Was für ein Jahr. Angefangen hat alles mit einer Eurokrise und einem Daxstand von 5975 Punkten und es endet mit einer Eurokrise und einem Daxstand von vermutlich jenseits der 7000 Punkte. Dazwischen liegen ein Beinahekollaps Griechenlands, ein Rettungsschirm für Irland, ein zurückgetretener Bundespräsident, ein zurückgetretenwordener Bundesbankvorstand Sarazin, ein Zusammenbruch des Immobiliengiganten Dubai World (erinnert sich da noch jemand dran!?) und ein ganz erstaunlicher Aufschwung XXL in Deutschland, der vor einem Jahr unvorstellbar schien.
Schauen wir doch mal ein Jahr zurück. 2009 endete als das schlimmste Wirtschaftsjahr der deutschen Nachkriegsgeschichte. Um ganze 5 Prozent ist die deutsche Wirtschaftsleistung eingebrochen. Land auf, Land ab wurde das deutsche exportlastige Geschäftsmodell als völlig verfehlt gegeiselt. Man solle sich mal ein Beispiel an den Franzosen nehmen, hieß es. Da kann man lernen, wie eine moderne Wirtschaft mit starker Binnennachfrage funktioniert, hieß es. Und heute? Ein Jahr danach? Das deutsche exportlastige Geschäftsmodell wird Land auf, Land ab als das beste gelobt. Die Franzosen sollen sich mal ein Beispiel daran nehmen, heißt es. Die können noch viel von uns lernen, heißt es. Erstaunlich, wie schnell der Mensch vergisst. Die weltweiten Konjunkturpakete haben uns in Deutschland einen Sonderaufschwung beschert. Unsere ausländischen Kunden haben Einmalzahlungen erhalten und diese zu großen Teilen bei uns ausgegeben. Schön. Prima. Freuen wir uns. Aber bitte die Demut nicht vergessen. Diese ausländischen Kunden bekommen nächstes Jahr, übernächstes Jahr und wahrscheinlich auch danach keine Sonderzahlungen mehr, sondern im Gegenteil Knüppel-auf-den-Sack in Form von nie dagewesenen Sparpaketen. Will mir allen Ernstes jemand erzählen, dass weltweite Konjunkturpakete die deutsche Wirtschaft durchstarten lassen, aber weltweite Sparpakete uns nicht betreffen werden? Denjenigen bitte ich einen kurzen Blick auf die 5% Konjunktureinbruch von 2009 zu werfen. Der Mensch vergisst eben schnell.
Ob wir in 2 Jahren in ganz Europa noch mit dem Euro bezahlen? Das darf man gerne bezweifeln. Aber egal, mit was wir in den nächsten Jahren bezahlen, die Anleger scheinen der Ansicht, dass es sinnvoll ist, sein Geld in Deutschland anzulegen. Das ist ein Grund, warum der Dax durch die Decke geht, während die anderen europäischen Indices weit unter ihren Jahreshöchstständen dümpeln. Der Dax hat in diesem Jahr 18 Prozent zugelegt, der Europaindex liegt 5 Prozent unter seinem Kurs von Anfang Januar. Wie lange dieser deutsche Sonderweg gutgeht? Keine Ahnung. Wir sollten ihn genießen, solange es geht. Manche Auguren sehen den Dax schon bei 9000, 10.000 oder noch höheren Punkten. Kaum jemand geht von der Möglichkeit aus, dass der Markt auch wieder einmal fallen könnte. Mag sein, man sollte es aber dennoch immer vor Augen haben und wenn die Selbstüberschätzung in Politik und Industrie mal wieder Blüten schlägt, genügt ein demütiger Blick auf 2009. Der wichtigste Grund, der in der Tat für weiter steigende Kurse spricht, ist der Zusammenbruch der Währungen, den wir im Augenblick erleben. Nicht die Aktien und die Rohstoffe werden teurer, sondern das Geld wertloser. Sehen Sie sich Gold und Silber an. Gold steigt nicht, weil die Wirtschaft so toll läuft. Gold steigt, weil die Währungen entwertet werden. Das ist der eigentliche Grund, warum man Aktien, Rohstoffe und Edelmetalle den Anleihen und Festgeldern vorziehen muss. Reale Werte sind gefragt und das wird anhalten. Doch sollte man nie die Risiken außer Acht lassen. Sollten irgendwo auf dieser Welt wieder große Abschreibungen anstehen, sei es auf Staatsanleihen oder Immobilien, dann müssen diejenigen, die auf Kredit investiert haben - und das sind die ganzen großen Jungs - ihre Aktien und Edelmetalle verkaufen um die Kredite zurückzuzahlen. Dann droht ein Blutbad an den Märkten der realen Werte. Diese Gefahr ist real und allgegenwärtig. Niemand kann Ihnen sicher sagen, ob und wann das passiert, aber Sie sollten die Augen offen halten und rechtzeitig Ihre realen Werte versichern, wenn Sie merken, dass die Erde zu Beben anfängt. Noch ist es nicht so weit und so lange genießen wir den Aufschwung XXL und die ewig steigenden Kurse bis zum Mond....aber kaufen Sie sich rechtzeitig einen Fallschirm. Wenn wir Glück haben, werden Sie ihn nie brauchen und sich darüber freuen, aber ich befürchte, dass wir dafür sehr viel Glück brauchen.
