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Diese riesigen Aktienrückkaufprogramme leisten mittlerweile mit den größten Beitrag, um die Aktienmärkte vor einem noch höheren Kursrückgang zu bewahren. Die durch US-Präsident Trump geöffnete Cash-Box kam gerade noch zum rechten Zeitpunkt, um den Beginn der Bilanzbuchschrumpfung durch die Federal Reserve abzufedern. 

Ab Sommer wird es interessant

Es wird sich zeigen, was ab Sommer geschehen wird, dann nämlich, wenn der bei weitem größte Teil der in die USA repatriierten Gelder heimgeholt worden sein wird. Interessant wird es sein, zu beobachten, wie sich diese Tatsache mit dem Umstand verträgt, dass die Fed ihre Bilanzbuchschrumpfung ab diesem Zeitpunkt verstärken wird.

Die Beschleunigung der Bilanzbuchschrumpfung der Fed, gepaart mit dem Effekt potenziell steigender Zinsen, könnte die Geschwindigkeit der Aktienrückkäufe und andere Vorteile, welche die Unternehmen aus der Steuerreform ziehen, übertrumpfen.

Steigende Zinsen könnten bereits angekündigte Rückkäufe verhindern

Analysten schätzen, dass rund $200 Milliarden in Aktienrückkäufen aus der Heimbringung von Geldern aus dem überseeischen Ausland stammen werden. Weitere $100 Milliarden in Aktienrückkäufen dürften aus Steuerersparnissen resultieren.

Aktuell erweckt es den Eindruck, als ob die $450 Milliarden in Bonds, die die Fed aus ihrem Bilanzbuch auslaufen lässt, vom Timing her gesehen gegen diesen Sondereffekt zu arbeiten droht. Falls sich die Prognose von JPMorgan zu diesjährigen Aktienrückkäufen in Höhe von $800 Milliarden als richtig erweisen sollte, könnte sowohl der breiten Wirtschaft als auch den Aktienmärkten noch ein wenig mehr Luft verschafft werden.

Ein Schlüsselfaktor, den man hierbei stets im Auge behalten muss, sind die Zinsmärkte. Denn sollten die Zinsen weiter klettern, würde sich auch die Aktienrückkauforgie in der zweiten Hälfte dieses Jahres reduzieren. Denn steigende Zinsen würden den Unternehmen ihre bislang günstige Finanzierungsquelle nehmen. Jene, die diese Aktienrückkäufe zum aktuellen Zeitpunkt versprechen, übersehen oder unterschätzen diesen Aspekt vielleicht.

Anzeichen, dass das letzte Stadium des Zyklus erreicht ist?

Immerhin ist eines Fakt: Der größte Anteil der Aktienrückkäufe in den letzten Jahren wurde mittels einer Aufnahme von Schulden (hauptsächlich in Form von Unternehmensbonds) finanziert. Eine Beschleunigung der Aktienrückkäufe lässt sich historisch betrachtet im letzten Stadium eines Zyklus feststellen (nicht selten kurz vor oder während der Ausbildung des finalen Hochs).

Politiker beginnen inzwischen zu lernen, welcher Nonsens das ganze Gerede um eine Nutzung des zusätzlichen Cashs zur Entwicklung des Geschäftsumfelds, des Baus neuer Fabriken und der Entwicklung von neuen Produkten, einer Erhöhung der Löhne und Gehälter tatsächlich gewesen ist. Letztendlich nichts anderes als eine große Lüge.

Manche von uns legen ihr Augenmerk verstärkt auf die Geschichte, um den Versuch zu unternehmen, daraus zu lernen. Eine ganze Reihe dieser Beobachter gehörten gewiss zu den Mahnern, weil es nicht sonderlich schwer war abzusehen, wie diese ganze Nummer enden wird.

Smart Money und Aktionäre sind die Gewinner

Hier mal eine Kennziffer am Rande: Die Bekanntgabe der in den seit Verabschiedung der Steuerreform kumulierten Aktienrückkäufe im amerikanischen Unternehmenssektor übertreffen die Arbeiterlöhne und -gehälter um den Faktor 63 (!).

Tja, die auf Aktienrückkäufe verwendeten US-Dollars belaufen sich „nur“ auf 6.300% mehr als die Auszahlung von Boni und Gehältern, deren Steigerung einst einmal verlautbart wurde. Wer profitiert also von all dem? Sehr wahrscheinlich das Smart Money.

