Guten Tag liebe Damen und Herren,

bereits am Donnerstag im Feiertagshandel ging es deutlicher nach unten. Direkt am Morgen lugte der DAX bereits kurz unter die Marke von 11.200 Punkten. Wenngleich sich auch im Tagesverlauf noch eine leichte Beruhigung abzeichnete, zeigte sich, wie im umsatzschwachen Feiertagsmarkt größere Häuser die Chance genutzt haben, die Kurse wiederum zu drücken. Nach oben liegt nun der nächste Widerstand bei 11.500 Punkten. Ab 11.700 Punkte würden die Aussichten wieder positiver werden. Davon sind wir nun allerdings wieder ein gutes Stück weit entfernt. Bei 11.170 und 11.100 Punkten sind die letzten Unterstützungen, bevor dann der wichtige Bereich um 10.600/ 10.700 Punkte wartet. Das wäre das Ausbruchsniveau vom Jahresanfang. Ein Rückfall bis in diesen Bereich wäre allerdings ein favorisiertes Szenario. In diesem Bereich könnte man sich das Depot wieder voll machen, bevor der Markt dann in Richtung alte Höchststände dreht. Hält der favorisierte Zielbereich jedoch nicht, dann könnte es sehr schnell sehr viel tiefer gehen.

Die Strategie Aktien mit Absicherung weiter zu fahren, ist aus meiner Sicht die perfekte Strategie für die kommende Zeit. Die Schwankungen nach oben wie nach unten werden wohl weiterhin extrem hoch bleiben. Mit den Absicherungen hält man sich stabil in fallenden Kursen, so dass das Kapital am unteren Ende noch vorhanden ist, um wieder zuzugreifen. Im Dirk Müller Premium Aktien Fonds setzen wir genau diese Strategie um. Seit Auflage ist der DAX um etwa 6,5% zurückgegangen, der Vergleichsindex um ca. 6% und unser Fonds nur um knapp 3%. Gleichzeitig halten wir noch genug Pulver trocken für weitere Investments bei einer möglichen Bodenbildung.

Bund-Future weiter auf Talfahrt

Graf Draghila, wie der geschätzte Kollege Frank Meyer ihn jüngst bezeichnete, hat wieder zugeschlagen. Draghi äußerte sich dahingehend, dass man sich an Phasen höherer Volatilität bei den Anleihen gewöhnen müsse. Nach den jüngst deutlichen  Rückgängen beim Bund-Future hatte man gehofft, dass es ihn vielleicht dazu bringen würde, etwas Beruhigendes für die Märkte zu äußern, z.B., dass die Notenbank sich gegen derartige Schwankungen stellt. Draghi lehnt das ab. Das müsse man hinnehmen. In der Konsequenz sorgte dies für noch mehr Verunsicherung an den Anleihemärkten.

Weiterhin wolle die EZB ihr Aufkaufprogramm stärker an die Inflationsdaten koppeln. Damit werden nicht mehr jeden Monat stoisch 60 Mrd. Euro gekauft, sondern man schaut sich in Zukunft auch genau an, wie sich die Inflationsdaten entwickeln. Kurzfristig wird man allerdings an der aktuellen Geldpolitik nichts ändern. Auch das hat wieder für Bewegungen an den Märkten gesorgt.

