Nicht ganz grundlos ist genau diese Berufsbezeichnung juristisch nicht geschützt. Dennoch ist es jedes Jahr ein lustiges Spiel wie an Schießbuden auf den Lichtermärkten, die früher noch Weihnachtsmärkte hießen. Dennoch sind Jahresprognosen sehr beliebt, wenn auch nutzlos, außer beim Verkauf von Finanzprodukten. Statt es zu lassen, gehen die Narren des Zufalls für 2018 in die nächste Runde. So will die Landesbank Baden-Württemberg jetzt schon wissen, dass der DAX Ende 2018 bei 14.000 Punkten notiert, obwohl es wohl auch hier keine Obergrenzen geben wird.

Prognosen sind lästig wie Fußpilz, dafür arbeitet dieser viel präziser.

Erinnern wir uns an letztes Jahr. Da sagten die Fachleute in ihrem Börsen-Bingo für Ende 2017 einen DAX von 11.629 Punkten voraus. Okay, einige Tage hat er noch Zeit, um von derzeit 13.000 Punkten auf dieses Niveau zu fallen. Und der Dow Jones steht jetzt 15 Prozent höher, als die Glaskugeln gesehen haben.

Da das Ratespiel auch bei Währungen immer daneben geht, müsste der Euro jetzt eigentlich bei 1,06 statt bei 1,18 US-Dollar stehen. Prognosen sind eben schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen, sagte Mark Twain. Sein Humor ist unschlagbar und besser als vermeintliche Vorhersagen.

Schon im Januar korrigiert man dann den Unsinn und passt ihn im Rest des Jahres an die Wirklichkeit an, um nicht ganz nackig in den Erbsen zu stehen. Man könnte auch mit Fröschen sprechen oder Knochen werfen. So müssen sich die Experten nicht wundern, dass ich alle Jahre wieder darauf eingehe. Denn wer Zynismus sät, wird Sarkasmus ernten. Ich habe damit doch nicht angefangen!

© Frank Meyer, Kolumne aus den Lübecker Nachrichten

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