Kommentare
Danke für Ihre Einschätzung der ich im wesentlichen folge. Nur nicht was Ihre Fallschirm-Empfehlung betrifft:
1). Was Edelmetalle betrifft so hat Prof. Max Otte hierzu ebenso lapidar wie treffend bemerkt:"Gold IST die Absicherung, Sie wollen doch Ihre Versicherung nicht mit Zockerpapieren versichern". Ich finde da hat er recht.
2). Zu Aktien: Verkaufsoptionen auf den DAX sind einfach zu teuer.Man sollte ausschließlich auf Qualitätstitel setzen und die einfach halten. Irgendwann steigen die zwangsläufig wieder.
Freundliche Grüsse und schöne Weihnachten.
Ich wuensche allen Mitgliedern des cashkurs - Teams und Mit-Foristen eine ruhige Weihnacht und schaltet mal ein bisschen ab.
Mal sehen, was noch so passiert. Bleibt gesund, wir sind weiterhin gespannt auf Eure interessanten Analysen!
Eine Frage zum Thema Absicherung. Sie haben einmal gesagt, wenn man das mit dem absichern nicht machen wolle, dann solle man noch Pulver trocken halten da man die realen Werte sicherlich nochmal billliger kriegt ( Thema Deflationsschock ). Verstehe ich es also richtig, das sollte es nochmal zum Blutbad kommen, Man auch mit Stops einfach aus dem Markt rausgehen kann um dann billiger wieder einzusteigen ( Stichwort Timing ich weiss ). Die vermeindliche WR ( wenn man tunlichst reale Werte haben sollte ) wird doch sicher erst kommen wenn die Kurse rapide gefallen sind, nicht vorher. Sehe ich das richtig? Viele Grüsse
Euch allen von Cashkurs sei Dank für Euer Wachsein und Wachrütteln im vergangenen Jahr. Eine besinnliche Weihnacht und ein gutes neues Jahr mit viel Kraft und Mut wünsche ich Euch und allen Cashkurs-AnhängerInnen, aber auch denen, die nicht tun, was sie wissen oder wissen könnten.
Uwe Jessen, Flensburg
Ich hoffe, es geht Ihnen gesundheitlich wieder gut, so daß wir Sie bald wieder im Morgenvideo begrüßen und auch viele neue Artikel von Ihnen lesen dürfen.
Auf diesem Wege möchte ich mich bei ihnen für ein interessantes Jahr bedanken, in dem Sie uns mit Ihrem Knowhow zur Seite standen.
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben.
Viele Grüße
Michael
warum sollte es Abschreibungen geben wenn das Geld gedruckt und dadurch die Löche gestopft werden ? Deshalb verstehe ich diese Sorge wirklich nicht
auf die Frage von "Klaus" bezogen, welche Absicherungen gemeint sind, schlage ich vor, für zukünftige Beiträge einen link zu früheren Beiträgen einzubauen, um die Erklärung danach einfacher zu machen.
Freundliche Grüße und einen guten Rutsch.