Darunter dürften sich auch eine ganze Reihe von CEOs und anderen Top-Managern befinden, die in den letzten Jahren einen großen Teil ihrer Kompensation in Form von Aktienoptionen erhielten. Weiterer Nutznießer werden die Aktionäre sein, die neben Kurssteigerungen auch durch die Auszahlung von Dividenden profitieren.

Für die Arbeitnehmer bleibt nicht mal ein Fliegenschiss

Aber, hey, wenn Arbeitnehmer dieser Firmen ihren Extrabonus in Höhe von $1.000 erhielten, worüber gälte es sich dann zu beschweren? Richtig? Letzten Endes ist das ein Fliegenschiss in Relation zu dem, was die Aktionäre und Firmenvorstände erhalten.

Letzten Endes befinden sich die Profiteure heute in der komfortablen Situation, sich nötigenfalls selbst einen Bailout zu liefern, wenn es um all die massiven Schulden geht, die diese Leute ihren Unternehmen in den letzten Jahren aufgebürdet haben – zu einem Zeitpunkt, zu dem die Zinsen auf rekordniedrigen Niveaus lagen.

Nicht alle Unternehmen können es sich in Schwächephasen leisten, ihre Aktien zurück zu kaufen

Der Internationale Währungsfonds weiß dazu Folgendes zu berichten: Laut Schätzungen blicken große Konzerne in den USA seit dem Jahr 2009 auf negative Nettoaktienemissionen in Höhe von $3 Billionen. Der Grund? Aktienrückkäufe! Amerikas Unternehmensschulden haben ein Allzeithoch von $13,7 Billionen erreicht.

Was werden die Verantwortlichen tun, wenn es so weit sein wird? Ich für meinen Teil würde darauf tippen, dass die Verantwortlichen sich aus ihren Positionen und ihren massiv überschuldeten Unternehmen verabschieden werden.

Aktienrückkäufe leisten zudem einen der größten Beiträge zu der geringen Volatilität an den Märkten, da sich wenig preisanfällige Großinvestoren zu jedem Zeitpunkt bereit sehen, Marktschwächen zu kaufen. All jene Firmen, die nicht über derart hohe Cashbestände verfügen – und die nicht zu den Top-10 gehören – werden es sich dagegen nicht leisten können, ihre Aktienkurse in Marktschwächephasen zu inflationieren. 

Moody´s fasst diese Sichtweise in eigenen Worten zusammen: „Hoch qualitative Unternehmen werden von Marktschwächephasen profitieren, während hoch überschuldete Unternehmen von geringerer Qualität hart getroffen werden.

Einst waren Aktienrückkäufe in den USA verboten…

Steigende Zinsen würden sich für den großen Teil der Unternehmen von „geringerer Qualität“ als Schuldenfalle erweisen, aus der es keinen Ausweg gibt. Es dauert manchmal lange, um festzustellen, welche Vermögenswerte toxisch sind, was sich ab einem gewissen Zeitpunkt insbesondere auf ETFs auswirken dürfte, in denen diese Unternehmen mit gebündelt sind.

Wen das alles an die amerikanische Subprime-Krise erinnert, dem sei an dieser Stelle beigepflichtet. Erlebt haben wir es oft genug, gelernt haben wir nichts daraus. Wissen Sie eigentlich, dass Aktienrückkäufe in den USA einst einmal verboten waren, weil die Aufsichtsbehörden befürchteten, dass Firmenmanagements dieses Instrument nutzen würden, um ihre eigenen Aktienkurse zu manipulieren?!

Demokraten versprechen Rückkäufe wieder zu regulieren oder gar zu verbieten

Selbstverständlich wurde auch diese sinnvolle Regulierungsmaßnahme im Zuge der Deregulierung der Finanzmärkte aufgehoben. Es handelt sich um einen Aspekt, den die Demokraten im Hinblick auf die bevorstehenden Mid-Term-Wahlen zu einem Kernwahlversprechen gemacht haben. Aktienrückkäufe wieder stärker zu regulieren oder ganz zu verbieten.

Bis über beide Ohren in Cash steckend, kündigte Cisco in der letzten Woche an, eine Reihe von neuen Fabriken in den USA zu errichten, und dabei mehrere Tausend Arbeitsplätze im ganzen Land schaffend. He, he, hierbei handelt es sich um eine durch mich konstruierte Fake-News. Selbstverständlich fließt all dieses Geld zurück an die Aktionäre.

So sieht sie heutzutage aus, die neue Realität in der wir leben.  

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