Nach drei Jahren hat es vor kurzem auch das bessere Segment der amerikanischen Hypotheken von den Blogs in einige Standardmedien geschafft. Ausgelöst wurde das eher kurze Aufflackern des Interesses durch anhaltende Kursverluste der PrimexIndizes. Dies sind Indizes, die handelbar sind und daher einen Weg darstellen, eine realistischere Einschätzung des Marktes zu bekommen, als dies die Grimm’schen Bewertungsmethoden in Bankbilanzen vermitteln.

Die Neuigkeiten, die der Kursrutsch des Primex mit sich brachte, standen allerdings in keinem Verhältnis zum großen Buhei, dass dies jetzt aber der Tropfen sei, der das Fass zum Überlaufen bringen muss. Tja, solange man nicht weiß, wie groß das Fass ist, wird die Antwort noch auf sich warten lassen. Der folgende Chart zeigt den Verlauf einer Tranche seit April 2011. Der Kurs ist derzeit nahe par, notierte aber im Frühjahr noch deutlich darüber.

Der Index fällt übrigens nicht erst seit April, weil die schlechte Qualität auch der besseren Kredite vorher niemandem aufgefallen wäre. Die Indizes werden überhaupt erst seither gehandelt. Im Gegensatz dazu werden die ABX Indizes und die CMBX Indizes schon lange gehandelt. Die beiden sind Derivate auf Subprime Hypotheken (ABX) und verbriefte Gewerbeimmobilienkredite (CMBX). Beide Indizes sind ebenfalls im genannten Zeitraum gefallen. Hier ein Blick auf die besten Tranchen der beiden Indizes.

Wie das Segment der Corporate Credits, der Bankennachränge und vieles andere bewegten sich auch die ABS nach unten. Nun konnte der Primex nicht bereits vor seiner Existenz fallen. Jetzt fügt er sich nahtlos in das seit 2007 bekannte und ständig düsterer werdende Bild des gesamten US-Immobilienmarktes ein. Hier liegt alles im Argen. Die Schuldner sind quer durch alle Schichten in der Bredouille und es sind alle Marktsegmente betroffen. Die Spanne reicht von privaten Wohnimmobilien mit Kreditnehmern sämtlicher Gesellschaftsschichten bis zu Gewerbeimmobilien jeglicher Art und Größe. Es ist bemerkenswert, dass die großen US Banken gerade jetzt die ohnehin schon <link>dünne Risikovorsorge weiter deutlich reduzieren, um kurzfristig Scheingewinne auszuweisen.

 

Die allgemeine Lage des US Häusermarktes ist mit dem Wort marode weiterhin gut umrissen. Eher wenig diskutiert wird das Ausmaß der Bewertungsverluste. Diese sind in der Tat fern jeglicher Werte der Nachkriegszeit. Seit einigen Jahren übersteigen die ausstehenden privaten Hypotheken sogar die gesamten in Wohnimmobilien schlummernden Eigenmittel. Diese liegen tiefer als je zuvor, die Altersvorsorge lässt schön grüßen. Ob sich da nicht der eine oder andere für einen „warmen Auszug“ entscheidet?

Diese Problematik lässt sich mit ein bisschen Herumpfuschen an der Zinskurve nicht lösen. Ein Schuldenerlass für private Hypothekenschuldner wäre ein Weg. Allerdings, wohin mit dem Verlust? In die Bilanzen der Banken? Lachhaft. Die Lücke zwischen Schulden und Eigenkapital der privaten Schuldner beträgt allein bei Wohnimmobilien rund $4.000 Milliarden. Wie gesagt, wenn die Schulden um diesen Betrag reduziert würden, wären sie immer noch genauso hoch wie das gesamte Eigenkapital. Nun sind vier Billionen auch relativ zur US Wirtschaftsleistung kein Pappenstiel. Der folgende Chart zeigt die Lücke – das so genannte negative equity – im Verhältnis zum BIP. Vor dem Schnittpunkt liegt der Wert natürlich im positiven Bereich.

Land der Erneuerungen kann man da nur sagen. Eine derart desolate Lage hat es in diesem Sektor in den Staaten noch nicht gegeben.  Neben einer Neuverhandlung und Reduktion der Schulden, die die Banken sich nicht leisten können, bleibt die Hoffnung auf einen deutlichen Anstieg der Hauspreise. Das geht allerdings nicht ohne eine wieder befeuerte Kreditaufnahme, die an der bereits bestehenden Verschuldung scheitert. Hier drehen sich auch die Hütchenspieler der Fed und des Schatzamtes im Kreis.

An der zentralisierten Lösung wird offenbar schon gearbeitet. Viele Hypotheken werden bei den zentralen Abfallsammelstellen der verstaatlichten Immobilienfinanzierer gestapelt. Wer sieht, wie wenig die bisherigen Maßnahmen der Zentralbank in struktureller Hinsicht gefruchtet haben, der wird sich auch von zukünftigen Eingriffen nicht mehr als ein bisschen Zeit kaufen. Das schiere Ausmaß allerdings lässt Spannung vermuten. Allein die genannte Lücke liegt bei $4.000 Mrd. Dollar. Das ist mehr als drei Mal so viel wie bisher bei allen langfristigen Staatsanleihenkäufen der Fed zusammenkam. Aber wenn man mit dem Shoppen erst einmal angefangen hat …

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