Dirk Müller ist seit vielen Jahren das Gesicht der Börse. Kompetent und charismatisch versteht er es, das Börsenlatein so zu übersetzen, dass es auch Normalsterbliche begreifen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht Klartext. Für den NATURSCHECK beantwortet er regelmäßig Fragen unserer Leser zu den Themen Politik, Wirtschaft und Finanzen.

Lieber Herr Müller, seit unserem letzten Gespräch sind wieder drei Monate vergangen. Und ich könnte die Aussage vom letzten Mal wiederholen: Fast alles ist eingetreten, was wir bereits besprochen haben. Beginnen wir mit dem publikumswirksamen Sturm auf das Kapitol. Welcher Hollywood-Autor hat das Drehbuch für diesen angeblichen „Putsch-Versuch“ in den USA geschrieben?

Dirk Müller: Naja, keiner durchschaut das große Ganze. Aber die Aktion im Senat war ein genialer Schachzug. Wie immer die Frage: Cui bono? Wem nützt es? Donald Trump hat es auf jeden Fall nicht genützt. Der war dadurch in der Zwickmühle. Schickt er die Sicherheitskräfte gegen seine eigenen Anhänger ins Feld, ist er seine Unterstützer los. Macht er es nicht, ist das der politische Todesstoß. Am Ende war es beides.

Ein guter Bekannter mit Einblick in die US-Politikszene sagte mir sinngemäß:

Leute, das ist Washington DC! Das ist das Kapitol! Das Herz der Macht der westlichen Welt! Da marschiert niemand rein, der nicht rein soll. Wenn sich auch nur ansatzweise eine Situation wie diese andeutet, sind binnen 15 Minuten nicht hunderte, sondern tausende Elitetruppen vor, über und im Kapitol.

Diese Bedrohung hatte sich ja über Stunden angedeutet. Doch es ist nichts passiert. Meine persönliche Meinung: Da hat jemand die Wachen abgezogen und die Türen aufgemacht. Die Demonstranten waren sichtlich überrascht, als sie plötzlich unbehelligt im Kongress standen und wussten nicht, was sie hier eigentlich tun sollten … Also haben sie Selfies und übermütige „Lausbubenstreiche“ gemacht, bis man sie mit einem Dutzend Soldaten freundlich hinausgebeten hat.

Ein „Sturm aufs Kapitol“ sieht ganz sicher anders aus. Da hat keiner Feuer gelegt, keiner Büros verwüstet. Wie die Fernsehbilder zeigten, haben sich die Eindringlinge teilweise sogar an die Laufwege der Korridor-Seile gehalten, wie in einem Museum.

Wie immer ist es selten so, wie es auf den ersten Blick wirkt. Aber: Ziel erreicht! Trump ist politisch – zumindest vorläufig - erledigt, und man hat ihm einen Teil seiner Anhänger genommen. So stellt er bis auf Weiteres keine Gefahr mehr dar. Die „Eliten“ können jetzt unbedrängt durchregieren. Und der Feind ist nun ein Teil des eigenen Volkes, das gegen die Demokratie rebelliert. Wie gesagt, ist das nur meine persönliche Einschätzung, die ich natürlich nicht beweisen kann.

Das passt zu diversen Berichten in unseren großen Medien. Anfänglich sprach man von wilden Schießereien und zahlreichen Toten. Dann hieß es plötzlich, die „Opfer“ seien teilweise an Herzinfarkt etc. gestorben. Was kann man noch glauben, wenn man nicht selbst mit dabei ist? Wir haben Bekannte in den USA. Sie erzählen die Geschichte ganz anders, als wir es durch die Medien erfahren. Es sind sogar Filme im Umlauf, die zeigen, wie die Tore geöffnet und die Protestierenden zum Eintritt aufgefordert wurden. Und von Soldaten keine Spur! Aber laut Spiegel-Online (9.2.2021) habe der Einsatz der Nationalgarden 500 Millionen Euro gekostet, was natürlich wieder auf Kosten des bösen Trump geht …

Dirk Müller: Wie schon gesagt: Ich bin kein Trump-Fan. Aber mit vielen medialen Berichterstattungen sind wir leider da, wo wir in wüstesten deutschen Zeiten waren, sei es vor hundert Jahren oder auch in der DDR-Berichterstattung. Hier hat vieles nichts mehr mit dem zu tun, was journalistische Wahrheit ist. Immer weniger Journalisten machen sich noch die Mühe, neutral und faktenbasiert zu berichten. Man folgt der inneren Überzeugung dessen, was man sehen will und wie man die Dinge berichten möchte. Oder man kopiert das, was man von den großen Kanälen bekommt und vervielfältigt es.

Sie sind ja selbst schon oft Zielscheibe der medialen Berichterstattung geworden, weil Sie Ihre Meinung offen geäußert haben – und wurden deshalb aus TV-Talkshows ausgeladen etc. Wie geht es Ihnen derzeit persönlich?

Dirk Müller: Ehrlich gesagt? Es ist eine extreme Zeit, in der ich vieles hinterfrage. Ich bin einmal angetreten, weil ich an unser Geld- und Finanzsystem geglaubt habe. Für mich war die Börse ein ethischer Ort. Da gab es Menschen, die Ideen, aber kein Geld hatten, und Menschen mit Geld, die diese Ideen fördern wollten. Man machte Erfindungen, die unsere Welt sinnvoll voranbringen sollten. Ich glaubte an Qualität und Fairness usw.

