Guten Tag meine Damen und Herren,

nach der Totenstille der vorherigen Woche war an den Märkten in den letzten Tagen nun so einiges los. Nach einem schwächelnden Wochenstart kamen die Märkte am Dienstag deutlich unter Druck und der Dax fiel mit 11.860 Punkten unter die wichtige Unterstützungsmarke bei 11.950 Punkten. In den folgenden Tagen gab es dann eine schwache Erholung und der Leitindex rettete sich über die somit weiterhin umkämpfte große Marke bei 12.000. Mit Unterschreiten der 11.930 hat sich somit charttechnisch einiges geändert und es wird etwas gefährlicher als zuvor.

Noch hat sich nichts entschieden, doch wenn die Erholung stabil bleibt und die Spanne zwischen 12.100 und 12.300/400 Punkten hält, kann man das als Kaufsignal werten und es besteht eine gute Möglichkeit für eine neue Aufwärtsbewegung. Wenn jedoch die 11.860 nochmal gerissen werden, ist eine nächste Bewegung in Richtung der 11.000 – 11.200 zu erwarten.

Hier stellt sich dann die alles entscheidende Frage danach, ob der bereits seit 2009 bestehende Aufschwung vorbei ist und wir mit heftigen Abgaben rechnen müssen. Der Blick auf den neuen Rekordstand bei den US-Wertpapierkrediten, also den auf Pump gekauften Aktien, bringt in diesem Zusammenhang tiefe Sorgenfalten mit sich, denn hier droht beim ersten Margin-Call eine Kettenreaktion an Verkäufen.

Gold und Währungen

Die Freunde des edlen Metalls hatten diese Woche endlich mal wieder einen Grund zur Freude. Die seit Monaten undurchdringbare Deckelung bei 1300 Dollar pro Feinunze wurde endlich durchschlagen und der Goldpreis kletterte mit Schwung über die 1320. Dieser Schwung gibt die Hoffnung auf eine nachhaltige Entwicklung und vielleicht einen güldenen Herbst. Durch den aktuell schwachen Dollar hat sich in Euro gerechnet hier aber eigentlich noch nicht ganz so viel getan, doch bei den gehebelten Minenprodukten wird der Dollar-Währungsverlust mehr als kompensiert. Sicherlich wird Mario Draghi jetzt im September zumindest verbal probieren, gegen den weiterhin starken Euro zu intervenieren, denn der passt ihm ja mal so gar nicht in sein Konzept.

Ein Traum der Menschheit – so nah und doch so fern

Konzepte werden wir in Zukunft auch brauchen, um mit der sehr dynamisch verlaufenden Automatisierung und Digitalisierung umzugehen. In China ist hier gerade ein richtiger Boom zu sehen, die Industrieroboter nahmen dort massiv zu. In 2016 stieg ihr Anteil schon um 27% und für die nächsten zwei Jahre werden hier weiterhin über 20% Wachstum erwartet. Wir nähern uns also immer schneller einer Welt der sich selbstproduzierenden Industrie. Entsprechend müssen die Menschen in einer solchen Welt immer weniger arbeiten.

Was auf der einen Seite zu großer Sorge in Sachen Massenarbeitslosigkeit führt, ist auf der anderen Seite doch schon immer der Traum der Menschheit gewesen. In den nächsten Jahrhunderten werden wir auch irgendwann dahin kommen. Niemand wird mehr arbeiten müssen, kann dies aber freilich weiter tun. Eine wunderbare Welt, in der sich jeder Kultur und Muße hingeben kann – ein Leben wie im Schlaraffenland. Dies wäre allerdings nur der Fall, wenn wir die Menschen an der Produktivität der Maschinen beteiligen. Die entscheidende Frage wird an dieser Stelle also sein, wie diese Beteiligung aussieht. Dies muss nicht die naheliegende Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens sein, denn die Diskussion um das beste Modell hat gerade erst begonnen.

