Liebe Cashkurs-Leser,

daß sich unsere Welt immer schneller verändert ist ein Allgemeinplatz. Ganz besonders bewußt wird mir das aber in den letzten Jahren, wenn ich beobachte, wie schnell sich Trends und Geschäftsmodelle entwickeln, von denen ich noch kurz zuvor dachte „Das müsste mal einer erfinden“ oder „wär es nicht toll wenn…“ und nicht lange danach wird es zum realen
Phänomen.


Ich erinnere mich gut, wie wir vor wenigen Jahren in einer Expertenrunde darüber diskutierten, ob der Internethandel zum Aussterben der realen Handelsgeschäfte führt. Ich war der Überzeugung, dass dies zwar für einige Branchen so sein wird, aber für viele sich eine große Chance ergibt, wenn sie es schnell verstehen die Chancen des Internets für ihren realen
Laden zu nutzen. Damals war meine Vision, dass ich von zu Hause in der Küche immer dann, wenn etwas ausgeht oder ich es demnächst zum Kochen benötige, dies auf dem Tablet eingebe. Wenn es mir in den Kram paßt schicke ich es per Tastendruck an den Vollsortimenter (z.B. Rewe) meines Vertrauens, versehen mit einer ungefähren Zeitangabe („heute
Nachmittag nach Dienstschluß“). Dann fahre ich auf dem Heimweg dort vorbei, mein Korb wird mir in den Kofferraum gestellt, der Betrag automatisch abgebucht und ab nach Hause. Schluß mit nervigem Regale Absuchen (wo haben die jetzt wieder das Sambal Olek hin geräumt!?) und Warteschlangen hinter Rentnern, die ihre Groschen aufaddieren.

Keine blockierende Einkaufsrolle rechts vorne und keine leere Bon Rolle wenn ich an der Kasse stehe. Kurzum: Regelmäßig Lebenszeit und Streß gespart.

[...]

So wünsche ich mir das für meine Alltagseinkäufe und die schnellen Zwischendurchmahlzeiten. Natürlich – und Gott sei Dank - ersetzt mir das nicht die angenehme Zeit des Wartens in einem schönen Restaurant auf ein mit Liebe zubereitetes Menü. Auch nicht den gemütlichen Einkauf in einem Spezialitätengeschäft wie unserer Käserei Müller (die heißen halt so) wo ich die Dinge sehen, riechen und vielleicht auch mal schmecken möchte und schöne „Slowfood“- Aufkleber die Dinge zurecht rücken. Auch den Besuch beim Spirituosen-Experten Rudi „Futterer“ Müller (schon wieder) will ich nicht missen um mit ihm über gute Whiskys zu fachsimpeln und mal wieder eine neue Entdeckung zu probieren.


Das eine schließt das andere nicht aus. Das beliebig austauschbare, einfache, schnelle will ich ohne großen Aufwand und Zeitverschwendung erledigen und einkaufen. Das gibt einem die Zeit, die man dann für das besondere nutzen kann. Die ersparte Zeit beim beschriebenen Supermarkt-Einkauf anschließend beim Spezialisten in schönem Ambiente wieder auszugeben, darin besteht die Chance dieser Entwicklung. Sie hilft dem Supermarkt bei der Effizienz und dem Spezialisten mit mehr Zeit für seine Kunden.


Dieser Umbruch der Art und Weise wie wir einkaufen verändert große Bereiche unseres Alltags. Damit gehen große Geldströme und neue Anlagechancen einher. Es liegt an uns, wie wir damit umgehen. Welche Teile dieser neuen Welt wir für uns nutzen und wie wir die damit gewonnen Freiräume schaffen. Es bleibt uns zu hoffen, daß wir diese freie Zeit nicht wieder in neue Arbeit sondern eben doch in die schönen Dinge des Lebens investieren.

In einer wunderschönen Comicgeschichte stritt Dagobert Duck auf dem Gipfel eines Berges mit einem Weisen Eremiten, der ein gewünschtes Geheimnis nicht preisgab. Dagobert rannte Wut entbrannt den Berg hinab und rief „Ich habe dafür keine Zeit mehr, meine Geschäfte rufen!“ Der Weise rief ihm nach: „Sie sind ja nicht einmal Herr über Ihre Zeit und Sie wähnen sich reich!?“


In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Reichtum durch selbstbestimmte
Zeit, von der Sie vielleicht durch diese neuen Entwicklungen künftig mehr haben werden, wenn Sie weise damit umgehen. Wie Sie ihren pekuniären Reichtum dadurch vermehren können, daß schauen wir uns gerne auf den folgenden Seiten an.

Herzlichst
Ihr
Dirk Müller

 

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Im folgenden Abschnitt finden Sie einen kleinen Auszug der umfassenden Studie von Dr. Eike Wenzel (Leiter Institut für Trend- und Zukunftsforschung), die ebenfalls Bestandteil von Cashkurs*Trends ist.

