Wenige Impulse aus Politik und Wirtschaft stimulieren während der Sommerpause die Börsen. Auch deshalb ist die Börsen-Weisheit „Sell in may and go away“ so populär. Investorn und Händler stochern nahezu richtungslos im Dunkeln herum. Das macht den Handel selbst für Profis unberechenbar. Sehr niedrige Handelsumsätze und teilweise hohe Volatilität sind Merkmale dieser Phase.

In solch einer Phase sollten Anleger nicht zu viel in die Kursbewegungen hineininterpretieren. Denn die Börsen präsentieren sich von Mai bis September oft als eine Art Spielball der Gezeiten. Hauptsächlich werden die Märkte im Sommer von kurzfristigen Kapitalumschichtungen beeinflusst. Wie beim Ping-Pong geht es rein in den Markt und genauso schnell auch wieder raus. Im DAX erscheint jeder Punkt hart umkämpft, mühsam scheint er sich durch die Tristesse zu schleppen. Zur Zeit herrscht Skepsis und Unentschlossenheit vor, da die meisten Themen der Saison negativer Art sind. Auswirkungen einer möglichen zweiten US Rezession in naher Zukunft werden beispielweise heiß diskutiert. Ebenso wird über Staatspleiten, eine Wachstumsüberhitzung in China, die Immobilienblasen und vieles mehr gesprochen. Das ist ein gutes Zeichen, denn gesunde Skepsis ist oft ein Vorbote für anziehende Aktienmärkte. Spätestens zum Ende der US Sommerferien -Anfang September- werden die Aktivitäten wieder zunehmen. Die Umsätze werden anziehen, eine Wirtschaftsnachricht folgt der nächsten und so kommt wieder Leben in den „Toten Mann“.

 Eine besonders starke Korrelation ist aktuell zwischen Aktien- und Rentenmarkt erkennbar. Kapitalumschichtungen in den vermeintlich sicheren Rentenmarkt führen im Aktienmarkt zu extrem niedrigen Handelsumsätzen. Doch vor einer Preisblase im Rentenmarkt wird meines Erachtens zu wenig gewarnt. Der Rentenindikator „Bund Future“ liegt seit Tagen auf einem Rekordniveau von 132 Punkten. Das bedeutet, dass die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe mit einem Nominalzinssatz von 6% bei „satten“ 2,36% pro Jahr liegt. Reich werden kann man davon wahrlich nicht. Der Grund für diese hohen Anleihekurse und dadurch sinkenden Renditen ist der riesige Mittelzufluss in den Anleihemarkt seit der Finanzkrise 2007. Immer weiter fließt Geld in den Rentenmarkt und lässt die Renditen sinken. Dieser Mittelzufluss kommt von sicherheitsbewussten Investoren, die in sogenannte Risikoanlagen –wie den Aktienmarkt- nicht mehr investieren können oder dürfen. Doch ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Kauf von Anleihen wirklich noch zu empfehlen?

Anleger sollten bedenken, dass auch der Rentenmarkt seine Tücken hat. Denn Kurse und Renditen können auch in dieser Anlageklasse drastischen Schwankungen unterworfen sein und zu empfindlichen Verlusten führen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Staats- oder Unternehmensanleihen handelt. Solange die Anleihe über die gesamte Laufzeit gehalten wird, haben die Kursänderungen der Anleihe lediglich vorübergehende Auswirkungen auf das Portfolio, da die Anleihe zu einem Kurs von 100% zurückgezahlt wird. Es bleibt aber noch das nicht zu unterschätzende Bonitätsrisiko des Emittenten. In Zeiten der Rekord-Staatsverschuldungen ist dieses Risiko ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Am Beispiel Griechenlands und der Lehman Bank ist deutlich geworden, wie schnell sich das teure Geld in Luft auflöst oder auflösen könnte. Soll allerdings nur vorübergehend in Renten investiert werden, ist Kenntnis der Anleihemärkte sowie des Zinsniveaus und dessen Entwicklung sehr wichtig. Im Falle von stark steigenden Renditen kommt es zu drastischen Kursverlusten bei Anleihen, auch von Bundesanleihen. Das derzeitige Allzeithoch des Bund Futures lässt eine solche Entwicklung auf eine Laufzeit von 10 Jahren als wahrscheinlich erscheinen.

Zurzeit „schläft“ der Aktienmarkt noch. Doch nicht mehr lange; dafür spricht die steigende Anzahl von unentschlossenen Marktteilnehmern. Mit dem Ende der Sommerzeit kommt das Leben an die Finanzmärkte zurück. Dann entscheidet sich in welche Richtung wir zunächst gehen werden. Noch ist das unklar wohin der Zug fährt. Es sprechen jedoch –trotz aller berechtigter fundamentaler Kritik- einige Gründe für steigende Kurse. Diese sind ein weiterhin hoher Investitionsdruck der Finanzbranche durch enorme Anlagereserven, fehlende attraktive Alternativen, sowie die gesunde Skepsis die aktuell im Markt herrscht.

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