Im Vergleich zum Vorjahresmonat verteuerten sich die Preise für Waren und Dienstleistungen in Deutschland um 0,8 Prozent. Für die gesamte Eurozone liegt dieser Wert bei 0,4 Prozent. Damit liegt die offizielle Inflationsrate bereits sehr lange und deutlich unter dem offiziellen Inflationsziel der Europäischen Notenbank (EZB) in Höhe von 2 Prozent. Gleichzeitig verharren auch die an den Kapitalmärkten gehandelten Inflationserwartungen (Eurozone in grün) auf einem sehr niedrigen Niveau.

Wir gehen weiter davon aus, dass die niedrige Inflation nach offizieller Lesart genutzt wird, um qualitative und quantitative Maßnahmen der Notenbank zu rechtfertigen. Es bleibt also dabei: Niedrige Teuerung an der Ladentheke unterstützt die Inflation bei den Preisen für Anleihen, Aktien und Immobilien.
Der herrschende und sich verschärfende Anlagenotstand zeigt sich sehr deutlich an den aktuellen Renditen im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere. So liegt die Rendite für dreißigjährige deutsche Staatsanleihen aktuell unter 2 Prozent. In diesem niedrigen Zinsumfeld wird es zusehends schwieriger Garantien und zinsbasierte Versprechen und Leistungen zu finanzieren. Die Auswirkungen zeigen sich deutlich bei Lebensversicherungen (Reformen und gesetzliche Änderungen) und auch Versorgungswerken, die teilweise ihre Finanzierungsstruktur anpassen. Dementsprechend darf bei institutionellen Investoren ein allgemeiner Trend bzgl. der zunehmenden Akzeptanz von geringeren Bonitäten und längeren Laufzeiten erwartet werden. Auch die Investition in nicht börsennotierte Sachwerte wie Immobilien und Infrastruktur wird wohl weiter in den Fokus rücken.
Das Medienecho bzgl. negativer Zinsen für private und unternehmerische Einlagen hat das Potential für große finanzielle Fehlentscheidungen zu sorgen. Besonders bei sogenannten konservativen, defensiven und zinsfokussierten Anleger besteht das große Risiko, dass sie neue und unbekannte Anlage- und Produktrisiken eingehen, um sich die Chance auf positive Erträge zu erhalten. Wie schwierig es in diesen Zeiten ist, ein Portfolio mit einer laufenden Ertragserwartung von 4 Prozent zu strukturieren zeigt diese exemplarische Grafik. Die dargestellten Vermögensklassen beinhalten natürlich verschiedenste Risiken! 

Es sind ungefähr 60 Prozent Aktien mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite und 40 Prozent Anleihen mit unterschiedlichen Kredit, Laufzeit- und Währungsrisiken notwendig, um ein solches Ergebnis (laufender Ertrag von 4 Prozent, mögliche Kursgewinne UND Verluste sind berücksichtigt! ) rechnerisch überhaupt erwarten zu dürfen. Selbstverständlich hat dies ein ganz anderes Risikoprofil als eine deutsche Bundesanleihe. Was früher einfach war ist heute Königsdisziplin! Dementsprechend sind mehr Professionalität in der Herleitung der eigenen Anlagestrategie und ein bewussteres (qualitativ > wovon hängt das Risiko ab? und quantitativ > Streuung über unterschiedliche Positionen) Risikomanagement erforderlich. Zusätzlich gilt es die eigene Ruhestandsplanung zu analysieren.

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