Schlussendlich hat es dann mit dem Börsengang der saudischen Erdölfirma Aramco doch noch im laufenden Jahr geklappt, nachdem es zuvor zu wochenlangen Diskussionen und Spekulationen um dieses angestrebte IPO gekommen war.

Ausländische Investoren zeigten sich bei Zeichnung von Aramco zurückhaltend

Doch mal halblang. Im Zuge des Börsengangs ist es gerade einmal zu einem Verkauf und der Privatisierung von 1,5 % der Anteile am dem saudischen Staatsunternehmen gekommen. Auf Basis des IPO-Preises wird Saudi Aramco ein aktueller Wert von rund 1,7 Billionen US-Dollar beigemessen.

Wie es in verschiedenen Medienberichten heißt, sei es in der saudischen Heimat zu einer Überzeichnung der offerierten Anteilsscheine gekommen, was vor allem dem Umstand zuzuschreiben wäre, dass die saudische Regierung Druck auf ihre Bürger ausgeübt habe, sich an dem Börsengang finanziell zu beteiligen.

Unter ausländischen Investoren hielt sich das Interesse in der Zeichnungsfrist hingegen stark in Maßen. Nicht nur die aktuelle Lage an den Weltölmärkten könnte hierfür ausschlaggebend sein. Vielmehr zeichnete sich das laufende Jahr trotz gut laufender Börsen durch eine IPO-Müdigkeit aus.

IPO-Industrie könnte stärker unter die Räder geraten

Nachdem sich bereits über die vergangenen Jahre Lustlosigkeit in der IPO-Industrie eingestellt hatte, war vor allem die Hoffnung in den USA groß gewesen, dass einige der heißesten Unternehmen im Land dem IPO-Bereich wieder ein wenig Leben einflößen würden. In diesem Zuge seien stellvertretend die erfolgten Börsengänge von Uber, Lyft und Slack erwähnt.

Wie die Geschichte im Hinblick auf WeWork ausgegangen ist, wissen wir inzwischen auch. Nachdem das angestrebte IPO abgesagt wurde, drangen die Probleme des Unternehmens in vollem Ausmaß an die Oberfläche. Wie sieht es hinsichtlich der Kursentwicklung der zuvor erwähnten Unternehmen aus?

Nun, Uber liegt aktuell zwölf Prozent unterhalb des IPO-Preises, während sich Lyft über ein moderates Plus von gerade einmal ein Prozent erfreuen darf. Die Aktie von Pinterest hat hingegen um 32 % an Wert eingebüßt, während sich die Slack-Aktie um 17 % unterhalb ihres IPO-Kurses befindet. Selbst das einst massiv gehypte Debut-Unternehmen Beyond Meat, das nach dem Börsengang um 50 % im Wert zulegen konnte, hat sich inzwischen um 50 % im Preis halbiert.

Trotz allem zeigt sich ein Silberstreif am Horizont. Trotz einer negativen Kampagne in den sozialen Medien hat sich die Firma Peloton zu einer der wenigen Überraschungskandidaten entwickelt. Obwohl es seit Beginn dieses Monats zu Kursabschlägen von rund sieben Prozent gekommen ist, notiert die Aktie des bislang unprofitabel wirtschaftenden Unternehmens noch immer um circa 38 % über dessen einstigem IPO-Preis.

Ein schöner Erfolg aus Sicht der Peloton-Aktionäre. Wir wollen dennoch vorwegnehmen, dass es an den Märkten für Börsengänge im Verlauf der nächsten Monate zu einer weiteren Verschlechterung der Lage kommen könnte. Denn bald wird die sogenannte Lockup-Periode in Bezug auf die im laufenden Jahr an die Börse gestrebten Unternehmen auslaufen.

Aus Sicht von Unternehmen, die bis dato schon unter Schwierigkeiten litten, könnte sich der Druck also noch erhöhen. Manche Unternehmen, die mit einem Börsengang im nächsten Jahr geliebäugelt haben mögen, könnten ihre IPO-Pläne nach der enttäuschenden Entwicklung der als „Highflyer“ bezeichneten Firmen nochmals überdenken, um von einer Listung an der Börse abzulassen.

IPOs mit schwächstem Ergebnis seit 20 Jahren

Viele Beobachter stellen sich unterdessen die Frage, warum die Lage an den IPO-Märkten so ist, wie sie ist?! Es erweckt den Eindruck, als ob sich Investoren und Spekulanten nach den im laufenden Jahr gemachten Erfahrungen nicht mehr allein von wohlklingenden Namen blenden ließen, sondern IPO-Kandidaten auf Herz und Nieren darauf zu prüfen scheinen, ab welchem Zeitpunkt sich unter diesen Unternehmen Profitabilität einstellen könnte.