 

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Digitale Genussmärkte: Der neue Megamarkt auf dem letzten Kilometer
von Dr. Eike Wenzel

 

Der e-Commerce-Boom ist das eine. Viel spannender jedoch ist die Frage, wie Online- und Offline-Welten künftig aneinander angeschlossen werden können. Während der stationäre Handel definitiv an der Amazon-Zalando-Herausforderung nicht zugrunde gehen wird, klopfen neue digitalisierte Genussmärkte an unsere Tür. Nach e-Commerce und Niedrigpreis-Huberei kommen die digitalen Genussmärkte.


Zalando hat seinen Börsengang abgeschlossen. Mit Alibaba hat sich fast zur gleichen Zeit der bislang größte Börsengang der Geschichte vollzogen. Beide Unternehmen bewegen sich auf dem Gebiet des elektronischen Einkaufs, kurz e-Commerce. Mit ApplePay hat schließlich auch die Innovations-Ikone aus Cupertino das Spielfeld betreten, auf dem darüber entschieden wird, wie wir in den nächsten Jahren konsumieren, einkaufen und genießen werden. Fest steht, auch hierbei wird der Megatrend  Digitalisierung in den kommenden Jahren vieles von Grund auf verändern. Mit Euphorie, was den Siegeszug des elektronischen Shoppings angeht, sollte man sich jedoch ebenso zurückhalten, wie vor der Verkündung des Endes des stationären Handels.


Auf den Schnittstellen zwischen mobilen Zahlungssystemen (ApplePay, Square), Bring- und Zustelldiensten (Google und Amazon stellen große Fahrzeugflotten für Home-Delivery auf), Fast-Food-Industrie,  Gastronomie- und Empfehlungsportalen ist ein nervöses Flackern zu beobachten. Hier entsteht gerade ein neuer Milliardenmarkt, wobei noch nicht entschieden ist, wer zu den großen Spielern gehören wird. Fest steht jedoch, dass dieser digitale Genussmarkt, wie er sich gerade zu formieren beginnt, vor allem ein Bequemlichkeitsmarkt ist - ein Fluidum insbesondere für die global wachsende Mittelschicht von Jakarta bis Peking bis Rio den Janeiro.

1. Was den Zukunftsmarkt „digitale Genussmärkte“ antreibt
In den Jahren 2012 und 2013 setzte das Silicon Valley eine Vielzahl von Spitzen gegen den stationären Handel. Marc Andreessen, Internet-Pionier der ersten Stunde und Mitbegründer der Suchmaschine Netscape, verkündete im Januar 2013 das alsbaldige Ende des klassischen Handels (Interview in „Pando Daily“, Januar 2013). Welch ein fataler Irrtum! Andreessen hat sich mit seiner Investmentfirma Andreessen Horowitz an  verheißungsvollen Online-Handelsprojekten wie Shoedazzle beteiligt. Er hat aber auch einem völlig überbewerteten e-Commerce-Projekt wie Fab.com lange die Stange gehalten. Fab.com, das vor zwei Jahren auch hierzulande mit viel Aufmerksamkeit gestartet war, ist anschließend mit Überschallgeschwindigkeit abgestürzt. Fab.com, das New Yorker  e-Commerce-Unternehmen für geschmackvolle Dinge, betreibt die einstmals am schnellsten wachsende Webseite der Welt. Investoren bewarfen das einstmals als Reiseportal für Homosexuelle gestartete  Projekt mit Geld:


Insgesamt mehr als 300 Millionen US-Dollar drängten die Macher förmlich dazu, die globale Expansion zu starten, was schließlich zum Totalabsturz führte. Wenn die Zahlen halbwegs stimmen, dann wurde gerade eben, in  den vergangenen 30 Sekunden, im Internet weltweit 60.455 US-Dollar für Lebensmittel ausgegeben. Nicht gerade üppig, setzt man das in Beziehung zu den 262.668 US-Dollar, die allein der chinesische e-Commerce-Gigant Alibaba laut EverMerchant in der letzten halben Minute eingestrichen hat.

Das ist zweifellos gigantisch – wird aber nicht der einzige Weg sein, mit dem digitale Geschäftsmodelle Einkauf und Genuss in den kommenden Jahren bereichern werden.


Der Gedanke, dass eine neue Technologie daherkommt und eine uralte Tätigkeit wie das Einkaufen im Laden vor Ort einfach aus unserem Leben tilgt, war entweder naiv oder hochgradig mit Ideologie („Sieg der Software über den stationären Handel“) aufgeladen. In den vergangenen rund zwei Jahren wurde allerdings auch deutlich, dass beispielsweise das ebenso unscheinbare wie allgegenwärtige Smartphone nicht nur den elektronischen Handel stimuliert, sondern auch Käufe in den Läden und Restaurants vor Ort in der realen Welt ankurbelt. Die Unternehmensberatung Deloitte hat in ihrem Mobile Influence Survey  herausgefunden, dass der Einfluss der Smartphone-Nutzung vor allem auf stationäre Einkäufe enorm hoch ist. Im Jahr 2012 hat die Smartphone-Nutzung insgesamt 158 Millionen Euro im stationären Handel locker gemacht. Bis 2016 soll diese Zahl laut Deloitte-Berechnungen noch um 17 bis 21 Prozent ansteigen, was einem Umsatz von 628 bis 752 Milliarden US-Dollar entspräche.


