Alle Welt spricht zurzeit von Carry Trades. Die Börsen der Welt befinden sich in einer Korrekturphase und dafür gibt es gute Gründe. Carry Trades werden immer wieder als wichtiger Grund für die Schwäche der Aktienmärkte genannt. Doch was genau sind Carry Trades und wie groß ist deren Einfluss auf  die Finanzmärkte in Wahrheit?

 

Bei Carry Trades nehmen Spekulanten einen Kredit in einer niedrig verzinsten Währung wie dem Dollar auf und legen es in Währungen mit einem höheren Zinsniveau wie beispielsweise den Euro an. Sie erhoffen sich das dabei durch die höheren Zinseinkünfte nach der Rückzahlung des Kredits Gewinn übrig bleibt.

 

Carry Trades können in allen freihandelbaren Währungen entstehen und sind keinesfalls auf den Dollar beschränkt. In der jüngeren Vergangenheit war besonders der Yen Ziel von derartigen Zinsspekulationen. Doch durch rapide fallende US Zinsen wurde der Dollar zur Hauptwährung aller Carry Trades. Die Differenz vom FED Leidzins bei 0,25% zum Euro Zinssatz bei 1% wollte man für sich ausnutzen. Die Investoren dieser Anlagestrategie erhofften sich nicht nur Gewinne durch erwähnte Zinsdifferenzen sondern zielten auch auf Spekulationsgewinne durch den fallenden Dollar. Diese doppelte Gewinn-Strategie ist bis zum Ausbruch der Griechenland-Krise auch sehr gut aufgegangen.  Die Dollar Carry Trades waren Monate lang ein extrem profitables Geschäft für viele Spekulanten.  Es gibt Schätzungen nach denen das Volumen aller Dollar-Euro Carry Trades sich auf bis zu $1 Billion beläuft. Eine wahnsinnige Summe die das Ausmaß dieser Spekulation offenbart und uns deutlich aufzeigt, welche riesigen Auswirkungen diese Anlagestrategie auf die Risiko-Anlageklassen wie Aktien und Rohstoffe hat. Das verdeutlicht folgender Vergleich: Seit März 2009 verliert der Dollar gegenüber dem Euro stetig an Wert und fiel in dieser Zeit von 1.23 auf 1.51 zum Euro. Entgegengesetzt dazu stiegen alle Risiko-Anlageklassen seit genau diesem Zeitpunkt im März 2009 stetig an. Alleine der Dax gewann von März bis Dezember 2009 70% hinzu. Alle andere Börsen und die Rohstoffmärkte legten im gleichen Zeitraum ebenfalls zwischen  50%-70% zu.

Das ist kein Zufall sondern zeigt viel mehr, dass billiges Geld und niedrige US Zinsen zu regem Handel mit Carry Trades geführt haben. Diese hatten einen wesentlichen Anteil an der Erholung der europäischen und asiatischen Aktienmärkte im letzten halben Jahr. Und auch die US Märkte profitierten indirekt vom schwachen Dollar, da ausländische US Unternehmensgewinne aufgewertet wurden und sich das US Handelsbilanzdefizit verringert hat.

 

Doch der Dollar fällt nicht auf null!

Das Spiel auf Zinsgewinne funktioniert nur solange die Währungen mitspielen und die Zinsdifferenzen zwischen den USA und Europa zumindest nicht kleiner werden. Doch genau diese Gefahr droht jetzt und verunsichert die Dollar-Spekulanten. Die US Wirtschaft läuft zumindest vorübergehend  besser als erwartet. Sollte diese Erholung anhalten, dann ist die extreme Niedrigzinspolitik der FED zu Ende bevor man bis drei zählen kann. Beides, Wirtschaftswachstum und steigende US Zinsen, gäben dem Dollar weiter Stärke. Besonders  der Euro schwächelt aufgrund der noch ungelösten Probleme mit unseren südeuropäischen Nachbarn und ihrer laxen Haushaltsdisziplin. Die Folge dieser Entwicklung der letzten 2-3 Wochen war, dass viele Carry Trades zurück gedreht wurden um Währungsverluste zu verhindern oder zu limitieren. Das Kapital wurde zügig von den europäischen Börsen abgezogen und Dollar-Kredite wurden zurückgezahlt. Das führte zu fallenden Kursen an den Finanzmärkten.

 

Wie geht’s nun weiter?

Aufgrund weltweit niedriger Zinsen und billigem Geld kam es in den letzten Monaten zu massiv steigenden Preisen in Risiko-Anlageklassen wie Aktien- und Rohstoffen. Verglichen mit den volkswirtschaftlichen Kennzahlen sind diese Märkte aber zu früh, zu schnell und zu stark gestiegen. Carry Trades haben bei der Erholung eine wesentliche Rolle gespielt. Ausgelöst durch die Griechenland-Krise werden die Euroschwäche und die damit verbundene Dollarstärke zunächst noch anhalten. Kurzfristig werden weitere Carry Trades aufgelöst und die Kurse der Aktien und Rohstoffmärkte belasten. Doch auch der Euro fällt nicht auf null. Eine Lösung für Griechenland wird bald gefunden werden und der Euro wird seine Talfahrt stoppen. Doch das entstandene Misstrauen gegenüber dem Euro wird noch einige Zeit anhalten und den Handel mit weiteren Dollar-Euro Carry Trades eindämmen.

Eine weitere Korrektur ist in meinen Augen mehr als überfällig. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir im DAX die Unterstützung von 5140 Punkten bald testen werden. Eine kurze aber deutliche Korrektur wäre vernünftig und könnte mit nachhaltigen Kursgewinnen belohnt werden. Ich erwarte zwar keine rasche und nachhaltige Erholung der Wirtschaft auf die ein Aktienboom begründet werden könnte. Aber mittelfristig wird uns weiterhin billiges Geld zur Verfügung stehen und nach einer Korrektur wird uns genau das den Brennstoff für steigende Kurse an den Aktien- und Rohstoffmärkten liefern.

 

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