Die Großbank Goldman Sachs hat erst kürzlich einen Bericht zu diesem Thema veröffentlicht. Die Ergebnisse erweisen sich aus Sicht der diesjährigen Börsengänge alles andere als schmeichelhaft. Denn bei Goldman ist man zu dem Fazit gelangt, dass die als Überflieger gehandelten Unternehmen in 2019 die niedrigsten Gewinne seit den Zeiten der dotcom-Blase ausweisen werden.

Danach werden lediglich 24 % aller im laufenden Jahr an die Börse gestrebten Unternehmen in 2019 ein positives Nettoergebnis ausweisen. Hierbei handelt es sich um das schwächste Ergebnis innerhalb der letzten 20 Jahre!

Wie sich aus Sicht von Firmen wie Uber zeigt, können die betreffenden Unternehmen ihren Betrieb im Angesicht der historisch niedrigen Zinsen und dem neuerlichen Einpumpen von massiven Geldbeträgen in die Finanzmärkte durch die Federal Reserve im aktuellen Umfeld noch aufrechterhalten.

Auch bei Bloomberg wurden zu den IPO-Märkten eigene Analysen unter jenen Börsengängen angestellt, deren Listungen den jeweiligen Unternehmen im laufenden Jahr 100 Millionen US-Dollar oder mehr in die Kassen gespült haben. Ergebnis ist, dass der Anteil unprofitabel wirtschaftender Unternehmen im Zuge von IPOs die höchsten Cash-Summen seit der dotcom-Ära auf sich vereinen konnte.

Wie geht es 2020 weiter?

Wird sich das Jahr 2020 aus Sicht der IPO-Märkte auf ähnliche Weise wie in den beiden Vorjahren 2018 und 2019 entwickeln? Laut Experten sollen die IPO-Aktivitäten im nächsten Jahr noch einmal an Fahrt aufnehmen. Beim Magazin Forbes wird in den USA in 2020 mit weiteren 40 bis 50 Börsengängen gerechnet. Hierunter sollen sich unter anderem Airbnb, Postmates, Robinhood, Casper und Hemp Town befinden.

Doch ähnlich wie Uber & Co. hat eine Vielzahl dieser Unternehmen und potenziellen Börsenkandidaten zuletzt über enttäuschende Quartalsergebnisse berichtet. Entgegen der meisten Erwartungen hat Airbnb für das erste Quartal einen Verlust ausgewiesen. Mit Blick auf den Verlauf des dritten Quartals sah die Lage aus Sicht von Postmates noch düsterer aus, nachdem über einen massiven Ergebniseinbruch berichtet wurde.

Aus Sicht der Wall Street war 2019 – die IPOs ausgenommen - ein grandioses Jahr

Aus Sicht des Jahres 2019 lässt sich aus dem Blickwinkel der amerikanischen Finanzmärkte und der Wall Street behaupten, dass dieses Jahr grandios verlaufen ist. Summa summarum haben sich alle Anlage- und Vermögensklassen vorteilhaft entwickelt. Oder wie Bondpapst Jeff Gundlach es zum Ausdruck gebracht hat: „Jeder geworfene Dart-Pfeil hätte sein Ziel getroffen.“

Allen großen US-Indizes, namentlich dem Dow Jones, dem Nasdaq sowie dem S&P500, ist es im laufenden Jahr gelungen, neue Allzeithochs auszubilden. Ganz anders erweist sich die Lage hingegen im IPO-Sektor, in dem die meisten Unternehmen, die in diesem Jahr an die Börse gestrebt sind, im roten Bereich pendeln. Vielmehr erweist sich das Jahr 2019 aus IPO-Sicht als eines der schlechtesten jemals – wird sich das im Jahr 2020 ändern?

Was heißt das konkret für mich!?“

Behalten Sie die Aktivitäten und Entwicklungen an den IPO-Märkten ein wenig im Auge, da sich diese Märkte in der Vergangenheit nicht selten als Taktgeber für Entwicklungen erwiesen haben, die sich mit ein wenig Zeitverzug auch an den allgemeinen Märkten eingestellt haben. Noch ist kein Grund zu Panik gegeben, doch lassen Sie zumindest eine erhöhte Vorsicht walten!

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite von Libertynation.com.

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