Smartphone, Smartboard, Smart Grid und nicht zu vergessen der Kleinstwagen, der denselben Taufnamen erhielt. Wir leben in smarten Zeiten. Jetzt das Smart Home. Intuitiv weiß man lange, was darunter zu verstehen ist, aber eine direkte Übersetzung fällt gar nicht so leicht. Ein Vorschlag wäre: clever. Nach meiner Beschäftigung mit Smart Home bin ich jedoch auf einen anderen Begriff gekommen: Mitdenkend. Das mitdenkende Zuhause! Das wird aus der Sache klar und trifft den Kern ziemlich gut.

Erinnern Sie sich an das ARD-Format „Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus“? Dieses wurde vor ein paar Jahren ausgestrahlt und sollte die häuslichen Umstände der etwas wohlhabenderen Gesellschafts schicht um den vorvorherigen Jahrhundertwechsel schildern. Viele helfende Hände und jeweils große Anstrengungen waren nötig, um überhaupt diesen Haushalt zu führen und mit dem Nötigsten zu versorgen. Es musste ziemlich alles per Hand erledigt werden: Brennholz holen, Brennholz hacken, Wäsche waschen, Vorräte im kühlen Keller einlagern und auch von dort immer wieder holen. Die Liste ist lang.

Heutzutage ist von dem ganzen Geplage nichts mehr geblieben. Wir verfügen über elektrische Haushaltsgeräte zum Waschen und Kühlen, zum Kochen und Trocknen. Es gibt wartungsarme Heizungen und fließendes Wasser in beinahe allen Haushalten. So viel angenehmer hat der Fortschritt über einige wenige Generationen den Alltag gemacht, trotz all den historischen Wirren zwischen 1900 und dem heutigen Tag.

Doch das eine oder andere technische Gerät, das einstmalige Handarbeit verrichtet, bedeutet ja noch nicht, dass das Zuhause auch mitdenkt. Das ist momentan eine Entwicklung, die noch in den Kinderschuhen steckt. Das ist Zukunftsmusik, doch eine Tendenz lässt sich erkennen. Trotz eines vermeintlich hochtechnisierten Wohnens muss man auch heute im Haus halt ständig Hand anlegen – kommen Ihnen folgende Beispiele bekannt vor? Beleuchtungssteuerung über unzählige Schalter... Hat der Junge wieder vergessen das Licht im Kinderzimmer aus zumachen bevor er
in die Schule ist...? Habe ich alle Fenster zugemacht, als ich Einkaufen gegangen bin? Das sieht nach einem Gewitter aus... Ich müsste dringend den Boden saugen, bevor heute Abend die Gäste kommen, das schaff ich unmöglich noch...! Wie der Rasen aussieht! Der muss dringend gemäht werden und Günther ist am Wochenende auch wieder unterwegs...! Hmmm, jetzt steh ich hier im Supermarkt und hab wieder vergessen nachzusehen, ob wir noch Joghurt im Kühlschrank haben... ist der noch frisch...? Ich nehm mal lieber noch was mit, hoffentlich muss ich nicht wieder so viel wegwerfen, wenn doch noch da ist... Wenn ich jetzt mit dem Smartphone den Kühlschrank fragen könnte...! Und hatten Sie denn noch nie einen dieser kleinen Panikanfälle, weil Sie dachten, Sie hätten den Herd zu Hause nicht ausgestellt? All das führt immer wieder zu Effizienzverlusten und gelegentlich zu abgebrannten Kücheneinrichtungen. Von der Bequemlichkeit und dem Spaß an technischen Spielereien mal ganz abgesehen... (haben Sie schon mal die leuchtenden Augen erwachsener Männer zwischen den Regalen von Conrad-Electronic gesehen? ;-)

Hier kommt das Smart Home ins Spiel. Und auch hier wird sich kräftig an parallelen Entwicklungen der Technik bedient. Moderne Software und billige Drahtlos-Technik machen den Anschluss von Haushaltsgeräten an das Internet und damit gewisse Fernadministration oder gar völlige Automatisierung möglich. Nachdem der Mensch in seinem Wesen immer schon die einfacheren Umstände bevorzugte, wird es gar nicht mehr so lange dauern, bis auch das Smart Home zum Alltag geworden ist. Aber ich möchte nicht zu viel verraten. Wer weiß, vielleicht läuft in 100 Jahren dann eine Fernsehshow mit dem Titel „2012 – Leben im nicht-denkenden Zuhause“…?

Bis dahin viel Spaß beim Lesen, Rasenmähen, Boden saugen und dem herrlich altmodischen Genuss beim Angrillen am kommenden Traumwochenende.

Ihr

Dirk Müller

 

Der hier vorliegende Text ist ein Auszug aus der aktuellen Ausgabe: Smart Home von Cashkurs*Trends. Alle Informationen zu dem Trendthema und die dazugehörigen Aktienanalysen finden Sie im gestern erschienen Cashkurs*Trends Börsenbrief.

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