Die medialen Kanäle sind prall gefüllt wie die Flüsse durch Hochwasser. Es ist wohl die größte Verschwörung in der  Menschheit. Aufgeregte Menschen regen sich auf. Selbst Leute ohne Wissen haben einer Meinung. Was für ein Skandal! Und wem nutzt er? Den deutschen Autobauern sicherlich nicht. Der bislang gute Ruf ist ramponiert, doch Kunden vergessen schnell. Interessiert es wirklich jemanden, was hinten aus seinem Auspuff rauskommt, wenn vorn der Preis stimmt? Na sehen Sie!

Hinter dem Autokartell verschwindet sogar die Bundestagswahl in der Bedeutungslosigkeit. Was kostet das den deutschen Steuerzahler, fragen schon einige witzige Experten. Was ist den Wiederverkaufswerten der Dieselautos, aus denen doch früher nur frische Luft heraus kam. Wie komme ich morgen zur Arbeit?

Gute und schlechte Kartelle

Der Begriff „Kartell“ ist laut Wikipedia ein mehrdeutiger Begriff. Nein, liebe Schulabgänger, das hat nicht nur etwas mit Karten zu tun, sondern auch mit einem Karussell. Wer sich in einer solchen Verschwörung zuerst anzeigt, bekommt einen straffreien Freiflug. Ist das denn so schwierig?

Wer Gewinne maximieren und Kosten senken möchte, der gründet eben ein Kartell und hält tunlichst die Klappe. Er gibt etwas vor, was es gar nicht gibt. Man könnte es auch organisierte Kriminalität bezeichnen, wenn Preise im Geheimen abgesprochen werden. Aber es gibt feine Unterschiede, gilt es doch zwischen guten und schlechten Kartellen streng zu unterscheiden, was meist Geschmacks – oder Auslegungssache ist.

Die schlechten Kartelle sind wirklich schlecht. Sie erinnern sich bestimmt noch an das „Zuckerkartell“ und die Zeit, in denen Zucker fast schon unbezahlbar war. Nein? Jedenfalls hatte das „Zuckerkartell“ die Zuckerpreise abgesprochen und damit die Verbraucher extrem geschädigt. Um wieviel, weiß man nicht, aber offenbar haben wir viel zu viel für Zucker bezahlt, was wir bald schon mit dem Leben bezahlen werden. Fakt ist: Zucker ist an sich böse, aber ein Leben ohne Zucker komplett sinnlos. Das Kartell wollte uns wie alle anderen Kartelle sicherlich nur vor Unheil bewahren, flog aber auf. Mist!

In den letzten Jahren gab es doch kaum etwas, was preislich nicht abgesprochen war: Bier, Wurst, Schienen, LKW`s, Traktoren, Zement, Teddybären – geheime Preisabsprachen sorgten meist für zu hohe Preise. Zumindest bekamen das die Kartelle hin, woran die EZB offiziell seit Jahren versagt. Noch so ein Kartell, aber angeblich ein gutes….

Schlechte Kartelle werden früher oder später von den angeblich guten Kartellen zerschlagen. Dabei machen die guten Kartelle wie die Politik auch nichts anderes als Dinge und Preise abzusprechen und haben etwas mehr Macht als ein schlechtes Kartel – dazu eine mächtige Lobby – die Presse. Wir wissen ja spätestens seit der letzten Studie der Hamburg Media School, dass Journalisten gerne die Argumente des Politik-Kartells übernehmen.

Zu den guten Kartellen gehört zweifelsfrei das Gold-Kartell, was nicht nachweisbar ist trotz erdrückender Indizien. Wo kein Richter ist, laufen die Kläger ins Leere. Aber wozu klagen, sorgt dieses Kartell doch immer für günstige Kurse, selbst mitten in der Nacht und ganz selbstlos.

Ein Autokartell aber muss eine ganz böse Sache sein. Jeder siebte Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt an dieser Branche. Und wer weiß, wie viel die Autokäufer zu viel bezahlt und wie viel die Zulieferer zu wenig bekommen haben?

Wenn stimmt, was man so liest, dann geht es erst einmal darum, wer zuerst wen verpetzt hat und dafür als Kronzeuge straffrei ausgehen kann. Angeblich war Daimler die Ober-Petze mit der Aussicht auf Straffreiheit.

Kartelle und Mikado haben eine nicht zu unterschätzende Gemeinsamkeit. Wer sich beim Mikado zuerst bewegt, hat verloren. Wer aber beim Petzen bzw., der Selbstanzeige der Erste ist, gewinnt den Jackpot bzw. spart sich die Strafe.

Nur das Beste

Wer sich um keine Zerschlagung fürchten muss, ist das OPEC-Kartell. Aber auch die Zentralbanken leben in dieser Hinsicht sorgenfrei, was sie nicht unbedingt in die Nähe der guten Kartelle rückt. Während man den Schaden, den böse Kartelle anrichten in etwa ausrechnen kann, ist der bei guten Kartellen auch in etwa zu beziffern, doch es interessiert keinen oder hat keinen zu interessieren. Schließlich haben Zentralbanken ebenfalls die Journalisten auf ihrer Seite.

Der Verbraucher wird nie nachweisen können, um wie viel er durch Kartelle geschädigt wurde. Er bekommt aber das Geld indirekt als Strafzahlung wieder, zumindest in der Theorie. Doch leider tummeln sich auf dem Weg des Geldes auf dem Weg zum Verbraucher immer andere, die diese Zusatzeinnahmen vor ihm schon abschöpfen.

Freie Märkte sind schon was Schönes. In diesen Märkten würden Angebot und Nachfrage die Preise bestimmen. Es gäbe Aufschwünge und Abschwünge und wahrscheinlich auch Kartelle. Selbst die Zinsen würden sich von selbst finden und das ganz ohne eine Zentralbank. Und sie stünden nicht bei null. Dafür sorgt das Kartell der Politik, das das Kartell der Zentralbanken ermöglicht und verteidigt. Eine Hand wäscht hier die andere und beide das Gesicht unter dem Aspekt der „Unabhängigkeit“. Offiziell wollen alle Kartelle unser Gutes. Und sie nehmen es sich auch.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"