In meinem letzten Beitrag hier auf der Internetseite cashkurs.com habe ich die meines Erachtens drei wichtigsten Faktoren genannt, warum es überhaupt zu einer so schweren Krise weltweit kommen konnte. Die Gründe sind in dem immer wieder Verschleppen einer nötigen Rezession, globalen Ungleichgewichten und gesteigerter Risikoneigung der Beteiligten zu suchen. Mit dem letztgenannten Punkt möchte ich mich heute noch einmal eingehender befassen.

Kennen Sie in diesem Zusammenhang eigentlich Hyman Philip Minsky? Er war US-amerikanischer Ökonom, wurde 1919 in Chicago geboren und starb 1996. Zeit seines Lebens befasste er sich intensiv mit den Finanzmärkten und stellte eine entscheidende These auf, die nicht mit den Aussagen der neoliberalen Lehren vereinbar sind.

Der Neoliberalismus geht von effizienten Finanzmärkten aus, die aufgrund hinreichender Flexibilität und vor allem Selbststeuerungsmechanismen immer wieder in eine gleichgewichtige Situation zurückkehren. Es sind also keine Eingriffe von außen nötig, der Markt ist effizient, man muss ihn nur sich selbst überlassen. Achten Sie einmal genau auf so manche Aussagen von Politikern oder Wirtschaftsvertretern. Diese gehen ganz genau in Richtung Neoliberalismus.

Minsky hat nun dahingehend eine völlig andere Theorie aufgestellt, die lange Zeit sehr verschmäht war, in der aktuellen Finanzkrise aber ihre traurige Wahrheit beweißt. Die grundlegende Aussage ist sehr einfach und erklärt, wie Spekulationsblasen auf unregulierten Finanzmärkten entstehen und schließlich platzen müssen, selbst wenn oder gerade weil sich die Wirtschaft in einer Boomphase befindet.

In Zeiten eines lang anhaltenden Aufschwungs verlieren sowohl Banken und Privatanleger als auch sonstige Marktteilnehmer das Gefühl für Risiko. Dabei sind sie sehr emotional von Gier getrieben und dem Wunsch immer größere Renditen erwirtschaften zu wollen.

Um immer höhere Wertsteigerungen zu erzielen, gehen sie ganz unbewusst höhere Risiken ein. Schließlich war dies eine Strategie, die in der Vergangenheit immer hervorragend funktioniert hat. Warum sollte das nicht auch in Zukunft so sein. Unterstützt wird dieses Vorgehen durch den Herdentrieb.

Da Banken in einem immensen Wettbewerb stehen, versuchen sie sich durch immer neue Finanzinnovationen einen Vorteil zu verschaffen. Somit wird schließlich die Basis für eine gewaltige Blase an den Finanzmärkten gebildet. Wäre Minsky nicht 1996 verstorben, könnte man meinen, er spricht genau von der aktuellen Finanzkrise.

Irgendwann hat sich die Situation soweit aufgebläht, dass ein scheinbar nebensächliches Ereignis genügt, um einen gewaltigen Kollaps auszulösen. In der Folge agieren alle Markteilnehmer übervorsichtig. Ein Bankenzusammenbruch droht, da die Kreditvergabe fast gänzlich zum erliegen kommt.

Auch in diesem Punkt könnte man meinen, Minsky beschreibt die aktuelle Finanzkrise. Wie gefragt seine Lehren aktuell sind, erkennt man an der Tatsache, dass sein 1986 in geringer Auflage erschienenes Buch heute nahezu 2000 Dollar kostet.

Finanzkrisen sind laut Minsky eine Konsequenz des zur Instabilität neigenden Kapitalismus. Sie sehen also, dass freie Märkte nicht immer hinreichend effizient sind, um alle Risiken zu begrenzen, so wie es die neoliberalen Lehren aussagen.

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