Am gestrigen Sonntag gab die Federal Reserve nach einer außerordentlichen Notsitzung bekannt, den Leitzins in den Vereinigten Staaten auf 0 bis 0,25 Prozent von zuvor 1 bis 1,25 Prozent zu senken.

Gleichzeitig wurde die Auflage eines neuen QE-Programms in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar angekündigt. Wie ich bereits in der vergangenen Handelswoche berichtet hatte, kam es an manchen Handelstagen phasenweise zu einem Erliegen des Handels an den US-Staatsanleihemärkten.

Händler berichteten, dass es aufgrund einer austrocknenden Liquidität an den Bondmärkten phasenweise nicht mehr möglich gewesen sei, ein Kaufangebot für auch nur eine einzige US-Staatsanleihe zu finden. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. An den unter normalen Umständen liquidesten Märkten der Welt war der Handel zeitweise nicht möglich.

Wie wird es dann erst in anderen Segmenten an den globalen Finanzmärkten aussehen, an denen die US-Dollarliquidität über den Verlauf der letzten Tage unheimlich knapp wurde. Wie die Fed gestern mitteilte, habe sich der Coronavirus-Ausbruch in den USA schädigend auf Kommunen ausgewirkt.

Zeitgleich sei es in einer ganzen Reihe von Nationen, inklusive der Vereinigten Staaten, zu teils massiven Verwerfungen in Bezug auf die wirtschaftlichen Aktivitäten gekommen. Zum Ende der letzten Handelswoche hatte die Fed bereits das Einpumpen von bis zu 1,5 Billionen US-Dollar pro Woche (!) in die Repo-Märkte bekanntgegeben.

Im Angesicht der extremen Verwerfungen und der stark wachsenden Gefahr systemischer Risiken an den Finanzmärkten hat die Fed ebenfalls ihren Zinssatz für Notkredite zugunsten von kommerziellen Geschäftsbanken und Primary Dealers, die sich nun direkt mittels des Discount Window der Fed Liquidität beschaffen können, um 125 Basispunkte (1,25 Prozent) auf gerade noch 25 Basispunkte oder 0,25 Prozent gesenkt.

Über das Discount Window aufgenommene Kredite durch kommerzielle Geschäftsbanken wurden darüber hinaus auf eine Zeitspanne von 90 Tagen ausgeweitet. Trotz der aggressiven Gangart der Fed war die hierauf einsetzende Reaktion negativ. Denn die Dow-Futures gingen darauf um 1.000 Punkte in die Knie. Die einst durch die CME eingeführten Circuit Breaker wurden in diesem Zuge am Sonntag ausgelöst.

Nach wie vor halten sich insbesondere Großbanken in den USA eher zurück, wenn sich die Dinge um das Anzapfen des Discount Windows der Fed zu einer Versorgung mit Liquidität drehen, da die Institute fürchten, dass Insider hieraus Rückschlüsse auf Finanzstress bei den jeweiligen Häusern ziehen könnten.

In einem weiteren Schritt senkte die Fed zudem auch die Mindestreserveanforderungen unter den heimischen Banken auf null. Ferner kam es zu einer koordinierten Absprache der Fed mit einer Reihe von anderen großen Zentralbanken, darunter namentlich die Bank of Canada, die Bank of England, die Bank of Japan, die EZB und die Schweizerische Nationalbank, um die Versorgung mit US-Dollars rund um den Globus mittels Swap-Vereinbarungen zu steigern.

In einer sich an die außerordentliche Fed-Zinsentscheidung anschließenden Pressekonferenz teilte Jerome Powell mit, dass Minuszinsen in den Vereinigten Staaten nicht zu den geeigneten Instrumenten zur Belebung der Aktivitäten an den heimischen Finanzmärkten und in der Wirtschaft zählten.

Nachdem JPMorgan Chase bereits angekündigt hatte, im aktuellen Umfeld bis auf Weiteres keine Aktienrückkäufe mehr tätigen zu wollen, haben sich alle anderen Großbanken in den Vereinigten Staaten dieser Entscheidung inzwischen angeschlossen.

Wie das Financial Service Forum, das die acht größten kommerziellen Geschäftsbanken des Landes – darunter JPMorgan Chase, Bank of America Merrill Lynch, Citigroup und Goldman Sachs – repräsentiert, mitteilte, werden die Aktienrückkäufe unter den Mitgliedsbanken bis Ende des zweiten Quartals (somit also bis mindestens Ende Juni suspendiert).

Laut Financial Service Forum wollten die einzelnen Mitgliedsbanken die zur Verfügung stehenden Finanzmittel nun lieber dazu einzusetzen, um Unternehmen durch die anstehenden Zeiten zu helfen. Hierzu zählten auch amerikanische Kleinunternehmen, die unter allen Umständen mit Krediten versorgt werden sollen.

Unter Umständen halten viele Akteure an den Finanzmärkten die seitens der Fed in kurzer Zeitabfolge verkündeten Maßnahmen noch immer nicht für ausreichend, um ein mögliches Einfrieren bestimmter Finanzmarktsegmente zu verhindern.

Händler wünschen sich vor allem, dass die Fed direkte Aktien- und Rohölankäufe bekannt gibt, um bestehende Systemrisiken zu adressieren. Auch auf einen Ankauf von Commercial Papers – wie ehedem im Jahr 2008 – wird die Fed seitens vieler Analysten schon seit einiger Zeit gedrängt.

"Was heißt das konkret für mich!?"

Konkret heißt das, investitionstechnisch an der Seitenlinie zu bleiben, um der Dingen zu harren, die da kommen. Berücksichtigen Sie bitte, dass die Liquiditätssituation an den Finanzmärkten trotz der Interventionsmaßnahmen der Federal Reserve nach wie vor sehr knapp ist.

Eine massiv hohe Volatilität wird also auf Sicht weiter gegeben sein, was zu entsprechenden Notverkäufen unter Banken, Investoren und Händlern führen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!

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