Heute finde ich mich wieder in einer Finanzwelt, wo es oft nur noch um Glücksspiel, um nicht zu sagen „Betrug“ geht. Ob nun die Hedgefonds die Kleinanleger abzocken oder umgekehrt – es geht nicht mehr darum, Gutes zu bewirken und gemeinsam den Planeten voranzubringen: es geht oft nur noch darum, sich die Taschen vollzustopfen, indem man andere betrügt oder gar zerstört. Das ist nicht meine Welt! Da hilft nur, sich etwas zurückzuziehen und auf das Wesentliche zu besinnen. So gut es eben geht. Denn derzeit sind ja sehr viele Menschen auf der Sinnsuche.

Das große Programm wird konsequent durchgezogen: Great Reset, Umbau der Gesellschaft, etc. Während unzählige Menschen nicht mehr wissen, wie es weitergehen wird, sind die zwölf reichsten Amerikaner laut Medienberichten 2020 um sagenhafte eine „Billion“ Dollar reicher geworden … Wie sehen Sie das?

Dirk Müller: Ich habe das natürlich nicht nachgerechnet, aber es ist vorstellbar. Mich beschäftigt momentan mehr, mitanzusehen, wie wir als Gesellschaft unsere Freiheit verlieren. Wie wir von einer weitgehend liberalen Gesellschaft zu einer technologischen Diktatur oder einer Art „Technosozialismus“ werden. Was wir aus meiner Sicht erleben, ist, dass eine überschaubare Clique an Superreichen glaubt, die Welt nach ihren Überzeugungen umbauen zu müssen für eine bessere Zukunft. Das klingt nach einem hehren Ziel – doch dieselben Ansprüche hatten alle Wahnsinnigen der Menschheitsgeschichte. Ob das jetzt Mao war, ob das Stalin war, ob das Hitler war.

Alle sind sie angetreten und wussten angeblich, was für das Volk das Beste ist. Und man muss die Masse dazu zwingen, dies oder jenes zu tun, um das Ziel zu erreichen … Am Ende haben aber alle, die die Gesellschaft mit Zwang verändern wollten, Not und Elend über die Menschen gebracht. Eine Gesellschaft muss sich aus sich heraus entwickeln, muss sich frei entwickeln. Natürlich kann man als Politiker und als einflussreicher Mensch Impulse setzen, kann versuchen, auf die Gesellschaft einzuwirken. Aber in dem Moment, wo man die Gesellschaft mit aller Macht dazu zwingt, das zu tun, was man will, wird das unweigerlich schiefgehen.

Apropos Zwang! Kommen wir zum leidigen „C“-Thema. Obwohl namhafteste Wissenschaftler, wie etwa John Ioannidis von der Standford Universität, längst wissenschaftlich nachgewiesen haben, dass Lockdowns sinnlos sind (selbst die WHO bestätigt dies), weicht die Politik nicht von ihrem Weg ab. Auch die Impfungen erweisen sich ja inzwischen als eher bedenklich – und auf keinen Fall als Lösung. Dennoch spricht unsere Kanzlerin nun offen davon, dass Geimpfte Privilegien erhalten werden, die den Ungeimpften vorenthalten sind. Was fällt Ihnen dazu ein?

Dirk Müller: Das ist genau das, was ich von Anfang an erwartet habe. Genau das wird kommen. Und das treibt mich auch persönlich um. Ich akzeptiere inzwischen auch, dass ich – falls ich mich nicht impfen lasse - eventuell kein Flugzeug mehr besteigen darf. Doch selbst der Gedanke, dann eben mit einem Wohnmobil durch Europa zu reisen, steht ja nun in Frage – denn trotz offener Grenzen kann es nun weitere Einschränkungen unserer Freiheit geben. Viele spüren das – anderen scheint das nichts auszumachen.

Meine Befürchtung ist, dass nun Maßnahmen eingeführt werden, die man später nicht mehr zurücknimmt. Das ist dann das neue „Normal“. Es gibt dann immer neue Mutationen, gegen die wir neue Impfstoffe entwickeln müssen. Man muss sich dann permanent neu impfen lassen, um seinen Impfstatus nachzuweisen. Das wird dann über einen digitalen Pass stattfinden etc. Genau das, was in diversen Büchern ja bereits vor einigen Jahren angekündigt wurde.

Obwohl wir nun über sehr bedenkliche Tendenzen gesprochen haben – aufgeben ist nicht erlaubt! Was motiviert Sie, täglich aufzustehen und positiv in die Zukunft zu schauen, während immer mehr Menschen in Depression verfallen und resignieren?

Dirk Müller: An manchen Tagen kann ich diese Frage selbst nicht beantworten. Aber jeder Mensch hat sein Schicksal selbst in der Hand. Das war in allen Zeiten so. Das große Ganze können wir sowieso nicht steuern. Ich selbst versuche, mir so viele persönliche Freiheiten als möglich zu bewahren und in meinem eigenen Handeln so ethisch als möglich zu sein. Dazu gehört, reale, also „nichtdigitale“ Freundschaften zu pflegen, menschliche Kontakte zu pflegen, und eben nicht diese Trennungen zu akzeptieren, sondern, wo immer es geht, Gemeinschaft herzustellen.

Anstatt uns „vereinzeln“ zu lassen, muss es unser Ziel sein, dass wir uns alle gegenseitig unterstützen.

Lieber Herr Müller, ganz herzlichen Dank für das interessante und wieder sehr offene Gespräch. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal!

Das Interview führte Michael Hoppe

Hinweis: Das nun in der aktuellen Ausgabe von Naturscheck abgedruckte Gespräch fand bereits Anfang Februar statt.

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