Vom Traum zum Albtraum

Aktuell ist zumindest die deutsche Politik jedoch mit ganz anderen Diskussionen beschäftigt. Im sogenannten Wahlkampf vor der anstehenden Bundestagswahl hat die Regierung hauptsächlich damit zu tun, alles in rosaroten Farben zu malen, um nach der Wahl alle Versprechungen im Nu zu vergessen.

Ohnehin wird nach der Wahl so einiges passieren. Merkel hat sich hierzu bereits geäußert: Ja, sie könnte sich dann später auch mal einen Eurofinanzminister vorstellen… Meine Damen und Herren, es wird einen Eurofinanzminister geben, es wird Eurobonds geben, es wird ein Euro-Wirtschaftsministerium geben, es wird Eurosteuern geben, es wird ein Erlass von Griechenlands Schulden geben - es wird vieles geben nach der Wahl!

Die haben es nämlich jetzt auch verstanden. Entweder werden nationale Währungen eingeführt oder Transferzahlungen. Beides geht nicht. Ich kann in diesem Europa keine gemeinsame Währung ohne Transferzahlungen haben. Das wird nicht möglich sein, solange diese massiven Produktivitätsunterschiede in den verschiedenen Ländern bestehen. Das hat man jetzt also kapiert. Entweder nationale Währungen oder Transferzahlungen. Da aber der Euro nicht aufgegeben wird, der ist sakrosankt, bleiben nur diese, bei der Bevölkerung extrem unbeliebten, Transferzahlungen. Die werden kommen - aber eben erst nach der Wahl. Und Macron, der Franzose, sagt er wird nach der Wahl in Deutschland dutzende Vorschläge zur Integration Europas machen.

Nochmal: Der französische Präsident wartet auf die Wahl in Deutschland, um danach seine Vorschläge zu unterbreiten? Meine Damen und Herren, ich glaube hier wird einem doch einiges klar! Warum denn nicht vorher? Weil der Bürger dagegen wäre! Weil die Politik ganz klar losgelöst vom Willen des Volkes agiert. Es mag ja sein, dass sie damit sogar Recht haben und dass man das alles im Sinne des großen Ganzen so machen muss. Aber das geht nun mal jetzt am kurzfristigen Willen des Volkes vorbei, weil das Volk wohl zu blöd ist, um das zu kapieren.

Aber meine Damen und Herren, wenn das doch so ist: Warum dann überhaupt die Farce von Wahlen und Scheindemokratie? Was anderes ist es nicht. Es ist eine Plutokratie, eine Herrschaft der Reichen und Mächtigen mit demokratisch wirkungsloser Fassade, die vorgeschoben wird, weil die Menschen eine ganz offensichtliche Plutokratie nicht akzeptieren würden. Also wird ihnen erzählt: Ihr dürft mitbestimmen, ihr dürft auch zwischen zwei Alternativen wählen, die wir euch vorsetzen - die aber eigentlich keine sind. Alles andere wird platt gemacht und somit schon dafür gesorgt, dass es keine anderen erfolgreichen Möglichkeiten gibt. Und deshalb hat diese angebliche Demokratie überhaupt keine Wirkung. Da können wir uns auf die Barrikaden oder auf den Kopf stellen.

Wann wurde das letzte Mal etwas im Sinne der Bevölkerung entschieden? Die Entscheidungen der letzten Jahrzehnte fielen doch meistens genau entgegen dem, was die Bevölkerung in einer Volksbefragung eigentlich gewollt hätte. Also die Politik regiert an den eigentlichen Interessen der Bevölkerung vorbei. Das hat dann mit Demokratie doch wenig zu tun. Es ist eine Scheindemokratie, eine Farce. Jetzt kann man dafür gute Argumente finden, dass das sinnvoll ist und eine reine Demokratie gar nicht funktionieren würde. Aber es sollte dann doch auch erlaubt sein, diese Wahrheit einfach mal auszusprechen.

An dieser Stelle bleibt mir nur, Ihnen beim Lesen unserer Beiträge Erkenntnisgewinn und ein angenehmes und erholsames Wochenende zu wünschen – vielleicht träumen Sie ja einfach von einem künftigen Schlaraffenland.

Ihr

Dirk Müller

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