn man uns nicht gibt was wir wollen, plärren wir im Dreivierteltakt "RASSISMUS"!
Und, last but not least, fordern wir dann selbstverständlich im jeweiligen Land lautstark Alles für den "Klimaschutz" ein, bzw. bestehen darauf, dass diese jeweiligen, von uns gefluteten Länder endlich die Welt retten.
Ich glaube, ich werde diese Idee demnächst dem Bundestag unterbreiten, für die Details der Umsetzung haben die doch die besten Experten die man in diesem Land finden kann. Dann werden die Deutschen endlich wirklich glücklich und zufrieden sein, denn sie, nur sie allein, haben die Welt gerettet. Was für eine grandiose, einzigartige, selbstlose und solidarische Leistung! Wenn die im Himmel nicht anerkannt wird, welche den dann?
Atomkraftwerke weiter laufen zu lassen würde überdies bedeuten die Kosten für die Endlagerung noch weiter zu erhöhen. Welche Kostensteigerungen bei der Endlagerung anfallen kann exemplarisch bei der Asse beobachtet werden. Mittlerweile werden mindestens 10 Mrd genannt. Mit der der Übertragung der Verantwortung für die Endlagerung für die bereits angefallenen strahlenden Abfälle hat sich die letzte Regierung mit 23 Mrd gewaltig über den Tisch ziehen lassen. Die wahren Kosten dafür sind seriös überhaupt noch nicht absehbar. Lug und Trug bei den Folgekosten für die Kernkraft sind an der Tagesordnung.