Typischerweise sind Charts, die von links unten nach rechts oben verlaufen ein gutes Zeichen für den Anleger. Bei Aktien, Rohstoffen und Edelmetallen bedeuten sie steigende Kurse. Ob diese Kurssteigerung aufgrund realer und gesunder Nachfrage oder künstlicher Stimulation erfolgt, lässt sich aus der isolierten Betrachtung des Chartverlaufes nicht erkennen. Am Ende des Tages ist es den meisten Anlegern wahrscheinlich auch egal. Hauptsache es geht aufwärts.

In einem Umfeld aus sehr niedrigen Geldmarktzinsen und Kapitalmarktrenditen, die das Verschuldungsniveau und Entwertungspotential von Teuerung und Schuldenschnitten nicht angemessen vergüten, sollte der Anleger aber auch das „Warum“ und die mögliche Folgen hinterfragen.

Bei dem „Warum“ ist der aufgeklärte Anleger natürlich im Bilde. Niedrige Zinsen, mengenmäßige Erleichterung, und durch Notenbanken finanzierte Konjunkturprogramme haben einen Liquiditätstsunami erzeugt. Gekoppelt mit negativen Realzinsen führt dies zu Investitionen in Vermögensklassen mit höheren Renditen und damit steigenden Kursen.

Bei den Folgen wird es allerdings etwas komplexer. Neben den typischerweise geäußerten Nebenwirkungen von Vermögenspreisblasen und den möglicherweise dramatischen  Folgen wenn diese platzen (Frage ist nur wann?) fragt man sich doch wie sich das im „normalen“ Anlegerleben auswirkt.

Im „normalen“ Leben verfügt der Anleger (hoffentlich) über ein breit gestreutes Portfolio. Gemäß der Devise Diversifizierung (= Risikostreuung = Lege nie alle Eier in einen Korb) befindet sich darin ein Mix aus unterschiedlichen Vermögensklassen. Hiermit sollen Schwankungen geglättet und Risiken reduziert werden. Typischerweise und historisch belegt hat dies auch über Jahrzehnte solide Ergebnisse geliefert.

In der Finanzkrise war dies leider nur noch begrenzt der Fall. Bis auf Staatsanleihen bester Bonität ist damals alles gefallen. Der Grund ist einfach: Diversifikation funktioniert nur, wenn sich die unterschiedlichen Vermögensklassen (Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Edelmetalle usw.)  auch wirklich unterschiedlich verhalten. Dieses Verhalten wird mit der Kennzahl der Korrelation ausgedrückt. Stark vereinfacht kann man sagen, dass ein Wert von „-1“ gegensätzliches Verhalten, einer von „0“ unterschiedliches und einer von „1“ gleiches Verhalten impliziert.

Schauen wir uns diese Kennzahl für den Aktienindex S&P 500 und einen breiten Rohstoffindex über ein paar Jahre an, so stellen wir fest, dass die Korrelation steigt.

Die Kombination von Rohstoffen und Aktien bietet heute also weniger Risikostreuung als im Jahr 2003. Daher liefert die gleiche prozentuale Verteilung von Aktien und Rohstoffen im Portfolio heute weniger Risikoschutz. Dementsprechend sind die Positionsgrößen anzupassen, um das Risiko zu reduzieren. Steigende Korrelation heißt kleinere Positionsgrößen.

Das klingt jetzt etwas abstrakt, aber am Ende ist es doch wieder nur der gesunde Menschenverstand:

Wenn Vermögensklassen durch viel billiges Geld gemeinsam steigen, dann werden sie wohl auch zusammen fallen, wenn der Markt glaubt, dass diese Versorgung zu Ende geht.

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