Dagegen hat die Nutzung der Smartphones im klassischen e-Commerce im Jahr 2012 Käufe in Höhe von 226 Millionen Euro stimuliert (m-Commerce: zwölf Millionen Euro), 2016 ist davon auszugehen, dass die Umsätze bei 327 Millionen Euro liegen werden (m-Commerce: 31 Millionen Euro). Mit anderen Worten: Die analoge Welt (und nur dort ist wirklicher Genuss möglich) wird jetzt an die digitale Welt angeschlossen. Das wird einige neue Geschäftsideen und Märkte an den Start bringen.

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Im folgenden Abschnitt möchten wir Ihnen eines von vier Unternehmen vorstellen, die wir im Rahmen der Ausgabe "Digitale Genussmärkte: Der neue Megamarkt auf dem letzten Kilometer" von Cashkurs*Trends in die Watchlist aufgenommen haben.

 

Walmart: Digitalisierung der Supermärkte

Walmart ist ein Unternehmen der Superlative: Weltweit erzielt kein anderer Konzern einen so hohen Umsatz und beschäftigt so viele Menschen wie die US-amerikanische Supermarkt-Kette. Der weltgrößte Einzelhandelskonzern betreibt 11.000 Filialen in 27 Ländern unter insgesamt 55 verschiedenen Markennamen. So heißen die japanischen Walmart-Filialen Seiyu, während die britischen Läden unter dem Markennamen Asda firmieren. Walmart verkauft nicht nur Lebensmittel, sondern hat in seinen als „Supercenter“ bezeichneten SB-Warenhäusern alles von Kleidung über Medikamente und Möbel bis hin zu Computern oder Küchengerätten im Sortiment und bietet sogar Bank- und Finanzdienstleistungen an. Viele Walmart-Filialen, auch in der Provinz, haben 24 Stunden pro Tag geöffnet.

Dabei begann auch für Walmart alles ganz klein, mit einem einzelnen Laden des Gründers Sam Walton in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Arkansas. Walton setzte von Anfang an auf Sparsamkeit im Unternehmen und ermöglichte so billige Preise für die Kunden. Das Ziel war, jedes  Produkt zu einem günstigeren Preis anzubieten als die Wettbewerber.  Dieses Modell führte zwar von Beginn an zu niedrigen Gewinnmargen, war gleichzeitig aber das Erfolgsmodell, mit dem Walmart schnell viele Kunden anlockte und so eine schnelle Expansion ermöglichte. Die Billigstrategie, auch wenn sie weniger stark ausgesprägt ist als bei den deutschen Discountern Aldi und Lidl, hat nicht nur zahlreiche Nachahmer auf den Plan gerufen, sondern Walmart immer wieder in die Kritik gebracht. So zahlt das Unternehmen niedrigere Löhne als Wettbewerber, was naturgemäß zu einer hohen Fluktuation im Unternehmen führt.

Gleichzeitg beteiligt Walmart seine Mitarbeiter aber als sogenannte „Associates“ am Unternehmenserfolg und versucht so, die Bindung der Mitarbeiter ans Unternehmen zu erhöhen. Es soll ehemalige Supermarkt-Mitarbeiter geben, die durch die Gewinnbeteiligungen zu Millionären wurden. Das Modell Walmart basiert heute zu einem großen Teil auf Billig-Importen aus Fernost, um im Hochlohnland USA Waren billig anbieten zu können. Dabei setzt das Unternehmen zunehmend auf eine Verknüpfung des Online- und Offline-Shoppings. Kunden können etwa Produkte im Online-Shop bestellen und dann ohne Wartezeit in einer nahegelegenen Filiale abholen. Eine weitere Option: Kunden sehen sich Produkte im Laden an, bestellen diese per Mobile-App und lassen sie sich dann direkt nach Hause liefern. Da Walmart sowohl im Onlineals auch im Offline-Bereich über eine hohe Marktmacht verfügt, funktioniert diese Verknüpfung der beiden Shopping-Welten besser als bei anderen Unternehmen.

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Wie die aktuellen Zahlen und die Bilanz von Walmart aussehen und welche weiteren Unternehmen wir in unserer Watchlist haben, finden Sie in der aktuellen Ausgabe von Cashkurs*Trends.

Alle weiteren wichtigen Informationen zu dem aktuellen Trendthema und die dazugehörigen spannenden Aktienanalysen finden Sie im bereits erschienen Cashkurs*Trends Börsenbrief.

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