Die Regierung „sieht“ eine Bodenbildung und einen Aufschwung 2010. Über dieser Prognose ist uns schon gestern die Halsschlagader geschwollen. Die Börsenkurse steigen, weil die Marktteilnehmer angeblich eine Bodenbildung der Krise vermuten. So berichten es zumindest einige Zeitungen.

Die Preise amerikanischer Immobilien sind im Februar um 18,6% gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen. Im Januar lag dieser Wert bei 19%. Aus dieser „Verbesserung“ meint man eine Bodenbildung der Krise ableiten zu können? Die Verbraucherstimmung der Amerikaner ist von 26,9 auf 39,2 Punkte gestiegen. Ende 2007 lag dieser Wert bei 90. Daraus meint man eine Trendwende ableiten zu können?

Natürlich ist das Unsinn, aber er wird vermeldet.

Gleich nebenan erfahren wir, dass die Industrie vor einem starken Jobabbau steht. Die Anzahl der Industriefirmen, die demnächst Arbeitsplätze abbauen wollen ist auf den höchsten Stand seit Beginn der Krise gestiegen.

Siemens-Chef Löscher erkennt: „Was wir erleben, ist der schärfste Absturz der Weltwirtschaft seit der großen Krise 1929“ und weiter „ Die Krise wird auch im kommenden Jahr das Geschehen bestimmen. Ich sehe keinerlei Anzeichen, dass wir uns einer Bodenbildung nähern.“

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Investoren sind tatsächlich so benebelt, dass sie allen Ernstes an eine unmittelbar bevorstehende Bodenbildung der Krise glauben (entgegen der Faktenlage) oder es gibt andere Gründe, die die Aktienkurse nach oben treiben.

Eine Erklärung: Die Aktien sind seit Anfang März im Rahmen einer Bärenmarktrally deutlich angezogen. Der Monat April neigt sich dem Ende und viele Fondsmanager, die noch nicht eingestiegen waren kommen in Probleme. Zum Monatsende müssen sie wieder Bericht erstatten, ob sie Aktien im Bestand haben und wenn ja welche. Wenn sie jetzt mit leeren Depots dastehen, werden die Anleger fragen: „Wieso hast Du den Aufschwung verpennt? Wieso hast Du nicht investiert?“ Also muss man sehen, dass man zum Stichtag noch einige Aktienpäckchen einlagert, um zu zeigen: seht ihr, wir sind dabei. In den letzten Tagen hätte die Bärenmarktrally gute Chancen gehabt wieder nach unten abzudrehen. Jeder etwas tiefere Kurs wurde aber von diesen „Fondsmanagern in Nöten“ zu kleinen Käufen genutzt, weshalb der Markt nicht zurück kam. Einige hatten immer wieder gehofft, vielleicht doch noch günstiger rein zu kommen. Heute ist der letzte Tag. Sie MÜSSEN rein, egal wie. Das treibt den Markt zu einer Art Panikblüte. Anfang nächster Woche kommen dann noch die Gelder der „Monatssparer“ hinzu, was die Kurse ebenfalls noch mal stützen könnte. Wir nennen solche Tage „Eventtage“.   

Diese Erklärung halte ich für wesentlich schlüssiger, als den Akteuren zu unterstellen, sie würden aus den oben beschriebenen Fakten das Ende der Krise ablesen. Das grenzt ja schon an Beleidigung. So naiv sind professionelle Investoren jetzt auch wieder nicht. Mal sehen, wie weit dieses „Lasst mich auch noch mit!“ uns in den nächsten Tagen noch tragen kann.

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