Ich bin kurz aus meinem Liegestuhl aufgesprungen. Die Nachricht scheint mir wichtig zu sein. In dieser Woche werden in den USA neue Anleihen in Höhe von 250 Milliarden Dollar verkauft. Die Summen werden immer größer…

 

 

Die USA sind eine „moderne Verschuldungsökonomie“, sagte ein Volkswirt einer großen Bank. Unsere täglichen Schuldscheine nimm uns heute (ab) und vergib uns unsere Schuld, denn wir werden sie nie begleichen können. Und führe uns stets in Versuchung (Geld ausgeben), vor allem die Verbraucher… So steht es in den ersten Sätzen unserer modernen Wirtschaftsbibeln.

Die USA brauchen eine tägliche Zufuhr von etwa drei Milliarden Dollar aus aller Welt, um die Zahlungsbilanz aufrecht halten zu können, so dass der Dollar nicht absäuft. „Sie kaufen Rohstoffe, Waren, Porsches und liefern dafür Lehman-Zertifikate“, scherzte neulich ein Börsianer. Muss man sich Sorgen machen? Nicht doch! Es gibt ja die Notenbank und ihre weltweiten Kollegen. Die passen da schon auf. Notfalls kauft man die vom Staat ausgegebenen Papiere auf, wenn sie niemand haben will, nennt es quantitative Easing, streicht es seriös an und hofft, damit durchzukommen.

Im Land der unbegrenzten Shoppingmöglichkeiten werden alte Schulden durch neue ersetzt und ausgeweitet. Deshalb erleben wir in dieser Woche eine Springflut von neuen Anleihen. Am Montag wurden 63 Mrd. USD kurzfristige Schulden aufgenommen, am Dienstag begab man ein – und zweijährige Anleihen für 69 Mrd. USD. Heute folgen 5-jährige Papiere mit 39 Mrd. USD und am Donnerstag 7-jährige Notes in der Höhe von 28 Mrd. USD.

Einen Moment des Durchschnaufens bitte…!

"Eine ganze Reihe Faktoren waren negativ", sagt ein Händler. So sei die Rendite der Anleihen vor der Auktion angestiegen. Dies zeige, dass ein Renditeaufschlag zum Verkauf nötig gewesen sei. Zudem habe sich das Interesse von Ausländern nahezu halbiert. Auch fiel die Bid-Cover-Ratio auf 2,75 und damit weit unter die 3,19 der letzten Auktion. Dies seien keine guten Vorzeichen für die Auktion fünfjähriger Bonds am Mittwochabend und der siebenjähriger Papiere am Donnerstag, heißt es.

Doch was passiert hier? Die Aktienmärkte fielen am Dienstag. Um das Geld zu lenken, bedarf es noch zwei Dinge aus dem Werkzeugkasten. Erstens soll das Geld aus den Aktienmärkten in Anleihen fließen. Dazu gibt man dem Aktienmarkt einen kurzen Schubs geben, was die temporär Nachfrage nach Anleihen erhöht. Zweitens versperrt man den Weg in Edelmetalle, was auch ganz zufällig passierte. Nur, wer hat diese Anleihen nun gekauft? Wir wissen es nicht, haben aber so eine Vermutung. Trotz fallender Verbraucherstimmung, stieg der Dollar am Nachmittag wie durch Zauberhand. Sind die großen Notenbanken dem US-Anleihemarkt zu Hilfe geeilt?

Als der Spuk vorüber war, stieg der Dow Jones wieder an. Der Dollar blieb stark und die Edelmetalle schwach. Heute geht es in eine neue Runde der Versteigerung.

So, jetzt gehe ich wieder zurück in meinen Liegestuhl.

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