Grexit hin, Grexit her

Natürlich ist der Grexit wieder das allumfassende Thema querbeet durch alle Medien. Griechenland rein oder raus? Für den Hinterkopf sei noch mal betont, dass wir in Bezug auf Griechenland über die Wirtschaftskraft des Landes Hessen sprechen. Medial ist das Thema weit bedeutender präsent, weshalb auch die Märkte darauf anspringen. Juncker warnt eindringlich vor einem Grexit, allerdings nicht aus wirtschaftlichen oder  wissenschaftlichen Gründen, sondern aus politischem Dogmatismus. Er sagt, an dem Tag an dem ein Land aus dem Euro ausscheiden sollte, würde sich die Idee in den Köpfen festsetzen, dass der Euro eben nicht irreversibel ist. Und genau darin besteht das Problem. Wir haben den Euro als sakrosankt dargestellt. Wir dürfen ihn nicht diskutieren oder in Frage stellen. Aber genau das muss passieren. Es geht nicht darum, den Euro abzuschaffen. Aber es geht darum die Probleme die mit ihm kommen, die eine gemeinsame Währung mit sich bringt, zu diskutieren und die Frage aufzuwerfen, wie wir diese Probleme lösen können. Wenn ich den Euro aber als sakrosankt ansehe und dieser nicht mehr in Frage gestellt werden darf, dann können wir sie auch nicht lösen. Seit Jahren verschieben wir die Probleme in die Zukunft. Die EZB kauft Zeit. Aber wir gehen nicht an die Grundsatzfrage ran. Wie bekommen wir denn die Ungleichheit der Systeme der einzelnen Staaten trotz einer gemeinsamen Währung in den Griff? Das ist das eigentliche Problem, das wir nicht angehen, bzw. angehen wollen. Der Grexit ist inzwischen auch nur noch eine Zeitfrage. Eine Einigung zwischen den Geldgebern und Griechenland scheint in weite Ferne gerückt. Das Situation hat ein bisschen was von „Warten auf Godot“, mit dem Unterschied, dass unser Godot irgendwann kommen wird.

Die nicht mehr so zu nennende Troika, die Gegenseite zu den Griechen, haben jetzt den ultimativen, letzten, finalen Vorschlag vorgelegt. Hoffentlich ist es nicht der letzte, ultimative vor dem absolut ultimativen, dem dann der richtig, ultimative Vorschlag folgt. Ob am Ende ein Kompromiss, den die griechische Regierung eingehen müsste, politisch überhaupt in Griechenland durchsetzbar wäre, das steht wieder auf einem anderen Blatt. Warten wir es ab. Selbst wenn es nun wieder zu einer Einigung kommt und Griechenland die nächste Tranche bezahlen könnte, hätten wir wieder nur Zeit gekauft. Das Problem ist ja im Ansatz nicht gelöst. Auch neue Reformen werden hier nicht weiterhelfen.

An den Börsen mag man das Thema gar nicht mehr hören. Vielleicht ist ein Ende mit Schrecken auch besser, als ein Schrecken ohne Ende. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie der Euro auf Godots Erscheinen in den nächsten Wochen reagieren wird.

Euros schlummern unter griechischen Matratzen

Die Notkredite für griechische Banken wurden zunächst wieder einmal erhöht. Diesmal um weitere 500 Mio. Euro auf nun inzwischen 80,7 Mrd. Euro. In diesen ELA-Krediten steckt eine ganze Menge Sprengstoff. Warum waren die überhaupt nötig? Die Griechen fingen an, ihre Konten zu räumen. Dadurch hat den Banken Geld gefehlt. Von anderen Banken haben sie nichts bekommen, auf dem Kapitalmarkt war auch nichts mehr zu holen. Also müssen die Banken es sich dann von der eigenen griechischen Zentralbank leihen. Da ist das Schöne daran, dass zunächst die eigene Zentralbank dafür haftet, dann der griechische Staat und wenn der pleitegeht, dann haftet doch wieder die EZB und folglich dann wir alle. Deshalb hat die griechische Regierung auch nicht viel unternommen, um das Geldabheben von den griechischen Banken einzudämmen. Denn mit jeder Milliarde, die die Griechen von den Konten abgehoben haben, wurden die Ansprüche der EZB gegenüber Griechenland sowie das Risiko im Pleitefall größer. Das Geld, das die Griechen von den Konten geholt haben, das haben sie unter der Matratze. Das werden sie später auch nach einer Pleite Griechenlands wieder einsetzen können und z.B. in eine wie auch immer geartete neue Währung umtauschen. Daher war das Vorgehen der Bevölkerung gar nicht mal gegen das Interesse der griechischen Regierung, denn damit brachte man die EZB und so auch den europäischen Steuerzahler in eine entsprechende Zwangslage und hat zugleich für den eigenen „Day after“ Rücklagen in der Bevölkerung gebildet.

