Aufgrund der vielfältigen weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Spannungen wollen viele Anleger ihre Anlagerisiken möglichst breit streuen, also im wesentlichen über Aktien und Anleihen. Folglich handelt es sich um einen situationsbedingten Boom, dem die Fondsgesellschaften über diese Mischfonds mit ihrem gestreuten Risiko sowohl in der Wertentwicklung als auch durch eine niedrige Volatilität gerecht werden müssen. Letzteres ist langfristig aus den Statistiken des Fondsverbandes BVI  durchaus zu entnehmen. In Sachen Performance / Wertentwicklung schneiden jedoch zum Beispiel die Aktienfonds Deutschland lt. dieser Statistik regelmäßig und meist deutlich besser ab (vergl. Tabelle).

Doch der Absatzboom in den vielfach propagierten Mischfonds hält offensichtlich an (vergl. BVI-Grafik). Im laufenden Jahr 2015 steuerten Mischfonds mit Zuflüssen bis einschließlich Oktober von 33 Milliarden Euro auf ihr drittes Rekordjahr in Folge zu, kommentiert der BVI. Damit verwalteten diese Fonds per Ende Oktober ein Vermögen von knapp 214 Milliarden Euro und ihr Anteil am Vermögen der Publikumsfonds ist seit Ende April 2009 von 14 auf 24 Prozent gestiegen.

Doppeltes Risiko bei Mischfonds?

Da stellt sich sofort die Frage, wie kommt dieser Boom zustande; und noch viel wichtiger kommt dann die Frage, ob dieser Boom anlagestrategisch Sinn macht. Nein, meint die LOYS AG, ein Spezialist für wertorientiertes und aktives Aktienfondsmanagement. „Wenn die Zinsen steigen, gibt es sowohl auf der Aktien- als auch auf der Rentenseite in einem Multi-Asset-Produkt ein hohes Risiko“. Das sei quasi ein doppeltes Risiko für nur einmal Rendite, wird formuliert. Auch ein Ausweichen auf risikostärkere Anleihesegmente wie Hochzinsanleihen wird für den falschen Weg gehalten. Die dort erzielbaren Renditen seien im Vergleich zum eingegangenen Risiko sehr gering.

Ähnlich zurückhaltend zu den Mischfonds äußert sich Sauren Fonds-Research. Die Fonds zählten zwar derzeit zu den Top-Sellern, doch habe in der Vergangenheit ihre Wertentwicklung zu wünschen übrig gelassen. Offensichtlich hätten die klassischen Mischfonds einen Teil ihrer heutigen Popularität auch der günstigen Korrelation von Anleihen und Aktien in der jüngeren Vergangenheit zu verdanken. Laut Berechnungen des Dachfonds-Anbieters Sauren wird der klassische defensive Mischfonds in Zukunft noch nicht einmal zwei Prozent Rendite im Jahr erbringen.

Mischfonds natürlich mit der geringeren Volatilität

Demgegenüber argumentiert die Deutsche Asset & Wealth Management: Mischfonds sind in turbulenten Märkten eine gute Wahl. ... Die große Popularität klassischer Mischfonds sei nicht zuletzt ihrer guten Wertentwicklung geschuldet. Nach Berechnungen des BVI hätten Anleger mit einem ausgewogenen Mischfonds seit 2011 eine durchschnittliche Rendite im mittleren einstelligen Bereich pro Jahr erwirtschaften können.

Eigentlich kein wirklicher Widerspruch. Der eine spricht von generellen, längerfristigen Chancen, der andere wirft den Blick auf die in den letzten Jahren gleichlaufend positive Entwicklung bei Aktien und Bonds bei den ständig rückläufigen Zinssätzen. Aber was wird/ist langfristig, wie sieht die Zukunft aus, was die Langfristigkeit angeht. Ein Blick zurück zeigt, dass die Mischfonds, egal welcher Art, kaum einmal besser waren als zum Beispiel die deutschen Aktienfonds. In Sachen Volatilität ist allerdings bei einem Blick auf die BVI-10-Jahres-Daten klar zu sehen, dass diese bei den Mischfonds regelmäßig deutlich unter jener der Aktienfonds liegt. Ein Aspekt, der ja auch von den Anlegern in unsicheren Zeiten gesucht und geschätzt wird. Allerdings hatten viele vorrausschauende Anleger die vielen augenblicklichen Unwägbarkeiten auch schon, z.B. über einen Schwerpunkt auf Dividendenwerte, in ihre Strategie eingebaut, also auch dort vor dem Hintergrund der andauernd niedrigen Zinsen etwas die Aktien-Vola herausgenommen.

Aktienfonds langfristig stets besser

In punkto Wertentwicklung allerdings liegen die Aktienfonds Deutschland regelmäßig deutlich über den Ergebnissen der Mischfonds, und zwar kurzfristig und auch langfristig. Und in der Frage der Fristigkeit scheint der Knackpunkt dieser Betrachtungsweise zu liegen. Sicher bringen Mischfonds mehr Stetigkeit, aber eben auf Kosten der Rendite. Soll heißen, dass Mischfonds vorübergehend, in unsicheren Zeiten, einmal Vorteile, nicht nur für einen ruhigeren Schlaf, bieten. Längerfristig jedoch können sie Aktienfonds nicht das Wasser reichen. Insofern scheint der Boom in Mischfonds wieder einmal eine vorübergehende Erscheinung zu sein, um das Wort Modetrend zu vermeiden. So etwas nehmen Fondsgesellschaften – über zusätzliche Mittelzuflüsse -  natürlich gerne mit. Bis dann in kurzer Zeit eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird. Doch für das Ausnutzen kurzfristiger (Mode-)Trends in der Geldanlage sind Fonds eigentlich weniger geeignet, was schon die mit ihrem Kauf verbundene Anschaffungskosten bzw. Ausgabeaufschläge bewirken.

 

Bruno Hidding

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