EU-Kommission gegen Griechenland-Referendum

Die EU-Kommission spricht sich unterdessen gegen ein Referendum in Griechenland aus. Die Bevölkerung befragen, kommt laut der Kommission nicht in Frage. Die Tschechen haben das im Übrigen ebenfalls vor. Hier will man vor einem Euro-Beitritt auch erst mal ein Referendum abhalten. Den Schritt wird man wohl nur dann befürworten, wenn im Vorfeld klar ist, dass die Bevölkerung für den Euro-Beitritt stimmen würde. Es gibt etliche Staaten in Europa, die innerhalb der Europäischen Union am Binnenmarkt mit ihrer eigenen Währung teilnehmen. Polen und Tschechien seien hier beispielhaft angeführt. Und diese Länder fahren sehr gut damit. Der große Vorteil Europas ist nicht die gemeinsame Währung, sondern der gemeinsame Binnenmarkt. Und wenn man diesen gemeinsamen Binnenmarkt mit der eigenen Währung betreten darf, dann hat man offenbar größere Vorteile als mit der Gemeinschaftswährung. Den Griechen möchte man das nicht mehr gönnen. Natürlich hätte man Polen und Tschechien auch gerne im Euro. Die beiden zieren sich aber und mit dem Blick auf Griechenland scheint man mehr als einmal zu überlegen, ob man sich den Euro in der Form antun möchte.

Positives zur EU kommt seitens Juncker. Dieser droht Ungarn mit einem Austritt aus der EU, falls dort die Todesstrafe eingeführt werden sollte. Das kann man nur unterstützen. Die Todesstrafe gehört sicherlich nicht in den Wertekanon der EU,  auch wenn Sie noch immer (wenn auch aufgrund übergeordnetem Bundesrechts ohne Rechtswirkung) in der hessischen Landesverfassung im §21 verankert ist.

US-russische Wirtschaftsverbindung überrascht

Der Spiegel berichtet, dass der US-russische Warenaustausch im Jahr 2014 um insgesamt 6% zugenommen hat. Ein sehr interessanter Aspekt, dass sich trotz aller Sanktionen die amerikanisch-russische Wirtschaftsverbindung sehr positiv entwickelt hat. Am Rande sei erwähnt, dass der deutsche Maschinenbau Januar/Februar 2015 zwischen EU und Russland einen Rückgang um 30% erlebt hat. Die Amerikaner scheinen zu wissen, wie man Geschäfte macht. Selbst Boeing und Bell, die Rüstungsfirmen, machen nach wie vor gute Geschäfte mit Russland. Wie heißt es so schön: Wasser predige ich, Wein trinke ich. Und wir machen das mit.

Neues zur Kapitalertragssteuer

Schäuble äußerte sich in diesen Tagen zur Kapitalertragssteuer. Das ist kein Thema, das morgen mit auf der Agenda steht. Allerdings könne er sich durchaus vorstellen nach 2017 Kapitalertragssteuer von 25% zu streichen. Das heißt nicht, dass Sie auf Ihre Kapitalerträge keine Steuern mehr zahlen müssen. Sie würden diese dann ganz normal, wie alle anderen Erträge auch, mit Ihrem privaten Steuersatz versteuern. Das ist durchaus interessant. Warum wurde die 25%-Steuer damals eingeführt? Man meinte damals, dass es zu einer großen Kapitalflucht kommen könnte, wenn man direkt den privaten Steuersatz auf Kapitalerträge nimmt. Deshalb hat man lieber 25% als gar nichts von den Kapitalerträgen genommen. Durch den geplanten automatischen Informationsaustausch mit mehr als 50 OECD-Ländern und dem neuerlichen Einlenken der Schweiz und Luxemburgs muss Schäuble Kapitalflucht allerdings kaum noch fürchten. Da sind dann also auch höheren Steuersätzen Tür und Tor geöffnet.

 

Ich wünsche Ihnen ein schönes und sonniges Wochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

 

Herzlichst

 

Ihr Dirk Müller

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